Grindflechte (Impetigo contagiosa)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine Grindflechte (Impetigo contagiosa) stellt die häufigste bakterielle Infektionserkrankung der Haut bei Kindern dar, wenngleich auch Erwachsene von dieser Erkrankung betroffen sein können. Eine Grindflechte weist bei konsequenter Therapie und Hygiene einen guten Verlauf auf und heilt in der Regel ohne Narbenbildung ab.
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Was ist Grindflechte (Impetigo contagiosa)?
Als Grindflechte wird eine hochinfektiöse Erkrankung der Haut bezeichnet, die auf bakterielle Erreger zurückzuführen ist und von welcher insbesondere Kinder und Neugeborene betroffen sind. In der Regel manifestiert sich eine Grindflechte zu Beginn anhand kleiner Bläschen und Pusteln, die nach kurzer Zeit aufplatzen und goldgelbe Krusten auf gerötetem Grund im Bereich des Mundes, der Nase sowie an den Extremitäten (Händen) bilden.
Allgemein wird zwischen einer kleinblasigen Grindflechte, die in den meisten Fällen durch Streptokokken bedingt wird, und einer großblasigen Grindflechte, die meistens von Staphylokokken verursacht wird, differenziert. Die großblasige Variante einer Grindflechte kann in einigen Fällen zu einer Manifestierung des Lyell-Syndroms führen. Gemäß dem deutschen Infektionsschutzgesetz ist eine Grindflechte meldepflichtig.
Ursachen
Über Berührung oder Kratzen betroffener Bereiche kann der Erreger einer Grindflechte an die Finger und bei anschließendem Hautkontakt auf andere Menschen oder weitere Körperregionen gelangen.
Entsprechend häufig tritt die als stark kontagiös eingestufte Infektionskrankheit in Kindergärten, Schulen und unter Geschwistern auf. Die schwerste Ausprägung einer Grindflechte, das sogenannte staphylogene Lyell-Syndrom, wird durch ein Exotoxin des Staphylococcus aureus verursacht.
Verletzungen der Haut infolge einer Neurodermitis, Windpocken oder Skabies (Krätze) begünstigen eine Infektion mit einer Grindflechte, da die Erreger leichter in die Haut eindringen können.
Wann zum Arzt?
Beim Verdacht auf eine Grindflechte sollte in jedem Fall ein Arzt kontaktiert werden. Anzeichen einer Impetigo sind unter anderem Hautausschlag, Juckreiz und Eiterblasen. Wer diese Symptome feststellt, konsultiert am besten umgehend den Hausarzt oder einen Dermatologen. Ein Arztbesuch ist spätestens dann notwendig, wenn Komplikationen auftreten. So kann es im Verlauf einer Grindflechte beispielsweise zu einer Entzündungsreaktion der Niere kommen.
Sollten entsprechende Anzeichen – unter anderem Appetitlosigkeit, Fieber, Abgeschlagenheit und krampfartige Flankenschmerzen – bemerkt werden, ist medizinischer Rat gefragt. Bei schweren Reaktionen sollte der Notarzt gerufen werden. Nach einer Infektion mit Windpocken oder Skabies sowie einem Neurodermitis-Schub ist die Haut besonders anfällig für eine Infektion mit Impetigo. Menschen, die kürzlich an einer dieser Krankheiten gelitten haben oder sich noch in der akuten Krankheitsphase befinden, sollten bei genannten Symptomen rasch mit dem Arzt sprechen. Wird die Impetigo frühzeitig behandelt, sind die Heilungsaussichten in der Regel sehr gut und es treten keine weiteren Komplikationen auf.
Symptome und Verlauf
Eine Grindflechte ist anhand ihrer sehr charakteristischen Symptome, insbesondere der Hautveränderungen, diagnostizierbar, wenngleich eine schwach ausgeprägte Grindflechte einer Herpes-Infektion ähneln kann. Insbesondere gelbliche Krusten, Hautausschlag sowie Juckreiz und Eiterblasen sind typische Symptome einer Grindflechte.
In der Regel weist eine Grindflechte bei konsequenter Therapie einen guten Verlauf auf und heilt ohne Konsequenzen bzw. Narbenbildung aus. In seltenen Fällen (etwa 5 Prozent) kann die kleinblasige Variante einer Grindflechte eine Poststreptokokken-Glomerulonephritis (Entzündungsreaktion der Niere) verursachen, die allerdings in den meisten Fällen gut wieder abheilt.
Diagnose
Um eine Diagnose bezüglich einer eventuellen Grindflechte stellen zu können, hilft ein Abstrich aus der Haut oder dem Nasen-Rachen-Raum mit anschließender Anzucht und bakteriologischer Untersuchung. Dies ermöglicht Aussagen über den spezifisch zugrundeliegenden Erreger. Ferner können die Erreger in der Flüssigkeit der Bläschen und Pusteln festgestellt werden. Im Rahmen einer Blutanalyse können die für Grindflechte typischen Antikörper im Serum nachgewiesen werden.
Komplikationen
Die Impetigo contagiosa wirkt sich sehr negativ auf die Haut des Betroffenen aus. Dadurch kommt es vor allem zu einer verringerten Ästhetik, sodass die meisten Betroffenen dabei auch an Minderwertigkeitskomplexen oder an einem verringerten Selbstwertgefühl leiden. Nicht selten kann es dadurch auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Verstimmungen kommen. Die Patienten leiden dabei an einem Ausschlag auf der Haut und nicht selten auch an einem starken Juckreiz.
Komplikationen können dann auftreten, wenn die Impetigo contagiosa nicht behandelt wird. Dabei kann es zu Narben an den betroffenen Stellen kommen. Auch die Nieren können im schlimmsten Falle durch die Impetigo contagiosa betroffen sein und sich ebenfalls entzünden.
Die Krankheit selbst kann in der Regel mit Hilfe von Antibiotika relativ gut behandelt und eingeschränkt werden. Dabei kommt es zu keinen weiteren Komplikationen. In akuten Notfällen sind die Patienten bei der Impetigo contagiosa allerdings auf Antihistaminika angewiesen. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Krankheit meistens nicht beeinflusst.
Behandlung und Therapie
Grindflechten werden in der Regel lokal mit Antiseptika und bei ausgeprägteren Verläufen mit Antibiotika behandelt. Hierzu werden die bereits vorliegenden Krusten mit Lösungen wie Clioquinol oder Salicylsäure gelöst und abgetragen. Anschließend werden die betroffenen Hautbereiche zur lokalen Desinfektion mit antiseptischen Lösungen wie Chinolinol oder Jod-Lösung gereinigt und mit antiseptischen Salben (u.a. Zinksalbe) oder Cremes bzw. Salben, die Antibiotika wie Gentamicin, Mupirocin oder Fusidinsäure enthalten, lokal behandelt.
Ist nach etwa fünf Tagen keine Besserung der Symptome feststellbar, kann eine systemisch angelegte Antibiotika-Therapie, im Rahmen derer Antibiotika in Abhängigkeit vom zugrundeliegenden Erreger oral in Tablettenform (u.a. Clindamycin oder Cephalosporine) eingenommen werden, angezeigt sein.
Liegt neben der Grindflechte ein Juckreiz vor, können Antihistaminika wie beispielsweise Desloratadin oder Clemastin zum Einsatz kommen.
Darüber hinaus sind bei einer Grindflechte spezifische hygienische Maßnahmen erforderlich. Hierzu gehören beispielsweise häufiges und gründliches Händewaschen des betroffenen Kindes sowie der Familienangehörigen, häufiges Wechseln der Bettwäsche und Waschen von Handtüchern, Bettwäsche und Kleidung des Infizierten bei hohen Temperaturen (60°C). Kurzgeschittene und saubere Fingernägel unterbrechen ferner den Übertragungsweg bei einer Grindflechte.
Vorbeugung
Einer Grindflechte kann vor allem durch eine konsequente Hygiene vorgebeugt werden. Häufiges, gründliches Händewaschen mit Seife sowie kurzgeschnittene und saubere Fingernägel können einer Ausbreitung und Infektion mit Grindflechte vorbeugen, insbesondere wenn das Immunsystem des Kindes bereits durch weitere Hauterkrankungen oder einen Schnupfen beeinträchtigt ist.
Darüber hinaus sollten ein direkter Hautkontakt sowie das Benutzen derselben Handtücher und desselben Geschirrs vermieden werden, um einer Infektion mit Grindflechte vorzubeugen.
Quellen
- Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
- Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
- Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
- Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
- Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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