Aspirin-Allergie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Aspirin enthält einen Wirkstoff, der allergische Reaktionen hervorrufen kann. Die Rede ist von der in vielen Schmerzmitteln enthaltenen Acetylsalicylsäure (ASS). Der Konsum von Acetylsalicylsäure wirkt auf unseren Organismus schmerzlindernd, fiebersenkend, sowie entzündungshemmend. Außerdem verdünnt dieser Wirkstoff das Blut, wodurch Schlaganfällen und Herzinfarkten präventiv entgegengewirkt werden kann. Menschen, die nun bei der Einnahme von Acetylsalicylsäure allergische Reaktionen aufweisen, leiden an einer sogenannten ASS- Intoleranz.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Aspirin-Allergie?

Bei einer Aspirin-Allergie (ASS-Intoleranzsyndrom) handelt es sich also um eine Unverträglichkeit von Acetylsalicylsäure (ASS) und ähnlichen Substanzen aus der Gruppe der nicht- steroidalen Antiphlogistika (NSAID). Der Aspirin- Allergie liegt dabei eine Stoffwechselerkrankung, oder präziser gesagt, eine Störung des Arachidonsäurestoffwechsels zugrunde. Aus diesem Grund wird die Aspirin-Allergie auch als Pseudoallergie deklariert.

Die Erkrankung beginnt bevorzugt in der dritten Lebensdekade, wobei Frauen mehr als doppelt so häufig betroffen sind als Männer. Im englisch-sprachigen Raum fällt im Zusammenhang mit der ASS-Intoleranz oft der Begriff "Aspirin-Exacerbated-Respiratory Disease (EARD)".

Ursachen

Was dabei die exakten Ursachen einer ASS- Intoleranz sind, konnte bis dato noch nicht eindeutig geklärt werden. Es existieren zwar Untersuchungen, die darauf hinweisen, das ein vererbbarer Enzymdefekt in Kombination mit den oberen Atemwegen die allergischen Reaktionen auslösen kann.

Andere wissenschaftliche Studien können diese These jedoch nicht bestätigen. Experten gehen davon aus, dass zwischen drei und fünf Prozent der Population von einer Aspirin- Allergie betroffen sind. Die Dunkelziffer dürfte jedoch weitaus höher liegen, da die Salicylate-Intoleranz bei herkömmlichen Allergie-Hauttests nicht festgestellt werden kann.

Symptome und Verlauf

Die Symptome einer Aspirin- Allergie sind sehr vielfältig und können denen einer Erkältung stark ähneln. Die Allergie verläuft dabei in verschiedenen Erkrankungsstadien. Erste Anzeichen äußern sich oft in einem chronischen Schnupfen und Niesreiz. Das ist besonders tückisch, da genau diese Symptome von Unwissenden häufig mit Aspirin bekämpft werden. Weiter Symptome der Aspirin- Allergie sind unter anderem:

  • Niesreiz
  • Angioödem (Schwellung von Haut oder Schleimhaut)
  • Vermindertes Riechvermögen

Weitreichende Folgen hat es wenn die ASS-Intoleranz undiagnostiziert bleibt. Dann wachsen nämlich beim Betroffenen in einem Zeitraum zwischen zwei und fünf Jahren Polypen heran, die die Atemwege signifikant einschränken können. Zudem können die Allergiker Asthma (Asthma bronchiale) entwickeln.

Diagnose

Die Diagnose einer ASS-Intoleranz wird mittels Provokationstest erstellt. Dazu werden in der Regel dem Betroffenen Aspirintabletten oral verabreicht. Eine andere Möglichkeit ist es, dem Patienten die Aspirinlösung nasal zu verabreichen. Zudem besteht die Alternative eines Bluttests. Da es bei Provokationstests zu schwerwiegenden Reaktionen seitens des Patienten kommen kann (bis hin zum Asthmaanfall), werden diese ausschließlich unter ärztlicher Kontrolle durchgeführt. Wichtig ist es entsprechend seiner Symptome den adäquaten Facharzt aufzusuchen. Das bedeutet: Kämpft der Patient mit Asthmaanfällen, so ist der Lungenfacharzt der richtige Ansprechpartner.

Bei Polypen empfiehlt es sich einen HNO- Arzt aufzusuchen. Treten durch die Intoleranz hingegen Hautreaktionen auf, ist ein Besuch beim Dermatologen ratsam. Eine Aspirin-Allergie ist grundsätzlich schwer zu diagnostizieren. Zum einen liegt das daran, dass die Symptome relativ unspezifisch sind. Zum anderen können die Auswirkungen mit einer Verzögerung von 2 bis 48 Stunden auftreten. Je nach Menge an konsumierter Acetylsalicylsäure und des Schweregrades an ASS- Intoleranz können mehrere Symptome parallel und in unterschiedlich starker Ausprägung auftreten.

Behandlung und Therapie

Eine Therapiemöglichkeit einer nachgewiesenen Aspirin- Allergie besteht in der sogenannten adaptiven ASS-Desaktivierung. Dazu wird dem Allergiker eine täglich gesteigerte ASS-Dosis oral verabreicht. Ziel dieser Therapieform ist es die Toleranzgrenze gegenüber ASS anzuheben.

Der Behandlungszeitraum der adaptiven ASS-Desaktivierung beträgt dabei in der Regel fünf Tage und wird unter stationären Bedingungen durchgeführt. Nach Abschluss dieser fünftägigen Behandlung wird dem Patienten weiterhin eine tägliche ASS-Dosis verabreicht.

Bei guter Verträglichkeit kann es sogar zu einer lebenslangen Einnahme kommen. Die naheliegendste Therapie-Option besteht darin, weitestgehend auf Aspirin und alle anderen nicht-steroidalen Antiphlogistika (NSAID) zu verzichten. Hierzu ist jedoch eine intensive Aufklärung des Betroffenen, vor allem in Bezug auf frei erwerbliche, NSAID-haltige Präparate, von Nöten.


Vorbeugung

Doch wie kann man nun allergischen Reaktionen vorbeugen? Zum einen ist es hilfreich auf Lebensmittel mit Salicylsäure gänzlich zu verzichten. Salicylsäure ist nämlich der Grundstoff von ASS. Dieser steckt neben diversen Medikamenten auch in zahlreichen Nahrungsmitteln. Besonders davon betroffen sind Weizenprodukte, Rotwein, Himbeeren, Datteln, Rosinen, aber auch Gewürze wie Curry und Paprikapulver. Die Faustregel lautet also: Je aromatischer ein Lebensmittel, desto mehr Salicylsäure enthält es.

Zum anderen ist für Aspirin-Allergiker beim Kauf von Medikamenten natürlich höchste Vorsicht geboten. Um Fehlkäufen vorzubeugen ist es wichtig, dass der Apotheker vorab über die Gegebenheiten informiert wird. Vor allem gängige Schmerzmittel, wie Paracetamol oder Ibuprofen sollten gemieden werden, da sie meistens zur Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika zählen. Zudem ist es für Allergiker ratsam sich einen speziellen ASS- Ausweis ausstellen zu lassen und ihn stets mit sich zu führen. Dieser ermöglicht es nämlich den Ärzten im Notfall schneller zu reagieren.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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