Hausmittel gegen Reisekrankheit (Kinetose)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Fahrten, auf der Straße, in der Luft oder auf dem Wasser gibt es einige Menschen, die von Übelkeit und Erbrechen geplagt sind. Diese so genannte Reisekrankheit ist schwierig zu behandeln, doch kann vor Reiseantritt mit Hausmitteln und ein paar Tipps geholfen werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Reisekrankheit (Kinetose)?

Reisekrankheit - vor allem Beifahrer leiden oft unter dem "flauen Gefühl" im Magen

Die Kinetose ist keine eigenständige Krankheit, sondern eine gebündelte Symptomatik, die der Körper durch visuellen Dauerstress zeigt. Für Betroffene stellen diese eine enorme Belastung dar.

Als Reisekrankheit wird sie bezeichnet, weil die Unpässlichkeiten meist während längeren Fahrten in unterschiedlich ausgeprägten Formen auftreten. Mediziner sprechen hierbei von einer "Kinetose", abgeleitet vom griechischen Wort "kinein". Es bedeutet "sich bewegen". Genau diese Bewegungsreize in Form von starken, unregelmäßigen oder lang anhaltenden Beschleunigungen sorgen für Erbrechen, Übelkeit und weitere Beschwerden.

Wer ist betroffen?

Eine Reiseübelkeit kann prinzipiell überall auftreten, wo sich der Mensch bewegen und beschleunigen lässt, ohne sich selbst in Bewegung zu setzen. Rund 80 Prozent der Deutschen wurden mindestens schon einmal mit der Kinetose konfrontiert. Es gibt verschiedene Formen einer Reisekrankheit, die mit gleichwertigen Beschwerden einhergehen. Hierzu zählen:

  • Raumkrankheit (fehlende Schwerkraft bei Astronauten im All)
  • Landkrankheit (Landgang nach längerer Schiffsfahrt)

Wie hoch jedoch die Reizschwelle sein muss, um die Symptome auszulösen, ist unterschiedlich. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Hier spielt der Hormonhaushalt eine wichtige Rolle, denn in der Schwangerschaft oder während der Regelblutung reagieren sie deutlich schneller mit Symptomen einer Reisekrankheit. Auch Migräne betroffene Menschen klagen häufig über derartige Unpässlichkeiten.

Kinder unter zwölf Jahren stellen eine weitere Hauptgruppe dar. Ihr Gleichgewichtsorgan ist noch nicht vollständig ausgebildet, sodass es sensibel auf Bewegungsunstimmigkeiten reagiert. Die Anfälligkeit bei unsicheren oder gar ängstlichen Menschen ist ebenfalls erhöht. Ob Flugangst oder Angst vor Wetterkatastrophen, allein die negative Erwartungshaltung reicht aus, um den Körper in eine sogenannte "Vorbereitungsphase" zu versetzen. Die Symptome haben somit leichtes Spiel!

Ursachen

Ursächlich für den Verarbeitungskonflikt des vegetativen Nervensystems ist die Überreizung des Gleichgewichtsorganes im Innenohr. Unser Gehirn ist ständig in Bereitschaft. Es empfängt über Wirbelsäule, Gelenke und Muskulatur ein Signal, ob unsere derzeitige Umgebung in Bewegung oder im Stillstand ist. Auch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr leitet Signale ans Gehirn. Die Augen sind als weitere wichtige Quelle für die Körperwahrnehmung im Raum zuständig. Sie ordnen beispielsweise den Horizont sowie Tischplatten oder Teppichböden einer waagerechten Orientierungsachse zu. Demgegenüber stehen Zäune, Hauswände oder Bäume stets vertikal. Nehmen jedoch die Sehorgane einen unbewegten Raum wahr und das Gehirn ist mit "Bewegung" gefüttert, kommt es zum Widerspruch und der Konflikt im Kopf ist vorprogrammiert.

Während die Geschwindigkeit beim Autofahren nicht aktiv wahrgenommen, sondern nur gesehen wird, sind die Abläufe auf einem Schiff entgegengesetzt. Die Bewegungen werden zwar registriert, jedoch kaum visualisiert. Diese passiven Lageveränderungen, die auch in Aufzügen oder teilweise in Wolkenkratzern spürbar sind, können eine Reisekrankheit auslösen.

Was hilft gegen Reisekrankheit?

  • Die Reisekrankheit hat sehr viel mit der Psyche zu tun. Viele Menschen werden das Phänomen kennen, dass ihnen schon schlecht ist, bevor es überhaupt losgeht. Diesen Faktor sollte man sich unbedingt klar machen. Denn eigentlich gibt es überhaupt keinen Grund, dass einem schon vorher schlecht wird. Deswegen sollte man gegen die Reisekrankheit vorher nicht darüber reden und sich bis kurz vor Antritt der Fahrt ablenken oder Entspannungsübungen durchführen. Gerade bei Kindern sollte es vermieden werden vor der Fahrt darüber zu reden. Denn allein die Erinnerung, dass einem ja eigentlich immer schlecht wird, kann die Symptome auslösen.
  • Vor Reiseantritt sollten keine umfangreichen Mahlzeiten eingenommen werden. Vor allem fettige Gerichte verstärken die Übelkeit, da der Magen durch die Verdauung stark belastet wird.
  • Da die Reisekrankheit durch starke Gerüche verstärkt werden kann, sollten sie vermieden werden. Auch der Rauch einer Zigarette kann die Übelkeit verschlimmern. Aus diesem Grund sollte man sich entfernt von Küche und Raucherbereich einen Platz suchen.

Schnelle Hilfe bei Reisekrankheit

  • Der geeignete Platz bei einer Reise ist sehr wichtig um Übelkeit zu vermeiden. Im Auto sollte sich der Vordersitz ausgesucht werden oder am besten selbst gefahren werden, da die Fahrer erwiesenermaßen am seltensten unter der Reisekrankheit leiden. Im Flugzeug spürt man auf einem Fensterplatz über den Tragflächen die Bewegungen am wenigsten und auf dem Schiff in der Mitte des Schiffs. Im Zug kann es helfen sich einen Platz in Fahrtrichtung auszusuchen.
  • Frische Luft ist ein wunderbares Hausmittel gegen alle Formen der Reisekrankheit. Auf einer langen Autofahrt hilft eine Pause an der frischen Luft, aber auch ein geöffnetes Fenster ist sehr angenehm.
  • Während einer Schifffahrt ist es hilfreich, wenn man unter der Reisekrankheit leidet, sich einen Punkt am Horizont zu suchen und sich auf ihn zu konzentrieren. Am besten sollte man auch seinen Kopf ruhig halten und nicht versuchen nahe Objekte zu fixieren. Lesen ist bei Reisekrankheit ungeeignet.


Alternative Heilmittel

  • Eines der besten Hausmittel und alternativen Heilmittel gegen die Reisekrankheit ist Ingwer. Am besten wird 2 Stunden vor Reiseantritt das erste Mal Ingwer eingenommen. Es gibt Fertigpräparate (100-200 mg werden empfohlen), doch frischer Ingwer hilft genauso gut. Während der Reise sollten weiterhin alle 4 Stunden erneut Ingwer eingenommen werden. Ingwer kann in vielen verschiedenen Formen eingenommen werden: Tee, Ingwertinktur, kandierter oder einfach frischer Ingwer. Der Vorteil an frischem Ingwer gegenüber fertigen Mitteln gegen die Reisekrankheit ist, dass er keinerlei Nebenwirkungen, wie Sehstörungen oder Müdigkeit, wie es oft bei Fertigpräparaten der Fall ist, hervorruft.
  • Ein weiteres alternatives Heilmittel gegen die Reisekrankheit sind Kockelskörner (Cocculus). Dieses homöopathische Mittel hilft die Symptome der Reisekrankheit zu minimieren. Auch Tabacum ist ein homöopathisches Mittel gegen die Reisekrankheit und wird genauso wie Cocculus kurz vor der Abfahrt eingenommen.
  • Magnesium ist ein Hausmittel, welches zur Beruhigung der Nerven und somit auch gegen die Reisekrankheit hilft. Etwa eine Stunde vor Reisebeginn werden 500 mg zu einer kleinen, fettarmen Mahlzeit eingenommen.

Weitere Informationen sind unter Reisekrankheit zu finden. Die Übelkeit, die während einer Reise entstehen kann, ist keine richtige Krankheit. Es kann jedoch sein, dass durch die Reisekrankheit eine andere Krankheit überdeckt wird. Wenn schwere Kopfschmerzen und Fieber oder eine sehr starke Schwäche hinzukommen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Rubin, F.: Meine besten Hausmittel: Krankheiten vorbeugen und natürlich behandeln. ZS Verlag GmbH, München 2016
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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