Bodyplethysmographie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Bodyplethysmographie dient der Untersuchung von Patienten, die an Atemwegserkrankungen leiden oder eine diesbezügliche Verdachtsdiagnose erhalten haben. Außerdem wird das diagnostische Verfahren im Rahmen von sportmedizinischen und Vorsorge-Untersuchungen eingesetzt. Die erzielten Ergebnisse werden mit Normalwerten - bezogen auf Alter, Geschlecht und Körpergröße - in Beziehung gesetzt und ausgewertet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Bodyplethysmographie?

Bei der Bodyplethysmographie wird festgestellt, wie gut die Lunge des zu untersuchenden Patienten arbeitet. Die Ganzkörperuntersuchung wird auch als "große Lungenfunktionsprüfung" (LuFu) bezeichnet. Im Rahmen der umfangreichen Lungenfunktionsprüfung werden das genaue Lungenvolumen und der Atemwegswiderstand ermittelt.

Dazu muss sich der Patient für einige Zeit in einer luftdicht verschlossenen Kammer aufhalten und über ein spezielles Mundstück ein- und ausatmen.

Bei der Bodyplethysmographie werden verschiedene Werte ermittelt. Die elektronisch gemessenen Werte werden zugleich in einem Druck-Volumen-Diagramm grafisch dargestellt, das als Atemschleife bezeichnet wird und genau aufzeigt, an welcher Atemwegserkrankung der Patient leidet: Jede von ihnen hat ihr charakteristisches "Muster".

Anwendung und Funktion

Die Bodyplethysmographie dient dem Pneumologen zur Unterscheidung von obstruktiven und restriktiven Lungenkrankheiten und der Bestimmung ihres jeweiligen Schweregrads. Außerdem kann er mit ihrer Hilfe genau feststellen, welche Lungenerkrankung bei seinem Patienten vorliegt.

Zu den in der Lungen-Facharztpraxis am häufigsten vorkommenden Erkrankungen gehören die obstruktiven Störungen, die durch die Verengung der oberen Atemwege zustande kommen. Um sie zu diagnostizieren, muss der Kranke gegen einen erhöhten Widerstand (geschlossenes Mundstück) anatmen. So haben beispielsweise Patienten mit Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung) unterdurchschnittliche FEV1-Werte, da die verengten Bronchien den Atemluftstrom behindern.

Bei Asthma und Lungenemphysem liegen außerdem noch erhöhte RV-Werte vor. Anwendungsgebiete des Verfahrens bei obstruktiven Atemwegskrankheiten sind Atemnot, Husten, chronische Bronchitis bzw. COPD, Lungenemphysem, Bronchialasthma und erschwerte Atmung durch Fremdkörper, erhöhte Schleimbildung und Atemwegtumore.

Die restriktiven Lungenerkrankungen werden beispielsweise durch eine herabgesetzte Dehnbarkeit der Lungen beim Atemvorgang verursacht. Sie kann infolge von Lungenfibrose Pleura-Erguss und Zwerchfell-Hochstand entstehen und zeigt sich beispielsweise als zu niedriger VC-Wert.

Außerdem wird die umfangreiche Lungenfunktionsprüfung noch zusätzlich zur Beobachtung des Krankheitsverlaufs, Kontrolle der Behandlung, Diagnose von Allergien und zur Durchführung von Bronchospasmolyse-Tests vorgenommen.

Methoden und Verfahren

Bei der Bodyplethysmographie werden folgende Messgrößen ermittelt: R (Strömungswiderstand in den Atemwegen, maximal 0,35 kPa/l/s), Atemzug-Volumen bei normalem Ein- und Ausatmen (AZV, zirka 0,5 Liter), inspiratorisches Reservevolumen (IRV, Luftmenge, die nach normalem Einatmen noch zusätzlich aufgenommen werden kann, etwa 3 Liter), expiratorisches Reservevolumen (ERV, Luftmenge, die nach normalem Ausatmen noch zusätzlich ausgestoßen werden kann, ungefähr 3,5 Liter).

Sowie Vitalkapazität (VC, wie viel Luft nach starkem Einatmen höchstens ausgeatmet werden kann, 3 bis 5 Liter), Einsekundenkapazität (FEV1, dieselbe Vorgehensweise wie bei der VC, aber auf 1 Sekunde begrenzt, mindestens 70%), Residualvolumen (RV, Luftmenge, die nach starkem Ausatmen noch in der Lunge vorhanden ist, zirka 1,3 Liter). Mitunter wird die Ganzkörper-Plethysmographie noch durch eine zusätzliche Messung der Sauerstoff Diffusionskapazität ergänzt.

Sie wird mit einem separaten Gerät vorgenommen, das mit einer unbedenklichen Menge Kohlenmonoxid gefüllt ist und die der Patient einatmen muss.

Was muss der Patient beachten?

Patienten, die sich einer Bodyplethysmographie unterziehen, müssen keine speziellen Vorbereitungen treffen. Daher ist die Untersuchung auch für Menschen mit eingeschränktem Handlungsvermögen und für Kinder geeignet. Sie ist verglichen mit der normalen Spirometrie vor allem für Patienten optimal, die ohnehin kaum imstande sind, bewusst stärker ein- und auszuatmen.

Die Messergebnisse sind genauer, da sie nicht durch die eventuell fehlerhafte Mitarbeit des Erkrankten beeinflusst werden können. Im Gegensatz zur normalen Lungenfunktionsprüfung (Spirometrie), die auch in Hausarztpraxen durchgeführt wird, kann der Patient die Bodyplethysmographie nur beim Pneumologen oder in einem Krankenhaus vornehmen lassen.

Patienten, die regelmäßig bronchienerweiternde Medikamente einnehmen müssen, sollten den Lungen-Spezialisten im ärztlichen Vorgespräch darauf hinweisen. Sie werden vor der großen LuFu kurzfristig abgesetzt.

Ablauf und Durchführung

Der Patient sitzt auf einem Stuhl in einer 1 qm großen luftdicht verschlossenen telefonzellenähnlichen Kabine. Seine Nasenflügel sind mit einer Nasenklemme verschlossen, damit er nicht versehentlich durch die Nase ein- und ausatmet. Dann atmet er entsprechend den hörbaren Anweisungen über ein spezielles Mundstück ein und aus bzw. hält kurzfristig den Atem an.

Die in der Kabine angebrachten Sensoren messen die beim Atmen entstehenden Luftvolumen und Druckveränderungen innerhalb des Raumes und setzen diese Werte als Normalwerte an. Sie sind das Gegenstück zu den Veränderungen von Luftvolumen und Druck, die in den Lungenbläschen des Atmenden herrschen.

Aus den über das Mundstück gemessenen Werten lassen sich der Atemwegswiderstand und andere Parameter genau ermitteln. Der Luftstrom wird in Form eines speziellen Diagramms abgebildet, anhand dessen typischem Verlauf der Lungenarzt feststellen kann, welche Erkrankung beim Patienten vorliegt.

Das Restvolumen RV wird rechnerisch aus der Differenz von ITVG und ERV ermittelt. Das intrathorakale Gasvolumen (ITVG) wird festgestellt, indem das Mundstück des Patienten am Ende des Ausatmens für kurze Zeit automatisch verschlossen wird und der Kranke für mindestens 6 Sekunden dagegen anatmen muss. Die dadurch entstehende Verschlusskurve ermöglicht die Feststellung des beim Ausatmen noch in der Lunge befindlichen Atemluftvolumens. Das forcierte Atmen gegen den Widerstand dient der Ermittlung des ERV-Werts.


Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für die Bodyplethysmographie werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, wenn die Untersuchung medizinisch notwendig ist. Als Sport und Vorsorgeuntersuchung gilt sie als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) und muss vom Patienten selbst finanziert werden.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Bei der Ganzkörper-Plethysmographie kommt es in der Regel zu keinen gesundheitlichen Komplikationen. Daher werden sogar kleine Kinder mit ihr untersucht. In vereinzelten Fällen kann es jedoch je nach Schweregrad der vorliegenden Atemwegserkrankung und eventuell beim Patienten noch vorhandenen weiteren Erkrankungen zu unvorhersehbaren Zwischenfällen kommen. Auch der Einsatz anti-obstruktiver Medikamente kann im Ernstfall erforderlich werden. Personen mit Hyperkapnie, Hypoxämie, akuter Atemwegsinfektion, vor kurzem erlittenem Herzinfarkt, Herzrhythmusstörungen, koronaren Herzerkrankungen, Aneurysma, Epilepsie und starkem Bluthochdruck sowie Schwangere sollten die Untersuchung nach Möglichkeit nicht durchführen lassen.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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