Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss) handelt es sich um eine so genannte sezernierende Erkrankung der Brustdrüse. Es kommt bei derartigen Erkrankungen zum Ausfluss eines milchigen Sekrets aus der Mamille (Brustwarze). Dabei kann eine Galaktorrhoe sowohl ein- als auch beidseitig auftreten.
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Was ist Galaktorrhoe (krankhafter Brustmilchausfluss)?
Man spricht bei einer Galaktorrhoe (krankhaftem Brustmilchausfluss) immer von einer sezernierenden Erkrankung. Das bedeutet, dass es zu einer Absonderung von Flüssigkeit aus der Brustwarze kommt. Galaktorrhoe tritt als Erkrankung außerhalb der Stillzeit auf und äußert sich die Absonderung von Milch oder Sekret.
Diese Absonderung kann entweder spontan auftreten oder bei einem leichten Druck auf das Brustgewebe. Der Name Galaktorrhoe wird von den griechischen Wörtern für „Milch“ (galaktos) und „ich fließe“ (rheo) abgeleitet. Bei der Galaktorrhoe handelt es sich – anders als bei krankrafter Brustdrüsensekretion – um eine Absonderung von Milch.
Ursachen
Auch andere Tumoren an der Hirnbasis, die ein Hormon hemmen, dass zur Hemmung der Prolaktinproduktion dient, können Galaktorrhoe auslösen. Weitere Ursachen können Erkrankungen der Brustdrüse (z. B. Mastitis), ein Milchgangspapillom (gutartiger Tumor) sowie ein Mammakarzinom (frühes Brustkrebsstadium) sein. Zudem kommen auch bestimmte Medikamente wie Blutdruckmittel, diverse Psychopharmaka, die Antibabypille, Magen-Darm-Medikamente sowie Opiate oder gar Heroin als Ursache in Frage. Sowohl in Schwangerschaft als auch in Stillzeit ist der Ausfluss von Milch normal. Weitere, nicht als krankhaft geltende, Ursachen können körperliche Anstrengung, Stress oder auch Geschlechtsverkehr sein.
Wann zum Arzt?
Bei Galaktorrhoe muss nicht unbedingt ein Arzt konsultiert werden. Der krankhafte Brustmilchausfluss ist zwar unangenehm, ruft ansonsten aber keine Beschwerden hervor. Medizinischer Rat ist gefragt, wenn die Beschwerden über einen längeren Zeitraum anhalten. Sollte ungewöhnlich viel Milch austreten, muss dies ebenfalls abgeklärt werden. Selbiges gilt, wenn Begleitsymptome auftreten. Mitunter kommt es beispielsweise zu Zyklusstörungen oder einem schmerzhaften Spannungsgefühl in der Brust. Ob dies behandelt werden muss, hängt von den individuellen Beschwerden ab.
Frauen, die unter dem Milchausfluss leiden, sollten mit dem Frauenarzt sprechen. Eine medikamentöse Behandlung reduziert den Ausfluss und damit einhergehend auch die Beschwerden. Wenn die Brust entzündet ist, liegt womöglich eine Brustentzündung als Ursache vor. Diese muss in jedem Fall ärztlich abgeklärt und behandelt werden. Sollten Abszesse ursächlich für den Brustmilchausfluss sein, muss dies ebenfalls medizinisch behandelt werden. Frauen, die nach der Einnahme von Medikamenten unter einem ungewöhnlichen Milchausfluss leiden, sollten in Rücksprache mit dem Arzt die Medikation umstellen.
Symptome und Verlauf
Das typische Anzeichen für Galaktorrhoe (krankhaftem Brustmilchausfluss) ist der Ausfluss von milchigem, klarem oder auch bernsteinfarbenem Sekret aus der Brustwarze. In der Regel tritt diese Milch aus beiden Brüsten aus, selten nur aus einer. Die Menge ist unterschiedlich, von mehreren Millilitern bis wenige Tropfen pro Tag ist alles möglich. Weitere Symptome treten bei einer Galaktorrhoe nicht auf, selten berichten Patienten von einem Spannungsgefühl in der Brust.
In fast allen Fällen ist der Verlauf des krankhaften Brustmilchausflusses gut, auch die Prognose ist somit sehr gut. Oft können die Beschwerden einfach behandelt werden und verschwinden mit Therapieende. Die Milchsekretion kann mit bestimmten Medikamenten bereits gestoppt werden. Ist Brustkrebs die auslösende Ursache einer Galaktorrhoe, dann richten sich Verlauf sowie Prognose meist nach dem Stadium, in welchem die Krebserkrankung festgestellt wurde und außerdem, wie gut der Patient auf die entsprechende Behandlung reagiert.
Diagnose
Es ist sinnvoll, für die Diagnose „Galaktorrhoe“ (krankhaftem Brustmilchausfluss) einen Arzt aufzusuchen. Der Arzt wird sich zuerst nach den Beschwerden erkundigen und eine Anamnese aufstellen. Damit die Diagnose so sicher wie möglich gestellt werden kann, sind vor allem Farbe und Konsistenz des austretenden Sekrets von Bedeutung. Der Arzt wird sich außerdem nach dem Menstruationszyklus und der Einnahme von Medikamenten erkundigen.
In der weiteren Diagnosestellung erfolgt die Abtastung des Brustgewebes, bei der mögliche Veränderungen erfühlt werden können. Zusätzlich sollte eine Blutuntersuchung erfolgen, welche die Konzentration der Hormone Prolaktin, Östrogen und Gestagen bestimmt. Auch die Werte der Schilddrüse sowie andere Hormone, die sich auf die Milchbildung auswirken, sind relevant.
Um eine Galaktorrhoe diagnostizieren zu können, kommen oft auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall zum Einsatz. Mittels Galaktographie können so die Milchgänge kontrolliert werden. Dabei spritzt der Arzt mit einem dünnen Schlauch ein Kontrastmittel in den Milchgang und führt im Anschluss eine Mammographie durch. So ist erkennbar, ob die Milchgänge verschlossen oder aber geweitet sind. Um den Verdacht eines Prolaktinoms ausschließen bzw. bestätigen zu können, wird oft auch ein CT (Computertomographie) oder ein MRT (Magnetresonanztomographie) angeordnet.
Komplikationen
Zu den häufigsten Komplikationen einer Galaktorrhoe ist die Veränderung der Brust. Diese nimmt an Umfang zu und löst Spannungsgefühle oder Schmerzen aus. Es treten durch die optischen Veränderungen bei einigen Betroffenen emotionale Probleme auf. Scham, ein vermindertes Selbstwertgefühl und sozialer Rückzug sind die Folgen. Auslöser der Erkrankung ist eine Überproduktion von Prolactin. Dies kann zu Veränderungen und Störungen des Menstruationszyklus führen. Die Blutungen setzen aus, werden länger und intensiver oder Schmierblutungen treten vermehrt auf. Dies kann zu Komplikationen bei einer natürlichen Verhütung kommen.
Darüber hinaus ist die Wirksamkeit einer hormonellen Verhütungsmethode geschwächt oder nicht mehr gegeben. Sofern noch ein Eisprung stattfinden, ist das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft erhöht. In vielen Fällen findet kein Eisprung mehr statt, da die Konzentration des Hormons im Blut dem Organismus suggeriert, dass eine Schwangerschaft besteht.
Die Galaktorrhoe erhöht das Risiko einer Brustkrebs- oder Gebärmutterkrebserkrankung. Diese kann in einem fortgeschrittenen Stadium zum Tode führen, so dass eine frühzeitige Diagnose lebensrettend ist. Durch den krankhaften Brustmilchausfluss sinkt das allgemeine Wohlbefinden und Änderungen des Sexualverhaltens treten auf. Dies führt zu zwischenmenschlichen Konflikten und partnerschaftlichen Problemen. Stimmungsschwankungen treten auf und das Verhalten ist insgesamt verändert. Das Risiko einer psychischen Erkrankung steigt dadurch an.
Behandlung und Therapie
Liegt eine andere Grunderkrankung vor, die zur Entstehung der Galaktorrhoe führt, dann muss zuerst diese behandelt werden. Leidet der Patient also zum Beispiel an einer Brustentzündung, werden zuerst Entzündungshemmer oder Antibiotika verordnet.
Vorhandene Abszesse werden vom Arzt chirurgisch geöffnet, damit Eiter entfernt und die Entzündung bekämpft werden kann. Eine Galaktorrhoe, die aufgrund der Einnahme von Medikamenten entstanden ist, verschwindet bei Absetzen dieser Medikamente wieder. Wichtig ist hier jedoch, dass – wenn die Medikamente notwendig sind – vom Arzt eine Beratung zu Alternativen erfolgt.
Vorbeugung
Eine gezielte Vorbeugung ist bei einer Galaktorrhoe (krankhaftem Brustmilchausfluss) nicht möglich. Das liegt daran, dass der krankhafte Brustmilchausfluss so vielfältige Ursachen haben kann, dass zu keinen allgemeinen vorbeugenden Maßnahmen geraten werden kann.
Quellen
- Kuhl, H.: Sexualhormone und Psyche: Grundlagen, Symptomatik, Erkrankungen, Therapie,1. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2002
- Weyerstahl, T., Stauber, M. (Hrsg.): Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
- Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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