Gelenkkapsel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Gelenkkapsel wird eine bindegewebige Umhüllung der Gelenke bezeichnet. Sie besteht aus zwei Schichten: einer äußeren faserigen Schicht, die das Gelenk schützt, und einer inneren Schicht, die die Synovialflüssigkeit produziert, die das Gelenk schmiert und nährt. Diese Struktur spielt eine zentrale Rolle bei der Funktion und Beweglichkeit des Gelenks.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Anatomie der Schulter (Schultergelenk). Die Gelenkkapsel umhüllt die Gelenke und gibt ihnen Stabilität.

Bei einer Gelenkkapsel (Capsula articularis) handelt es sich um eine Gelenkhülle aus Bindegewebe. Sie umgibt die Gelenkhöhle, die mit Gelenkflüssigkeit (Synovia) ausgefüllt ist. An den Bewegungen des Menschen hat die Gelenkkapsel wichtigen Anteil. So dient sie u. a. zum Schmieren der Gelenke und verleiht ihnen Stabilität.

In jedem Gelenk des menschlichen Körpers ist auch eine Gelenkkapsel vorhanden. So schützt sie das jeweilige Gelenk und dichtet es ab. Auf diese Weise kann die Gelenkflüssigkeit nicht auslaufen.

Anatomie

Die Gelenkkapsel setzt sich aus zwei Schichten zusammen. Dabei handelt es sich um die Membrana synoviale (Synovialmembran) und die Membrana fibrosum. Die Membrana fibrosum sorgt für die Festigkeit des Gelenks und dient zur Bewegungsfreiheit. So gibt sie die möglichen Bewegungsrichtungen vor. Außerdem wird das Gelenk von ihr stabilisiert.

Die Zusammensetzung der Membrana fibrosum besteht aus kollagenem Bindegewebe. Am Rande des Gelenks kommt es zum Zusammenwachsen der Schicht mit der Knochenhaut. Die Membrana fibrosum dient weiterhin dazu, dem Gehirn die aktuelle Gelenkstellung zu übermitteln sowie zur Steuerung der einzelnen Bewegungen.

Im Unterschied dazu verfügt die Membrana synoviale über einen lockeren Aufbau. Zu finden ist sie im Inneren der Membrana fibrosum. Sie dient zum Abbauen von Abriebserzeugnissen. Diese kommen durch normale Bewegungen zustande. In der Membrana synoviale sind zahlreiche Rezeptoren und Nervenfasern zu finden. Dies hat jedoch eine ausgeprägte Schmerzempfindlichkeit der Schicht zur Folge.

Ein weiteres Aufgabengebiet der Synovialmembran ist das Regulieren der Synovialflüssigkeit, bei der es sich um die Gelenkflüssigkeit handelt. Je nach Bedarf erfolgt die Herstellung oder der Abbau der Flüssigkeit. Die Gelenkkapseln zählen zu den wichtigsten Schmerzauslösern in den Gelenken. Darüber hinaus werden auch Bewegungseinschränkungen von ihnen hervorgerufen.

Funktion

Wichtigste Aufgabe der Gelenkkapsel ist das Ermöglichen von Bewegungen. Das Zusammenspiel aus der Steuerung des Gehirns und den Bewegungen kommt durch den Aufbau der menschlichen Gelenke zustande. So ließen sich kontrollierte Abläufe der Bewegungen ohne die Gelenkkapseln gar nicht durchführen. Die möglichen Bewegungen werden von der Kapsel erst vorgegeben. Daher lassen sich die Gelenke des Menschen stets nur in eine vorbestimmte Richtung bewegen.

Eine weitere bedeutende Funktion der Gelenkkapsel ist der Schutz der einzelnen Gelenke. Das Gelenk wird dabei wie ein Schutzpanzer umgeben. Gäbe es keine Gelenkkapsel, würde es den Gelenken an Stabilität mangeln. Eine wichtige Rolle für den problemlosen Bewegungsablauf spielt das Herstellen und Regulieren von Gelenkschmiere, das innerhalb der Gelenke stattfindet. Zur besseren Gelenkbeweglichkeit ist die Gelenkschmiere unabdingbar. So käme es ohne sie deutlich schneller zur Abnutzug des einzelnen Gelenks.

Schließlich steuert die Gelenkkapsel auch das Schmerzempfinden des Gelenks. Im Unterschied dazu verfügt der Gelenkknorpel nicht über ein Schmerzempfinden. Kommt es zu einer Gelenkbeeinträchtigung, gibt die Gelenkkapsel ein entsprechendes Schmerzsignal an das Gehirn weiter. Die Folge davon sind Einschränkungen der Bewegungen, damit keine weiteren Schäden entstehen.


Erkrankungen

Zu den häufigsten Beschwerden der Gelenkkapsel gehört der Kapselriss. Besonders betroffen von einer solchen Verletzung sind die Fingergelenke, die Zehengelenke sowie das Sprunggelenk und das Kniegelenk. Bemerkbar macht sich ein Kapselriss durch erhebliche Schmerzen, ein Hämatom (Bluterguss) sowie eine Gelenkschwellung.

Verursacht wird ein Kapselriss zumeist durch abrupte, extreme Bewegungen beim Sport. Dabei kommt es zu einer Überdehnung des betroffenen Gelenks in eine Richtung, die keine Beweglichkeit zulässt.

Nicht selten wird ein Kapselriss auch durch einen Sturz, Umknicken oder einen Ball, der nicht richtig getroffen wurde, hervorgerufen. Des Weiteren können Tritte oder Schläge für das Reißen der Kapsel verantwortlich sein.

Welche Formen von Kapselrissen gibt es?

Kapselrisse können je nach Schweregrad, Ort und der betroffenen Struktur in verschiedene Arten unterteilt werden. Hier sind die gängigen Klassifikationen:

1. Nach Schweregrad

  • Partieller Kapselriss: Hierbei ist die Gelenkkapsel nur teilweise eingerissen. Dies führt zu mäßigen Schmerzen, Schwellungen und einer leichten Einschränkung der Beweglichkeit. Die Gelenkinstabilität ist in der Regel weniger ausgeprägt.
  • Vollständiger Kapselriss: Bei einem vollständigen Riss ist die Gelenkkapsel komplett durchtrennt. Dies führt zu starken Schmerzen, erheblichen Schwellungen, deutlicher Gelenkinstabilität und einer stark eingeschränkten Beweglichkeit.

2. Nach dem betroffenen Gelenk

  • Kapselriss im Schultergelenk: Häufig bei Sportarten wie Handball oder Volleyball, bei denen das Schultergelenk stark belastet wird. Ein typisches Beispiel ist die Verletzung der Rotatorenmanschette, die eng mit der Gelenkkapsel verbunden ist.
  • Kapselriss im Kniegelenk: Tritt oft bei Sportarten mit schnellen Richtungswechseln auf, wie Fußball oder Basketball. Hier kann der Riss in Verbindung mit Verletzungen der Bänder, wie dem Kreuzband oder dem Meniskus, auftreten.
  • Kapselriss im Sprunggelenk: Diese Art des Risses ist häufig bei Verstauchungen des Sprunggelenks zu finden, die durch Umknicken verursacht werden.
  • Kapselriss im Finger- oder Handgelenk: Besonders bei Ballsportarten oder bei Stürzen auf die Hand kommt es zu Rissen der Gelenkkapsel in den Fingern oder Handgelenken.

3. Nach der Lage des Risses

  • Ventraler Kapselriss: Der Riss befindet sich an der vorderen (ventralen) Seite des Gelenks. Dies ist häufig bei Schulterverletzungen der Fall.
  • Dorsaler Kapselriss: Hier ist die hintere (dorsale) Seite des Gelenks betroffen, was oft bei Verletzungen im Hand- oder Sprunggelenk auftritt.
  • Medialer oder lateraler Kapselriss: Diese Bezeichnungen beziehen sich auf die innere (mediale) oder äußere (laterale) Seite des Gelenks, wie sie beispielsweise im Knie- oder Sprunggelenk auftreten können.

4. Nach Ursache und Mechanismus

  • Traumatischer Kapselriss: Tritt infolge eines akuten Traumas auf, wie einem Sturz, direktem Schlag oder einer plötzlichen Überdehnung.
  • Degenerativer Kapselriss: Entwickelt sich allmählich aufgrund von Abnutzung oder chronischer Überlastung, oft im Zusammenhang mit degenerativen Gelenkerkrankungen wie Arthritis.

Diese verschiedenen Arten von Kapselrissen erfordern jeweils spezifische diagnostische und therapeutische Ansätze, um eine vollständige Heilung und die Wiederherstellung der Gelenkfunktion zu gewährleisten.

Kapselriss

Ein Kapselriss ist eine Verletzung, bei der die Gelenkkapsel, die das Gelenk umschließt und stabilisiert, teilweise oder vollständig reißt. Die Gelenkkapsel besteht aus einer äußeren faserigen Schicht und einer inneren Schicht, die die Synovialflüssigkeit produziert. Ein Riss in dieser Struktur kann zu Instabilität, Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit des betroffenen Gelenks führen.

Ursachen

Kapselrisse treten häufig infolge von Trauma oder Überbelastung auf. Typische Ursachen sind:

  • Sportverletzungen: Besonders bei Sportarten mit hoher körperlicher Belastung, wie Fußball, Handball oder Skifahren, kommt es häufig zu Kapselrissen, etwa durch plötzliche Richtungswechsel, Stürze oder Zusammenstöße.
  • Unfälle: Stürze oder direkte Schläge auf ein Gelenk können ebenfalls einen Kapselriss verursachen.
  • Überdehnung: Eine übermäßige Dehnung des Gelenks durch unnatürliche Bewegungen kann die Kapsel zum Reißen bringen.

Symptome

Die Symptome eines Kapselrisses hängen vom Ausmaß der Verletzung ab. Typische Anzeichen sind:

  • Starke Schmerzen im betroffenen Gelenk, die oft sofort nach der Verletzung auftreten.
  • Schwellung und Blutergüsse im Bereich des betroffenen Gelenks.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit des Gelenks, oft verbunden mit einem Gefühl der Instabilität.
  • Knirschen oder Knacken im Gelenk während der Bewegung, was auf eine schwere Schädigung hinweisen kann.

Diagnose Die Diagnose eines Kapselrisses erfolgt durch eine Kombination aus klinischer Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Der Arzt wird das betroffene Gelenk auf Schmerzen, Schwellungen und Beweglichkeit untersuchen. Zur Bestätigung der Diagnose und zur Beurteilung des Schweregrades können Röntgenaufnahmen, Ultraschall oder MRT (Magnetresonanztomographie) eingesetzt werden, um die Gelenkkapsel und umliegende Strukturen detailliert darzustellen.

Behandlung

Die Behandlung eines Kapselrisses richtet sich nach dem Schweregrad der Verletzung:

  • Konservative Therapie: Bei einem partiellen Kapselriss werden oft Ruhe, Kühlung, Kompression und Hochlagerung (die sogenannte RICE-Methode) angewendet. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente können helfen, die Symptome zu lindern. Eine Physiotherapie zur Wiederherstellung der Beweglichkeit und zur Kräftigung der Muskulatur ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.
  • Operative Behandlung: Bei einem vollständigen Kapselriss oder wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig sein, um die Kapsel zu nähen und die Stabilität des Gelenks wiederherzustellen.

Nach der Akutbehandlung ist eine Rehabilitation entscheidend, um die volle Funktionalität des Gelenks wiederherzustellen und zukünftigen Verletzungen vorzubeugen. Dies umfasst gezielte Übungen zur Stärkung der Muskulatur und zur Verbesserung der Gelenkfunktion.

Ein frühzeitiger Beginn der Therapie ist wichtig, um Komplikationen wie chronische Instabilität oder eine eingeschränkte Gelenkbeweglichkeit zu vermeiden.

Quellen

  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 19. August 2024

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