Schwangerschaftsdiabetes

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) versteht der Mediziner eine besondere Form der Zuckerkrankheit. Eine Gestationssdiabetes tritt ab dem 7. Schwangerschaftsmonat auf und verschwindet nach der Geburt von selbst. Etwa 5% aller Frauen erleiden einen Schwangerschaftsdiabetes. Ein Gestationsdiabetes kann - bleibt er unbehandelt - Schäden beim Kind hervorrufen, etwa unvollständig ausgebildete Organe. Außerdem ist eine erhöhte Sterblichkeit des Kindes unmittelbar nach der Geburt beobachtet worden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schwangerschaftsdiabetes?

Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist bei einer festgestellten Schwangerschaftsdiabetes nötig.

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel der Frau während der Schwangerschaft, welcher im Urin nachweisbar ist. In fast allen Fällen verschwindet die Schwangerschaftsdiabetes mit Vollendung der Geburt völlig.

Mitunter handelt es sich bei einer Schwangerschaftsdiabetes aber auch um einen bisher nicht bekannten Diabetes mellitus Typ 1 oder Diabetes mellitus Typ 2, der dann auch der Geburt bestehen bleibt. Ein Gestationsdiabetes äußert sich an einen erhöhtem Blutzuckerspiegel, welcher über den Urin nachweisbar ist.

Ursachen

Die Ursachen für einen Schwangerschaftsdiabetes liegen in einer fehlerhaften Hormonproduktion. Der erhöhte Bedarf an Glukose, der während der Schwangerschaft benötigt wird, wird zunächst vom Körper bereit gestellt, indem die zugeführte Nahrung entsprechend verwertet wird. Damit die Zellen die Glukose verarbeiten können, setzt die Bauchspeicheldrüse Insulin frei.

Kann die Bauchspeicheldrüse diese vermehrte Insulinproduktion nicht leisten, verbleibt die Glukose im Blut - der Blutzuckerspiegel steigt (echter Insulinmangel). Mitunter kann es vorkommen, dass die Zellen trotz erhöhter Insulinmenge nicht auf das Insulin reagieren. Der Mediziner spricht dann von einem relativen Insulinmangel. Auch bei einem relativen Insulinmangel ist der Blutzuckerspiegel erhöht.

Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko, an einer Gestationsdiabetes zu erkranken. Dazu zählen Übergewicht, familiärer Diabetes Typ 1, falsche Ernährung, vorherige Fehlgeburten, Alter der Mutter über 30 Jahre, Geburtsgewicht vorheriger Kinder über 4000 gr, eigenes Geburtsgewicht lag bei über 4500 gr und erhöhte Fruchtwassermenge.

Wann zum Arzt?

Ein Arzt sollte aufgesucht werden, sobald ein deutliches Übergewicht vorhanden ist. Die Schwangerschaftsdiabetes tritt im Normalfall im siebten Schwangerschaftsmonat auf. Steigt das Gewicht zu dieser Zeit und bis zum Ende der Schwangerschaft stark an, sollten die Symptome mit einem Arzt besprochen werden. Es besteht ein erhöhtes Erkrankungsgefahr nach der Geburt für das ungeborene Kind. Darüber hinaus ist die Sterblichkeitsrate des Fötus bei einer Schwangerschaftsdiabetes markant erhöht.

Daher ist grundsätzlich ein Arzt zu konsultieren, wenn die werdende Mutter das Gefühl hat, dass etwas nicht mit ihrem Ungeborenen stimmen könnte. Ungewöhnliche Veränderungen bei der Mutter oder dem heranwachsenden Kind sollten zu einem Arztbesuch führen. Bekommt das ungeborene Kind einen plötzlichen immensen Wachstumsschub, ist ein Arzt zu konsultieren, damit weitere Untersuchungen eingeleitet werden können.

Bei vorherigen Fehlgeburten, einer sehr späten Schwangerschaft über 30 oder einem deutlichen Abfall der eigenen Leistungsgrenze, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Treten im Vergleich zu einem normalen Schwangerschaftsverlauf deutlich erkennbare optische Veränderungen auf, ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich. Ausgeprägte Schübe einer Gewichtszunahme bei dem Kind und der Mutter geben Anlass zur Sorge und müssen kontrolliert werden. Setzen Störungen des Herz-Rhythmus ein oder nimmt die werdende Mutter ein sonderbares Belastungsgefühl im Organismus wahr, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Symptome und Verlauf

Ein Gestationsdiabetes verläuft in der Regel symptomlos. Besteht jedoch der Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes, etwa weil die Schwangere an Übergewicht leidet oder der Fötus unverhältnismäßig groß ist, sollte die Frau einen Zuckerbelastungstest durchführen lassen. Gynäkologen bieten einen solchen Test für Frauen ab der 24.Schwangerschaftswoche an.

Liegt ein Schwangerschaftsdiabetes vor, so ist dies am erhöhten Blutzuckerspiegel im Urin erkennbar. Außerdem wächst der Embryo übermäßig stark und zeichnet sich besonders im letzten Schwangerschaftsdrittel durch ein ungewöhnlich hohes Gewicht aus. Bleibt ein Gestationsdiabetes unbehandelt, so können für das Ungeborene verschiedene Komplikationen auftreten. Dazu zählt ein Geburtsgewicht über 4500 gr (Makrosomie), unausgereifte Lungen aufgrund Surfactantmangel, vergrößertes Herz bei gleichzeitig verringerter Leistungsfähigkeit, zu niedriger Blutzuckerspiegel und Kaliummangel. Viele Babys, deren Mütter eine Schwangerschaftsdiabetes hatten zeigen außerdem cushingoide Züge: Sie haben ein "Vollmondgesicht", auffallend starke Fettpolster im Nacken, rote Haut und dichtes, volles Haar.

Die Sterblichkeit des Ungeborenen ist außerdem erhöht. Die Geburt erfolgt aufgrund der Physis des Kindes meist per Kaiserschnitt. Rund 50% aller Neugeborenen einer an einem unbehandelten Schwangerschaftsdiabetes erkrankten Mutter haben mit ca. 30 Jahren selbst Diabetes. Frauen, die einen Schwangerschaftsdiabetes hatten, werden mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% auch bei weiteren Schwangerschaften erneut einen Schwangerschaftsdiabetes ausbilden.

Diagnose

Einer Schwangerschaftsdiabetes kann der Arzt nach einem Anfangsverdacht mit einem Zuckerbelastungstest recht schnell und sicher diagnostizieren. Die Schwangere wird hierzu morgens mit nüchternem Magen in die Praxis einbestellt. Dort erhält sie eine Glukosemischung zu trinken (200ml), anschließend wird ihr Blutzuckerspiegel gemessen, und zwar nach 30 und nach 60 Minuten. Anhand der Konzentration kann sich der Verdacht auf einen Schwangerschaftsdiabetes erhärten, was einen erneuten Zuckerbelastungstest nach sich ziehen würde.

Behandlung und Therapie

In den meisten Fällen reicht es vollkommen aus, bei einer festgestellten Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) die Ernährung umzustellen. Weniger kohlenhydratreiche Kost, wenig Zucker (vor allem Süßigkeiten und süße Getränke), dafür viel Gemüse und Obst sollten auf dem Speiseplan stehen.

Ein Zuckerbelastungstest sollte nach erfolgter Ernährungsumstellung erneut erfolgen, um fest zu stellen, ob der Schwangerschaftsdiabetes überwunden werden konnte. Sollte die Ernährungsumstellung keinen Erfolg gebracht haben, kann Insulin verabreicht werden.

Die Schwangere muss in diesem Fall ihren Blutzuckerspiegel regelmäßig kontrollieren und das fehlende Insulin mit einem oralen Antidiabetikum oder durch das Setzen einer Spritze zuführen.


Vorbeugung

Einer Schwangerschaftsdiabetes kann recht einfach vorgebeugt werden; so sollte eine Frau, die unter Übergewicht leidet und schwanger werden möchte, versuchen, vor der Empfängnis an Gewicht zu verlieren. Ist eine Schwangerschaft eingetreten, sollte stets auf eine gesunde Ernährung geachtet werden.

Kommt in der Familie der Schwangeren häufig Diabetes vor oder ist es in der Vergangenheit zu Fehlgeburten gekommen, so sollte die Frau unbedingt bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel einen Glukosebelastungstest durchführen lassen. Regelmäßige Nachkontrollen auch bei einem negativen Ergebnis werden ebenfalls empfohlen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Ludwig, M.: Gynäkologische Endokrinologie. Ein Handbuch für die Praxis, 2.Auflage, optimist Fachbuchverlag, 2011
  • Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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