Creutzfeldt-Jakob-Krankheit
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zählt zur Gruppe der von Prionen ausgelösten Gehirnerkrankungen und endet tödlich. Innerhalb kurzer Zeit kommt es zur Veränderung der Gehirnstruktur und dadurch zum Ausfall der Funktionen des zentralen Nervensystems.
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Was ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit?
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit ist eine seltene neurodegenerative Erkrankung, durch die es innerhalb weniger Monate zum rasch fortschreitenden Verlust der lebensnotwendigen Gehirnfunktionen kommt.
Fehlerhafte Eiweißstoffe übertragen ihre veränderte Struktur auf normale Proteine und lösen eine Kettenreaktion aus. Diese falsch gefalteten Eiweißkörper bedingen, dass das Gehirn eine löchrige, schwammähnliche Struktur annimmt. Im Verlauf der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kommt es erst zu psychischen Symptomen, nach einigen Wochen setzen totale Bewegungslosigkeit und schließlich Enthirnungsstarre ein.
Ursachen
Prionen stellen keine herkömmlichen Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren dar, sondern entstehen durch Punktmutationen an einer bestimmten Genstelle, wodurch das Krankheitsbild hervorgerufen wird.
Die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit tritt entweder in der sporadischen Form auf, die etwa 85% aller Fälle ausmacht und meist Menschen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren befällt. Wesentlich seltener kann eine familiär bedingte Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit durch ein fehlerhaftes Gen auch jüngere Menschen betreffen.
Eine iatrogene Form wird durch nicht ausreichend sterilisierte Operationsinstrumente im Zuge von Gehirn- oder Hornhauttransplantationen, der Gabe von Wachstumshormonpräparaten oder durch Bluttransfusionen übertragen. Die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit stellt eine menschliche Form von Rinderwahn oder BSE dar, die durch den Verzehr von kontaminierten Rindfleischprodukten ausgelöst wird und vorrangig junge Menschen betrifft.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Creutzfeldt-Jakob-Krankheit:
- Koordinationsstörungen
Im Verlauf der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kommt es zu einer Schädigung des Gehirns, die sich zunächst durch eine Veränderung der Persönlichkeit, Gedächtnisstörungen sowie Beeinträchtigungen von Koordination und Konzentration bemerkbar macht. Nach wenigen Wochen gehen allmählich die motorischen und geistigen Fähigkeiten verloren. Durch Muskelsteifigkeit, epileptische Krampfanfälle und Muskelzittern ist der Patient nicht mehr fähig zu gehen oder zu stehen.
Die anschließend einsetzende Demenz und Bewegungslosigkeit macht den Betroffenen innerhalb kürzester Zeit zu einem Pflegefall. Der Tod setzt in der Regel nach etwa 4-6 Monaten ein, da das Gehirn die lebensnotwendigen Funktionen nicht mehr steuern kann.
Die durch BSE übertragene Form äußert sich zunächst durch psychische Symptome wie Depressionen, Halluzinationen, Angstzustände oder Verfolgungswahn, bevor es zu teils schmerzhaften Empfindungsstörungen in den Fingern kommt. Danach nimmt die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit denselben Verlauf wie die sporadische Form, die durchschnittliche Dauer beträgt jedoch 14 Monate.
Diagnose
Besteht der Verdacht einer Erkrankung, stehen für die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit spezielle Bluttests zur Verfügung, mit denen die infektiösen Prionen vermehrt und anschließend nachgewiesen werden können. Da diese schon in Mandeln, Blinddarm und Milz vorhanden sind, bevor sie die Gehirnstruktur zerstören, kann auch eine Mandelbiopsie Aufschluss darüber bringen, ob eine Creutzfeldt-Jakob-Krankheit vorliegt.
Im Zuge einer Magnetresonanztomographie können bestimmte Veränderungen und Signale in den Gehirnarealen festgestellt werden, die auf die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit hindeuten. Die fehlerhaften Eiweißkörper können ebenso im Nervenwasser nachgewiesen werden, das im Zuge einer Liquorpunktion entnommen wird. Eine eindeutige Diagnose der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann erst nach dem Tod durch eine Autopsie erfolgen, im Zuge derer Gehirngewebe entnommen und auf schwammartige Veränderungen untersucht wird.
Komplikationen
Da die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit nicht heilbar ist und einen tödlichen Verlauf nimmt, kommt es zu schweren Komplikationen. Der Verlauf der Erkrankung richtet sich danach, welche Regionen des Gehirns betroffen sind. Eine weitere Rolle spielen die Folgeerscheinungen aufgrund der Pflegebedürftigkeit des Patienten. Dazu gehören in erster Linie das Wundliegen sowie das Auftreten von Lungenentzündungen. Zu unterscheiden ist außerdem, ob der Patient an der sporadischen Form (sCJK) oder der neuen Form (nvCJK) der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit leidet.
Bei der sporadischen Form schreitet die Erkrankung rascher voran, sodass die betroffenen Personen innerhalb von sechs Monaten zumeist an Atemlähmung oder Infektionen wie einer Lungenentzündung versterben. Die neue Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit verläuft langsamer. Daher sterben die Erkrankten erst nach ca. 12 bis 14 Monaten.
Im Laufe der Zeit werden die Komplikationen der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit immer ausgeprägter und verschlechtern sich zunehmend. So leiden die Patienten oftmals unter Bewegungsstörungen oder Störungen des Gleichgewichts. Zunächst haben sie Schwierigkeiten beim Laufen oder beim Durchführen ganz alltäglicher Dinge wie dem Halten des Essbestecks oder Trinken.
In einem späteren Stadium ist der Patient auf einen Rollstuhl angewiesen und muss schließlich dauerhaft im Bett liegen. Im weiteren Verlauf setzt eine Versteifung der Muskeln ein, wodurch der Patient schließlich auch Hilfe bei der Nahrungsaufnahme benötigt.
Eine weitere Komplikation der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sind psychische Probleme. Nicht selten zeigen sich Veränderungen der Persönlichkeit und der Patient erkennt seine Angehörigen nicht mehr.
Behandlung und Therapie
Da die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit in jedem Fall innerhalb kürzester Zeit mit dem Tod endet und die Ursachen bis heute nicht gänzlich geklärt werden konnten, existiert kein kausaler Therapieansatz, der diesen Verlauf aufhalten könnte. Eine Behandlung der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit sieht lediglich vor, die Beschwerden zu lindern und dem Patienten die verbleibende Zeit so erträglich wie möglich zu gestalten.
Gegen das Muskelzittern stehen Medikamente zur Verfügung, die überwiegend in der Therapie von Epilepsie zur Anwendung kommen. Durch die Gabe von Clonazepam können die Überregbarkeit des Gehirns und die Angstzustände etwas abgedämpft werden, die allgemein gut verträgliche Valproinsäure kann die akuten epileptischen Anfälle unter Kontrolle bringen.
In medizinischen Studien hat sich gezeigt, dass das Antibiotikum Doxycyclin eine signifikante Auswirkung auf die Überlebenszeit von Patienten hat, die an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit leiden. Demnach kann im frühen Stadium die Gabe von Doxycyclin die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zwar nicht heilen, den klinischen Verlauf jedoch deutlich verlangsamen. Aus diesem Grund wird intensiv auf dem Gebiet der Entwicklung neuer Arzneistoffe auf Basis von Tetracyclinen gegen die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit geforscht.
Vorbeugung
Vor der sporadischen oder der erblich bedingten Form der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit kann man sich nicht schützen. Eine Ansteckung im stationären Umfeld, die zum Ausbruch der iatrogenen Form der Creutzfeld-Jakob-Krankheit führt, ist wegen der modernen Hygienemaßnahmen heutzutage kaum noch möglich.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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