Kalisaya

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Kalisaya Baum ist eine Chinarindenbaum-Art, aus der Chinin gewonnen wird. Der medizinische Wirkstoff wird seit vielen Jahrhunderten von der indigenen Bevölkerung Mittel- und Südamerikas zur Bekämpfung von Fieber und Malaria eingesetzt. Da die ab den 1930-er Jahren entwickelten chemischen Malaria Mittel jedoch immer weniger wirksam werden, gewinnt das alte Heilmittel aus der Kalisaya Chinarinde wieder an Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeiner Überblick

Getrocknete, zerkleinerte Chinarinde wird gegen Erkältungen und Fieber verabrecht. Wichtig ist jedoch sie in einer homöopathischen Kleinstmenge zu verwenden.

Kalisaya - botanisch Cinchona calisaya - wird auch "Gelbe Königsrinde" genannt und gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Die Bezeichnung "Chinarinde" ist von dem Quechua-Wort quina ("Rinde") abgeleitet. Kalisaya kommt meist als 5 bis 15 m hoher Baum vor. An ungünstigeren Standorten wächst sie nur in Strauch-Form. Stamm und Äste des Baumes sind von einer rissigen, etwa 0,5 cm dicken und bitter schmeckenden Borke bedeckt, die weiter unten gelblich bis hellbraun ist.

Die Laubblätter sind zirka 40 cm lang und sitzen an Stielen. Die ganzrandigen, gegenständig angeordneten Blätter sind umgekehrt-eiförmig und haben eine dunkelgrüne, bläulich glänzende Oberseite und eine hellgrüne Unterseite. Die Blütenstände werden bis zu 35 cm groß und haben rosafarbene behaarte Blüten-Röhren und ebenfalls mit Härchen ausgestattete Blütenkelche. Aus ihnen entwickeln sich später kleine holzige Kapselfrüchte, die Samen enthalten. Kalisaya Samen sind spindelförmig oder elliptisch und haben am Rand einen häutigen Flügel.

Vorkommen und Anbau

Die Kalisaya ist in Peru, Bolivien und Ecuador beheimatet. Aus dem Baum wird die bekannteste Chinarinde, die Gelbe Chinarinde oder "Königsrinde", gewonnen. Der größte Teil der weltweit gehandelten Chinarinde stammt von bolivianischen Kalisaya Bäumen. Daher nennt man ihn oft auch Cinchona officinalis, obwohl dies eigentlich die Bezeichnung einer anderen Chinarindenbaum-Art ist. Der Kalisaya Chinarinden-Baum wächst meist in den Bergländern Boliviens, Perus und Ecuadors. An anderen weniger günstigen Standorten kommt die Kalisaya lediglich als Strauch vor.

Anwendung und Wirkung

Die gelbe Rinde der Kalisaya enthält den Hauptwirkstoff Chinin und die ebenfalls stark bioaktiven Substanzen Chinidin und Cinchonidin. Außerdem kommen in der Borke noch Alkaloide, Harze, Bitterstoffe, Triterpene und Katechin-Gerbstoffe vor. Medizinisch genutzt werden die getrocknete zerkleinerte Rinde (Tee) und die Tinktur (eine Mischung aus Kalisaya und anderen Heilkräutern). Außerdem wird Kalisaya Rinde Fertig-Tees zugesetzt.

Sie wirkt betäubend, schmerzlindernd, krampflösend, verdauungsfördernd, wehenfördernd, herzrhythmusregulierend, immunstärkend und appetitanregend. In der Homöopathie spielt Kalisaya noch heute eine wichtige Rolle. Als China officinalis wird sie in den Niedrig-Potenzen D3 bis D6 vor allem zur Senkung von Fieber bei Erkältungskrankheiten und Entzündungen eingesetzt.

Das Chinin blockiert das von den Malaria-Erregern hergestellte Enzym Hämpolymerase, das das lebenswichtige Hämoglobin abbaut. Außer an die Hämpolymerase bindet Chinin noch an weitere Proteine. Deshalb kann es bei einer Überdosierung von Kalisaya auch zu teilweise schweren Nebenwirkungen kommen. Chinin wird von der Leber vollständig verstoffwechselt und über die Harnwege ausgeleitet. Um sich einen verdauungsfördernden Tee aus der Kalisaya Chinarinde herzustellen, gießt der Patient maximal 1 TL (1,5 g) zerkleinerte Borke mit 1 Tasse heißem Wasser auf, lässt den Tee 5 bis 7 Minuten ziehen und seiht ihn dann ab.

Der Arznei-Tee wird 2-mal täglich nach den Mahlzeiten getrunken. Zur Appetitanregung konsumiert er ihn 30 Minuten vor den Mahlzeiten. Kalisaya Produkte dürfen unter keinen Umständen zur Langzeit-Therapie verwendet werden. Tägliche Höchstdosis sind 3 Gramm. Überdosierungen können schweren Nebenwirkungen auslösen (Benommenheit, Herzrhythmusstörungen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Zittern, Unruhe, Ödeme, Nesselsucht, Hautblutungen). Eine Dosis von 10 Gramm führt zum Tod durch Atemstillstand. Schwangere, Stillende, Kinder unter 12 Jahren, Patienten mit Tinnitus, Blutgerinnungsstörungen und Sehnerven-Erkrankungen sowie Personen mit einer Chinin Überempfindlichkeit dürfen Kalisaya Mittel keinesfalls anwenden.

Wogegen hilft Kalisaya?

Bedeutung für die Gesundheit

Außer bei der natürlichen Behandlung von Malaria tropica wird Kalisaya Rinde bei Herzrhythmus-Störungen eingesetzt. Der Wirkstoff Chinidin bindet an offene Natriumkanäle und hemmt so die Kalium-Leitfähigkeit. Dadurch werden die Kalzium-Kanäle der Herzmuskulatur blockiert, was den gestörten Herzrhythmus normalisiert. Die fiebersenkende und narkotisierende Wirkung des Chinins nutzt man bei der Behandlung von Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten.

Wegen seiner schmerzstillenden und krampflösenden Eigenschaften hilft es effizient bei Magen und Muskelschmerzen und Schmerzen, die durch Tumore verursacht werden. Patienten mit Babesiose (durch Schildzecken übertragene Infektion mit Einzellern) erhalten zur Behandlung ihrer grippeähnlichen Symptome Chinin und das Antibiotikum Clindamycin.

Gegen Muskelkrämpfe setzt man Chinin-Sulfat und Magnesium ein. Der hohe Anteil an in der Kalisaya Rinde enthaltenen Bitterstoffen hilft, die Speichel und Magensaft-Produktion anzuregen und bewirkt so bei Patienten mit Appetitlosigkeit ein starkes Hungergefühl und bei Menschen mit Reizmagen-Syndrom durch die zusätzliche Aktivierung der Magen-Darm-Muskeln eine verbesserte Verdauung der aufgenommenen Nahrung, sodass Blähungen und Völlegefühl verschwinden.

 

Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Thieme, 4., überarbeitete Auflage 2014
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dipl.-Biol. Elke Löbel
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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