Damm (Perineum)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 29. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Damm (medizinisch: Perineum) ist jener Bereich, der die Geschlechtsteile vom Anus trennt. Vorwiegend besteht dieser Abschnitt aus Muskeln, die von einer hochsensiblen Haut umgeben werden. Aus diesem Grund wird das Perineum auch als sehr erogene Zone beschrieben.
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Überblick: Was ist der Damm (Perineum)?
Der Damm, medizinisch als Perineum bezeichnet, ist der Bereich des Körpers, der sich zwischen dem Anus und den äußeren Geschlechtsorganen befindet. Bei Frauen liegt der Damm zwischen dem Anus und der Vaginalöffnung, bei Männern zwischen Anus und Hodensack. Das Perineum besteht aus Haut, Bindegewebe und Muskeln, die zusammen die sogenannte Beckenbodenmuskulatur bilden. Diese Muskelschicht spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Beckenorgane, der Kontinenz sowie der sexuellen Funktion.
Die Beckenbodenmuskulatur, die das Perineum einschließt, ist essentiell für die Kontrolle über die Blase und den Darm. Schwäche oder Schädigung dieses Bereichs kann zu Inkontinenzproblemen führen. Besonders bei Frauen kann der Damm während der Geburt stark beansprucht werden, was in einigen Fällen zu einem Dammriss oder einem notwendigen Dammschnitt (Episiotomie) führt, um die Geburt zu erleichtern.
Zur Vorbeugung von Dammverletzungen oder zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur werden häufig spezielle Übungen, wie das sogenannte Kegel-Training, empfohlen. Eine gut trainierte Beckenbodenmuskulatur trägt nicht nur zur körperlichen Gesundheit bei, sondern verbessert auch das allgemeine Wohlbefinden und kann die sexuelle Funktion positiv beeinflussen.
Definition
Jener Bereich, der die Geschlechtsteile vom After trennt, ist das Perineum bzw. der Damm. Bei Frauen reicht der Damm von den großen Schamlippen bis zum After; bei Männern vom Hodensack bis zum After.
Mediziner sprechen auch immer wieder von einer anogenitalen Distanz; das ist jene Maßeinheit, die zwischen dem After und der Peniswurzel bzw. der Vagina besteht. Auf Grund der Tatsache, dass die Muskeln von einer sehr sensiblen Haut überzogen werden, gilt das Perineum auch als sehr starke erogene Zone, welche im Rahmen des Geschlechtsverkehrs etwa massiert bzw. oral stimuliert oder auch gestreichelt werden kann.
Anatomie
Das Perineum besteht größtenteils aus Muskeln, welche in zwei Bereiche kategorisiert werden. So gibt es die Muskeln der Analregion und die Muskeln der urogenitalen Region. Die Haut, welche die gesamten Muskeln umgibt, ist mit unzähligen Schamnerv-Ästen durchzogen. Aus diesem Grund ist jener Bereich auch eine äußerst intensive erogene Zone. Der Damm wird über die innere Beckenarterie versorgt.
Funktion
Die hauptsächliche Funktion des Damms besteht darin, dass er den Afterbereich von dem Genitalbereich trennt. Somit kann etwa das Eindringen von Bakterien (vom Darm in die Scheide) größtenteils verhindert werden. Des Weiteren verlaufen drei Schichten der Beckenbodenmuskulatur im Damm zusammen, die nicht nur den Körper stabilisieren, sondern gleichzeitig die Kontinenz sichern.
Jene Muskulatur wirkt etwa beim Hüpfen, Niesen, Lachen, Husten sowie auch bei körperlicher Anstrengung. Die Dammhaut selbst ist elastisch. So kann sie sich nicht nur an die Penisgröße anpassen, sondern auch an den Stuhlgang. Massagen oder eine Druckausübung können erregend wirken.
Erkrankungen
Im Rahmen des Geburtsvorganges kann der Damm verletzt werden. Der Geburtsvorgang verursacht einen enormen Druck auf den Damm; vor allem beim Kopf oder den Schultern ist es möglich, dass der Damm einreißt. Liegt eine Verletzung vor, kategorisiert diese der Arzt in Schweregraden.
- Grad 1: Der Einriss besteht im hinteren Bereich der Vaginalhaut.
- Grad 2: Das Gewebe, welches direkt am Damm befindlich ist, ist eingerissen.
- Grad 3: Der Schließmuskel hat eine Verletzung erlitten.
- Grad 4: Der Schließmuskel sowie der After sind durch den Geburtsvorgang verletzt werden.
Der Damm selbst ist jedoch relativ "robust"; Entzündungen oder etwaige Blutungen kommen selten bis gar nicht vor. Auch andere Verletzungen, die nicht im Rahmen des Geburtsvorganges auftreten, treten relativ selten bis gar nicht auf. Das liegt wohl auch an der Lokalisation des Damms. Im Rahmen der Geburt kann auch ein Dammschnitt - die sogenannte Episiotomie - vorgenommen werden.
Bemerkt der Mediziner, dass sich der Damm nicht weit genug dehnt, kann ein vorbeugender Schnitt erfolgen, sodass das Kind mit genügend Sauerstoff versorgt werden kann bzw. keine Gefahr besteht, dass das Kind eine Geburtsbehinderung - auf Grund Sauerstoffmangels – erleidet.
Der Heilungsprozess ist langwierig bzw. schmerzhaft. Mitunter klagen die Betroffenen über Einschränkungen beim Urinieren oder während dem Stuhlgang, haben Probleme beim Sitzen bzw. immer wieder starke Schmerzen. In der Regel muss die Patientin sechs Wochen Geduld haben; erst dann haben sich die Fäden aufgelöst bzw. kann von einer vollständigen Heilung gesprochen werden.
Besteht ein Vulvakarzinom, kann im Rahmen des Befalls auch der Damm betroffen sein. Gerötete Stellen, starker Juckreiz oder Schmerzen, die während dem Urinieren, dem Stuhlgang oder Geschlechtsverkehr auftreten, können die ersten Anzeichen eines derartigen Karzinoms sein.
Verletzungen des Perineums (Dammverletzungen)
Dammverletzungen sind Risse oder Einrisse im Gewebe des Damms, der Region zwischen der Vagina und dem Anus bei Frauen. Diese Verletzungen treten häufig während der vaginalen Geburt auf, wenn das Gewebe übermäßig gedehnt wird. Dammverletzungen können in verschiedenen Schweregraden auftreten, die von kleinen oberflächlichen Rissen bis zu schweren, tiefen Einrissen reichen, die Muskeln und andere Gewebe betreffen.
Ursachen
Die häufigste Ursache für Dammverletzungen ist die vaginale Geburt. Folgende Faktoren können das Risiko erhöhen:
- Erstgebärende: Frauen, die zum ersten Mal gebären, haben ein höheres Risiko für Dammrisse, da das Gewebe weniger gedehnt ist.
- Großes Baby: Ein hohes Geburtsgewicht oder ein großer Kopfumfang des Babys kann das Risiko für Dammverletzungen erhöhen.
- Schnelle Geburt: Ein schneller Durchtritt des Babys durch den Geburtskanal kann zu plötzlicher und starker Dehnung führen.
- Einsatz von Hilfsmitteln: Die Verwendung von Geburtszangen oder Saugglocken kann ebenfalls zu Rissen führen.
- Schlechte Dehnbarkeit des Gewebes: Faktoren wie Narbengewebe von früheren Geburten oder Operationen können das Risiko erhöhen.
- Geburtspositionen: Bestimmte Geburtspositionen, wie die Rückenlage, können den Druck auf den Damm erhöhen.
Symptome und Krankheitsverlauf
Die Symptome von Dammverletzungen variieren je nach Schweregrad:
- Grad I: Kleine Einrisse, die nur die Haut betreffen, können leichte Schmerzen und ein brennendes Gefühl verursachen, heilen jedoch meist schnell und komplikationslos.
- Grad II: Diese Verletzungen betreffen auch die darunterliegenden Muskelschichten und führen zu moderaten Schmerzen und Schwellungen.
Grad III: Hierbei werden die Muskulatur des Schließmuskels teilweise oder vollständig durchtrennt, was zu starken Schmerzen, Schwellungen und Blutungen führen kann.
- Grad IV: Der schwerste Grad, bei dem der Riss bis in die Schleimhaut des Analkanals reicht. Dies führt zu erheblichen Schmerzen, Blutungen und möglicherweise zu Problemen mit der Stuhlkontrolle.
Der Krankheitsverlauf hängt von der Schwere der Verletzung ab. Kleinere Risse heilen oft innerhalb weniger Wochen, während schwerere Risse eine längere Heilungszeit und intensivere medizinische Versorgung benötigen.
Komplikationen
Komplikationen bei Dammverletzungen können sein:
- Infektionen: Ein erhöhtes Risiko besteht durch das Eindringen von Bakterien in die offene Wunde.
- Blutungen: Schwere Risse können starke Blutungen verursachen, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordern.
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr: Narbengewebe und anhaltende Schmerzen können die sexuelle Aktivität beeinträchtigen.
- Inkontinenz: Bei Grad-III- und Grad-IV-Rissen kann es zu Problemen mit der Stuhl- und Harnkontinenz kommen.
- Langfristige Beckenbodenschwäche: Dies kann zu chronischen Schmerzen und Funktionsstörungen führen.
Diagnose
Die Diagnose einer Dammverletzung erfolgt in der Regel unmittelbar nach der Geburt durch eine visuelle Inspektion und eine manuelle Untersuchung des Dammbereichs. Der behandelnde Arzt oder die Hebamme wird die Tiefe und das Ausmaß des Risses beurteilen, um den Schweregrad zu bestimmen. Gegebenenfalls wird eine rektale Untersuchung durchgeführt, um die Beteiligung des Analkanals und des Schließmuskels zu beurteilen.
Therapie
Die Behandlung von Dammverletzungen richtet sich nach dem Schweregrad:
- Grad-I- und Grad-II-Risse: Diese werden meist durch Nähen mit resorbierbarem Nahtmaterial versorgt, um die Heilung zu fördern und Infektionen zu verhindern.
- Grad-III- und Grad-IV-Risse: Diese schweren Risse erfordern eine chirurgische Versorgung im Operationssaal unter lokaler oder regionaler Betäubung. Hierbei werden Muskeln und Schleimhaut in Schichten sorgfältig genäht.
Schmerzmittel und lokale Betäubungen können verabreicht werden, um Schmerzen zu lindern. Antibiotika können bei schweren Rissen verschrieben werden, um Infektionen zu verhindern.
Nachsorge
Die Nachsorge bei Dammverletzungen umfasst:
- Schmerzkontrolle: Anwendung von Eisbeuteln, Schmerzmitteln und entzündungshemmenden Medikamenten zur Linderung von Schwellungen und Schmerzen.
- Hygiene: Regelmäßige Reinigung der Wundstelle mit warmem Wasser und milden Reinigungsmitteln, um Infektionen zu verhindern.
- Beckenbodentraining: Nach dem Abheilen der Wunde ist ein Beckenbodentraining ratsam, um die Muskulatur zu stärken und die Heilung zu fördern.
- Regelmäßige Kontrolle: Nachuntersuchungen bei der Hebamme oder dem Gynäkologen zur Überprüfung des Heilungsverlaufs.
Prävention
Es gibt mehrere Ansätze zur Prävention von Dammverletzungen:
- Perinealmassage: Eine regelmäßige Massage des Dammbereichs in den Wochen vor der Geburt kann das Gewebe dehnbarer machen und Rissen vorbeugen.
- Geburtspositionen: Aufrechte Geburtspositionen wie die Seitenlage oder Hockposition können den Druck auf den Damm verringern.
- Langsame Austreibungsphase: Ein kontrolliertes Pressen während der Geburt kann helfen, den Damm langsam zu dehnen und das Risiko von Rissen zu reduzieren.
- Warme Kompressen: Das Auflegen warmer Kompressen auf den Damm während der Geburt kann die Elastizität des Gewebes verbessern und Verletzungen vorbeugen.
Zusammenfassung
Dammverletzungen sind eine häufige Komplikation bei vaginalen Geburten, die jedoch mit richtiger Diagnose, adäquater Therapie und sorgfältiger Nachsorge gut behandelt werden können. Durch präventive Maßnahmen können die Risiken minimiert werden, was zu einer schnelleren und komplikationslosen Heilung beiträgt.
Stuhlgang nach einem Dammriss: Wichtige Aspekte zur Heilung und Pflege
Nach einem Dammriss, der häufig während einer vaginalen Geburt auftreten kann, sind viele Frauen besorgt über den Stuhlgang und mögliche Schmerzen oder Komplikationen, die damit verbunden sein könnten. Die richtige Pflege und Vorsichtsmaßnahmen können jedoch dazu beitragen, die Heilung zu unterstützen und Beschwerden zu minimieren. In diesem Text werden die wichtigsten Aspekte zum Umgang mit dem Stuhlgang nach einem Dammriss erläutert.
Warum ist der Stuhlgang nach einem Dammriss besonders?
Ein Dammriss kann in verschiedene Schweregrade unterteilt werden, von leichten Rissen (Grad I) bis zu schweren Einrissen, die den Schließmuskel und die Schleimhaut des Analkanals betreffen (Grad III und IV). Unabhängig vom Schweregrad kann der Heilungsprozess dieser Verletzungen durch den Druck und die mechanische Belastung, die während des Stuhlgangs entstehen, beeinträchtigt werden. Das Risiko besteht vor allem in Schmerzen, erneuten Rissen oder Infektionen, wenn die Wunde nicht ausreichend geschont wird.
Tipps zur Erleichterung des Stuhlgangs nach einem Dammriss
- Ballaststoffreiche Ernährung:
Eine Ernährung, die reich an Ballaststoffen ist, fördert weichen Stuhlgang, was das Risiko von Schmerzen und Verletzungen minimiert. Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte sind ideale Nahrungsmittel, um den Stuhlgang zu regulieren.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr:
Trinken Sie ausreichend Wasser, um die Verdauung zu unterstützen und den Stuhl weich zu halten. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hilft, Verstopfung zu vermeiden, die zusätzlichen Druck auf den Dammbereich ausüben könnte.
- Sanfte Abführmittel:
In einigen Fällen kann der Einsatz von milden, vom Arzt empfohlenen Abführmitteln sinnvoll sein, um den Stuhl weich und den Stuhlgang schmerzfrei zu halten. Diese sollten jedoch nur nach Rücksprache mit einer medizinischen Fachkraft eingenommen werden.
- Richtige Sitzposition:
Die Verwendung eines kleinen Hockers oder Tritts vor der Toilette kann die Hockposition erleichtern und den Druck auf den Damm während des Stuhlgangs reduzieren. Diese Position unterstützt die natürliche Ausrichtung des Darms und erleichtert die Entleerung.
- Vermeidung von Pressen:
Starkes Pressen sollte vermieden werden, um zusätzlichen Druck auf die Wunde zu verhindern. Ein entspannter Ansatz und das Warten auf den natürlichen Stuhldrang können helfen, unnötige Belastung zu vermeiden.
Schmerzlinderung und Pflege
- Schmerzlinderung:
Falls der Stuhlgang nach einem Dammriss schmerzhaft ist, können lokale Schmerzmittel oder Salben, die vom Arzt verschrieben werden, zur Schmerzlinderung beitragen. Auch Sitzbäder mit warmem Wasser und entzündungshemmenden Zusätzen können hilfreich sein.
- Wundpflege:
Es ist wichtig, den Dammbereich nach jedem Toilettengang gründlich zu reinigen, um Infektionen zu vermeiden. Eine sanfte Reinigung mit warmem Wasser ohne Seife ist ideal. Tupfen Sie die Wunde vorsichtig trocken, anstatt zu reiben, um die Heilung nicht zu stören.
Mögliche Komplikationen und Warnzeichen
Obwohl die meisten Frauen gut mit den Folgen eines Dammrisses zurechtkommen, ist es wichtig, auf Anzeichen von Komplikationen zu achten. Dazu gehören:
- Schwere oder anhaltende Schmerzen: Diese könnten auf eine Infektion oder unzureichende Heilung hinweisen.
- Blutungen: Frisches Blut im Stuhl oder anhaltende Blutungen aus der Wunde sollten von einem Arzt untersucht werden.
- Anzeichen einer Infektion: Rötung, Schwellung, Eiter oder ein unangenehmer Geruch können Anzeichen einer Infektion sein und erfordern eine medizinische Abklärung.
Der Umgang mit dem Stuhlgang nach einem Dammriss erfordert besondere Sorgfalt, um die Heilung zu fördern und Komplikationen zu vermeiden. Eine ballaststoffreiche Ernährung, ausreichende Flüssigkeitszufuhr, sanfte Abführmittel und die richtige Toilettenhygiene können dabei helfen, den Heilungsprozess zu unterstützen. Bei anhaltenden Schmerzen, Blutungen oder anderen Komplikationen sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, um eine angemessene Behandlung zu gewährleisten.
Quellen
- Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
- Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
- Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
- Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 29. August 2024
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