Dammriss

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Dammriss ist eine Verletzung, die bei der Geburt auftritt. Hierbei kommt es zu einem Riss der Weichteile; insbesondere die Scheidenhaut beziehungsweise das Gewebe zwischen Scheide und After reißen ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Dammriss?

Bei nahezu jeder Frau kommt es bei der Geburt zu kleinen Dammrissen, die nach der Geburt von selbst heilen. Größere Dammrisse müssen nach der Geburt genäht werden und führen zu Schmerzen beim Sitzen.

Der Damm ist ein wichtiger Teil der weiblichen Beckenbodenmuskulatur, der den Körper nach unten hin "abdichtet". Viele Frauen schenken diesem Teil nur wenig Beachtung und bemerken den Damm erst nach der Geburt, wenn es zu einem Dammriss gekommen ist.

Bei vielen Geburten reißt dieses Gewebe während der Geburt; besonders häufig geschieht dies, wenn der Kopf beziehungsweise die Schultern des Babys geboren werden in der sogenannten 6-Uhr Position. Unterteilt wird der Dammriss in vier verschiedene Grade; je nachdem, wie weit das Gewebe gerissen ist.

Während beim Grad I nur die hintere Scheidenwand gerissen ist, kommt es beim Grad III bereits zu einem Riss des Schließmuskels. Solche starken Risse werden in der Regel nur unter Narkose genäht.

Ein Dammriss muss eigentlich immer genäht werden, lediglich der Dammriss ersten Grades heilt häufig auch von allein. Dennoch sollte man nicht zu große Angst vor einer Geburt haben, denn die meisten Frauen überstehen diese völlig ohne Dammriss. Nur jede vierte Frau ist von diesem betroffen.

Ursachen

Die häufigste Ursache für einen Dammriss sind schwierige Geburten wie die Zangen- oder die Vakuumentbindung. Auch überdurchschnittlich große und schwere Kinder können einen Dammriss verursachen.

Auch die Geschwindigkeit und der Ablauf der Geburt spielen bei der Entstehung eines Dammrisses natürlich eine entscheidende Rolle. Auch wenn das Dammgewebe nicht sehr dehnbar ist, kommt es häufiger zu einem Dammriss.

Die Rückenlage, eine der bevorzugten Geburtspositionen, ist übrigens nur wenig empfehlenswert, da in dieser Position das komplette Gewicht auf dem Damm lastet. Die hockende Stellung wiederum ist ideal, um das Gewebe zu entlasten - in dieser Position ist ein Dammriss deutlich seltener.

Wann zum Arzt?

Ob ein Dammriss droht, stellt sich meistens erst im Verlauf der Geburt heraus. Vorher ist es schwer abzusehen, ob der Dammriss überhaupt zum Thema wird - es sei denn, es liegen Risikofaktoren wie eine Bindegewebsschwäche oder Dammrisse in der Vergangenheit vor. Da sich die Frau ohnehin im Kreißsaal unter ärztlicher Betreuung befindet, wenn die Problematik eines Dammrisses auftritt, ist der Arzt schon zugegen und kann im Einzelfall entscheiden, ob ein vorbeugender Dammschnitt gemacht wird oder nicht.

Frauen, die einen Dammriss befürchten, sollten sich rechtzeitig vor der Geburt dazu mit dem Gynäkologen austauschen, der sie begleiten wird. Auch ein Geburtsplan mit genauen Anweisungen an das Klinikpersonal erweist sich im Ernstfall als nützlich. Darin kann die Frau beispielsweise angeben, was sie sich wünscht, falls ein Dammriss im Verlauf der Geburt droht. Sollte ein noch unbekannter Gynäkologe die ärztliche Betreuung übernehmen müssen, weiß er in diesem Fall, wie er sich verhalten muss.

Schwieriger ist der Fall, wenn die Frau ohne einen anwesenden Arzt einen Dammriss erleidet oder sich abzeichnet, dass das passieren kann. Das ist bei Hausgeburten oder der Entbindung in einem Geburtshaus der Fall. Die Hebamme wird diese Möglichkeit mit der Schwangeren besprechen und beide können gemeinsam entscheiden, ob sie im Falle eines Dammrisses den Arzt hinzuziehen oder nicht. In jedem Fall muss ein Dammriss genäht werden und braucht ärztliche Nachsorge, da es sich um eine große Wunde handelt und Infektionen in jedem Fall vermieden werden müssen.

Symptome und Verlauf

Bei beinahe jeder Entbindung kommen kleine Dammrisse vor; diese heilen häufig von selbst. Große Risse allerdings treten vermehrt bei Zangen- oder Vakuumentbindungen auf und müssen unbedingt professionell genäht werden. Noch Wochen nach der Geburt kann es in Folge eines Dammrisses zu Schmerzen sowohl beim Sitzen als auch beim Laufen, beim Sport oder während des Stuhlgangs kommen. Auch Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs sind nach komplizierten Dammrissen keine Seltenheit. Nur in seltenen Fällen kommt es nach einem Dammriss zu Infektionen, die unter Umständen operiert werden müssen.

Diagnose

Der Dammriss wird vom Gynäkologen schnell festgestellt. Die Frau bekommt von diesem während der Geburt meist gar nicht so viel mit, da sie in den Wehen liegt und sowieso Schmerzen hat. Erst nach der Geburt äußert sich der Dammriss - vor allem während des Toilettenganges ist dann mit Schmerzen zu rechnen. Einige Frauen klagen auch während des Geschlechtsverkehrs über Schmerzen im Dammbereich.

Komplikationen

Dammrisse passieren bei vielen vaginalen Geburten und es ist fast nicht möglich, ihnen vorzubeugen. Dabei ist der Dammriss an sich heutzutage schon eine Komplikation, denn die Wunde könnte viel besser abheilen, wenn stattdessen rechtzeitig ein Dammschnitt gesetzt wird. Dieser ist für die Frau zwar genauso schmerzhaft, doch aufgrund der saubereren Wundränder heilt er unkomplizierter.

Ein Dammriss dagegen passiert unkontrolliert und die Wundränder sind auch nicht sauber. Dadurch kann es leicht zur Narbenbildung kommen - schlimmstenfalls entstehen dabei so problematische Narben, dass die Frau danach nicht mehr ohne Beschwerden Geschlechtsverkehr haben kann oder sogar beim Gehen Schmerzen hat.

Umso wichtiger ist eine sorgfältige Naht, wenn doch ein Dammriss während der Geburt entsteht und er nicht mehr zu vermeiden ist. Das zeigt sich meist erst mit der Zeit, denn es kann sein, dass ein besonders schwerer Dammriss Monate braucht, bis er beschwerdefrei verheilt ist.

Unmittelbar nach der Geburt kann sich ein Dammriss natürlich auch entzünden, denn es handelt sich um eine große Wunde und sie entsteht nicht unter sterilen Bedingungen. Gute Hygiene und die Wundpflege nach ärztlicher Anweisung können heutzutage aber meist verhindern, dass als Komplikation eine Wundheilungsstörung oder Infektion auftritt. Gerade in der ersten Zeit nach der Geburt ist das aufgrund des Wochenflusses besonders wichtig.

Behandlung und Therapie

Ist der Damm gerissen, wird er vom Arzt unmittelbar genäht. Dies verursacht natürlich in den ersten Wochen nach der Geburt Schmerzen, die beispielsweise durch Sitzbäder mit dem Extrakt der Kamille gemildert werden können. Empfehlenswert ist es für betroffene Frauen zudem, möglichst viele ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich zu nehmen. Dies macht den Stuhlgang weicher und verhindert Schmerzen beim Toilettengang.

Früher wurden Dammschnitte übrigens grundsätzlich durchgeführt, damit sich das Gewebe entsprechend weiten kann. Dies ist heute nicht mehr der Fall, zumal belegt ist, dass Dammrisse dennoch stattfinden. Während der Dammriss ersten Grades häufig ohne eine weitere Behandlung auskommt, müssen Dammrisse dritten und vierte Grades fachmännisch betreut werden, um Folgeschäden zu vermeiden. Komplizierte Dammrisse müssen teilweise mehrschichtig und unter Narkose genäht werden.


Vorbeugung

Einem Dammriss kann man durchaus vorbeugen. Immerhin ist dieser nicht unbedingt angenehm und kann auch Spätfolgen wie eine schwache Beckenbodenmuskulatur und damit verbunden sogar eine Inkontinenz auslösen.

Eine gute Vorbeugung gegen den Dammriss ist die Massage des Dammbereiches. Spätestens ab der 34. Schwangerschaftswoche sollte man mit dieser beginnen. Diese sollte man mit speziellen Ölen durchführen, die in Apotheken oder Reformhäusern erhältlich sind. Bewährt hat sich hier beispielsweise das Weizenkeimöl, denn dieses macht den Damm schön geschmeidig.

Der untere Teil des Damms wird so massiert, indem man den Daumen etwa tampontief in die Scheide einführt und diesen mit einem anderen Finger massiert und so einen Gegendruck erzeugt. Zweimal täglich durchgeführt, wird der Damm so spürbar gedehnt und auf die Geburt vorbereitet.

Eine weitere Möglichkeit, die Scheide vor der Geburt zu dehnen, sind spezielle Ballons, die in der Apotheke erhältlich sind. Diese werden in die Scheide eingeführt und hier vorsichtig aufgepumpt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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