Nekrose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. November 2018
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der aus der Medizin und Biologie stammende Begriff Nekrose beschreibt den unkoordinierten Zelltod. Nekrosen sind pathologisch und sie entstehen aufgrund schädigender Einflüsse auf einen Zellverband.

Inhaltsverzeichnis

Überblick

Entzündete Wunde: Abgestorbenes Zellgewebe (Nekrose) infolge einer Verbrennung.

Zu den häufigsten Ursachen zählen ein plötzlich auftretender Sauerstoffmangel in einem Organ wie beispielsweise bei einem Herzinfarkt, Erfrierungen, Verbrennungen, Verätzungen, mechanische Schäden, Radioaktivität, Infektionen und Bakteriengifte.

Nekrosen haben oftmals eine Entzündungsreaktion zur Folge. Je nach Art des Gewebes und Ausmaß des Schadens kann das abgestorbene Gewebe entweder gänzlich abheilen bzw. es bildet sich ein Hohlraum, eine bindegewebige Narbe oder das ausgetrocknete und abgestorbene Gewebe fällt ab.

Die Therapie richtet sich einerseits nach der Ursache, andererseits auf den Ort und die Ausdehnung der Nekrose. In einigen Fällen wird das abgestorbene Gewebe chirurgisch entfernt, um dem umliegenden Gewebe keinen Schaden zuzuführen. Antibiotika verhindern oder halten eine Blutvergiftung in Schach.

Nekrosetypen

Abhängig von der Ursache, der Ausbreitung und dem Ort des Zelltods werden in der Medizin verschiedene Nekrose-Formen unterschieden. In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten Typen des Zelluntergangs zusammengefasst.

Gerinnungs- oder Koagulationsnekrose

Eine Gerinnungs- oder Koagulationsnekrose wird durch die Unterversorgung eines Organs mit Blut hervorgerufen. Die beschädigten Zellen zerfallen. Es werden Zellbestandteile freigesetzt, welche zum Teil ins Blut gelangen und nachweisbar sind.

Bei einem Verdacht auf Herzinfarkt sammeln sich im Blut Eiweiße an. In den Nieren ebenso wie in der Leber und Milz können aufgrund der Zellschädigung Gerinnungsnekrosen auftreten.

Eine Koagulationsnekrose kann entstehen, wenn eine ätzende Substanz wie beispielsweise eine Lauge oder mit der Schleimhaut oder Haut in Kontakt kommt. Eine Sonderform der Koagulationsnekrose stellt die fibrillo-granulären Nekrose dar. Bei der fibrillo-granulären Nekrose führt eine Infektion mit schädlichen Mikroorganismen zum Zelltod. Das geschädigte Gewebe wird krümelig und weich und es weist in puncto Konsistenz Ähnlichkeit mit einem vertrockneten Frischkäse auf. Mediziner bezeichnen diese Sonderform folglich als käsige Nekrose.

Fibrinoide Nekrose

Bei diesem Nekrose-Typ gehen elastische Fasern oder Kollagenfasern beispielsweise in den Gefäßwänden zugrunde. Der Zelltod wird häufig von einer sogenannten Autoimmunreaktion hervorgerufen. Ein typisches Beispiel stellt eine Entzündung der Gefäße dar, bei welcher die Abwehrzellen das körpereigene Gewebe schädigen. Weitere Ursache der fibrinoide Nekrose können Darm- oder Magengeschwüre darstellen.

Erweichungs- oder Kolliquationsnekrose

Kolliquationsnekrosen werden auch als Erweichungsnekrosen bezeichnet. Betroffen sind Organe wie beispielsweise das Gehirn, welche einen geringen Anteil an Eiweiß, jedoch große Mengen an Fett enthalten.

Der von der Erweichungsnekrose betroffene Bereich wird verflüssigt sich und es bildet sich mitten im nicht geschädigten Gewebe eine Höhle aus. Die Höhle mit den Überresten der abgestorbenen Zellen und dem flüssigen Inhalt wird als Pseudozyste bezeichnet.

Die Bauchspeicheldrüse ist ebenso wie das Gehirn anfällig für eine Kolliquationsnekrose. Hervorgerufen wird die Erweichungsnekrose in der Bauchspeicheldrüse durch eine Pankreatitis, also eine schwere Entzündung.

Gangrän

Ein Gangrän stellt eine spezielle Variante der Nekrose dar. Es handelt sich hierbei um einen Gefäßverschluss an den Beinen, welcher aufgrund einer zu geringen Versorgung mit Blut entsteht. Die häufigsten Beispiele hierfür sind der diabetische Fuß und das Raucherbein.

Bei einem Gefäßverschluss an den Beinen entwickelt sich zuerst eine Gerinnungsnekrose, bei welcher sich das abgestorbene Gewebe im weiteren Krankheitsverlauf verflüssigt.

Je nach Grad der Verflüssigung wird zwischen einem feuchten und einem trockenen Gangrän unterschieden. Bei einem feuchten Gangrän ist das abgestorbene Gewebe sehr stark verflüssigt. Ein trockenes Gangrän weist einen leichten Grad der Verflüssigung auf.

Knochennekrose

Mediziner unterscheiden zwischen einer septischen und einer aseptischen Knochennekrose.

Liegt einer Knochennekrose eine Infektion zugrunde, so wird diese Krankheit als septische Knochennekrose bezeichnet.

Eine aseptischen Knochennekrosen entsteht, wenn der Knochen mit unzureichend Blut versorgt wird. Sobald sich im Knocheninneren ein Druck aufbaut, wirkt sich dieser auf den venösen Blutfluss störend auf. Ist der Abfluss des Blutes unzureichend, so kann sich im Knochen eine Thrombose entwickelt.

Weitere häufige Ursachen für aseptische Knochennekrosen stellen Verletzungen, Tumore und Röntgenstrahlen dar. Eine aseptische Knochennekrose kann auch durch unerwünschte Folgeerscheinungen einer Therapie einer angeborenen Hüftluxation entstehen.

Das sogenannte Cushing-Syndrom zählt zu den hormonellen Erkrankungen und kann eine aseptische Knochennekrose ebenso begünstigen wie die Behandlung mit Steroidhormonen.

Ein bekanntes Steroidhormon ist beispielsweise Cortison. Neben der Taucherkrankheit, die auch unter der Bezeichnung Caissonkrankheit bekannt ist, können auch bestimmte Speicherkrankheiten eine aseptische Knochennekrose auslösen.

Zu den häufigsten Formen der Knochennekrose zählt die im Kindes- und Jugendlichenalter auftretende Krankheit Morbus Perthes. Diese Erkrankung entwickelt sich Großteils zwischen dem vierten und zwölften Lebensjahr und sie tritt bei Burschen viermal häufiger auf als bei Mädchen.

Apoptose

Die Apoptose ist keine Unterform der Nekrose. Dieser Begriff bezeichnet eine weitere Form des Zelltods. Im Gegensatz zum unwillkürlichen Zelltod der Nekrose ist der Zelltod bei einer Apoptose gesteuert bzw. programmiert.

Bei diesem regulierenden Prozess sterben jene Zellen ab, die unerwünscht oder überschüssig sind. Zudem gehen Zellen zugrunde, welche geschädigt sind und ihre Funktion nicht mehr einwandfrei erfüllen können. Hierzu zählen beispielsweise Tumorzellen, Zellen, die mit einem Virus infiziert sind ebenso wie Abwehrzellen, welche eine Infektion überstanden haben.

Eine Apoptose weist gegenüber einer Nekrose den Vorteil auf, dass sich keine Entzündungsreaktion bildet. Im Gegensatz zur Nekrose bleibt die Zellmembran bei einer Apoptose intakt bzw. zerbricht die Zelle in so große Bruchstücke, dass die Zellmembran erhalten bleibt.

Apoptotische Zellen werden von speziellen Fresszellen entsorgt. Die Ursache einer Apoptose kann entweder ein körpereigenes Signal oder eine äußere Einwirkung darstellen.

Während eine Nekrose aufgrund des Todes eines Zellverbandes oder Gewebes entsteht, sind bei einer Apoptose nur einzelne Zellen betroffen. Die Ursache der Zellschädigung liegt im genetischen Programm der Zelle. In zahlreichen Fällen kommt es zum gleichzeitigen Auftreten einer Apoptose und Nekrose.

Quellen

  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Böcker, W. et al.: Pathologie. Urban & Fischer bei Elsevier, München 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. November 2018

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