Immundefekt

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei einem Immundefekt funktioniert das Immunsystem, welches normalerweise den gesunden Körper vor Krankheitserregern schützt, nicht mehr richtig. Im Falle verschiedener, körperlicher Erkrankungen ist die Immunabwehr vorübergehend störanfällig. Liegen die Störungen dauerhaft vor, dann sprechen Mediziner von einer Immundefizienz bzw. einem Immundefekt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Immundefekt?

Wer an einem Immundefekt leidet, ist anfällig für Infektionskrankheiten. Der Körper ist nicht mehr ausreichend vor Viren und Bakterien geschützt.

Wie ein Immundefekt behandelt werden kann und wie er sich entwickelt, das hängt davon ab, um welche der beiden bekannten Formen es sich handelt. Eine primäre Immundefizienz ist stets angeboren. Genetische Störungen beeinträchtigen die Fähigkeit des Körpers, Antikörper zu bilden.

Der sekundäre Immundefekt entwickelt sich im Lebenslauf durch ungesunde Lebensweise, körperlich schwere Erkrankungen sowie durch den Einfluss von Viren und chemischen Giften. Ursächlich sind entstehende Mangelzustände, welche zu einer Zerstörung der wichtigen Antikörper und Abwehrzellen führen.

Ursachen

An der Erforschung der genetisch bedingten Ursache für den primären Immundefekt arbeitet die Wissenschaft weiterhin ohne exaktes Ergebnis. Doch ein Gen konnte bereits ausgemacht werden, welches die Bildung von Antikörpern von Geburt an beeinträchtigt bzw. die Funktionsfähigkeit vorhandener Antikörper zerstört. Seit der Entdeckung dieser angeborenen Störung stellt die Wissenschaft ein sprunghaftes Anwachsen genetischer Ursachen fest.

Als fundiert gilt inzwischen die Erkenntnis, dass in Familien mit bekannter Immundefizienz die Wahrscheinlichkeit einer Vererbung sehr hoch ist. Für einen sekundären Immundefekt sind schwere körperliche Erkrankungen wie Leukämie, AIDS, Krebs, aufwändige Operationen oder transplantationsbedingt nötige Medikamentengaben verantwortlich.

Auch ein dauerhaft anhaltender Stress, der Missbrauch von Drogen und schädlichen Genussmitteln wie Alkohol oder Nikotin, Mangelernährung, Diabetes sowie andere, chronische Erkrankungen lösen die Immundefizienz aus.

Ein erworbener Immundefekt kann entsprechend seiner Symptome unterschiedlich gut behandelt werden. Je früher der entzündliche und schwächende Verlauf diagnostiziert wird, desto erfolgversprechender kann eine geeignete Therapie der weiteren Zerstörung von Abwehrzellen entgegenwirken.

Symptome und Verlauf

Wer mehrmals pro Jahr unter Infektionserkrankungen der Ohren, der Nasennebenhöhlen oder der Atemorgane (Rachen, Bronchien, Lunge) leidet, könnte an einem sekundären Immundefekt erkrankt sein. Auch die Neigung zur Infektanfälligkeit zeigt ein gestörtes Immunsystem an. Ein weiteres Symptom ist eine ungewöhnlich lange Heilungsdauer nach Infektionen oder, wenn Infektionen an ungewöhnlichen Stellen auftreten.

Ein Arztbesuch klärt, ob das Immunsystem nur geschwächt ist oder ein tatsächlicher Defekt vorliegt. Bei unbehandeltem Verlauf sind Dauerentzündungen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheitszuständen die Folge. Ist in einer Familie ein Immundefekt bereits bekannt, sollte sofort beim Auftreten erster Symptome ein Arzt aufgesucht werden. Fürsorglich kann eine Untersuchung auf einen primären Immundefekt bereits im Mutterleib über das Blut des Embryos festgestellt werden. Denn das Immunsystem ist lebenswichtig, damit der Körper gesund mit Umwelteinflüssen umgehen kann.

Wird die Immundefizienz nicht früh genug erkannt, sind ständige Erkrankungen, verpilzte Mundschleimhäute, Wachstumsstörungen und Komplikationen nach Impfungen die möglichen Folgen.

Diagnose

Das menschliche Blut enthält alles, was ein gesundes Immunsystem zur Lebensessenz macht. Für die Diagnose Immundefekt ist deshalb eine Blutuntersuchung ein sicheres Verfahren. Im Labor erkennen Spezialisten, ob, welche und wie viele der Abwehrzellen geschädigt sind. Auch zerstörte Antikörper werden hierbei schnell entdeckt.

Zur Diagnose gehört außerdem eine ausführliche Befragung Betroffener. Hierdurch können erworbene oder vererbte Ursachen der Immundefizienz besser voneinander abgegrenzt werden. Ob es sich um einen primären oder sekundären Immundefekt handelt, bestimmt darüber, welcher Therapieplan erfolgversprechende Verbesserung verspricht.

Komplikationen

In der Regel kann ein Immundefekt zu vielen verschiedenen Komplikationen und Beschwerden führen. Der weitere Verlauf hängt damit relativ stark von der Ausprägung des Defektes ab, sodass eine allgemeine Voraussage in den meisten Fällen nicht möglich ist. Im schlimmsten Falle kann der Betroffene durch den Immundefekt allerdings versterben, falls sich zum Beispiel Krebszellen unvermindert ausbreiten können. Die Betroffenen leiden dabei oft an Infekten und an Entzündungen. Auch die Wundheilung ist deutlich verlangsamt und die Dauer der Heilung von Infektionen ist ebenfalls deutlich erhöht. Die Infektionen können dabei auch an sehr ungewöhnlichen und unterschiedlichen Stellen auftreten und die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verringern.

Weiterhin kommt es oft zu Entzündungen in den Ohren oder in der Lunge. Sollte der Immundefekt schon bei Kindern auftreten, so kann es dadurch zu einer verzögerten Entwicklung und damit möglicherweise zu Beschwerden im Erwachsenenalter des Patienten kommen. Ob es durch die Krankheit zu einer verringerten Lebenserwartung kommt, kann in der Regel nicht universell vorausgesagt werden. Die Betroffenen sind in ihrem Leben damit häufiger auf Antibiotika und andere Behandlungen angewiesen.

Behandlung und Therapie

Wurde ein primärer Immundefekt diagnostiziert, sind Betroffene auf die lebenslange Einnahme ersetzender Antikörper angewiesen. Die Therapie basiert auf der Gabe von Immunglobinen von gesunden Spendern. Gegeben wird der Abwehr-Ersatz durch Spritzen unter die Haut oder in die Vene. Die fremden, gesunden Abwehrkörper schützen den Körper allerdings nicht ganz so sicher wie eigens produzierte Abwehrzellen. Deshalb schützen sich Betroffene gegen die Symptome bei einem primären Immundefekt zusätzlich durch geeignete Medikamente. So können Bakterien und Pilze nicht ganz so drastisch im Körper wirken.

Wenige schwere Fälle erfordern Knochenmark- oder Stammzellentransplantationen. Der Vorteil dieser Therapieform ist, dass ein Erfolg zur dauerhaften Heilung führt. Sehr selten und nur in allerschwersten Fällen kann inzwischen eine angeborene Immundefizienz auch mit einer Gentherapie behoben werden. Dabei wird intakte DNA gegen die ursprünglich gestörte Erbsubstanz ausgetauscht.

Ein erworbener Immundefekt lässt sich durch Beheben von Mangelzuständen oder günstige Veränderung der Lebensumstände beheben. Hierbei unterstützen psychologische Betreuung, Vitamingaben und die Einnahme geeigneter Medikamente die Verbesserung der Symptome. Liegt eine Grunderkrankung als Ursache für den sekundären Immundefekt vor, wird das Immunsystem durch deren Heilung wieder in seiner Funktion gestärkt.


Vorbeugung

Frühwarnsysteme helfen, einem Immundefekt vorzubeugen. Sind in der Familie Fälle einer Immundefizienz bekannt, kann bereits während der Schwangerschaft darauf eingegangen werden. Natürlich muss sowohl beim primären als auch beim sekundären Immundefekt das Ansteckungsrisiko parallel zur Therapie minimiert werden.

Grundsätzlich bleibt das Immunsystem gesund, wenn gesunde Ernährungsgewohnheiten, genügend Bewegung im Freien, wenig Stress und genügend Schlaf zum normalen Alltag gehören. Selbst bei bereits vorhandener Schwächung beeinflussen solche Veränderungen das Immunsystem positiv bis hin zur möglichen vollständigen Heilung.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Schütt, C., Bröker, B.: Grundwissen Immunologie. Spektrum, Heidelberg 2011
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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