Gesäßmuskulatur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Gesäßmuskulatur umfasst eine Reihe von Muskeln, die alle unterschiedliche Aufgaben und Funktionen erfüllen. Mit Hilfe der einzelnen Gesäßmuskeln können bestimmte Bewegungen durchgeführt werden.

Inhaltsverzeichnis

ÜberblicK: Was ist der Gesäßmuskel?

Diese drei Gesäßmuskeln ermöglichen bestimmte Bewegungen, wie z.B. das Aufrichten des Rumpfes.

Der Gesäßmuskel, auch als Glutealmuskel oder Gluteus bezeichnet, ist eine der größten und stärksten Muskelgruppen des menschlichen Körpers. Er besteht aus drei Hauptmuskeln: dem Gluteus maximus, dem Gluteus medius und dem Gluteus minimus. Diese Muskeln spielen eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des Beckens, der Bewegung der Hüfte und des Oberschenkels sowie bei der Unterstützung des aufrechten Gangs.

Anatomie

  • Gluteus maximus: Der größte der drei Muskeln und befindet sich an der Oberfläche des Gesäßes. Er ist verantwortlich für die Streckung, Abduktion (seitliches Wegführen) und Außenrotation des Oberschenkels.
  • Gluteus medius: Dieser Muskel liegt unter dem Gluteus maximus und ist für die Abduktion und Stabilisierung des Beckens verantwortlich, besonders beim Gehen.
  • Gluteus minimus: Der kleinste und tiefste der Glutealmuskeln, er unterstützt den Gluteus medius bei der Abduktion und Innenrotation des Oberschenkels.

Funktion

Die Gesäßmuskeln sind essenziell für viele alltägliche Bewegungen. Sie ermöglichen das Aufstehen aus dem Sitzen, das Treppensteigen, das Gehen und das Laufen. Sie stabilisieren das Becken beim Gehen und tragen zur Aufrechterhaltung der Körperhaltung bei. Insbesondere der Gluteus maximus ist entscheidend für kraftvolle Bewegungen wie Springen, Sprinten oder das Heben schwerer Lasten.

Beschwerden

Probleme im Bereich der Gesäßmuskulatur können zu einer Reihe von Beschwerden führen:

  • Muskelschwäche: Eine Schwäche der Gesäßmuskulatur kann zu Rücken- und Kniebeschwerden führen, da diese Muskeln eine zentrale Rolle bei der Stabilisierung des gesamten Körpers spielen.
  • Muskelschmerzen: Überlastung, Verspannungen oder Entzündungen der Gesäßmuskulatur können Schmerzen im unteren Rücken, in der Hüfte und im Bein verursachen.
  • Piriformis-Syndrom: Der unter dem Gluteus maximus verlaufende Piriformis-Muskel kann den Ischiasnerv komprimieren, was zu Schmerzen im Gesäß und in den Beinen führt.

Regelmäßige Kräftigungs- und Dehnübungen können dazu beitragen, die Gesäßmuskulatur stark und flexibel zu halten und Beschwerden vorzubeugen.

Anatomie

Der große Gesäßmuskel (Musculus gluteus maximus) ist der größte menschliche Muskel, der den mittleren Gesäßmuskel (Musculus gluteus medius) sowie den kleinen Gesäßmuskel (Musculus gluteus minimus) bedeckt. Der große Gesäßmuskel gliedert sich in einen tiefen und einen oberflächlichen Teil.

Der eigentliche Muskel wird durch eine Vielzahl an Muskelfasern gebildet, die aus Muskelfibrillen bestehen. In ihnen befinden sich zahlreiche Proteine, die für die Muskelbewegung benötigt werden. Der kleine Gesäßmuskel entspringt an der Darmbeinschaufel und setzt dann am vorderen Rand des großen Rollhügels an.

Der mittlere Gesäßmuskel hat seinen Ursprung am Darmbein, am Darmbeinkamm sowie an der Darmbeinfaszie. Die einzelnen Muskelfasern bilden dann eine gemeinsame Sehne, die an der Außenseite des Oberschenkels endet. Am Ansatzpunkt liegt außerdem ein Schleimbeutel.

Funktion

Insgesamt verfügt der menschliche Körper über drei Gesäßmuskel, die am Beckengürtel beginnen. Der große Gesäßmuskel ist dafür verantwortlich, dass man den Rumpf aufrichten kann. Außerdem dient er sowohl als Abduktor ("Heranführer") als auch als Abduktor ("Abspreizer").

Die übrigen Gesäßmuskeln werden durch den oberen Teil beim Abspreizen unterstützt, durch den unteren Teil kann der Oberschenkel an den Körper herangeführt werden. Unter dem großen Muskel befindet sich der mittlere Gesäßmuskel, der dann aktiv wird, wenn man sich bückt.

Der mittlere Gesäßmuskel beginnt am Darmbein und stabilisiert beim Laufen und beim Gehen das Becken, wodurch verhindert wird, dass es zur Spielbeinseite absinkt. Durch den vorderen Teil des Muskels kann der Oberschenkel nach innen gedreht werden, der hintere Teil dreht den Oberschenkel nach außen.

Unter den mittleren Gesäßmuskel schließt der kleine Gesäßmuskel an, der die gleiche Aufgabe wie der mittlere Muskel erfüllt. Wichtig ist, dass die einzelnen Muskeln gut zusammenarbeiten. Ist die Funktion eines Muskels gestört, so kann sich dies auch auf die anderen auswirken.

Erkrankungen

  • Lähmung des großen Gesäßmuskels
  • Lähmung des kleinen Gesäßmuskels
  • Piriformis-Syndrom
  • Muskelentzündung im Gesäß
  • Muskelverhärtung im Gesäß
  • Muskelzerrung im Gesäß

Im Bereich der Gesäßmuskulatur kann eine Lähmung des großen Gesäßmuskels auftreten. Dadurch kommt es zu einer starken Einschränkung der Streckbewegungen und das Gehen, Springen bzw. Aufstehen fällt den Betroffenen sehr schwer. In vielen Fällen sind die Patienten nicht in der Lage, den Oberschenkel zu beugen.

Bei einer Lähmung des mittleren bzw. kleinen Gesäßmuskels tritt der so genannte Watschelgang auf, bei dem das Becken bei jedem Schritt auf die Spielbeinseite kippt. Die Ursache solcher Lähmungserscheinungen sind hauptsächlich intramuskuläre Injektionen.

Im Bereich des kleinen Gesäßmuskels kann das so genannte Piriformis-Syndrom auftreten. Die Ursache dafür ist meist eine einseitige Überbelastung durch schweres Heben oder eine sitzende Körperhaltung.

Durch ständigen Druck ist es möglich, dass der Muskel auch gereizt wird, eine weitere Ursache sind Sturzverletzungen im Bereich des Gesäßes. Die Betroffenen leiden dann an Schmerzen auf einer Körperseite des Gesäßes, die oft bis in den Oberschenkel ausstrahlen. Treppensteigen oder das Grätschen der Beine ist ebenfalls schmerzhaft. Verstärkt werden diese durch längeres Sitzen im Auto oder vor dem Bildschirm.

Die Gesäßmuskulatur kann außerdem von einer Entzündung betroffen sein, die häufig von Bakterien oder Viren ausgelöst wird. Diese Erreger gelangen durch einen Infekt in den Muskel, wo eine Entzündung auftritt, die auch einen chronischen Verlauf nehmen kann. Ist die Gesäßmuskulatur permanent angespannt, so treten Verhärtungen auf und die Blutgefäße werden abgeklemmt. Das führt ebenfalls zu Entzündungen und starken Schmerzen.

Welchen Arzt bei Gesäßschmerzen aufsuchen?

Gesäßschmerzen können unterschiedliche Ursachen haben, und die Wahl des richtigen Arztes hängt von der Art und Schwere der Beschwerden ab. In vielen Fällen ist der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Er kann eine erste Einschätzung vornehmen, einfache Diagnosen stellen und bei Bedarf an Spezialisten überweisen.

  • Hausarzt: Bei milden oder unspezifischen Gesäßschmerzen kann der Hausarzt eine erste Untersuchung durchführen. Er sammelt Informationen über die Schmerzgeschichte, führt eine körperliche Untersuchung durch und entscheidet, ob eine Überweisung notwendig ist.
  • Orthopäde: Wenn die Schmerzen durch Probleme im Bewegungsapparat verursacht werden, wie z. B. Muskelverspannungen, Gelenkprobleme oder Wirbelsäulenbeschwerden, ist ein Orthopäde der richtige Ansprechpartner. Orthopäden sind auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats spezialisiert.
  • Neurologe: Bei Verdacht auf Nervenreizungen oder -schädigungen, wie beim Ischias oder Piriformis-Syndrom, sollte ein Neurologe aufgesucht werden. Neurologen können durch spezielle Tests und bildgebende Verfahren die genaue Ursache der Nervenschmerzen feststellen.
  • Physiotherapeut: Oft wird nach der Diagnose eine physiotherapeutische Behandlung empfohlen. Physiotherapeuten helfen durch gezielte Übungen und Behandlungen, Muskelverspannungen zu lösen, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
  • Rheumatologe: Wenn eine entzündliche Erkrankung wie Rheuma oder eine Bursitis vermutet wird, ist der Rheumatologe der richtige Facharzt. Er kann spezifische Tests durchführen und eine passende Therapie einleiten.

Eine frühzeitige Abklärung der Beschwerden ist wichtig, um eine effektive Behandlung zu gewährleisten und chronische Probleme zu vermeiden.

Wie entstehen Gesäßschmerzen?

Gesäßschmerzen können verschiedene Ursachen haben, die von muskulären Problemen bis hin zu nervlichen Störungen reichen. Zu den häufigsten Ursachen gehören:

  • Muskelverspannungen und -verletzungen: Überlastung, Fehlhaltungen oder einseitige Belastungen können zu Verspannungen oder Zerrungen der Gesäßmuskulatur führen. Auch sportliche Aktivitäten, bei denen die Gesäßmuskeln stark beansprucht werden, können Schmerzen verursachen.
  • Piriformis-Syndrom: Das Piriformis-Syndrom entsteht, wenn der Piriformis-Muskel den Ischiasnerv komprimiert. Dies führt zu Schmerzen, die vom Gesäß bis ins Bein ausstrahlen können, ähnlich wie bei einem Bandscheibenvorfall.
  • Ischiasnerv-Reizung: Eine Reizung oder Entzündung des Ischiasnervs, oft durch einen Bandscheibenvorfall verursacht, kann starke, ausstrahlende Schmerzen im Gesäß und in den Beinen hervorrufen.
  • Hüftgelenksprobleme: Arthrose oder Entzündungen im Hüftgelenk können Schmerzen verursachen, die ins Gesäß ausstrahlen.
  • Bursitis: Eine Entzündung der Schleimbeutel (Bursae) im Bereich des Gesäßes, insbesondere der Bursa über dem Sitzbein (Ischialtuberosität), kann zu lokalisierten Schmerzen führen, besonders beim Sitzen.
  • Sakroiliakalgelenk-Dysfunktion: Das Sakroiliakalgelenk verbindet die Wirbelsäule mit dem Becken. Eine Fehlstellung oder Entzündung in diesem Bereich kann Schmerzen im unteren Rücken und Gesäß verursachen.

Diagnose von Gesäßschmerzen

Die Diagnose von Gesäßschmerzen erfordert eine gründliche Untersuchung, da die Ursachen vielfältig sein können. Der erste Schritt ist eine detaillierte Anamnese, bei der der Arzt die Schmerzgeschichte, den Verlauf und mögliche Auslöser der Beschwerden erfragt. Dabei werden auch berufliche und sportliche Aktivitäten sowie frühere Verletzungen berücksichtigt.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt den betroffenen Bereich auf Druckempfindlichkeit, Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen hin untersucht. Spezielle Tests, wie der Piriformis-Test oder der Lasègue-Test, können Hinweise auf das Piriformis-Syndrom oder Ischiasbeschwerden liefern.

Bildgebende Verfahren wie Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT werden eingesetzt, um strukturelle Probleme wie Bandscheibenvorfälle, Hüftgelenksarthrose oder Entzündungen der Schleimbeutel (Bursitis) zu erkennen. In manchen Fällen kann auch eine neurologische Untersuchung notwendig sein, um Nervenschäden auszuschließen.

Labortests werden selten durchgeführt, es sei denn, es besteht der Verdacht auf entzündliche oder rheumatische Erkrankungen. Die Kombination dieser diagnostischen Ansätze ermöglicht eine präzise Bestimmung der Ursache von Gesäßschmerzen, was entscheidend für die Wahl der richtigen Therapie ist.

Was hilft bei Gesäßschmerzen?

Die Behandlung von Gesäßschmerzen richtet sich nach der Ursache der Beschwerden und kann verschiedene Ansätze umfassen:

  • Schonung und Entlastung: Bei akuten Schmerzen ist es wichtig, den betroffenen Bereich zu schonen und belastende Aktivitäten zu vermeiden. In vielen Fällen kann eine vorübergehende Entlastung durch vermehrtes Liegen oder spezielle Sitzkissen helfen.
  • Physiotherapie: Übungen zur Kräftigung und Dehnung der Gesäß- und umliegenden Muskulatur können Verspannungen lösen und die Schmerzen lindern. Physiotherapie kann auch dazu beitragen, Fehlhaltungen zu korrigieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Wärme- und Kältetherapie: Wärmeanwendungen, wie Wärmepackungen oder warme Bäder, können die Durchblutung fördern und verspannte Muskeln entspannen. Kältetherapie kann helfen, Entzündungen zu reduzieren und akute Schmerzen zu lindern.
  • Medikamentöse Behandlung: Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente (wie Ibuprofen) können zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Bei chronischen Schmerzen können auch Muskelrelaxantien oder Injektionen zur Schmerzlinderung beitragen.
  • Injektionstherapie: Bei schwereren Fällen, wie dem Piriformis-Syndrom, können gezielte Injektionen von Kortison oder Lokalanästhetika in den betroffenen Bereich Schmerzen lindern und Entzündungen reduzieren.
  • Ergonomie und Haltungstraining: Die Anpassung der Sitzgewohnheiten und ergonomische Optimierungen am Arbeitsplatz können dazu beitragen, chronische Gesäßschmerzen zu vermeiden. Haltungstraining hilft, die Belastung der Muskulatur gleichmäßig zu verteilen.
  • Chirurgische Eingriffe: In seltenen Fällen, bei denen konservative Behandlungen nicht ausreichen, kann eine Operation notwendig sein, insbesondere bei Bandscheibenvorfällen oder schwerwiegenden Nervenkompressionen.

Gesäßschmerzen können vielfältige Ursachen haben und erfordern eine individuelle Behandlung. Eine frühzeitige Diagnose und angepasste Therapieansätze sind entscheidend, um die Beschwerden zu lindern und langfristige Probleme zu vermeiden. Bei anhaltenden oder intensiven Schmerzen sollte stets ein Arzt aufgesucht werden, um die genaue Ursache abzuklären und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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