Antidiabetika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Antidiabetika bezeichnet die Medizin Medikamente, die gegen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) wirken. Sie erhöhen den Insulinspiegel, hemmen die Aufnahme von Kohlenhydraten oder verbessern die Aufnahme von Glukose in die Zellen. Zu den typischen Nebenwirkungen gehören Hypoglykämie und verschiedene Verdauungsbeschwerden.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antidiabetika?

Bei Antidiabetika handelt es sich um Medikamente, die bei der Behandlung von Diabetes zum Einsatz kommen. Diabetes mellitus oder Zuckerkrankheit ist eine Stoffwechselstörung. Betroffene können den Gehalt des Zuckers im Blut nicht ausreichend regulieren. Bei gesunden Menschen übernimmt das Hormon Insulin diese Funktion selbstständig.

Diabetiker leiden jedoch entweder an einem Mangel an Insulin oder an einer Insulin-Resistenz: Die Zellen reagieren nicht mehr ausreichend auf die gleiche Menge Insulin. Infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel an, was zahlreiche körperliche Schäden verursachen kann. Müdigkeit, Schwächegefühl, starker Durst und Gewichtsverlust können Anzeichen für Diabetes darstellen. Im weiteren Verlauf können sich unter anderem Sehstörungen, erschwerte Wundheilung und Nervenschäden manifestieren. Typ-1-Diabetes ist in der Regel angeboren und erfordert eine andere Behandlung als Typ-2-Diabetes. Jedoch können Antidiabetika grundsätzlich bei beiden Typen therapeutischen Nutzen bringen.

Wirkung und medizinische Anwendung

Antidiabetika helfen Patienten, die unter der Zuckerkrankheit leiden, bei der Regulierung ihres Blutzuckerspiegels. Im Gegensatz zu Insulin wirken orale Antidiabetika näher an den Ursachen des krankhaft erhöhten Blutzuckerspiegels. Der genaue Mechanismus ist von Wirkstoff zu Wirkstoff verschieden. Metformin beispielsweise verbessert die Aufnahme von Glukose in die Zellen, indem es unter anderem die Herstellung von ATP drosselt und die Menge von Glukose reduziert, welche die Leber abgibt.

Zwei weitere Stoffe, Sulfonylharnstoff und Glinid, erhöhen hingegen die Abgabe von Insulin. Im Gegensatz dazu wirken Alpha-Glukosidase-Hemmer bereits im Darm des Menschen und verschlechtern dort die Aufnahme von Kohlenhydraten aus der verzehrten Nahrung. Kohlenhydrate führen dazu, dass die Menge an Glukose im Blut steigt. Das Antidiabetikum verhindert also, dass der Blutzuckerspiegel außer Kontrolle gerät.

Formen und Gruppen

Patienten nehmen orale Antidiabetika zum Beispiel in Form von Tabletten ein. Ärzte empfehlen diese Gruppe von Antidiabetika vor allem Patienten, die unter Diabetes Typ 2 leiden, jedoch kein Insulin zu sich nehmen müssen. Ein solches Antidiabetikum ist zum Beispiel Metformin. Der Wirkstoff ist in zahlreichen oralen Antidiabetika enthalten, darunter Diabetase®, Metfogamma®, Siofor®, Juformin®, Biocos® und Espa formin®. Auch Alpha-Glukosidase-Hemmer zählen zu den oralen Antidiabetika. Zu dieser Gruppe gehört zum Beispiel das Medikament Glucobay® mit dem Wirkstoff Acarbose oder Diastabol® mit dem Wirkstoff Miglitol. Die Antidiabetika Amaryl®, Magna®, Glimegamma® und andere greifen hingegen auf Sulfonylharnstoff zurück, während Repaglinid® und Natelinid® auf Glinid basieren. Weitere Wirkstoffe sind Glitazone und DPP-4-Inhibitoren.

Dosierung

Die Dosierung des jeweiligen Antidiabetikums hängt von der Konzentration des Wirkstoffs im Präparat und den individuellen Faktoren ab, die beim Patienten vorliegen. Eine allgemeine Empfehlung ist deshalb nicht möglich; nur der behandelnde Arzt kann darüber entscheiden. Die richtige Dosis für den jeweiligen Patienten zu finden kann einige Zeit in Anspruch nehmen: Immer wieder müssen Kontroll-Untersuchungen zeigen, ob die richtige Wirkstoff-Konzentration erreicht ist, ob der Patient das Medikament verträgt und wie groß die Wirkung bei der bisherigen Dosis ausfällt.

Oft verschreiben Ärzte zunächst eine geringe Dosis, um das Risiko einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) zu reduzieren. Unterzuckerung macht sich unter anderem in Form von Zittern, Schwitzen, Übelkeit, Herzrasen, Kopfschmerzen und plötzlichem, starkem Hungergefühl bemerkbar. Auch zahlreiche neurologische Symptome wie Sehstörungen, Verwirrung, Benommenheit oder Krampfanfälle sind möglich. Es ist daher essentiell, dass Patienten ihre Antidiabetika und andere Medikamente pflichtbewusst einnehmen.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

In vielen Fällen können Patienten durch einen verantwortungsvollen Umgang mit ihrer Krankheit die Menge der Antidiabetika reduzieren, die sie einnehmen müssen. Eine gesunde und ausgewogene Ernährung nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein. Durch Ärzte, Krankenkassen und Ernährungsberater erhalten Diabetiker Informationen darüber, wie sie ihre Ernährung umstellen können. Durch ihr eigenes Handeln können Patienten aktiv an der Behandlung mitwirken. Auch die Nebenwirkungen von Medikamenten können sie auf diese Weise potenziell verringern.

Dennoch ist die korrekte Einnahme der verschriebenen Antidiabetika wichtig, um zum Teil lebensgefährliche Zustände zu vermeiden. Eine bestimmte Gruppe von Diabetikern gilt als insulinpflichtig: Sie müssen zusätzlich zu anderen Medikamenten wie Antidiabetika Insulin zuführen. Insulin wirkt im menschlichen Körper wie ein Türöffner und ermöglicht es den Zellen, die Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Nur so steht ihnen genügend Energie zur Verfügung. Da Übergewicht zur Entstehung von Diabetes beiträgt, kann eine gewichtsreduzierende Diät bei übergewichtigen und adipösen Patienten häufig weitere Verbesserungen bewirken. Darüber hinaus empfehlen Mediziner häufig Bewegung.


Wechselwirkungen und Nebenwirkungen

Die Nebenwirkungen von Antidiabetika hängen vom konkreten Medikament ab und können sich zwischen Medikamentengruppen und einzelnen Präparaten unterscheiden. Typische Nebenwirkungen von Antidiabetika, die Metformin enthalten, sind beispielsweise Übelkeit und Durchfall. Patienten, die unter Niereninsuffizienz, Infekten oder respiratorischer Insuffizienz leiden, können bei Einnahme von Metformin eine Milchsäureazidose (Laktatazidose) entwickeln. Dabei handelt es sich um eine schwere Nebenwirkung, die auch bei Metformin-Gabe nach einer Operation oder einem Herzinfarkt auftreten kann.

Bei diesen Erkrankungen sind Antidiabetika, die diesen Stoff enthalten, deshalb kontraindiziert. Die Milchsäureazidose lässt den pH-Wert des Blutes auf unter 7,36 sinken. Patienten, die Alpha-Glukosidase-Hemmer einnehmen, können Nebenwirkungen wie Blähungen, Durchfall, Übelkeit, Völlegefühl, Bauchschmerzen entwickeln. Die Symptome entstehen dadurch, dass der Darm die Kohlenhydrate im Nahrungsbrei nur noch eingeschränkt absorbieren kann. Infolgedessen bleibt im Stuhl eine größere Menge unverdauter Kohlenhydrate zurück.

Sie verhalten sich nun wie natürliche Ballaststoffe; auch diese können nicht durch die Darmwand in den menschlichen Körper gelangen. Größere Mengen Ballaststoffe können deshalb ähnliche Beschwerden auslösen, wie die Nebenwirkungen von Alpha-Glukosidase-Hemmern. Wenn der Organismus nicht an größere Mengen unverdaulicher Kohlenhydrate bzw. Ballaststoffe gewöhnt ist, ist die Entstehung dieser Symptome besonders wahrscheinlich. Wenn Patienten weniger Kohlenhydrate mit der Nahrung zu sich nehmen, blockieren die Alpha-Glukosidase-Hemmer entsprechend weniger Kohlenhydrat-Moleküle. So bleiben weniger unverdauliche Kohlenhydrate zurück, die Beschwerden hervorrufen könnten. Darüber hinaus kann die falsche Einnahme von Alpha-Glukosidase-Hemmern zu Unterzuckerung führen. Ähnliche potenzielle Nebenwirkungen hat auch Sulfonylharnstoff.

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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