Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung, in der Fachsprache auch als Pankreatitis bezeichnet, kommt es zu einer Schädigung und infolge zu einer Funktionsstörung des Organs. In der Medizin wird zwischen der einmaligen akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung und der anhaltenden chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bauchspeicheldrüsenentzündung?

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)

Die Bauchspeicheldrüse ist ein Organ, welches Stoffe, die für Verdauungsprozesse erforderlich sind, produziert.

Dieses Organ und seine Funktionstüchtigkeit werden bei einer Bauchspeicheldrüsenentzündung geschädigt, wobei sich die Entzündung in der Regel durch die Wirkung äußerer Einflüsse ableitet. Bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind dies oftmals Infekte, die von Viren verursacht werden.

Die chronische Form der Bauchspeicheldrüsenentzündung wird dagegen fast immer durch den langjährigen Missbrauch von Alkohol verursacht. Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann zur Zuckerkrankheit (Diabetes) führen, da auch das Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird. Der Arzt kann das Ausmaß einer Bauchspeicheldrüsenentzündung mittels Sonographie (Ultraschall), Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) feststellen.

Ursachen

Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung wird in mehr als 80 Prozent der Fälle durch den Missbrauch von Alkohol oder durch Gallenwegserkrankungen (Gallensteine) verursacht.

Bei der alkoholbedingten Bauchspeicheldrüsenentzündung sind die Zusammenhänge noch nicht vollständig geklärt. Sicher ist jedoch, dass Alkohol in viele Körperprozesse beeinträchtigt und zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung führen kann.

Eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann durch übermäßigen Alkoholkonsum ausgelöst werden, die chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung dagegen durch den lang anhaltenden Missbrauch von Alkohol, etwa wenn eine Alkoholkrankheit vorliegt.

Gallensteine können eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bedingen, wenn sie den Ausgang an der Bauchspeicheldrüse versperren, sodass es zu einer Ansammlung der Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse kommt.

Neben Gallensteinen und Alkoholmissbrauch gibt es noch andere Ursachen für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. So können Stoffwechselstörungen, insbesondere bei einer sehr fettreichen Ernährung oder bei einer Störung im Fettstoffwechsel eine Bauchspeicheldrüsenentzündung bewirken.

Auch Verletzungen durch medizinische Eingriffe wie etwa endoskopische Untersuchungen oder Operationen am Magen-Darm-System sind Ursachen für die Bauchspeicheldrüsenentzündung.

Zudem können Viren und vereinzelt auch Bakterien ursächlich für die Bauchspeicheldrüsenentzündung sein, wohingegen genetische Ursachen nur selten beobachtet werden.

Wann zum Arzt?

Anhaltende Bauchschmerzen oder auftretende Magenkrämpfe sollten von einem Arzt untersucht und behandelt werden. Kommt es zu kolikartigen Schmerzen in der Bauchregion oder plötzlich auftretenden starken Beschwerden, sollte ein Arzt unverzüglich konsultiert werden. Fieber, ein allgemeines Unwohlsein oder Schwäche sind von einem Arzt abzuklären. Es müssen Behandlungsmaßnahmen ergriffen werden, damit eine Linderung der Beschwerden eintreten kann.

Bei einer Zunahme der vorhandenen Symptome (Übelkeit und Erbrechen, die wiederholt über mehrere Tage auftreten oder sich verstärken) sollte ein Arzt konsultiert werden.

Vor der Einnahme eines schmerzlindernden Medikamentes muss die Rücksprache mit einem Arzt gehalten werden. Die Nebenwirkungen sind zu besprechen und Risiken müssen ausgeschlossen werden. Bei einem erheblichen Gewichtsverlust oder einer mehrtägigen Appetitlosigkeit sollte ebenfalls Arzt aufgesucht werden.

Strahlen die Schmerzen in den Rücken, die Brust oder den unteren Bereich des Oberkörpers aus, muss ein Arzt aufgesucht werden. Treten aus nicht ersichtlichen Gründen Blähungen auf oder entsteht ein Druckgefühl im Körper, ist ein Arztbesuch notwendig.

Da eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung zu einem lebensbedrohlichen Zustand führen kann, ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen. Eine akute Pankreatitis äußert sich meist durch plötzlich auftretende kolikartige Oberbauchschmerzen. Die Schmerzen sind häufig so heftig, dass Betroffene eine gekrümmte Körperhaltung einnehmen müssen. Klingen vorhandene Beschwerden nicht innerhalb kurzer Zeit ab oder hat der Betroffene ein ungewöhnliches Körperempfinden, muss ein schnellstens ein Arzt konsultiert werden.

Symptome und Verlauf

Bei den Symptomen einer Bauchspeicheldrüsenentzündung unterscheidet man je nach Art der Entzündung.

Akute Bauchspeicheldrüsenentzündung

Bei der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung entstehen starke, schlagartig kolikartige Schmerzen im Bereich des Oberbauches.

Die Schmerzen strahlen häufig in die umliegenden Körperregionen (Brust, Rücken) aus. Die Schmerzen sind oft so heftig, dass die Erkrankten stark gekrümmt liegen, um den Bauch zu entlasten. Die Schmerzen dauern oft mehrere Tage an.

Weiterhin sind bei einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung Beschwerden wie Blähungen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber keine Seltenheit.

Die akute Bauchspeicheldrüsenentzündung kann lebensbedrohlich sein und sollte schnellstmöglich in einem Krankenhaus behandelt werden.

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung

  • Intervallartige Bauchschmerzen

Bei der chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung entstehen immer wieder kehrende Schmerzen, allerdings nicht kolikartig, im tiefen Bereich des Oberbauches die Stunden bis Tage anhalten können und außerdem gürtelförmig auf den Rücken ausstrahlen. Der heftige Schmerz im Oberbauch tritt meist einige Zeit nach dem Verzehr ausgiebiger Mahlzeiten auf. Grundsätzlich leiden die Erkrankten oft unter Verdauungsstörungen.

Diagnose

Bei Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung sollten Betroffene zu ihrem Hausarzt gehen. Durch die Schilderung der Beschwerden bekommt der Arzt erste Hinweise auf eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung tastet er den Bauch ab, der sich durch vermehrte Luft im Darm gummiartig anfühlt. Liegt der Verdacht einer Bauchspeicheldrüsenentzündung nahe, leitet der Arzt zuerst eine Blutuntersuchung im Labor ein. Bestimmte Blutwerte geben Aufschluss darüber, ob eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse vorliegt.

Wenn das Enzym Lipase, das der Fettspaltung im Dünndarm dient, vermehrt im Blut nachweisbar ist, erhärtet sich der Verdacht auf eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Normal sind hier 30 bis 60 Einheiten je Liter. Ist der Wert mindestens dreifach erhöht, liegt eine krankhafte Entzündung der Bauspeicheldrüse vor. Gleiches gilt für das Enzym Amylase und das Protein LDH. Erhöhte LDH-Werte im Blut zeigen einen verstärkten Abbau von Zellen, wie bei Entzündungen oder Tumoren üblich.

Zur sicheren Diagnose lassen sich auch bildgebende Verfahren einsetzen. Dazu gehört die Ultraschalluntersuchung, mit der Informationen über die Ursache der Bauchspeicheldrüsenentzündung erkennbar sind. Weil die Bauchspeicheldrüse im Rahmen der Sonografie nicht gut zu erkennen ist, kann eine Computertomografie und/oder eine Magnetresonanztomografie, mit sehr guter Bildauflösung dem Arzt letzte Gewissheit geben. Zur Diagnosestellung infrage kommen zudem die Endoskopie und eine Stuhluntersuchung.

Komplikationen

Auch wenn die meisten Bauchspeicheldrüsenentzündungen (Pankreatitis) ohne große Komplikationen verlaufen, kann eine starke Ausprägung lebensgefährlich sein. Der Grund liegt darin, dass große Bereiche der Bauchspeicheldrüse absterben können. Auch Blutungen wären möglich. Eine bereits chronifizierte Pankreatitis ist in ihrem Verlauf davon abhängig, wie der Lebensstil der gesundheitlichen Situation angepasst wird. Möglich ist, dass abgestorbenes Gewebe bakteriell infiziert wird, was zu einer Sepsis (Blutvergiftung) führen kann. Genauso kann es zu einer Blutgerinnungsstörung, einer Blutung im Pankreas und der Entstehung von Pankreasabszessen bzw. Pankreaspseudozysten (mit Flüssigkeit gefüllte Kammern) kommen.

Der Anstieg des Blutzuckers ist genauso möglich wie ein Absinken der Kalziumwerte. Darüber besteht die Gefahr eines Kreislaufschocks. In besonders schweren Fällen kann es zu einem Herz-Kreislaufversagen sowie einem Nieren- und Lungenversagen kommen. Im Verlauf einer eingeleiteten Therapie kann es bei Alkoholikern zu Alkoholentzugssymptomen kommen. Eine chronische Pankreatitis ist durch eine nicht mehr zu revidierende Schädigung der Bauchspeicheldrüse gekennzeichnet. Mit starken Schmerzen, die temporär auftreten, ist im Anfangsstadium zu rechnen.

Im weiteren Verlauf einer chronischen Pankreatitis können weitere Komplikationen auftreten. Dazu gehören:

  • ausgedehnte Verkalkungen in der Bauchspeicheldrüse und im umgebenden Gewebe
  • Bildung von Verengungen im Gangsystem und folgend Pankreassteine mit Behinderung des Sekretabflusses und Stauung der Verdauungssäfte
  • erhebliche Verdauungsstörungen inklusive Gewichtsabnahme und Mangelerscheinungen mit Diabetes melllitus
  • Pankeaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) als Spätfolge.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung der akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung erfolgt stationär. Die Behandlung wird durch Schmerzmittelgaben eingeleitet. Damit die Tätigkeit der Bauchspeicheldrüse weitgehend eingeschränkt wird, erfolgt die Nahrungszufuhr mithilfe von Infusionen. Zusätzlich wird eine Magensonde gelegt und der Magensaft entfernt. Durch diese Behandlung geht die Bauchspeicheldrüsenentzündung meist zurück und es wird langsam damit begonnen, wieder Nahrung zuzuführen. Dies muss sehr langsam und vorsichtig erfolgen, damit der Patient keinen erneuten Schub einer Bauchspeicheldrüsenentzündung erleidet.

Außerdem muss auf reizende Nahrungs- und Genussmittel wie Kaffee, Alkohol oder stark fetthaltige Produkte verzichtet werden. Unterstützend erfolgt die Verabreichung von Tabletten mit Enzymen. Wenn Gallensteine der Grund für die Bauchspeicheldrüsenentzündung sind, dann werden diese entfernt. Da die Gallensteine meist zu einer Sekretansammlung geführt haben, müssen die Sekrete über Dränagen abgeführt werden. Wenn es im Zuge der Bauchspeicheldrüsenentzündung zu einer Verengung am Angang der Bauchspeicheldrüse gekommen ist, so wird ein Stent gelegt.

In selten schweren Fällen eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann es auch erforderlich sein, Teile der Bauchspeicheldrüse zu entfernen.


Vorbeugung

Die Bauchspeicheldrüsenentzündung ist in erster Linie durch Gallenstein oder durch den Missbrauch von Alkohol bedingt. Die Vorbeugung setzt daher an diesen Punkten an. Um der Bildung von Gallensteinen prophylaktisch zu begegnen, sollte die Ernährung nicht zu fettreich sein.

Der durch Alkohol bedingten Bauchspeicheldrüsenentzündung wird dadurch vorgebeugt, dass der Genuss von Alkohol nicht regelmäßig und nur in Maßen erfolgt. Wie bei vielen Krankheiten lässt sich somit auch bei der Bauchspeicheldrüsenentzündung die Vorbeugung durch eine gesunde Lebensführung mit einer ausgewogenen Ernährung und der Einschränkung der Alkoholzufuhr erreichen.

Quellen

  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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