Abgeschlagenheit bei Kindern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Februar 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gefühl der Abgeschlagenheit hat jeder schon erlebt. Das gilt für Kinder genauso wie für Erwachsene. Die Ursachen für Abgeschlagenheit sind vielfältig. Meist sind diese harmlos. Es gibt aber auch Fälle, bei denen ein Arztbesuch unbedingt erforderlich ist. Besonders beim Kind ist es nicht immer einfach, die genaue Ursache zu ermitteln.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Abgeschlagenheit?

Zeitweise Abgeschlagenheit bei Kindern ist nicht ungewöhnlich. Dauert der Zustand länger an sollte ein Arzt konsultiert werden.

Abgeschlagenheit bezeichnet allgemein eine körperliche oder seelische Erschöpfung, die durch viele unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden kann. Der Organismus ist energielos und kann im Extremfall völlig ausgebrannt sein (Burnout). Es besteht dabei eine hartnäckige Müdigkeit, die oft mit Depressionen und Störungen der Aufmerksamkeit verbunden ist.

Auch Kinder können bereits von Abgeschlagenheit betroffen sein, die häufig jedoch durch banale Anlässe ausgelöst wird. Sie reagieren dann oft zornig, weinerlich, reizbar oder rechthaberisch und sind weniger leistungsfähig. Wenn die Abgeschlagenheit allerdings mit anderen Symptomen zusammen auftritt, kann von einer Krankheit als Ursache ausgegangen werden.

Ursachen

Wie bereits erwähnt, reagieren Kinder häufig auf banal erscheinende Situationen mit Abgeschlagenheit und Erschöpfung. Das trifft unter anderem zu, wenn sich einschneidende Veränderungen im Leben der Kinder ergeben wie Einschulung oder Kindergartenbeginn. Aber auch Überforderung und aufgezwungener Freizeitstress kann zu Abgeschlagenheit bei Kindern führen. Manchmal sind es sogar Situationen, die für Erwachsene normal sind, von Kindern jedoch anders verarbeitet werden.

Selbstverständlich haben auch familiäre Belastungssituationen wie Scheidung der Eltern, Tod von Angehörigen, häufiger Streit in der Familie oder wenig Freiraum einen großen Einfluss auf das Wohlergehen der Kinder.

Des Weiteren führt häufig fehlender Schlaf infolge zu langer Fernsehabende oder lang anhaltender Computerspiele zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit am nächsten Tag. Bei dauerhaftem Schlafdefizit kann sich auch ein chronischer Erschöpfungszustand etablieren, der sich auf die Leistungsfähigkeit des Kindes auswirkt.

Es gibt allerdings auch viele Erkrankungen, die bereits im Kindesalter zu Abgeschlagenheit führen. Dazu zählen unter anderem alle Kinderkrankheiten, Pfeiffersches Drüsenfieber, rheumatische Erkrankungen, Allergien, Blutarmut durch Eisenmangel, Schilddrüsenunterfunktion oder Diabetes mellitus vom Typ I. Abgeschlagenheit bedeutet Energiemangel.

Bei den Infektionskrankheiten wendet der Körper die meiste Energie zur Bekämpfung der eindringenden Krankheitserreger auf. Bei anderen Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion, Blutarmut oder Diabetes mellitus wird nicht genügend Energie erzeugt. Im Rahmen von Allergien und chronischen Entzündungen kommt es zum Fehleinsatz der Energie zur Abwehr vermeintlicher Eindringlinge. In bestimmten psychischen Belastungssituationen können Prozesse ablaufen, welche die Energieerzeugung im Körper drosseln.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Bei vorübergehender Abgeschlagenheit muss nicht unbedingt immer ein Arzt konsultiert werden. Dieser Zustand kommt bei Kindern häufig vor. Ein Arzt sollte jedoch vor allem dann aufgesucht werden, wenn die Abgeschlagenheit länger andauert, bei Anzeichen einer Infektionskrankheit, bei zusätzlichen Hautveränderungen, bei anhaltender Blässe der Haut, bei Kreislaufbeschwerden, Schwindel sowie Atemnot, bei Kälteempfindlichkeit oder bei starkem Durstgefühl mit ständigem Wasserlassen. Wenn sich das Kind zurückzieht, ständig traurig ist, den Kontakt meidet und unter Depressionen leidet, sollte unbedingt auch ein Psychologe zurate gezogen werden, um die Ursachen der depressiven Verstimmung zu ergründen.

Diagnose und Verlauf

Der Arzt führt zunächst eine Anamnese der Krankengeschichte durch. Dabei fragt er, wann die Abgeschlagenheit auftritt, ob weitere Symptome bestehen oder ob belastende Situationen bestehen oder bestanden haben. Wenn solche Symptome wie Hautausschläge, Blässe, starkes Durstgefühl, häufiges Wasserlassen oder ungewöhnliche Gewichtszunahme auftreten, kann der Arzt eine Verdachtsdiagnose auf eine zugrunde liegende Erkrankung wie Infektion, Diabetes mellitus, Anämie, Bluterkrankung oder Schilddrüsenunterfunktion stellen. Diese Erkrankung wird dann durch die üblichen Laboruntersuchungen und bildgebenden Verfahren näher bestimmt. Lang anhaltende Depressionen müssen durch einen Psychologen oder Psychiater abgeklärt werden.

Komplikationen

Wenn die psychologische Ursache einer lang anhaltenden Abgeschlagenheit nicht ermittelt und behandelt wird, kann sich eine chronische Depression entwickeln, die im schlimmsten Fall später zum Suizid des Patienten führt. Aber auch sonst kann die Persönlichkeitsentwicklung durch die verringerte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eingeschränkt sein. Bei den anderen Formen der Abgeschlagenheit ruft die Nichtbehandlung der zugrunde liegenden Erkrankung oftmals Komplikationen hervor. So muss beispielsweise ein Diabetes mellitus vom Typ I lebenslang durch Insulingaben behandelt werden, da dieser ansonsten zum Tode führen würde. Auch eine Eisenmangelanämie kann durch die Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff und Nährstoffen den Körper dauerhaft schädigen. Hinter einer Abgeschlagenheit bei Kindern steckt manchmal aber auch eine schwere Blutkrankheit oder gar eine Leukämie.

Behandlung und Therapie

Eine Abgeschlagenheit bei Kindern muss nicht immer behandelt werden. Meist verschwindet sie von allein wieder, wenn die belastende Situation aufhört oder der Stress nachlässt. Bei lang anhaltender Abgeschlagenheit richtet sich die Behandlung nach der zugrunde liegenden Ursache. So werden bei einer bakteriellen Infektion Antibiotika verabreicht und Ruhe verordnet. Diabetes mellitus vom Typ I muss durch lebenslange Insulingaben behandelt werden. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden die fehlenden Schilddrüsenhormone ebenfalls lebenslang appliziert.

Eine Eisenmangelanämie kann durch die Gabe von Eisenpräparaten behandelt werden. Schwieriger wird die Therapie bei Bluterkrankungen und Leukämie. Neben einer Chemotherapie ist hier oft auch eine Knochenmarkstransplantation notwendig. Dabei ist zu beachten, dass diese Behandlung selber zu Abgeschlagenheit und Erschöpfung führt, allerdings mit der Chance auf vollständige Heilung der Bluterkrankung.

Bei schwerwiegenden Depressionen ist immer eine professionelle therapeutische Hilfe durch einen Psychologen erforderlich. Insgesamt sollte bei einer akuten Abgeschlagenheit der Körper geschont werden, damit die Selbstheilungskräfte schneller wirksam werden können.


Aussicht und Prognose

Bei Abgeschlagenheit von Kindern richtet sich die Prognose nach der auslösenden Belastungssituation, der eventuell zugrunde liegenden Erkrankung und der eingeleiteten Therapie. Wird der Erschöpfungszustand durch unbewältigte Belastungszustände hervorgerufen, ist eine professionelle psychologische Therapie notwendig, um eventuell später auftretende Depressionen oder andere psychische Erkrankungen zu verhindern.

Im Allgemeinen ist die Abgeschlagenheit bei Kindern jedoch lediglich ein vorübergehender Zustand, der nach Ende der Belastungssituation auch wieder verschwindet. Wenn der Zustand der Abgeschlagenheit bei Kindern jedoch ein Symptom einer zugrunde liegenden Erkrankung ist, ist die allgemeine Prognose von deren Therapie abhängig. Da es sich meist um Infektionskrankheiten und Kinderkrankheiten handelt, ist auch in diesen Fällen meist von einer positiven Prognose auszugehen.

Vorbeugung

In vielen Fällen kann einer Abgeschlagenheit bei Kindern vorgebeugt werden. Voraussetzung dafür ist eine gesunde Lebensweise, die sich durch ausgewogene Ernährung, viel Bewegung, wenig Stress und ausreichend Schlaf auszeichnet. Deshalb sollten die Eltern auch darauf achten, dass die Kinder frühzeitig schlafen gehen und gleichzeitig die Reizüberflutung durch Fernseher und Computer für die Kinder einschränken. Rauchen in Anwesenheit des Kindes ist unbedingt zu vermeiden. Wenn sich die Kinder zurückziehen, hilft oft ein Gespräch, um die Ursache zu klären. Zur Vermeidung von bestimmten Infektionskrankheiten stehen Impfungen zur Verfügung, die unbedingt genutzt werden sollten. Bei Anzeichen von länger andauernden Erkrankungen sollte immer ein Arzt konsultiert werden.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Bergner, T. M. H.: Burnout-Prävention. Schattauer, Stuttgart 2012
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Februar 2021

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