Diabetisches Koma
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das diabetische Koma äußert sich als Bewusstlosigkeit bei einer starken Überzuckerung des Blutes durch einen absoluten oder relativen Insulinmangel. Es stellt eine lebensgefährliche Situation dar und muss sofort stationär behandelt werden.
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Was ist ein diabetisches Koma?
Es gibt zwei Formen von diabetischem Koma, das ketoazidotische und das hyperosmolare Koma. Bei der ketoazidotischen Form findet sich im Blut neben einer erhöhten Glukose-Konzentration zusätzlich eine hohe Ketonkörper-Konzentration, was zur Übersäuerung führt. Das ketoazidotische Koma kommt hauptsächlich beim Diabetes mellitus Typ 1 vor.
Beim Diabetes mellitus Typ 2 kann es unter bestimmten Bedingungen zum hyperosmolaren Koma kommen. Dieses zeichnet sich durch eine extrem erhöhte Glukose-Konzentration ohne Übersäuerung des Blutes aus. Das diabetische Koma darf nicht mit dem Krankheitsbild des hypoglykämischen Schocks verwechselt werden. Im Gegensatz zum diabetischen Koma handelt es sich hierbei um eine Unterzuckerung des Blutes.
Ursachen
Da die Glukose zur Energieversorgung des Körpers dient, diese aber durch das fehlende Insulin nicht in die Körperzellen gelangen kann, muss der Organismus andere Wege zur Energiegewinnung finden. Dann werden im Falle des fehlenden Insulins die körpereigenen Fettreserven in einem ungewöhnlich hohen Maße zur Energiegewinnung herangezogen, wobei sogenannte Ketonkörper durch unvollständige Verbrennung entstehen, die verstärkt ins Blut gelangen.
Es kommt zum ketoazidotischen Koma. Ist die Insulinwirksamkeit herabgesetzt, wie im Falle des Diabetes vom Typ 2, kommt es auch zur Blutzuckererhöhung. Das trotzdem vorhandene Insulin kann die Azidose (Übersäuerung durch verstärkte Fettverbrennung) jedoch hemmen. Dabei kommt es zur hyperosmolaren Form des diabetischen Komas.
Wann zum Arzt?
Bereits vor dem Eintreten des diabetischen Komas gibt es einige Symptome, bei denen ein Arzt aufgesucht werden sollte. Anhaltende Müdigkeit trotz eines ausreichenden Nachtschlafes oder häufiges Wasserlassen bei einer konstanten Flüssigkeitszufuhr gelten als besorgniserregend und sollten einem Arzt vorgestellt werden. Ein vermehrtes Durstempfinden, das sich nicht auf sommerliche Temperaturen oder vermehrte körperliche Aktivitäten zurückführen lässt, gilt als ein Anzeichen, das medizinisch kontrolliert werden sollte.
Mundtrockenheit, Veränderungen der Schleimhäute in Mund oder Rachen und ein verminderter Speichelfluss sind ärztlich abklären zu lassen. Ein Gefühl der Trockenheit im Körperinneren oder ein allgemeines Unwohlsein müssen ebenfalls von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Stellen sich Energielosigkeit oder Senkung des allgemeinen Leistungsniveaus ein, ist ein Arztbesuch nötig. Schmerzen in der Region der Nieren, des Magens oder des Bauches sind einem Arzt vorzustellen, sobald sie über mehrere Tage anhalten.
Kommt es zu einer Zunahme der Beschwerden oder breiten sie sich weiter aus, ist die Konsultation eines Arztes notwendig. Bei Störungen des Bewusstseins oder Bewusstseinsausfällen muss sofort ein Notarzt gerufen werden. Es besteht ein lebensgefährdender Zustand, bei dem unverzügliches Handeln notwendig ist. Bis zum Eintreffen des Notarztes sind Erste-Hilfe-Maßnahmen zu ergreifen, wobei insbesondere die Atmung des Betroffenen sicherzustellen ist.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome des diabetisches Komas:
Beide Formen des diabetischen Komas sind lebensbedrohlich durch einen gefährlichen Wasser- und Elektrolytverlust. Es gibt gemeinsame Symptome, wie zunehmende Müdigkeit, starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen, trockene Schleimhäute, Elektrolytstörungen, Bewusstseinsstörungen bis zum Koma, starke Austrocknung des Körpers und eventuell Nierenversagen.
Das ketoazidotische Koma kann man zusätzlich durch die nach Aceton riechende Atmung erkennen. Außerdem ist hier die Atmung auch intensiver, weil der Körper versucht, das bei der Fettverbrennung überschüssige Kohlendioxid schnell loszuwerden. Ein typisches Anzeichen ist auch die sogenannte Pseudoperitonitis. Das sind kräftige Bauchschmerzen, wobei der Bauch bretthart gespannt ist. Zur Einleitung der erforderlichen lebensrettenden Maßnahmen bei einem diabetischen Koma ist es jedoch wichtig, dass die Symptome in ihrem Zusammenhang richtig gedeutet werden.
Diagnose
Das diabetische Koma stellt eine Notfallsituation dar. Deshalb ist es dringend erforderlich, zur Lebensrettung schnell Notmaßnahmen einzuleiten. Lange diagnostische Untersuchungen sind hier nicht möglich. Oftmals ist bekannt, dass der Patient an Diabetes leidet. Dann kann der Arzt anhand der typischen Symptome schnell die Diagnose diabetisches Koma stellen.
In 25 Prozent der Fälle ist das diabetische Koma jedoch das erste Anzeichen eines bestehenden Diabetes. Auch in diesen Fällen sind die Symptome ausschlaggebend. Zur Bestätigung der Diagnose eines diabetischen Koma sollte immer der Blutzuckerspiegel analysiert werden.
Komplikationen
Beim diabetischen Koma, das auf eine Hyperglykämie zurückgeht, ist der Blutzuckerspiegel stark erhöht. Noch bevor das Koma einsetzt, verliert der betroffene Diabetiker oft viel Flüssigkeit, sodass es zur Dehydration kommen kann. Um weitere Komplikationen durch den Wassermangel zu vermeiden, muss die verlorene Flüssigkeit im Körper des komatösen Patienten ersetzt werden. Dies geschieht mithilfe von Infusionen. Auch eine Elektrolytstörung kann als Komplikation des diabetischen Komas auftreten. Elektrolyte sind unter anderem für die Funktion der Nerven und Muskeln verantwortlich. Sie stehen darüber hinaus im Zusammenhang mit dem Flüssigkeitshaushalt des menschlichen Körpers.
Elektrolytstörungen können Herzrhythmusstörungen, Krampfanfälle und andere Komplikationen verursachen und müssen deshalb ebenfalls behandelt werden. Bei bewusstlosen Personen besteht grundsätzlich Erstickungsgefahr. Anders als Schlafende sind Bewusstlose nicht in der Lage, die Zunge an ihrem üblichen Platz im Mund zu halten. Im bewusstlosen Zustand kann die Zunge deshalb im Mund nach hinten rutschen und die Atemwege versperren. Die stabile Seitenlage, bei der auch der Kopf überstreckt wird, kann dies verhindern.
Behandlung und Therapie
Da der Plasmakaliumgehalt nur klinisch kontrolliert werden kann, ist auch nur stationär eine kontrollierte Gabe von Insulin möglich. Die erste Notmaßnahme nach Eintreffen des Rettungsdienstes ist die intravenöse Injektion von Elektrolyten, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Die Laborwerte müssen dann dauerhaft und engmaschig kontrolliert werden. Dazu gehören der Blutzuckerspiegel, die Nierenwerte, der PH-Wert und die Elektrolyte. Nach der erfolgreichen Behandlung des diabetischen Komas sollte der Diabetes neu eingestellt werden.
Vorbeugung
Ist das Bestehen eines Diabetes bekannt, kann einem diabetischen Koma gut vorgebeugt werden. Ein Diabetiker vom Typ 1 ist immer auf eine regelmäßige Insulinzufuhr angewiesen. Unregelmäßigkeiten bei der Behandlung können schnell zum diabetischen Koma führen. Diabetiker vom Typ 2 müssen auf eine gesunde Lebensweise achten. Neben einer ausgewogenen kohlenhydratarmen Ernährung tut dem Körper auch Bewegung gut. Das stärkt auch den allgemeinen gesundheitlichen Zustand des Diabetikers, zumal auch eine Infektion Auslöser eines diabetischen Komas sein kann.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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