Beckenboden

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Am unteren Ende des Beckens befindet sich der Beckenboden. Dieser setzt sich aus Bindegewebe und Muskeln zusammen. Der Beckenboden ist vor allem bei Frauen ein wesentliches Thema; schlussendlich tritt - im Rahmen des fortschreitenden Alters (oder im Zuge von Schwangerschaften) - immer wieder eine sogenannte Beckenbodenschwäche auf.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Am Boden des Beckens befindet sich der Beckenboden. Jener besteht aus Muskeln und Bindegewebe und wird durch den Musculus levator ani - den Heber des Afters - gebildet. Auch wenn der Beckenboden - scheinbar - nur eine unwesentliche Rolle im alltäglichen Leben spielt, erfüllt er doch weitaus mehr Funktionen, als viele Menschen denken. Schlussendlich wird der Beckenboden für die Kontinenz benötigt, macht sich schlussendlich aber erst bemerkbar, wenn die Muskulatur geschwächt ist.

Der Beckenboden setzt sich aus Bindegewebe und Muskeln zusammen und gibt den inneren Organen Halt. Bei physischen Belastungen kann es zu einer Beckenbodenschwäche kommen und eine Harninkontinenz ist die Folge.

Anatomie

Der Beckenboden wird vom Mediziner in drei Teile gegliedert. So gibt es das Diaphragma pelvis, die Schwellkörper- und die Schließmuskelschicht und das Diaphragma urogenitale. Der hintere Teil des Beckenbodens ist das Diaphragma pelvis. Der vordere Teil hingegen ist das Diaphragma urogenitale. Bei diesen Bezeichnungen handelt es sich um sogenannte Muskelplatten.

Den mechanischen Mittelpunkt bildet hingegen das Centrum tendineum. Das Centrum tendineum ist eine sehnige Verbindung. Die innere Muskelschicht wird durch das Diaphragma pelvis gebildet. Jenes dient für das Heben und das Schließen des Anus. Unter dem Diaphragma urogenitale wird eine Schicht aus Muskeln und Bindegewebe bezeichnet, welche eine rund 1 cm dicke Platte ist, die sich zwischen dem Tuber ischiadicum (den sogenannten Sitzbeinhöcker) und dem Os pubis (Schambein) befindet.

Funktion

Der Beckenboden befasst sich primär mit drei Hauptfunktionen. Jene werden in Anspannung, im reflektorischen Gegenhalten sowie in der Entspannung unterteilt. Bei Männern und Frauen dient das sogenannte Anspannen zur Sicherung der Kontinenz. Der Beckenboden bzw. die Muskulatur unterstützt den unteren Bereich der Harnröhre und auch die Schließmuskeln des Anus und auch der Harnblase.

Erfolgt eine Entspannung, ist ein Ausscheiden von Kot bzw. Urin möglich. Der Beckenboden spielt auch im Rahmen des Geschlechtsverkehrs eine wesentliche Rolle. Schlussendlich pulsiert während des Orgasmus der Beckenboden, sodass ein Wechsel zwischen Entspannung und Anspannung gegeben ist.

Das reflektorische Gegenhalten setzt dann ein, wenn der Mensch lacht, hustet oder niest. Mitunter auch beim Tragen schwerer Lasten. Ist das reflektorische Gegenhalten nicht oder nur teilweise möglich, kommt es zum Urinverlust.


Erkrankungen

  • Blasensenkung
  • Scheidenvorfall
  • Scheidenkrämpfe
  • Hernie

Der Beckenboden wird von verschiedenen Kriterien beeinflusst. Unabhängig vom Geschlecht, wird der Beckenboden etwa durch eine schlechte Körperhaltung, körperliche Überbelastung, Operationen im Becken oder auch Übergewicht sowie Medikamenten geschwächt. Vor allem sorgt eine Schwangerschaft für eine enorme Schwächung der Muskulatur des Beckenbodens.

Danach erfolgt oftmals die Problematik der Kontrolle über die einzelnen Ausscheidungsorgane. In den schlimmsten Fällen leidet die Frau unter einer Blasensenkung; mitunter können auch eine Gebärmuttersenkung oder ein Scheidenvorfall eintreten. Es ist jedoch möglich, dass die Frau - im Rahmen sogenannter rückbildender Trainingseinheiten - diese Schwächen wieder beheben kann.

Dabei müssen besondere Übungen erfolgen, welche die Muskulatur wieder stärken und die Kontrolle wieder zurückerlangt werden kann. Derartige Übungen können unter anderem mit Vaginalkugeln erfolgen; jene stärken die Muskulatur und sorgen in weiterer Linie dafür, dass die Inkontinenz behoben wird.

Mitunter kann ein geschwächter Beckenboden auch dazu führen, dass der Orgasmus nicht kontrolliert werden kann bzw. die Frau immer wieder unter sogenannte Scheidenkrämpfe leidet. Hier stellen selbst gynäkologische Untersuchungen ein Problem dar, da sich die Muskelgruppen nicht oder nur sehr wenig entspannen können.

Somit ist ein schmerzfreies Eindringen (Spekulum bzw. Penis) nicht oder nur sehr schwer möglich. Auch hier kann ein Training des Beckenbodens dabei helfen, dass die Kontrolle über etwaige Muskelgruppen wieder zurückgewonnen wird, sodass medizinische Untersuchungen bzw. der Geschlechtsverkehr nicht zur Qual werden.

Mitunter kann auch eine Hernie (ein sogenannter Eingeweidebruch) im Beckenbodenbereich eine klassische Verletzung bzw. Erkrankung darstellen. In diesem Fall entsteht eine Ausstülpung im Bereich des Beckens.

Doch der Mensch kann sehr wohl die Muskulatur des Beckenbodens selbständig trainieren und somit etwaige Krankheiten oder Verletzungen vorbeugen. Wichtig ist, dass nicht übermäßig schwer gehoben wird bzw. auf eine gesunde Körperhaltung geachtet wird. Weitere Faktoren - wie etwa sehr starkes Übergewicht - sollten ebenfalls vermieden werden.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2015
  • Hof H, Dörries R. Duale Reihe: Medizinische Mikrobiologie. Thieme Verlag. 4. Auflage(2009)
  • Schmelz, H.-U. et al.: Facharztwissen Urologie, Springer Verlag, 2014
  • Jocham, D. & Miller, K.: Praxis der Urologie, Georg Thieme Verlag, 2007

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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