Enzian

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Enzian zählt zu den bekanntesten Heilpflanzen. Seine Bitterstoffe eignen sich gut zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden. Der Enzian (Gentiana) bildet eine Pflanzengattung und gehört der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae) an.

Inhaltsverzeichnis

Definition und Vorkommen

Enzian wird als Heilpflanze u.a. bei Magen-Darm-Erkrankungen und Verdauungsbeschwerden eingesetzt.

Weltweit gibt es etwa 300 bis 400 unterschiedliche Enzianarten. Während einige Sorten zur Herstellung von Schnaps Verwendung finden, werden andere als pflanzliches Heilmittel genutzt. Manche Arten dienen auch als Zierpflanzen wie der bekannte Blaue Enzian. Als besonders heilkräftig gilt der Gelbe Enzian (Gentiana lutea).

Der Gelbe Enzian zählt zu den mehrjährigen Pflanzen. Dabei kann er ein Alter von bis zu 60 Jahren erreichen. Sein Wachstum verläuft jedoch deutlich langsamer als bei anderen Pflanzen. So findet seine Blüte meist erst nach 10 Jahren statt. Die umfangreiche Wurzel des Enzians erzielt eine Länge von maximal einem Meter. Einige Exemplare sind bis zu vier Kilogramm schwer. Die Wurzeln haben im Inneren eine gelbe Färbung, während sie auf der Außenseite braun sind. Im Frühjahr gehen aus der Wurzel große ovale Blätter hervor.

Während die Blätter gekreuzt in Etagen wachsen, erstreckt sich der Stängel der Pflanze in die Höhe. Seine Blütezeit hat der Gelbe Enzian von Juni bis August. Dabei zeigen sich über den Blätteretagen gelbe Blüten, die die Form eines Rads aufweisen. Aus ihnen gehen umfangreiche Schoten hervor, die über kleine Samen verfügen. Der Gelbe Enzian ist in den Gebirgen von Mittel- und Südeuropa zu finden. Dabei gedeiht er am liebsten auf Wiesen und Weiden sowie in grasreichen Mischwäldern. Am häufigsten ist die Heilpflanze auf einer Höhe zwischen 1300 und 1900 Metern anzutreffen. Der Enzian lässt sich auch gut in Gärten anbauen.

Inhaltsstoffe, Wirkung und Dosierung

Zu therapeutischen Zwecken werden die unterirdischen Anteile des Gelben Enzians genutzt. Die Wurzeln und der Wurzelstock verfügen über 2 bis 3 Prozent Bitterstoffe wie Amarogentin und Gentiopikrosid. Weitere bedeutende Inhaltsstoffe sind Disaccharide (bittere Zweifachzucker) sowie ätherische Öle. Sie haben die Eigenschaft, Gallenfluss, Magensaft, Speichelfluss und Geschmacksknospen zu stimulieren, wodurch die Enzianwurzel als Heilpflanze Anerkennung findet. So wirkt sie gegen Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit. Ferner wird auch das Abwehrsystem des Magen-Darm-Traktes vom Gentiopikrosid angeregt, wodurch sich in diesem Bereich Entzündungen abmildern lassen.

Zur Anwendung des Gelben Enzians empfiehlt sich seine Einnahme als Tee. Dabei können die getrockneten Wurzelstöcke als Aufguss verwendet werden. Zur Zubereitung übergießt der Anwender einen halben Teelöffel mit der Enzianwurzel mit einer Tasse heißem, abgekochtem Wasser. Die Ziehdauer beträgt 5 bis 10 Minuten. Der Enziantee lässt sich aber auch als Kaltauszug zubereiten. Dazu wird ein halber Teelöffel der Enzianwurzel mit Kaltwasser übergossen. Nach einer Ziehzeit von 7 bis 8 Stunden erfolgt das Abseihen des Tees, der dann langsam erwärmt wird.

Eine weitere Darreichungsmöglichkeit des Enzians stellt die Tinktur dar. Zu diesem Zweck schneidet der Anwender die Enzianwurzeln klein. Anschließend übergießt er sie mit Weingeist oder Doppelkorn. In einem geschlossenen Glas verbleibt diese Mischung dann 2 bis 6 Wochen lang, bevor sie sich abseihen lässt. Die empfohlene Dosis der Enzian-Tinktur beträgt drei Mal 10 bis 20 Tropfen pro Tag.

Darüber hinaus kann der Enzian auch in Form von Dragees oder Kapseln in der Apotheke bezogen werden. Wichtig ist, ausschließlich den getrockneten Wurzelstock des Enzians therapeutisch zu verwenden. So hat die Einnahme von frischen Wurzelanteilen oft rauschartige Zustände und erhebliche Übelkeit zur Folge.

Wogegen hilft Enzian?

Bedeutung für die Gesundheit

Der Enzian kommt schon seit der Antike als Heilmittel zur Anwendung. Ihren Namen verdankt die Pflanze dem illyrischen König Gentis. Dieser zählte zu den antiken Heilkundlern und verwendete das Heilkraut gegen die Pest. Auch Hildegard von Bingen und Johann Wolfgang von Goethe wussten die heilenden und präventiven Effekte des Gelben Enzians zu schätzen. Mithilfe ihrer Bitterstoffe regt die Pflanze die Bildung der Magensäfte an.

Außerdem steigert sie den menschlichen Appetit und lindert Sodbrennen. Des Weiteren verfügt der Enzian über eine leicht abführende Wirkung, wodurch er sich zur Behandlung von Verstopfung eignet. Die Volksmedizin setzt den Enzian auch ein, um Muskelschlaffheit, Achylie (Magen- oder Pankreassaftmangel) sowie ein Übermaß an Luft im Magen-Darm-Trakt zu behandeln. Als sinnvoll gilt die Anwendung des Gelben Enzians zudem nach einer Chemotherapie oder Strahlentherapie bei Krebserkrankungen.

Diese Behandlungen rufen im Magen-Darm-Bereich oft Appetitlosigkeit, Brechreiz und Probleme bei der Geschmackswahrnehmung hervor. Durch den Enzian lassen sich die unangenehmen Nebenwirkungen meist lindern.

Des Weiteren dient der Gelbe Enzian in der Volksmedizin als vorbeugendes Mittel gegen Erkältungskrankheiten. Außerdem wird die weibliche Menstruation gefördert. Weitere Anwendungsgebiete des Enzians sind Fieber, Blutarmut, kalte Hände und Füße, Rheuma, Schwindelgefühle sowie die Rekonvaleszenz.


Quellen

  • Hans Konrad Biesalski, Matthias Pirlich, Stephan C. Bischoff, Arved Weimann: Ernährungsmedizin. Thieme, 5. Auflage 2017.
  • Bühring, U.: Praxis-Lehrbuch Heilpflanzenkunde. Thieme, 4., überarbeitete Auflage 2014
  • Vukovic, L.: 1001 natürliche Hausmittel: für Haus und Garten, Gesundheit und Körperpflege. Dorling Kindersley Deutschland GmbH, 2017.
  • Hademar (u.a.) Bankhofer: Das große Buch der Hausmittel. München, 2003.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der naturwissenschaftlichen Fachliteratur und fundierter empirischer Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dipl.-Biol. Elke Löbel
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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