Geschmacksknospen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Geschmacksknospen werden zwiebelförmige Gewebestrukturen innerhalb der Mundschleimhaut bezeichnet. In den Knospen befinden sich die Geschmackssinneszellen.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Die Geschmacksknospen weisen die Form von Zwiebelchen auf. Jeder Mensch verfügt auf seiner Zunge zwischen 2000 und 4000 Knospen. In diesen sind zahlreiche Sinneszellen vorhanden, die sich aneinanderreihen. So gibt es in jeder Knospe ca. 50 bis 100 Geschmackssinneszellen.

Durch winzig kleine Geschmacksstifte kommen sie mit der Nahrung in Kontakt und geben ihre Geschmacksinformationen via Nervenfasern weiter an das zentrale Nervensystem (ZNS). Während rund 75 Prozent aller Geschmacksknospen in die Schleimhaut der Zunge eingebettet sind, befindet sich der Rest im Oberteil der Speiseröhre, im Nasenrachen, auf dem Gaumensegel sowie im Kehlkopf.

In den Geschmacksknospen befinden sich viele Sinneszellen, die Informationen über die Nahrung an das ZNS weiterleiten.

Anatomie

Die Geschmacksknospen liegen innerhalb eines Epithelverbands in der Mundschleimhaut. Sie erreichen einen Durchmesser von 20 bis 40 µm. Ihre Länge beträgt 40 bis 60 µm. Die Organe haben die Form eines Bechers, in dem sich die stabförmigen Sinneszellen befinden. Diese sind zwischen Stützzellen integriert. Auf der Basis gibt es Stammzellen, die über die Fähigkeit verfügen, sich zu teilen. Durch sie findet alle 10 bis 14 Tage eine Erneuerung der Sinneszellen statt.

Auf der Geschmackspore (Porus gustatorius) befinden sich die Mikrovilli. Dabei handelt es sich um kurze Sinnesstiftchen, an deren Ende eine Verbindung zur jeweiligen Geschmackssinneszelle besteht. Die Geschmacksrezeptoren sind an der Membranoberfläche untergebracht. Erregt werden die Rezeptoren durch die Konsistenz der jeweiligen Speise.

Die Sinneszellen in der Geschmacksknospe erhalten durch afferente Nervenfasern eine Verbindung mit dem Zentralnervensystem. Aus den Basalzellen an der Basis der Geschmacksknospe gehen neue Geschmackssinneszellen hervor, deren Lebensdauer jedoch begrenzt ist. Dadurch kommt es zu einem ständigen Austausch.

Eingeteilt werden die Geschmackssinneszellen in die Zelltypen I, II, III und IV. Ihre Unterscheidung erfolgt nach immunhistochemischen und morphologischen Kriterien. Welche Funktionen die Zelltypen ausüben, ließ sich bislang noch nicht klären.

Funktion

Die Geschmacksknospen haben die Aufgabe, die Nahrung gemeinsam mit dem Geruchssinn zu kontrollieren. Dabei überprüfen sie, ob ein Lebensmittel genießbar bzw. ungenießbar oder sogar gefährlich ist. Dabei besteht teilweise eine genetische Vorprogrammierung. Die entscheidende Rolle spielen jedoch die bislang gemachten Erfahrungen des Menschen. Diese speichert das Geschmacks- und Geruchsgedächtnis ab.

Des Weiteren übernehmen die Geschmacksknospen die Funktion, die Nahrung auf Zucker zu überprüfen. So benötigt der Körper Zucker, um Energie zu erhalten. Nimmt er jedoch zu viel davon auf, hat dies negative Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel. Aus diesem Grund melden die Geschmacksknospen dem Organismus ein Übermaß an Zucker durch verschiedene physiologische Abläufe.

Eine rasche Verarbeitung des Zuckers findet in der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) durch die Herstellung von Insulin statt. Täuschen sich die Geschmacksknospen jedoch bei ihrer Süßmeldung, weil sie Süßstoff erhielten, hat dies Auswirkungen auf den Stoffwechsel.


Erkrankungen

  • Zungenschleimhautentzündung
  • Dysgeusie
  • Ageusie
  • Kakogeusie

An den Geschmacksknospen kann es zu Störungen und Beschwerden kommen. So sind durch Beeinträchtigungen des Nervensystems oder durch eine Zungenschleimhautentzündung krankhafte Veränderungen der Knospen möglich. Infolgedessen leiten die Geschmacksknospen ihre gemeldeten Wahrnehmungen nicht richtig weiter oder werden nicht korrekt verarbeitet.

Mediziner nennen Störungen des Geschmackssinns Dysgeusie. Dabei wird zwischen einer quantitativen sowie einer qualitativen Dysgeusie unterschieden. Kommt es zu einem kompletten Verlust des Geschmackssinns, ist von einer Ageusie die Rede.

Eine Form der Dysgeusie stellt die Kakogeusie dar. Dabei empfinden die Betroffenen sämtliche Geschmacksempfindungen als unangenehm. Im Falle einer quantitativen Dysgeusie wird zumeist auch das Geruchsempfinden in Mitleidenschaft gezogen.

Nicht selten kommt es zu vorübergehenden Beeinträchtigungen des Geschmackssinns aufgrund einer Erkältung oder einer Mundschleimhautentzündung. Mitunter entsteht eine Dysgeusie durch schwere Erkrankungen wie Tumore oder den übermäßigen Konsum von Alkohol bzw. Drogen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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