Kalmus

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Röhricht-Pflanze Kalmus wurde schon im China des 4. vorchristlichen Jahrtausends als Heilmittel genutzt. Auch das Ayurveda schätzt ihre vielseitigen Wirkungen auf die menschliche Gesundheit. Alexander der Große brachte den Kalmus von Indien in die Türkei, von wo aus er im 16. Jahrhundert nach Europa gelangte.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeiner Überblick

Die getrocknete Wurzel des Kalmus beruhigt den Magen, lindert Krämpfe und regt zur Verdauung an.

Kalmus, botanisch Acorus calamus, gehört zur Familie der Kalmus-Gewächse (Acoraceae) und wird wegen seiner positiven Wirkungen auf den Magen auch Magenwurz genannt. Die mehrjährige unauffällige Röhricht-Pflanze kommt in wenigen Arten vor und wird meist nur 60 bis 100 cm hoch. Sie wächst aus einem daumendicken, kampferartig riechenden Wurzelstock. Der dreikantige Stängel ist beidseitig beblättert. Die gelbgrünen, schwertartig geformten Laubblätter sind stellenweise am Rand stark gewellt.

Der Kalmus blüht im Juni/Juli mit einem maximal 10 cm langen grünlichen oder rötlichen Blütenkolben, an dem sich winzige Blüten befinden. Die Pflanze vermehrt sich meist über ihren Wurzelstock. Wer das Kalmus-Rhizom für medizinische Anwendungen benötigt, gräbt es im März/April oder September bis November aus, wäscht es, schält es und zerschneidet es in 5 cm lange Stücke. Sie werden längs zerteilt, auf eine Schnur gezogen und dann zum Trocknen aufgehängt. Weniger Arbeit macht der Kauf des getrockneten Kalmus Wurzelstocks in der Apotheke.

Vorkommen und Anbau

Der Kalmus stammt ursprünglich aus Südostasien. Seit dem 16. Jahrhundert ist die Sumpfpflanze auch in Europa heimisch. Sie kommt auf der gesamten nördlichen Halbkugel vor. Die umfangreichsten Bestände gibt es jedoch in Nordamerika, Mittel- und Osteuropa und Ägypten. Man findet das Gewächs an sonnigen Standorten in der Uferzone von langsam fließenden oder stehenden Gewässern. Sie sind meist basisch und nährstoffreich. In Sümpfen wächst der Kalmus zwischen Schilf und Röhricht. Er kommt auch an Teichen des Flachlandes und Berg-Seen vor. Früher fand man ihn häufig am Ufer von Bächen, die in Bauerngärten gelegen waren. Von dort aus breitete sich der Kalmus in die Umgebung aus und verwilderte.

Anwendung und Wirkung

Der Kalmus Wurzelstock hat einen hohen Anteil an ätherischen Ölen (1,7 bis 9,3%). Weitere Inhaltsstoffe sind: Stärke, Eugenol, Asaron, Bitterstoffe, Gerbstoffe, Ascorbinsäure, Proanthocyanidine, Cholin, Fettsäuren (Linolsäure, Myristin, Arachidon, Palmitin, Stearinsäure) und Polysaccharide (Glucose, Fructose, Maltose).

Medizinisch genutzt wird lediglich der Wurzelstock. Man stellt aus ihm Kalmus-Öl her. Am häufigsten verwendet werden jedoch Kalmus Tee und Extrakt. Das alte Naturheilmittel hat eine nervenstärkende, appetitanregende, allgemein kräftigende, durchblutungsfördernde, stimmungsaufhellende, entzündungshemmende, verdauungsanregende, krampflindernde und desensibilisierende Wirkung.

Allerdings sollte man sich genau an die Dosierungsempfehlung halten, da Kalmus Präparate in zu hoher Dosis halluzinogen wirken können. Das Heilmittel wird meist gut vertragen, sollte jedoch nicht während der Schwangerschaft und bei Durchfall angewandt werden. Zur Zubereitung des Tees gießt der an Magen und Darmbeschwerden Leidende 2 TL Kalmus Wurzel mit 250 ml heißem Wasser auf und lässt den Tee 15 Minuten ziehen. Er wird lauwarm 3-mal täglich vor den Mahlzeiten getrunken. Die Kalmus Tinktur wird mit 50 g Kalmus Wurzel und Korn oder Wodka hergestellt. Sie muss 6 Wochen an einem warmen Ort stehen und wird dann filtriert. Der Magenkranke nimmt 3-mal täglich 30 Tropfen Kalmus-Tinktur mit viel Flüssigkeit zu sich.

Wogegen hilft Kalmus?

  • Magenerkrankungen

Bedeutung für die Gesundheit

Obwohl die Wirksamkeit von Kalmus Naturheilmitteln von offizieller Seite (Kommission E) nicht bestätigt wurde, gilt sie jedoch als durch diverse klinische Studien belegt. Kalmus Tee und Tinktur helfen vor allem bei Magen, Darm und Galleleiden. Der darin enthaltene Bitterstoff Acorin beruhigt die Magennerven, lindert die für den Reizmagen typischen Krämpfe und regt die Magensaft-Produktion an. Auch die ätherischen Öle und Beta-Asaron wirken krampflösend. Die Schleimstoffe machen den Magen unempfindlicher, indem sie seine Schleimhaut mit einem Schutzfilm überziehen und so zukünftige Entzündungen schon im Vorfeld verhindern.

Die durchblutungsfördernden Eigenschaften der im Kalmus enthaltenen ätherischen Öle wirken ebenfalls krampflindernd. Da die Bitterstoffe die Bildung von Verdauungssäften anregen, kann der Magen die aufgenommene Nahrung schneller verdauen und weiterbefördern, sodass er schneller entlastet wird.

Durch die vermehrte Bildung von Verdauungssäften in Bauchspeicheldrüse und Leber und die verstärkte Magensäure-Ausschüttung wird der Appetit angeregt.

Dank seiner entzündungshemmenden Wirkung hilft Kalmus bei Mundschleimhaut, Hals und Zahnfleischentzündungen sowie bei rheumatischen Erkrankungen. Zahnende Kinder kauen einfach auf einem kleinen Stück Kalmus, das schon bald ihre Schmerzen lindert. Eine sehr wirkungsvolle Methode, sich das Rauchen abzugewöhnen, besteht darin, auf einem Kalmus-Stück zu kauen. Versucht man danach zu rauchen, wird starker Brechreiz ausgelöst. Kalmus ist außerdem eines der wenigen Heilmittel, die bei der Behandlung und Vorbeugung der Magersucht (Anorexia nervosa) wirksam sind.

 

Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Thieme, 4., überarbeitete Auflage 2014
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
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