Geschmacksknospen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Geschmacksknospen werden zwiebelförmige Gewebestrukturen innerhalb der Mundschleimhaut bezeichnet. In den Knospen befinden sich die Geschmackssinneszellen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

In den Geschmacksknospen befinden sich viele Sinneszellen, die Informationen über die Nahrung an das ZNS weiterleiten.

Die Geschmacksknospen weisen die Form von Zwiebelchen auf. Jeder Mensch verfügt auf seiner Zunge zwischen 2000 und 4000 Knospen. In diesen sind zahlreiche Sinneszellen vorhanden, die sich aneinanderreihen. So gibt es in jeder Knospe ca. 50 bis 100 Geschmackssinneszellen.

Durch winzig kleine Geschmacksstifte kommen sie mit der Nahrung in Kontakt und geben ihre Geschmacksinformationen via Nervenfasern weiter an das zentrale Nervensystem (ZNS). Während rund 75 Prozent aller Geschmacksknospen in die Schleimhaut der Zunge eingebettet sind, befindet sich der Rest im Oberteil der Speiseröhre, im Nasenrachen, auf dem Gaumensegel sowie im Kehlkopf.

Anatomie

Die Geschmacksknospen liegen innerhalb eines Epithelverbands in der Mundschleimhaut. Sie erreichen einen Durchmesser von 20 bis 40 µm. Ihre Länge beträgt 40 bis 60 µm. Die Organe haben die Form eines Bechers, in dem sich die stabförmigen Sinneszellen befinden. Diese sind zwischen Stützzellen integriert. Auf der Basis gibt es Stammzellen, die über die Fähigkeit verfügen, sich zu teilen. Durch sie findet alle 10 bis 14 Tage eine Erneuerung der Sinneszellen statt.

Auf der Geschmackspore (Porus gustatorius) befinden sich die Mikrovilli. Dabei handelt es sich um kurze Sinnesstiftchen, an deren Ende eine Verbindung zur jeweiligen Geschmackssinneszelle besteht. Die Geschmacksrezeptoren sind an der Membranoberfläche untergebracht. Erregt werden die Rezeptoren durch die Konsistenz der jeweiligen Speise.

Die Sinneszellen in der Geschmacksknospe erhalten durch afferente Nervenfasern eine Verbindung mit dem Zentralnervensystem. Aus den Basalzellen an der Basis der Geschmacksknospe gehen neue Geschmackssinneszellen hervor, deren Lebensdauer jedoch begrenzt ist. Dadurch kommt es zu einem ständigen Austausch.

Eingeteilt werden die Geschmackssinneszellen in die Zelltypen I, II, III und IV. Ihre Unterscheidung erfolgt nach immunhistochemischen und morphologischen Kriterien. Welche Funktionen die Zelltypen ausüben, ließ sich bislang noch nicht klären.

Funktion

Die Geschmacksknospen haben die Aufgabe, die Nahrung gemeinsam mit dem Geruchssinn zu kontrollieren. Dabei überprüfen sie, ob ein Lebensmittel genießbar bzw. ungenießbar oder sogar gefährlich ist. Dabei besteht teilweise eine genetische Vorprogrammierung. Die entscheidende Rolle spielen jedoch die bislang gemachten Erfahrungen des Menschen. Diese speichert das Geschmacks- und Geruchsgedächtnis ab.

Des Weiteren übernehmen die Geschmacksknospen die Funktion, die Nahrung auf Zucker zu überprüfen. So benötigt der Körper Zucker, um Energie zu erhalten. Nimmt er jedoch zu viel davon auf, hat dies negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Aus diesem Grund melden die Geschmacksknospen dem Organismus ein Übermaß an Zucker durch verschiedene physiologische Abläufe.

Eine rasche Verarbeitung des Zuckers findet in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) durch die Herstellung von Insulin statt. Täuschen sich die Geschmacksknospen jedoch bei ihrer Süßmeldung, weil sie Süßstoff erhielten, hat dies Auswirkungen auf den Stoffwechsel.

Wie funktioniert der Geschmackssinn?

Der Geschmackssinn ist ein komplexer und faszinierender Prozess, der es uns ermöglicht, verschiedene Geschmacksrichtungen wahrzunehmen und zu genießen. Er spielt eine zentrale Rolle in unserem Essverhalten und beeinflusst unsere Ernährung sowie unsere Vorlieben und Abneigungen.

Die Geschmacksrezeptoren

Der Geschmackssinn beginnt auf der Zunge, die mit Tausenden von kleinen Geschmacksknospen bedeckt ist. Jede Geschmacksknospe enthält zwischen 50 und 100 spezialisierte Zellen, die als Geschmacksrezeptoren fungieren. Diese Rezeptoren reagieren auf chemische Substanzen in der Nahrung, die in den Mund gelangen. Es gibt fünf grundlegende Geschmacksrichtungen, die diese Rezeptoren erkennen: süß, sauer, salzig, bitter und umami (ein herzhafter, fleischiger Geschmack).

Die Signalübertragung

Wenn Lebensmittel in den Mund gelangen, lösen die chemischen Verbindungen in der Nahrung eine Reaktion in den Geschmacksknospen aus. Diese Rezeptoren wandeln die chemischen Reize in elektrische Signale um. Diese Signale werden dann über Nervenbahnen, hauptsächlich den Nervus facialis und den Nervus glossopharyngeus, an das Gehirn weitergeleitet.

Die Rolle des Gehirns

Im Gehirn gelangen die Signale in den Gustatorischen Cortex, einen Teil des Gehirns, der für die Verarbeitung von Geschmacksinformationen zuständig ist. Hier werden die verschiedenen Geschmackseindrücke interpretiert und zu einem Gesamteindruck kombiniert. Dieser Prozess ermöglicht es uns, die feinen Unterschiede in Aromen und Texturen wahrzunehmen, die das Geschmackserlebnis ausmachen.

Einfluss von Geruch und Textur

Der Geschmackssinn arbeitet eng mit dem Geruchssinn zusammen, um ein vollständiges Geschmackserlebnis zu erzeugen. Ein großer Teil dessen, was wir als Geschmack wahrnehmen, ist eigentlich der Geruch von Lebensmitteln, der durch die Nase oder den hinteren Teil des Rachens in die Riechschleimhaut gelangt. Auch die Textur und Temperatur der Nahrung tragen zur Geschmackswahrnehmung bei und beeinflussen, wie wir den Geschmack eines Lebensmittels empfinden.

Der Geschmackssinn ist ein fein abgestimmtes System, das es uns ermöglicht, eine Vielzahl von Geschmacksrichtungen zu erkennen und zu genießen. Durch das Zusammenspiel von Geschmacksknospen, Nervenbahnen und Gehirn wird der Geschmack zu einem zentralen Aspekt unseres täglichen Lebens, der unsere Essgewohnheiten und Vorlieben nachhaltig beeinflusst.

Die 5 grundlegenden Geschmacksrichtungen

Der menschliche Geschmackssinn kann fünf grundlegende Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, salzig, bitter und umami. Jede dieser Geschmacksrichtungen erfüllt spezifische Funktionen und trägt zur Gesamtheit unseres Geschmackserlebnisses bei.

1. Süß

Der süße Geschmack wird durch Zucker und andere süß schmeckende Substanzen wie Fruktose oder Glukose ausgelöst. Evolutionär betrachtet signalisiert der süße Geschmack eine Energiequelle, da Zucker eine schnelle Energiequelle für den Körper darstellt. Deshalb neigen Menschen dazu, süße Lebensmittel zu bevorzugen. Der süße Geschmack wird meist an der Zungenspitze besonders stark wahrgenommen.

2. Sauer

Sauer ist der Geschmack von Säuren, wie sie in Zitronen, Essig oder unreifen Früchten vorkommen. Diese Geschmacksrichtung hilft uns, verdorbene oder unreife Lebensmittel zu erkennen, da ein saurer Geschmack oft auf eine hohe Konzentration von organischen Säuren hinweist. Der Säuregehalt beeinflusst auch die Frische und den Reifegrad von Lebensmitteln und kann Speisen eine angenehme Frische verleihen.

3. Salzig

Salziges wird durch das Vorhandensein von Natriumionen, insbesondere in Natriumchlorid (Kochsalz), ausgelöst. Salz ist ein lebensnotwendiger Nährstoff für den Körper, da es eine Schlüsselrolle bei der Regulierung des Wasserhaushalts und der Nervenfunktion spielt. Der salzige Geschmack fördert den Appetit und verbessert die Wahrnehmung anderer Geschmacksrichtungen. Besonders in herzhaften Gerichten ist Salz unverzichtbar.

4. Bitter

Bitter ist die Geschmacksrichtung, die am stärksten mit einer Warnfunktion assoziiert wird. Viele bittere Substanzen sind potenziell giftig, und der bittere Geschmack hilft uns, solche Stoffe zu erkennen und zu vermeiden. Bitterstoffe sind jedoch auch in vielen gesunden Lebensmitteln wie dunkelgrünem Gemüse, Kaffee und einigen Gewürzen enthalten. Interessanterweise entwickelt sich bei vielen Menschen im Laufe des Lebens eine Vorliebe für bittere Aromen.

5. Umami

Umami, oft als „herzhaft“ oder „fleischig“ beschrieben, ist die Geschmacksrichtung, die durch die Aminosäure Glutamat ausgelöst wird. Umami wird in proteinreichen Lebensmitteln wie Fleisch, Käse, Tomaten und fermentierten Produkten wie Sojasauce wahrgenommen. Es verstärkt den Gesamteindruck von Speisen und trägt zu einem vollen, runden Geschmackserlebnis bei. Umami wurde erst relativ spät als eigenständige Geschmacksrichtung anerkannt, ist aber inzwischen weltweit als wichtiger Bestandteil der Geschmackswahrnehmung akzeptiert.

Die fünf grundlegenden Geschmacksrichtungen – süß, sauer, salzig, bitter und umami – arbeiten zusammen, um unser Geschmackserlebnis zu gestalten. Sie helfen uns, die Nährstoffzusammensetzung von Lebensmitteln zu erkennen und vor potenziellen Gefahren zu warnen. Jeder dieser Geschmäcker hat seine eigene Rolle in der menschlichen Ernährung und trägt dazu bei, dass wir eine breite Palette von Aromen und Lebensmitteln genießen können.

Erkrankungen

  • Zungenschleimhautentzündung
  • Dysgeusie
  • Ageusie
  • Kakogeusie

An den Geschmacksknospen kann es zu Störungen und Beschwerden kommen. So sind durch Beeinträchtigungen des Nervensystems oder durch eine Zungenschleimhautentzündung krankhafte Veränderungen der Knospen möglich. Infolgedessen leiten die Geschmacksknospen ihre gemeldeten Wahrnehmungen nicht richtig weiter oder werden nicht korrekt verarbeitet.

Mediziner nennen Störungen des Geschmackssinns Dysgeusie. Dabei wird zwischen einer quantitativen sowie einer qualitativen Dysgeusie unterschieden. Kommt es zu einem kompletten Verlust des Geschmackssinns, ist von einer Ageusie die Rede.

Eine Form der Dysgeusie stellt die Kakogeusie dar. Dabei empfinden die Betroffenen sämtliche Geschmacksempfindungen als unangenehm. Im Falle einer quantitativen Dysgeusie wird zumeist auch das Geruchsempfinden in Mitleidenschaft gezogen.

Nicht selten kommt es zu vorübergehenden Beeinträchtigungen des Geschmackssinns aufgrund einer Erkältung oder einer Mundschleimhautentzündung. Mitunter entsteht eine Dysgeusie durch schwere Erkrankungen wie Tumore oder den übermäßigen Konsum von Alkohol bzw. Drogen.

Dysgeusie: Eine Störung des Geschmackssinns

Dysgeusie bezeichnet eine Störung des Geschmackssinns, bei der betroffene Personen eine veränderte oder unangenehme Geschmackswahrnehmung erleben. Anstatt Speisen und Getränke wie gewohnt zu schmecken, nehmen Menschen mit Dysgeusie häufig metallische, bitter-salzige oder unangenehm süße Geschmacksnoten wahr, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können.

Ursachen von Dysgeusie

Die Ursachen von Dysgeusie sind vielfältig. Häufig tritt diese Geschmacksstörung als Nebenwirkung von Medikamenten auf, wie zum Beispiel bei der Einnahme von Antibiotika, Chemotherapeutika oder Medikamenten zur Behandlung von Bluthochdruck. Auch Erkrankungen wie Infektionen der oberen Atemwege, Zahn- oder Zahnfleischerkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen oder neurologische Störungen können Dysgeusie verursachen. Darüber hinaus kann eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns im Zusammenhang mit Vitaminmangelzuständen, insbesondere Zinkmangel, stehen. In jüngster Zeit wurde auch festgestellt, dass COVID-19-Infektionen häufig mit einer vorübergehenden oder dauerhaften Dysgeusie einhergehen.

Symptome und Auswirkungen

Die Symptome der Dysgeusie variieren je nach Ursache und Schweregrad. Manche Betroffene nehmen einen permanenten metallischen oder bitteren Geschmack wahr, während andere nur bei bestimmten Lebensmitteln oder Getränken eine Geschmacksveränderung bemerken. Diese veränderte Wahrnehmung kann dazu führen, dass Betroffene das Essen und Trinken als unangenehm empfinden, was in einigen Fällen zu Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust führen kann. Darüber hinaus kann Dysgeusie das soziale Leben beeinflussen, da gemeinsame Mahlzeiten weniger Freude bereiten und Betroffene sich eventuell zurückziehen.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose von Dysgeusie beginnt in der Regel mit einer gründlichen Anamnese und einer Untersuchung durch einen Arzt oder Zahnarzt. Bluttests können durchgeführt werden, um mögliche Nährstoffmängel oder andere zugrunde liegende Erkrankungen zu identifizieren. In einigen Fällen können spezialisierte Tests zur Geschmackswahrnehmung notwendig sein.

Die Behandlung von Dysgeusie hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. Wenn Medikamente die Ursache sind, kann ein Wechsel der Medikation in Erwägung gezogen werden. Bei Nährstoffmängeln, insbesondere Zinkmangel, kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln helfen. Bei infektiösen oder entzündlichen Ursachen kann eine entsprechende Behandlung zur Linderung der Symptome führen. Manchmal ist die Dysgeusie jedoch nur vorübergehend und bildet sich nach der Behandlung der zugrunde liegenden Erkrankung von selbst zurück.

Zusammenfassung

Dysgeusie ist eine störende, aber oft behandelbare Erkrankung des Geschmackssinns, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen kann. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um die zugrunde liegenden Ursachen zu identifizieren und die Geschmackswahrnehmung wiederherzustellen. Wenn Sie anhaltende Veränderungen des Geschmackssinns bemerken, ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache abzuklären und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 21. August 2024

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