Hochwuchs

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Hochwuchs versteht man eine Erkrankung, welche zu einer überdurchschnittlich hohen Körpergröße führt. Ursachen können erbliche Anlagen (familärer Hochwuchs), hormonelle Störungen, Gendefekte oder Tumore sein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Hochwuchs?

Von Hochwuchs spricht man, wenn die Körpergröße das normale Maß weit übersteigt und oberhalb der 97. Perzentile liegt. Es handelt sich also um Hochwuchs, wenn der Betroffene zu den 3 Prozent der größten Menschen seines Geschlechts zählt. Man unterteilt Hochwuchs in zwei Klassen. Zum einen in die Makrosomie (Großwuchs), welche Männer, die größer als 1,92 m und alle Frauen, die größer als 1,80 m sind, betrifft. Zum anderen in den Gigantismus (Riesenwuchs), welcher alle Männer ab einer Körpergröße von 2,00 m und alle Frauen ab 1,85 m betrifft.

Bei der Bestimmung spielt es keine Rolle, welchen Ursachen die überdurchschnittliche Körperlänge zugrunde liegt. Beide Arten der Erkrankung können mit diversen Beschwerden und Erkrankungen einhergehen. Dazu zählen Behinderungen und Wachstumsstörungen. Die Hauptursachen für Gigantismus sind Erbkrankheiten und Hormonstörungen.

Ursachen

Ist der Hochwuchs pathologisch bedingt, resultiert er zumeist aus Hormonstörungen. Oft sind es Erkrankungen der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) während der Kindheit und Jugend, die für den Hochwuchs verantwortlich sind.

Auch Tumore im Gehirn oder in der Bauchspeicheldrüse können Gigantismus oder Makrosomie auslösen, indem sie die Produktion von Wachstumshormonen stören oder eigene Hormone produzieren. In jedem Fall ist das hormonelle Gleichgewicht gestört.

Liegt in der Zeit nach der Geburt eine Schilddrüsenüberfunktion bei einem Neugeborenen vor, löst das unter Umständen ebenfalls eine Überfunktion der Schilddrüse und damit Hochwuchs aus. Auch eine in der Schwangerschaft auftretende Zuckerkrankheit der Mutter kann zu extremer Körpergröße bei dem Kind führen. Bei dieser Gestationsdiabetes wird ebenfalls der Hormonhaushalt des Neugeborenen gestört und aus dem Gleichgewicht gebracht.

Zuletzt kann Hochwuchs auch durch Gendefekte wie das Marfan- und Sotos-Syndrom bedingt sein. Das Klinefelter-Syndrom entsteht durch ein überzähliges X-Chromosom und führt im Verlauf der Pubertät zu einem pathologischen Hochwuchs.

Wann zum Arzt?

Hochwuchs kann genetisch bedingt sein und wird in diesen Fällen in aller Regel nicht ärztlich behandelt. Eltern, in deren Familien eine überdurchschnittliche Körpergröße verbreitet ist, müssen ihre Kinder deshalb keinem Arzt vorstellen, nur weil diese deutlich schneller wachsen als Gleichaltrige. Ein Arztbesuch ist aber immer dann angezeigt, wenn eine genetische Veranlagung unwahrscheinlich ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn es zu starken Wachstumsschüben kommt und diese mit Begleiterscheinungen einhergehen, die auf einen pathologischen Hochwuchs hindeuten.

Typische Anzeichen sind zum Beispiel Wachstumsstörungen oder starke Wachstumsschmerzen. Ein Arzt sollte auch konsultiert werden, wenn der Hochwuchs mit einer vorzeitigen Geschlechtsreife einhergeht.

Eltern sollten bei der Abklärung der Ursachen einen auf diese Störung spezialisierten Arzt hinzuziehen. Die sorgfältige Auswahl des Arztes und das Einholen einer zweiten Meinung sind beim Riesenwuchs von großer Bedeutung, da eine falsche Diagnose zu erheblichen Komplikationen führen kann.

Hormonell bedingter Hochwuchs kann zum Beispiel gravierende orthopädische Störungen nach sich ziehen. Des Weiteren kann auch eine schwere Grunderkrankung, insbesondere ein Tumor, für die Wachstumsstörung verantwortlich sein. Eltern sollten bei Verdacht auf einen pathologischen Hochwuchs deshalb zeitnah einen Spezialisten aufsuchen.

Symptome und Verlauf

Hochwuchs lässt sich durch die zugrunde liegenden Symptome eindeutig diagnostizieren. So erkennt man ihn an einer überdurchschnittlich hohen Körpergröße, die über der 97. Perzentile liegt. Starke Wachstumsstörungen und die damit verbundenen Schmerzen können erste Anzeichen sein. Auch extreme Wachstumsschübe sind Symptome, die für eine Makrosomie sprechen.

Der Verlauf der Erkrankung kann ganz unterschiedlich sein. Je nachdem, welche Therapieformen möglich sind und ob der pathologische Hochwuchs frühzeitig erkannt wurde. Der Gigantismus etwa, hat eine frühe Ausprägung der sekundären und primären Geschlechtsorgane zur Folge, kann jedoch auch nur einzelne Körperregionen betreffen. Bei diesem so genannten partiellen Gigantismus können einzelne Glieder stark vergrößert sein, was zu weiteren Erkrankungen, Entzündungen der betreffenden Stellen und zu weiteren Beschwerden führen kann.

Diagnose

Liegt ein Verdacht auf Hochwuchs vor, muss in jedem Fall ein Arzt konsultiert werden. Dieser kann anhand verschiedener Untersuchungen und Gesprächen mit den Betroffenen und – insofern es sich bei den Betroffenen um Kinder halt – den Eltern entscheiden, ob eine normogenetische Veranlagung oder eine Erkrankung vorliegt.

Im Rahmen der Untersuchungen wird Blut abgenommen und untersucht, um Auskunft über den Hormonstatus zu erhalten. Kommt es hier zu Auffälligkeiten, wird eine röntgenologische Untersuchung und unter Umständen auch eine Kernspintomographie vorgenommen.

Komplikationen

Hochwuchs kann vor allem während des Wachstums zu Komplikationen führen. So leiden Kinder mit Hochwuchs oftmals unter Wachstumsstörungen, die mit Schmerzen und seelischen Beschwerden verbunden sein können. Ebenso kann der Hochwuchs das Knochenwachstum beeinflussen und Missbildungen oder Bewegungseinschränkungen hervorrufen.

In schweren Fällen ist die Knochendichte verringert, wodurch sich das Risiko für Erkrankungen wie Osteoporose erhöht. Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche und Gelenkschädigungen. Komplikationen sind auch im Bereich der Wirbelsäule zu erwarten, die bei Hochwuchs oftmals überlastet ist. Dadurch kann es beispielsweise zu einem chronischen Hohl- der Rundrücken kommen, der einer eigenständigen Behandlung bedarf.

Auch die Behandlung von Hochwuchs ist an Risiken geknüpft. Im Rahmen der Hormontherapie können diverse Nebenwirkungen auftreten, die von psychischen Beschwerden bis hin zu Schilddrüsenerkrankungen reichen. Eine Strahlentherapie, wie sie im Falle eines Tumors eingeleitet wird, stellt eine erhebliche Belastung für Körper und Psyche dar. Es kann zu Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust und Erkrankungen des Immunsystems kommen. Die begleitend dazu verordneten Arzneimittel können typische Neben- und Wechselwirkungen hervorrufen.

Behandlung und Therapie

Hochwuchs lässt sich nur schwerlich behandeln. Damit überhaupt Aussicht auf Erfolg besteht, muss die Ursache frühzeitig erkannt werden. Im Falle eines genetisch bedingten Hochwuchses ist es notwendig, bereits in der Wachstumsphase zu intervenieren, um den Hochwuchs zu stoppen. Im Falle eines Tumors hilft lediglich ein chirurgischer Eingriff, wobei dieser in der Regel sehr riskant ist und diverse Spätfolgen mit sich bringen kann.

Da es sich zumeist um gutartige Tumore handelt, sind operative Eingriffe nicht zwingend erforderlich. Eine Möglichkeit, Hochwuchs entgegenzuwirken besteht in einer Hormontherapie. Wird in der entscheidenden Wachstumsphase Östrogen und Gestagen bei Mädchen und Testosteron bei Jungen angewandt, stoppt das Wachstum oder wird zumindest stark verlangsamt.

Im Falle einer Schwangerschaftsdiabetes wird eine umfassende Therapie eingeleitet, um zu verhindern, dass die Leibesfrucht übermäßig wächst. Wird der Hochwuchs erst im Erwachsenenalter erkannt, können lediglich die Folgeerscheinungen behandelt werden. Hier wird in der Regel ein Orthopäde zu Rate gezogen.

Zuletzt müssen unter Umständen Sprachstörungen, welche in Folge eines genetischen Hochwuchses entstehen, behandelt werden. Im Rahmen einer logopädischen Therapie können hier gute Erfolge erzielt werden. Auch die großwüchsigen Organe und die Gefäße müssen behandelt werden.


Vorbeugung

Hochwuchs lässt sich nur schwerlich vorbeugen. Lediglich der Gestationsdiabetes lässt sich präventiv behandeln. Die Vorbeugung von Hochwuchs besteht in erster Linie in regelmäßigen Untersuchungen, falls in der Familie Fälle von Hochwuchs aufgetreten sind sowie in einer besonderen Aufmerksamkeit im Hinblick auf die genannten Symptome.

Wird eine Makrosomie oder ein Gigantismus frühzeitig erkannt, können zumindest die Folgeerscheinungen präventiv therapiert werden. So ist es erfolgversprechend, Fehlstellungen sowie Herz- und Gefäßkrankheiten direkt operativ zu behandeln, um Spätfolgen möglichst zu vermeiden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
  • Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
  • Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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