Künstliches Hüftgelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Durch ein künstliches Hüftgelenk lassen sich Teile oder sogar das gesamte Hüftgelenk im Falle von Verschleißerscheinungen ersetzen. Es ist auch als Endoprothese bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Künstliches Hüftgelenk?

Mitunter kann die Abnutzung am Hüftgelenk derart ausgeprägt sein, dass sich die damit verbundenen Beschwerden auch durch operative Maßnahmen nicht nachhaltig bessern lassen. In solchen Fällen besteht die Option, die verschlissene Hüfte gegen ein künstliches Hüftgelenk auszutauschen. Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks, auch Hüft-Totalendoprothese (TEP) genannt, zählt zu den häufigsten chirurgischen Eingriffen in Deutschland. So erhalten Jahr für Jahr mehr als 200.000 Bundesbürger ein künstliches Hüftgelenk.

Bei den Patienten ist der Austausch der Hüfte aufgrund einer Hüftarthrose notwendig. Die Arthrose kann altersbedingt hervorgerufen werden, weil es im Laufe der Jahre zu erheblichen Veränderungen an den Gelenkknorpeln oder anderen Gelenkstrukturen kommt. Dazu gehören vor allem die Muskulatur, die Gelenkkapsel oder die Knochen. In sämtlichen Fällen leidet der Patient unter starken Bewegungseinschränkungen und verspürt intensive Schmerzen, die sich negativ auf seine Lebensqualität auswirken. Durch konventionelle medizinische Maßnahmen lassen sich die Hüftbeschwerden nicht mehr beheben. Erhält der Patient jedoch ein künstliches Hüftgelenk, wirkt sich dies positiv auf seine Gehfähigkeiten aus, sodass er wieder aktiver am Alltagsgeschehen teilhaben kann.

Starke Schmerzen an der Hüfte durch Arthrose oder Fehlbildungen machen eine künstliche Hüfte notwendig. Die Hüftprothese passt sich dem Verlauf des Knochens an und bildet mit diesem eine Einheit. Sehr selten treten anschließend noch Komplikationen auf.

Anwendungsgebiete

Typische Anwendungsgebiete des Künstlichen Hüftgelenk:

  • Bewegungseinschränkungen
  • Fehlbildungen an der Hüfte
  • Gelenkverformungen

Eingesetzt wird ein künstliches Hüftgelenk stets nur dann, wenn die Funktionen der Hüfte stark beeinträchtigt sind oder die betroffene Person unter chronischen Schmerzen leidet. Urheber der Beschwerden können eine Arthrose, Überlastungen, Fehlbildungen an der Hüfte, Entzündungen oder Verletzungen sein. Entsteht der Verschleiß an der Hüfte durch eine degenerative Veränderung des Gelenks, sprechen Mediziner von einer Coxarthrose. Diese wird in manchen Fällen auch durch andere Erkrankungen wie zum Beispiel Durchblutungsstörungen ausgelöst. Als besonders sinnvoll gilt das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks bei entzündlichen Veränderungen. So sind mitunter Zerstörungen der Strukturen des Gelenks möglich, wenn Bakterien über die Blutbahn eingeschleppt werden oder eine rheumatische Erkrankung vorliegt.

Aber auch angeborene Fehlbildungen rufen bei manchen Menschen Gelenkverformungen und chronische Fehlbelastungen hervor. Dadurch büßt das Hüftgelenk an Bewegungsfreiheit ein und ruft im Laufe der Zeit selbst im Ruhezustand Schmerzen hervor. Durch Übergewicht besteht ebenfalls die Gefahr einer chronischen Überlastung. Bei älteren Menschen können auch Unfälle, die beispielsweise einen Oberschenkelhalsbruch nach sich ziehen, das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks nötig werden lassen.

Welche Methoden und Verfahren gibt es?

Mediziner unterscheiden bei einer Hüftprothese zwischen einer zementfreien sowie einer zementierten Prothese. Die zementfreie Prothese lässt sich innerhalb des körpereigenen Knochens fixieren. Zu diesem Zweck werden die künstliche Hüftpfanne sowie der Schaft der Prothese vom Chirurgen im Knochen verschraubt oder verklemmt. Im Laufe der Zeit wächst der Knochen an die Oberfläche des künstlichen Hüftgelenks an. Dadurch bilden der Knochen und die Endoprothese eine stabile Einheit.

Zusammengesetzt wird das Material der zementfreien Prothese aus Titan. Das künstliche Hüftgelenk verfügt über eine anatomische Form und kann sich dem Verlauf des Knochens anpassen. Aufgrund ihrer längeren Haltbarkeit eignen sich die zementfreien Prothesen gut für jüngere Menschen. Zementierte Prothesen verfügen über einen rasch aushärtenden Zement. Dabei werden Gelenkpfanne und Schaft vom Arzt zementiert. Durch dieses Vorgehen entsteht eine Verbindung mit dem Knochen. Eine weitere Variante stellt die Hybridprothese dar. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus zementierter und zementfreier Prothese. Während die Gelenkpfanne der Prothese zementfrei verankert wird, erfolgt das Befestigen des Schaftes mit Knochenzement.

Was muss der Patient im Vorfeld und bei der Nachsorge beachten?

Bevor ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt wird, sind verschiedene Voruntersuchungen erforderlich. Liegen Erkrankungen an Herz, Kreislauf oder Lunge vor, bedarf es einer entsprechenden Behandlung. Weil der Blutverlust im Rahmen der Hüftoperation hoch ausfällt, wird mitunter Eigenblut des Patienten gespendet. Leidet der Patient an muskulären Fehlbelastungen, beginnen bereits vor dem Eingriff physiotherapeutische Maßnahmen.

Nach der Operation muss der Patient noch ein bis zwei Wochen in der Klinik bleiben. Bereits nach dem Operationstag erfolgt der Start der krankengymnastischen Nachbehandlung. Diese umfasst die Wiederherstellung des Gelenks sowie den Aufbau der Muskeln. Im weiteren Verlauf findet eine Rehabilitation statt, die drei bis vier Wochen in Anspruch nimmt. Sie kann sowohl ambulant als auch in einer Reha-Klinik vorgenommen werden. Dabei lernt der Patient, wie er sein Gelenk im Alltag schonen kann. Darüber hinaus wird das Durchführen von geeigneten Sportarten wie Nordic Walking, Schwimmen und Radfahren empfohlen. Um Spätkomplikationen rechtzeitig zu erkennen, erfolgen regelmäßige Kontrolluntersuchungen.

Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?

Zu Beginn der Implantation erhält der Patient eine regionale Spinalanästhesie oder eine Vollnarkose, sodass er während des Eingriffs keine Schmerzen verspürt. Durch einen Hautschnitt auf Hüftgelenkshöhe legt der Chirurg einen Zugang zum Hüftgelenk. Über diesen werden der Hüftkopf und der obere Oberschenkelhalsanteil entfernt. Anschließend bearbeitet der Operateur die Gelenkpfanne, die er in das künstliche Hüftgelenk einfügt.

Nächster Schritt ist das Verankern der Endoprothese am Knochen. Dabei kann eine zementierte bzw. zementfreie Prothese oder eine Hybridprothese zum Einsatz gelangen. Handelt es sich um eine zementierte Prothese, ist es erforderlich, den Knochenzement in den Oberschenkelknochen einzubringen. Dort kommt es zum Verkleben des Schaftes. Auf den Schaft kann der Hüftkopf geschraubt werden. Auf der bearbeiteten Hüftpfanne wird eine zementierte oder unzementierte Prothese gesetzt. Zum Ende des Eingriffs erfolgt das Einfügen des Gelenkkopfs in die Pfanne. Ferner testet der Arzt die Beweglichkeit des neuen Gelenks. Schließlich vernäht er Haut, Muskeln und Gelenkkapsel.

Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Besteht die medizinische Notwendigkeit, ein künstliches Hüftgelenk einzusetzen, werden die Kosten für die Operation von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks ist mit den üblichen Operationsrisiken verbunden. Dazu gehören u. a. eine Thrombose (Blutgerinnsel), Blutverlust oder Infektionen. Aber auch die Endoprothese selbst birgt verschiedene Risiken. So kann es zu einer allergischen Reaktion, einer Lockerung der Prothese, einer Beinlängendifferenz, Verkalkungen am Gelenk oder einem Bruch am Oberschenkelschaft kommen. Mitunter besteht die Gefahr, dass das Hüftgelenk wieder herausspringt. Allerdings sind solche Probleme nach einer Hüftoperation nur sehr selten zu verzeichnen. So treten sie durchschnittlich bei einer von einhundert Operationen auf.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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