Adduktorenzerrung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Adduktorenzerrung ist eine Verletzung, die häufig im Sport auftritt. Bei den Adduktoren handelt es sich um eine Muskelgruppe im Oberschenkel. Sie wird unter anderem auch als "Leistenzerrung" bezeichnet und zieht einen längeren Heilungsprozess nach sich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Adduktorenzerrung?

Plötzlich auftretende Schmerzen an der Oberschenkel-Innenseite oder ein Druckschmerz in der Schambeinregion sind typische Anzeichen einer Adduktorenzerrung.

Die Adduktorengruppe befindet sich in der Innenseite der Oberschenkel. Sie besteht aus sechs Muskeln, die aus dem Becken entspringen und das Schambein mit dem Oberschenkelknochen verbinden. Zu den Aufgaben der Adduktorengruppe gehören mehrere Bereiche. Zum einen ermöglichen sie es, das Bein zur Körpermitte heranzuziehen, zum anderen stabilisieren sie das Becken. Dies ist besonders bei allen Sportarten wichtig, bei denen viel gelaufen wird.

Bei den Adduktoren handelt es sich um die Antagonisten der Gesäßmuskulatur. Beim Laufen befinden sich die beiden Muskelgruppen in einem gegenseitigen Wechselspiel und stabiliseren das Becken. Normalerweise übernimmt dabei die Gesäßmuskulatur den größten Anteil. Bei längerer starker Belastung hingegen fällt diese Aufgabe zunehmend den Adduktoren zu. Unter einer Adduktorenzerrung wird die Zerrung der Sehnen im Hüftgelenk verstanden. Diese wird je nach ihrer Schwere in unterschiedliche Grade eingestuft.

Ursachen

Eine Adduktorenzerrung entsteht durch eine plötzliche Bewegung, welche in die Gegenrichtung der Muskeln verläuft, wie zum Beispiel bei einer Grätsche im Fußballtraining. Meistens wird eine Adduktorenzerrung auch als Fußballverletzung bezeichnet. Generell tritt sie jedoch vermehrt bei sämtlichen Sportarten auf, bei denen die Beine seitwärts bewegt werden, wie zum Beispiel beim Schlittschuhlaufen, Eishockey oder Skilauf. Die Zerrung selbst entsteht durch eine Überbeanspruchung des Muskels.

Sie reicht von einer leichten Überdehnung bis zu Muskelfaserrissen. Eine angeborene Fehlstellung des Hüftknochens erhöht die Gefahr einer Zerrung im Bereich der Oberschenkelmuskulatur. Diese kommt relativ selten vor. Häufiger hingegen ist das falsche Schuhwerk, was besonders Läufer betrifft. Auch eine falsche Lauftechnik führt zu Adduktorenzerrungen. Die häufigste Ursache ist jedoch eine Überdehnung oder Überbelastung der Muskelgruppe durch Bewegungen, die nicht in den Radius der Adduktoren gehören oder durch zu intensives Training.

Auch ein Anriss in den Sehnen der Adduktoren kann starke Schmerzen verursachen. Es sollte immer ein Arzt aufgesucht werden, um größere Probleme auszuschließen.

Wann zum Arzt?

Beim Verdacht auf eine Adduktorenzerrung sollte immer ein Mediziner konsultiert werden. Insbesondere dann, wenn Oberschenkelschmerzen, Muskelkrämpfe oder Schwellungen auftreten, ist es sinnvoll, einen Arzt aufzusuchen. Darüber hinaus sollten Betroffene einen Mediziner kontaktieren, wenn sie einen Bluterguss, Belastungsschmerz oder eine Bewegungseinschränkung feststellen.

Eine Distorsion macht sich vor allem durch Schmerzen mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit bemerkbar und gehört von einem Mediziner abgeklärt. Die Schmerzen werden oftmals durch ein Stechen begleitet, weshalb Betroffene dringend einen Mediziner aufsuchen sollten. Wenn Betroffenen das Drehen des Beines schwerfällt oder aufgrund der Schmerzen nicht mehr möglich ist, sollten sie umgehend einen Arzt kontaktieren. Leiden Betroffene unter krampfartigen Schmerzen, sollten sie nicht damit zögern, einen Mediziner zu konsultieren. Ebenfalls sollte ein Arztbesuch stattfinden, wenn Blut im umliegenden Gewebe bemerkt wird. Dies fällt vor allem bei einer schwerwiegenden Adduktorenzerrung auf.

Leiden Betroffene lediglich unter einer leichten Adduktorenzerrung, sind die Schmerzen kaum merkbar. Sie zeichnen sich vor allem während Belastungssituationen aus. Dennoch sollten Betroffene einen Mediziner kontaktieren. Sobald die Zerrung beim Heranführen der Beine zur Körpermitte oder beim Abspreizen des Oberschenkels schmerzt, empfiehlt sich dringend ein Arztbesuch.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome einer Adduktorenzerrung:

  • Oberschenkelschmerzen

Die Zerrung äußert sich unmittelbar mit Schmerzen und einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit. Der Schmerz wird oft als Stechen beschrieben und kann während des Gehens in den Oberschenkeln lokalisiert werden. Besonders das Drehen des Beines wird erschwert oder ist in schwereren Fällen aufgrund starker Schmerzen nicht mehr möglich. Die Schmerzen treten zudem teilweise in Form von Krämpfen auf. Es können Schwellungen und Blutergüsse entstehen, welche anzeigen, dass durch den Verletzungshergang Blut ins umliegende Gewebe gedrungen ist. Dies ist besonders bei schwerwiegenderen Zerrungen der Fall. Bei einer leichten Zerrung spüren Betroffene die Schmerzen lediglich während Belastungssituationen. Die Adduktion gegen Widerstand, also das Heranführen der Beine zur Körpermitte, sowie das Abspreizen des Oberschenkels verursachen Schmerzen.

Diagnose

Das Auftreten von Schmerzen während der Ausübung dieser Bewegungen hilft insbesonders bei der Diagnose einer Adduktorenzerrung. Meistens kommt der erste Verdacht bereits bei der Beschreibung des Unfalls auf, in dessen Folge die Schmerzen eingetreten sind. Die muskuläre Struktur wird genau untersucht und auf Druckschmerzhaftigkeit getestet. Adduktion und Abduktion werden gegen Widerstand ausgeführt. Bei weiterer Unklarkeit kann eine Ultraschalluntersuchung angewendet werden. Bei dieser ist es zudem möglich, eine Zerrung von einem Riss zu unterscheiden.

Komplikationen

In den meisten Fällen benötigt die Adduktorenzerrung eine längere Heilung. In diesem Zeitraum muss der Patient auf sportliche Aktivitäten oder andere körperliche Belastungen in der Regel verzichten, um die Symptome nicht zu verstärken. Es kommt dabei zu Schwellungen und Schmerzen in den Oberschenkeln. Diese können entweder in Form von Ruheschmerzen oder Belastungsschmerzen auftreten. In schwerwiegenden Fällen kommt es durch die Schmerzen auch zu Bewegungseinschränkungen, sodass der Patient in seinem Alltag eingeschränkt ist. Die Schmerzen können dabei auch beim Gehen auftreten, sodass der Betroffene auf eine Gehhilfe angewiesen ist. Ebenfalls kommt es bei stärkeren Belastungen zu Krämpfen. Nicht selten breiten sich die Schmerzen auch in andere Regionen des Körpers aus. Viele Betroffene erleiden durch die Schmerzen und Einschränkungen auch psychische Beschwerden. Die Behandlung erfolgt bei der Adduktorenzerrung durch Massagen und Druckverbände. Ebenfalls können Ergänzungsmittel und andere Medikamente eingenommen werden, um die Behandlung zu beschleunigen. Allerdings darf der Patient den Körper während der Behandlung nicht belasten und auch keine sportlichen Aktivitäten ausüben. Auch nach der Heilung ist nicht direkt eine volle Belastbarkeit wiederhergestellt. Es kommt in der Regel zu keinen weiteren Komplikationen.

Behandlung und Therapie

Eine Zerrung beinhaltet die Beschädigung von Muskulatur und Muskelhüllen. Sie sollte nach ihrem Schweregrad optimal behandelt werden, um eine chronische Erkrankung zu vermeiden. Die Erstversorgung besteht aus dem so genannten "PECH"-Schema. Zuerst wird eine Pause (=P) eingelegt, die Belastung also beendet. Die Stelle wird durch Eis (= E) gekühlt und ein Druckverband angelegt, der als Kompression (= C) dienen soll. Anschließend soll das Bein hochgelagert (= H) werden. Wichtig ist die Ablagerung des Beins, um eine eventuelle Schwellung zu vermeiden.

Generell soll die Muskulatur dahingehend unterstützt werden, dass sie rasch abschwillt und eventuelle Blutungen gestoppt werden. Nach den Sofortmaßnahmen muss die Zerrung weiterbehandelt werden. Die folgenden Therapieansätze haben unterschiedliche Ziele. Durch Entlastung des Beins und die Einnahme von der Aminosäure Leucin soll die Muskulatur die Möglichkeit erhalten, sich zu regenerieren. Die sportliche Betätigung sollte eingestellt und stattdessen auf ausreichend Ruhe geachtet werden.

Zur Behandlung der beschädigten Muskelhüllen hilft die Aufnahme der Nährstoffkombination aus Kollagenhydrolysat, Ackerschachtelhalm und Brennnessel. Zudem wird die Heilung durch eine gute Durchblutung der betroffenen Stelle gefördert. Die Nährstoffe können schneller zu der verletzten Region vordringen. Das abwechselnde Abbrausen mit warmem und kaltem Wasser, sanfte Massagen, aber auch der Verzehr von Rote-Beete-Saft wirken unterstützend. Darüber hinaus werden entzündungshemmende Salben, Ultraschall- und Elektrotherapien verschrieben. Nach der Ausheilung der Zerrung ist es wichtig, dass die Belastung langsam gesteigert wird.


Vorbeugung

Adduktorenzerrungen entstehen meistens durch Unfälle. Diese lassen sich lediglich durch Achtsamkeit und vorangehende Dehnübungen vermeiden. Zudem kann die Oberschenkelmuskulatur gezielt durch Krafttraining gekräftigt werden, wodurch das Risiko einer Adduktorenzerrung reduziert wird.

Das Training sollte immer durch ein leichtes Aufwärmen der Muskulatur beginnen und persönliche Grenzen nicht regelmäßig stark überschritten werden. Statt einer plötzlichen Steigerung des Lauftempos, sollte dieses durch regelmäßiges Training allmählich erhöht werden. Darüber hinaus ist auf ein gutes Schuhwerk und den richtigen Laufstil zu achten.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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