Gasbrand (Gasödem)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Gasbrand (Gasödem) entsteht durch die Verunreinigung von Wunden mit Bakterien. In der Mehrzahl der Fälle wird die Wundinfektion durch Clostridiensporen (Clostridium perfringens) hervorgerufen. Die Therapie basiert in der Regel auf einer sofortigen Wundbehandlung (Reinigung, Desinfizierung) und der Gabe von Antibiotika. Gasbrand gehört zu den schwerwiegensten Wundinfektionen.
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Was ist Gasbrand (Gasödem)?
Die Gasbrand (Gasödem) verusachenden Clostridiensporen sind in der Natur, vor allem in der Erde, massenhaft vorhanden. Bei einem Unfall können die Bakterien in die offene Wunde gelangen und diese infizieren. Die Wundinfektion kann jedoch auch durch unzureichend sterilisiertes oder desinfiziertes OP-Besteck oder Spritzen hervorgerufen werden.
Die Bakterien bilden bei der Zerstörung des Gewebes Giftstoffe, infolgedessen sich in dem absterbenden Gewebe Gasblasen bilden. Gasbrand ist lebensbedrohlich und führt ohne Behandlung zum Tod. Es ist eine meldepflichtige Erkrankung, die bei Mensch und Tier auftreten kann. In Deutschland treten jährlich weniger als 100 Fälle von Gasbrand auf, während die Wundinfektion in tropischen Entwicklungsländern häufiger anzutreffen ist.
Ursachen
Verunreinigte Schürfwunden, offene Frakturen, große Wundflächen oder in die Wunde eingedrungene Fremdkörper begünstigen das Eindringen der Bakterien und die Entwicklung von Gasbrand. Kommt es zu einer Verletzung von schlecht durchblutetem und mit Sauerstoff versorgtem Gewebe wie beispielsweise bei Diabetikern, können sich die Bakterien besonders gut vermehren.
Clostridium-Bakterien kommen auch im gesunden Darm vor und können bei einem chirurgischen Eingriff am Darm auf umgebendes Gewebe und Organe übertragen werden. Eine weitere Möglichkeit der Übertragung sind mit Clostridien verunreinigte Spritzen, die bei der Injektion in Muskelgewebe die Erreger des Gasbrandes übertragen können.
Wann zum Arzt?
Bei größeren Wunden, die nicht steril versorgt werden können, sollte grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden. Nimmt der Heilungsverlauf einer Wunde eine unübliche Entwicklung, empfiehlt es sich, einen Arzt zu konsultieren. Kann ein knisterndes Geräusch an der Wunde wahrgenommen werden, besteht ein Grund zur Besorgnis.
Um keine weiteren Komplikationen auszulösen, sollte ein Arztbesuch erfolgen, damit eine medizinische Versorgung eingeleitet werden kann. Treten Schmerzen auf oder kommt es zu einer verfaulten Geruchsbildung an der Wunde, muss ein Arzt aufgesucht werden. Heilt die Wunde nicht innerhalb weniger Tage deutlich ab, ist es ratsam, einen Arzt zu kontaktieren.
Vergrößert sich die Wundstelle oder kommt es zu stärkeren Beschwerden, sollten ärztliche Untersuchungen eingeleitet werden. Ein Arztbesuch ist notwendig, sobald sich Fieber einstellt oder der Betroffene unter einer inneren Unruhe leidet. Kommt es zu einer verminderten Leistungsfähigkeit, können alltägliche Aufgaben nicht mehr erfüllt werden oder stellen sich emotionale Probleme ein, muss ein Arzt konsultiert werden.
Schwellungen an der Wunde, die Bildung von Eiter und der Austritt von Flüssigkeiten sollten untersucht und behandelt werden. Bei einem akuten Zustand wie einer Sepsis ist schnellstmöglich ein Arzt aufzusuchen oder ein Notarzt zu rufen. Stellen sich weitere Beschwerden jeder Art im Organismus ein, muss ein Arzt aufgesucht werden.
Symptome und Verlauf
Die Inkubationszeit für Gasbrand (Gasödem) beträgt zwischen wenigen Stunden und fünf Tagen. Durch die Wundinfektion und Gasbildung schwillt das Gewebe an und verursacht starke Schmerzen im Wundbereich. Die den Gasbrand verursachenden Bakterien verflüssigen das absterbende Gewebe, das als übelriechende Flüssigkeit aus der Wunde abfließen kann. Übt man Druck auf den betreffenden Wundbereich aus, hört man ein knisterndes Geräusch, das durch entweichende Gasbläschen hervorgerufen wird.
Die Wunde ist durch das nekrotisierende (absterbende) Gewebe gelb-braun bis blau-schwarz verfärbt. Wird keine frühzeitige Behandlung eingeleitet, kann sich das von der Nekrose betroffene Gebiet schnell auf weitere Bereiche ausdehnen. Zu schweren Komplikationen kann es kommen, wenn die Erreger des Gasbrandes in die Blutbahn gelangen und sich im gesamten Körper ausbreiten. Die Bakterien und die von ihnen produzierten Toxine können innerhalb kürzester Zeit zu einer Sepsis oder einem lebensbedrohlichen toxischen Schock führen.
Diagnose
Die Diagnose des Gasbrandes (Gasödem) wird anhand des Wundzustandes und einer mikroskopischen Untersuchung des Wundabstriches gestellt. Die grampositiven, stäbchenförmigen Clostridien-Bakterien sind unter dem Mikroskop gut sichtbar. Ist die Wunde stark angeschwollen, sehr schmerzempfindlich, der Wundbereich verfärbt und lässt sich das für den Gasbrand typische Knistern vernehmen, ist der Befund Gasbrand offensichtlich.
Zur zusätzlichen Abklärung kann eine radiologische Untersuchung erfolgen, um die Gasbildung beispielsweise in tief liegendem Weichteil- und Muskelgewebe nachzuweisen. Ist ein chirurgischer Eingriff notwendig, zum Beispiel bei Gasbrand im Uterus, kann man einen Gasbrand an einer blassen oder im Fall einer vorliegenden Nekrose an einer dunkel bis schwarz verfärbten Muskulatur erkennen, die nicht mehr kontrahiert und beim Einschneiden auch nicht mehr blutet.
Komplikationen
Ein Gasbrand stellt ein sehr gefährliches und schwerwiegendes Symptom dar, das auf jeden Fall von einem Arzt untersucht und behandelt werden muss. Im schlimmsten Falle kann es durch den Gasbrand auch zu einer Blutvergiftung und dabei auch eventuell zum Tode des Patienten kommen. Die Betroffenen leiden dabei in der Regel an starken Wundscherzen und auch an Schwellungen der betroffenen Körperstelle. Die Region ist dabei gefärbt und kann auch süßlich riechen. In vielen Fällen treten die schwerwiegenden Beschwerden erst einigen Stunden nach dem Gasbrand auf.
Die Stelle ist oft gerötet und schmerzt stark, wenn sie angedrückt wird. Im weiteren Verlauf führt der Gasbrand auch zu Fieber und weiterhin zur Blutvergiftung. Dabei können auch die Nieren geschädigt werden, sodass es zu einer Niereninsuffizienz kommen kann, die ebenso zum Tode führt. Die Betroffenen sind dann auf eine Dialyse oder auf eine Transplantation der Niere angewiesen.
Gasbrand wird durch verschiedene Therapien und operative Eingriffe behandelt. Komplikationen treten zwar nicht auf, allerdings muss die Behandlung sehr schnell erfolgen. Weiterhin kann der Betroffene auch Extremitäten verlieren, wenn die Behandlung nicht früh genug eingeleitet wird.
Behandlung und Therapie
Dabei ist ein örtlich begrenztes Areal betroffen, in dem die Muskulatur bereits verflüssigt und nekrotisiert ist. In diesen Fällen kommt häufig nur die Amputation der betroffenen Gliedmaßen in Betracht, um die Ausbreitung des Gasbrandes einzudämmen und das Leben des Patienten zu retten. Zusätzlich erfolgt eine Therapie mit Antibiotika (Penicillin oder Doxycyclin sowie Clindamycin), die die Gasbrand verursachenden Bakterien bekämpfen.
Empfohlen wird auch eine hyperbare Sauerstofftherapie (Sauerstoffüberdruckbeatmung), die zusätzlichen Sauerstoff in das Gewebe bringen soll, um die Bakterien an der Vermehrung zu hindern. Der positive Effekt einer solchen Sauerstofftherapie im Fall eines Gasbrandes wird jedoch kontrovers diskutiert.
Vorbeugung
Die Vorbeugung vor einem Gasbrand (Gasödem) besteht in der Entfernung von Fremdkörpern aus der Wunde, der anschließenden gründlichen Säuberung und Desinfizierung des gesamten Wundgebietes sowie einem sterilen Verband. Die Wundheilung muss regelmäßig kontrolliert werden, um die eventuelle Entstehung von Gasbrand rechtzeitig festzustellen. Bei schlecht zu reinigenden oder tiefen Wunden ist eine prophylaktische Antibiotika-Gabe sinnvoll.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Thomas, C. et al.: Atlas der Infektionskrankheiten. Schattauer Verlag, Stuttgart 2010
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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