Hyperlipidämie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Hyperlipidämie - auch Hyperlipoproteinämie - ist der medizinische Fachterminus für eine Erhöhung der Fette (Lipide) im Blutserum. Diese bezieht sich auf Cholesterin und Triglyceride sowie die dazugehörigen Lipoproteine im Blut.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hyperlipidämie?

Hyperlipidämie: Grad der Ablagerung von Blutfetten in den Gefäßwänden (Arteriosklerose).

Hyperlipidämie kommt in zwei Varianten vor - der primären und der sekundären Hyperlipdämie. Bei der ersten Form (Primäre Hyperlipidämie) handelt es sich um eine originäre, in der Regel genetisch bedingte Erkrankung, während die zweite Form (Sekundäre Hyperlipidämie) Folge einer anderen Grunderkrankung ist.

Für die Unterscheidung der Primären Hyperlipidämien hat sich die Klassifikation nach Fredickson bewährt, in welcher die spezifischen Werte (Gesamtcholesterin, LDL- und HDL-Cholesterin, Triglyceride) sowie die Färbung des Nüchternserums und das Resultat der Gelelektrophorese Eingang gefunden haben.

Fünf Typen von Primärer Hyperlipidämie lassen sich auf diese Weise diagnostizieren: kurz HLP Typ 1 bis HLP Typ 5. Die häufiger vorkommenden Sekundären Hyperlipidämien sind in vielen Fällen ernährungs- und lebensstilbedingt. Hyperlipidämie ist keine Randerscheinung: Rund zwanzig Prozent der Erwachsenen in den westlichen Industrienationen haben Schwierigkeiten mit dem Fettstoffwechsel. Bei der Generation 40plus liegt die Rate sogar bei etwa 50 Prozent.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung von Hyperlipidämie können sehr unterschiedlich sein. Entscheidend ist, ob es sich um eine eigene Erkrankung handelt oder ob die Hyperlipidämie lediglich Symptom einer anderen Erkrankung ist. Dies führt zur Unterscheidung in Primäre und Sekundäre Hyperlipidämien. Erstere Form ist in der Regel genetisch bedingt, wird also nicht durch andere Erkrankungen hervorgerufen.

Die andere Form der Hyperlipidämie kann beispielsweise aus einer Diabetes-Erkrankung resultieren - dies sowohl bei Typ 1-Diabetes als auch bei Typ 2-Diabetes.

Auch können Leber- oder Nierenerkrankungen, Gallenstauungen (Cholestase), Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis), einige seltene Stoffwechselkrankheiten und sogar Alkoholismus ursächlich für eine Hyperlipidämie sein.

Darüberhinaus können auch Arzneimittel und hormonelle Veränderungen - beispielsweise nach einer Schwangerschaft - eine Ansteigen der Lipide im Blut bewirken. Und sogar die Ernährung kann eine Rolle bei der Entstehung einer Hyperlipidämie spielen - in Form von Über- bzw. Fehlernährung.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Die Erkrankung hat im Normalfall einen schleichenden Verlauf. Die anfänglichen Symptome werden für die meisten Betroffenen nur schwer erkennbar sein, sodass es schwierig ist, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. Sobald ein Übergewicht vorhanden ist, sollte der Betroffene bereits ohne eine ärztliche Konsultation Gegenmaßnahmen einleiten. Gelingt das nicht, hilft es, einen Arzt um Rat zu bitten. Wird das Übergewicht kontinuierlich größer, ist ein Arztbesuch notwendig.

Bei Symptomen wie Bluthochdruck, starkem Schwitzen und Bewegungseinschränkungen muss ein Arzt konsultiert werden. Beschwerden im Brustkorb, Druckgefühle, Probleme des Herz-Kreislauf oder Herz-Rhythmus sind untersuchen und behandeln zu lassen. Kommt es zu Herzrasen, einem allgemeinen Krankheitsgefühl oder Abgeschlagenheit, ist ein Arztbesuch notwendig. Weitere Untersuchungen sind ebenfalls einleiten zu lassen, wenn alltägliche Verpflichtungen oder berufliche Aufgaben nicht mehr wie gewohnt erfüllt werden können.

Kommt es zu emotionalen Problemen, ist ebenfalls ein Arzt aufzusuchen. Stimmungsschwankungen, andauernde Unzufriedenheit, depressive Phasen oder ein Unwohlsein sollten abgeklärt werden, um psychischen Erkrankungen vorzubeugen. Bei Störungen der Durchblutung, Reizbarkeit, innerer Unruhe oder einem erhöhten Auftreten von Entzündungserkrankungen unterschiedlichster Art wird ein Arzt benötigt. Setzen Probleme der Atmung oder Schlafstörungen ein, wird eine medizinische Versorgung gebraucht, damit keine akuten gesundheitlichen Situationen entstehen, die einen lebensbedrohlichen Verlauf haben.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der Hyperlipidämie:

Hyperlipidämie verursacht in den meisten Fällen anfangs keine Symptome oder bestimmte Beschwerden. In wenigen Fällen sind sogenannte Xanthome auf der Haut sichtbar - dies vor allem im Augenbereich, an den Ellenbogen und den Knien.

Außerdem beobachtet der Patient in der Regel weiter keine Veränderungen seines Erscheinungsbildes und auch seiner Befindlichkeit. Das ist aber gerade das Tückische: So kann sich diese Erkrankung über einen längeren Zeitraum entwicklen, ohne dass der Patient etwas davon bemerkt.

Kommen dann zu den erhöhten Bluttfettwerten noch bestimmte Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Adipositas, Bewegungsmangel oder Rauchen hinzu, ist die Gefahr groß, dass sich aus einer Hyperlipidämie eine Folgeerkrankung - zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit - entwickeln kann. Am Ende kann sogar ein Schlaganfall drohen. Ursächlich für einen derartigen Verlauf ist in vielen Fällen eine bestehende Arteriosklerose, welche Resultante erhöhter Blutfettwerte über einen länegeren Zeitraum sein kann.

Diagnose

Besteht eine Hyperlipidämie oder nicht? Die medizinische Klärung der Frage beziehungsweise die entsprechende Diagnose beinhaltet verschiedene Faktoren: Zuerst einmal gibt die Bestimmung der Blutfettwerte schon einen gewissen Aufschluss. Danach wird der behandelnde Arzt den Patienten sicherlich fragen, ob bereits nahe Angehörige - also Eltern oder Geschwister - einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben.

Zudem bietet sich noch eine Ultraschalluntersuchung an, um zu erkennen, ob eine Ablagerung des sogenannten bösen LDL-Cholesterins in den Gefäßen des Patienten vorliegt. Zur Bestimmung eignet sich hierzu vor allem die Hauptschlagader am Hals: Hier lässt sich der sogenannte Intima-Media-Komplex ermitteln. Ein Zuviel an Cholesterin in dieser Gewebeschicht gilt dann als Hinweis auf ein deutlich höheres Gefäßrisiko und damit auf Hyperlipidämie.

Komplikationen

Durch die Hyperlipidämie leiden die Patienten an unterschiedlichen Beschwerden. Die Komplikationen hängen dabei allerdings auch vom Typ der Krankheit ab, sodass eine allgemeine Voraussage in der Regel nicht gegeben werden kann. Allerdings leiden die Patienten an einem deutlich erhöhten Risiko eines Herzinfarktes. Dieser kann im schlimmsten Falle zum Tode des Betroffenen führen oder bestimmte Behinderungen verursachen. Auch eine Fettleber oder deutliches Übergewicht kann durch die Hyperlipidämie auftreten und damit die Lebensqualität des Betroffenen deutlich verringern.

In vielen Fällen leiden die Patienten dabei an Schmerzen im Oberbauch und damit auch an einem Appetitsverlust. Das Risiko bestimmter Kreislauferkrankungen wird durch diese Krankheit ebenfalls verstärkt und gefördert, sodass die Betroffenen der Hyperlipidämie möglicherweise eine verringerte Lebenserwartung aufzeigen.

Die Behandlung der Erkrankung ist in der Regel nicht mit Komplikationen verbunden und kann die Beschwerden lindern. Mit Hilfe von Medikamenten und durch eine gesunde Ernährung können die Fettwerte des Blutes wieder gelindert werden. Weiterhin ist allerdings auch die Behandlung der Grunderkrankung notwendig, um die Hyperlipidämie vollständig einzuschränken.

Behandlung und Therapie

Besteht im Zusammenhang mit Hyperlipidämie Übergewicht, ist unbedingt auf ausgewogene Ernährung bei gleichzeitig vermehrter körperlicher Betätigung zu achten, um so schnellstmöglich Normalgewicht zu erreichen. Hinsichtlich der Ernährung ist vor allem auf das Verhältnis von Fett- und Eiweissanteil (etwa jeweils 25 Prozent) in Relation zum Kohlenhydratanteil (ca. 50 Prozent) Wert zu legen.

Diese Ernährungsumstellung beziehungsweise Diät reicht jedoch nicht immer aus, um der Hyperlipidämie effizient zu begegnen. In diesen Fällen kommen dann vor allem Statine zum Einsatz. Sie wirken im Vergleich zu anderen Substanzgruppen stärker senkend. Für eine medikamentöse Behandlung der Hyperlipidämie kommen insbesondere die sogenannten CSE-Hemmer in Betracht: Sie bewirken vor allem eine signifikante Senkung der Cholesterinwerte.

Prädestiniert für die Einnahme dieser CSE-Hemmer sind zu allererst Patienten nach erlittenem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Darüberhinaus profitieren von einer Einnahme auch Hyperlipidämie-Patienten mit einer erhöhten Fetteinlagerung im bereits genannten Intima-Media-Komplex, gleichgültig ob dieser Personenkreis bereits einen Herzinfarkt beziehungsweise einen Schlaganfall erlitten hat oder nicht.


Vorbeugung

Für die genetisch bedingte Hyperlipidämie existiert eine wirkliche Prophylaxe nicht. Als wichtigste vorbeugende Maßnahme gilt daher das Ausschalten weiterer Risikofaktoren. Dazu gehört neben einer Normalisierung des Körpergewichts vor allem die die Kontrolle des Blutdrucks. Damit es erst gar nicht zur Hyperlipidämie kommt, sollten ab dem 36. Lebensjahr die Blutfettwerte regelmäßig - zumindest alle zwei Jahre - kontrolliert werden.

Dafür bietet sich der routinemäßige Gesundheitscheck beim Hausarzt an. Eine Übernahme der Kosten durch die Krankenkassen ist in den meisten Fällen gegeben. In einigen Fällen - zum Beispiel bei veränderten Lebensumständen mit Gewichtszunahme - erscheint sogar eine frühere Kontrolle angezeigt. So hat die Hyperlipidämie ihre fetten Jahre bald hinter sich.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
  • Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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