Hyperosmolares Koma

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das hyperosmolare Koma steht im Zusammenhang mit der Diabeteserkrankung. Infektionen und bestimmte Medikamente können die Entstehung des hyperosmolaren Komas begünstigen. Der Verlauf kann schwerwiegend sein und es kann in etwa zehn bis zwanzig Prozent der Fälle- je nach Schwere- einen tödlichen Verlauf nehmen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein hyperosmolares Koma?

Das hyperosmolare Koma kann bei Typ 2 Diabetikern auftreten. Ausgelöst wird es durch einen Insulinmangel. Der Insulinmangel kann durch schwere Infektionen, schlecht eingestellten Blutzucker, eine bisher nicht festgestellte Diabeteserkrankung oder das Vergessen einiger Insulingaben (insbesondere bei älteren Menschen) entstehen. Es handelt sich um ein diabetisches Koma, wobei hier zwischen dem ketoazidotischem und dem hyperosmolaren Koma unterschieden wird.

Bei dem hyperosmolaren Koma spielen ausschließlich dramatisch erhöhte Blutzuckerwerte eine Rolle, was infolge zu einer Entgleisung des Zuckerstoffwechsels führt. Hyperosmolar bedeutet, dass zu viele Feststoffe, wie die Glukose, sich in sehr wenig Flüssigkeit befinden.

Ursachen

Das hyperosmolare Koma entwickelt sich häufig über einen längeren Zeitraum hinweg, es kann über Tage zu einem immer höheren Blutzuckerspiegel kommen, da die Insulinmengen im Körper zu gering sind um die Produktion von immer mehr Glukose in der Leber zu kontrollieren. Infolge des hohen Blutzuckerspiegels wird der Zucker- die Glukose- über den Urin ausgeschieden. Da hierfür aber hohe Flüssigkeitsmengen benötigt werden, trocknet der Betroffene langsam aus und es kommt zum hyperosmolaren Koma, da der Körper ab einem bestimmten anhaltenden hohen Blutzuckerspiegel nicht mehr in der Lage ist, den Blutzucker entsprechend zu senken und den Flüssigkeitshaushalt entsprechend zu regulieren.

Auch durch viel Trinken allein ist es nicht möglich das hyperosmolare Koma zu verhindern. Durch den Flüssigkeitsverlust ist aber nicht nur das Blut verdickt. Das Gehirn versucht ebenfalls den Flüssigkeitshaushalt über das Nervenwasser (Liquor) auszugleichen. Die Gehirnzellen geben Wasser in das Nervenwasser ab und scheiden dabei auch Natrium aus. Diesen Natriumverlust will das Gehirn mit der Aufnahme von Kalium wieder ausgleichen, jedoch kann das Kalium Natrium nicht ersetzen und es kommt infolge zu Bewusstseinstrübungen bis hin zum hyperosmolaren Koma, teilweise auch verbunden mit Krampfanfällen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome des hyperosmolaren Komas:

Die häufigsten ersten Anzeichen und Symptome des hyperosmolaren Komas sind Bewusstseinstrübungen, wie Sehstörungen, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Schwindelgefühl. Neben diesen Symptomen können weitere Anzeichen in Kombination mit den Hauptsymptomen auf das nahende Koma hinweisen. Thrombosen, Kreislaufstörungen, Nackensteifigkeit, Bauchschmerzen, zu niedriger Blutdruck und Lungenentzündung gehören ebenfalls zu den schleichenden Symptomen beziehungsweise Voranzeichen. Des Weiteren kann der Betroffene an Übelkeit oder Erbrechen leiden, welches den Flüssigkeitshaushalt weiter belastet. Es kann etwa in zehn bis zwanzig Prozent der Fälle zu einem lebensbedrohlichen Verlauf kommen.

Diagnose

Das hyperosmolare Koma geht immer mit sehr stark erhöhten Blutzuckerwerten einher. Nicht selten kommt es zu Blutzuckerwerten von über 600 bis 1000 Milligramm pro Deziliter (die Norm liegt bei unter 110 Milligramm pro Deziliter Nüchternblutzucker und bei maximal 160 Milligramm nach einer Mahlzeit). Zur Diagnosestellung erfolgt deshalb als erstes eine Blutzuckeruntersuchung. Außerdem werden auch die Natrium- und Kaliumwerte im Blut bestimmt. Da oft eine Infektion die Entstehung des hyperosmolaren Komas begünstigt, wird der Entzündungswert CRP bestimmt und gegebenenfalls nach der Infektionsquelle gesucht.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung des hyperosmolaren Komas wird sofort begonnen. Da der Patient bewusstlos ist, sind die Möglichkeiten eingeschränkt. Es erfolgt vor allen anderen Maßnahmen die Versorgung mit Flüssigkeit über einen intravenösen Zugang, da der Flüssigkeitsverlust zuerst ausgeglichen werden sollte. Dabei werden dem Patienten etwa fünf bis sechs Liter Elektrolytlösung in den ersten acht Stunden zugeführt. Diese Therapieeinleitung wird schon durch den Rettungsdienst veranlasst.

Im Krankenhaus wird der Betroffene mit Insulin therapiert und meistens auf einer Intensivstation überwacht. Die Kontrolle der Blutwerte wird in sehr kurzen Zeitabständen immer wieder durchgeführt und die Therapie dementsprechend angepasst, bis sich die Blut- und Stoffwechselwerte des Patienten normalisiert haben. Liegt eine Entzündung vor, wird diese zusätzlich mit einem Antibiotikum behandelt. Nach erfolgreicher Therapie des hyperosmolaren Komas wird der Patient neu eingestellt, sodass die Blutzuckerwerte künftig im Normbereich liegen. Der Betroffene wird darüber aufgeklärt, was für Medikamente er gegebenenfalls nicht ohne Weiteres einnehmen darf (zum Beispiel entwässernde Mittel) und welche Besonderheiten er bei einer schweren entzündlichen Erkrankung beachten muss.


Vorbeugung

Vorbeugen kann man dem hyperosmolaren Koma nur teilweise. Gegen eine schwere Infektion, die teilweise sogar unbemerkt für den Betroffenen verläuft, kann man im Regelfall nicht viel tun, außer der normalen vorbeugenden Maßnahmen gegen solche Infektionen, wie den direkten Kontakt mit Erregern zu vermeiden. An Diabetes Typ 2 erkrankte Patienten haben aber die Möglichkeit auf die ersten Symptome zu achten und Bewusstseinsstörungen sowie häufigeres Wasserlassen und trockenen Mund sowie Müdigkeit als Zeichen für sehr hohen Blutzucker zu deuten und die Blutzuckerwerte vor Eintreten eines komatischen Zustands zu überprüfen.

Im Falle von ungewöhnlich hohen Werten trotz regelmäßiger Einnahme der Diabetesmedikamente sollte der Betroffene nicht mehr selbst am Straßenverkehr teilnehmen, sondern sofort den Rettungsdienst verständigen. Bei vergessener Insulingabe sollte diese sofort nachgeholt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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