Diabetes mellitus Typ 1

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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In Deutschland leiden fast eine halbe Million Menschen an Diabetes mellitus Typ 1. Beim Typ 1 der Krankheit handelt es sich, aktuellen medizinischen Erkenntnissen nach, um eine Autoimmunerkrankung. Denn hier richtet sich das körpereigene Immunsystem, das eigentlich gesundheitsschädliche Keime ausschalten sollte, gegen den eigenen Körper und zerstört die Zellen der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion zuständig sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Diabetes mellitus Typ 1

Diabetiker müssen regelmäßig ihren Blutzuckerspiegel überprüfen, um die richtige Menge an Insulin zu injizieren.

Anders als der Diabetes mellitus Typ 2, bei dem der Körper resistent auf das eigene Insulin reagiert, greift das Immunsystem beim Diabetes mellitus Typ 1 die Zellen an, die das Insulin des Körpers produzieren. Dadurch kommt es zu einem Insulinmangel und häufig auch zu einer kompletten Einstellung der Insulinproduktion.

Da es sich beim Insulin allerdings um ein lebenswichtiges Hormon handelt, welches den Zucker, den wir mit der täglichen Nahrung zu uns nehmen, vom Blut in die Zellen bringt, führt ein Insulinmangel zu einem "Zuckerstau" im Blut – fachmedizinisch unter dem Begriff erhöhter Blutzuckerspiegel bekannt.

Typ I Diabetes mellitus ist eine Autoimmunkrankheit, bei der das Immunsystem die Zellen angreift, die Insulin produzieren.

Ursachen

Aufgrund einer Störung des Immunsystems kann die Bauchspeicheldrüse kein Insulin bilden. Das körpereigene Hormon Insulin dient als "Schlüssel" für den Eintritt von Glucose in die Zelle. Die Folge ist ein Anstieg des Blutzuckerspiegels.

Die Hauptursache von Diabetes mellitus Typ 1 ist meistens eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem die sogenannten B-Zellen der Bauchspeicheldrüse angreift. Ohne die B-Zellen gelangt der Zucker jedoch nicht in die Zellen, die diesen in Energie für den Körper umwandeln. Dadurch staut sich der Zucker im Blut.

Die genauen Gründe, die zu Diabetes mellitus Typ 1 führen, sind bis heute nicht bekannt. Allerdings ist die Autoimmunreaktion vererblich und bricht manchmal sogar bereits im Kindes- oder Jugendalter aus. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Krankheit von den Eltern auf die Kinder vererbt, ist allerdings nicht bedenklich hoch. Selbst bei beiden erkrankten Eltern ist die Wahrscheinlichkeit, dass gemeinsame Kinder erkranken "nur" etwa 20 Prozent hoch.

Wann zum Arzt?

Im Gegensatz zum Diabetes mellitus Typ 2 handelt es sich bei Typ 1 nicht um eine erworbene Zuckererkrankung (verursacht beispielsweise durch Fehlernährung und Übergewicht), sondern um eine angeborene Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. Da Diabetes schwerwiegende Begleiterkrankungen nach sich ziehen kann, gehört die Behandlung immer in die Hand eines Facharztes.

Bei Diabetes mellitus Typ 1 produziert die Bauchspeicheldrüse überhaupt keinen Insulin. Da dieses aber einen lebensnotwendigen Regulator darstellt, muss die künstliche Abgabe von Insulin unbedingt von einem Facharzt verordnet werden. Der Grund hierfür ist, dass sowohl Unterzuckerung als auch zu hohe Zuckerwerte lebensbedrohliche Folgen nach sich ziehen können. Neben der medikamentösen Einstellung muss der Facharzt regelmäßig prüfen, ob der Diabetes Schäden im Organismus angerichtet hat. Von einer Selbstbehandlung ist deswegen dringend abzuraten.

Jedoch tragen Betroffene auch Selbstverantwortung. Dies bedeutet, dass sie zu einer disziplinierten Lebensführung angehalten sind. Dies gilt besonders für die Faktoren Ernährung und Bewegung. Regelmäßige, aber nicht zu üppige Mahlzeiten und ausreichende Bewegung sind zwingend erforderlich, damit der Blutzucker unter Kontrolle bleibt. Zudem sollten Patienten mit Diabetes mellitus Typ 1 ihren Blutzucker regelmäßig selbst kontrollieren. Schwankt dieser jedoch unerklärlicherweise stark, muss der Facharzt regulativ eingreifen und die Ursachen abklären. Somit erfordert diese Erkrankung stets eine enge Zusammenarbeit mit einem Diabetologen.

Symptome und Verlauf

Auch wenn die Veranlagung einer Autoimmunreaktion vorliegt, muss die Krankheit nicht unbedingt ausbrechen. Viele Betroffene leben jahrelang beschwerdefrei, bevor die ersten Symptome von Diabetes mellitus Typ 1 auftreten. Diese zeigen sich übrigens erst, wenn bereits ein großer Teil der B-Zellen (etwa 80 Prozent) zerstört wurde.

Typische Symptome, die nach und nach auftreten und sich mit dem Voranschreiten des Insulinmangels verstärken, sind starker Durst, ein erhöhter Harndrang, ein merklicher Gewichtsverlust, Abgeschlagenheit und trockene Haut, spröde und juckende Haut. Mit ansteigendem Mangel und mit ansteigendem Blutzuckerspiegel kommen Symptome wie Fieber, starkes Unwohlsein, Erbrechen, Sehstörungen und sogar Ohnmachtsanfälle, die bis zum Koma führen können, hinzu.

Folgen

Folgeerkrankungen von Diabetes mellitus
  • Diabetische Polyneuropathie

Diagnose

Besteht aufgrund typischer Symptome ein Verdacht darauf, an Diabetes mellitus Typ 1 erkrankt zu sein, sollte man umgehend den Hausarzt aufsuchen, um einen schlimmeren Krankheitsverlauf zu vermeiden. Dieser wird dem Verdacht durch eingehende Untersuchungen, beispielsweise durch Urin- und Blutauswertungen, auf den Grund gehen. Wichtigster Anhaltspunkt bei der Diagnose von Diabetes mellitus Typ 1 ist die Höhe der Zuckerkonzentration im Blut, die durch eine Messung des Blutplasmas oder Vollbluts in Erfahrung gebracht werden kann.

Komplikationen

Akute Unterzuckerung (Hypoglykämie) ist eine häufige, aber ernstzunehmende Komplikation des Diabetes vom Typ 1. Das Kernmerkmal der Unterzuckerung besteht in einem Blutzuckerspiegel von weniger als 60 mg/dl. Dieser Richtwert gilt für Erwachsene. Betroffene sind häufig blass und zittern. Sie haben möglicherweise Herzklopfen, Kribbelempfindungen, Kopfschmerzen, Heißhunger, ein pelziges Gefühl im Mund und schwache Beine. Darüber hinaus können sie sich angespannt und nervös fühlen oder Angst empfinden. Die Symptome entstehen, weil die Zellen im Körper nach Energie hungern und ihren Aufgaben nicht mehr richtig nachkommen können. Die üblichen Gegenmaßnahmen sind essen oder die Einnahme von Glukose.

Eine Hypoglykämie kann zur Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit führen. In extremen Fällen kann der Diabetiker ins Koma fallen oder sogar versterben. Typ-1-Diabetiker leiden überdurchschnittlich oft unter einer Essstörung. Zum Teil nutzen sie ihre Stoffwechselstörung, um Essattacken zu kompensieren (Bulimie) oder allgemein ihr Gewicht zu kontrollieren (Magersucht und andere Essstörungen). Diese Methode ist sehr gefährlich und kann tödlich enden oder schwere Komplikationen hervorrufen. Wenn Betroffene ihren Diabetes im Rahmen einer Ess-Brech-Sucht (Bulimie) instrumentalisieren, sprechen Fachleute von Diabulimie und Insulin-Purging. Auch ohne gezielten Missbrauch der Krankheit können Typ-1-Diabetiker untergewichtig sein – insbesondere vor Diagnosestellung und wenn die Krankheit noch nicht gut unter Kontrolle ist.

Behandlung und Therapie

Diabetes mellitus Typ 1 ist nicht heilbar, aber behandelbar. Bei einer Therapie muss der Insulinmangel ein Leben lang ausgeglichen werden – etwa, indem man dem Körper künstliches Insulin zufügt. Der Beginn der Therapie gilt oft als die schwerste Zeit, da sich der Patient mit der neuen Situation vertraut machen muss. Denn falsch angewandt kann das zugeführte Insulin auch zu einem niedrigen Blutzuckerspiegel führen, was ebenfalls schädlich ist und drastische Folgen haben kann.

Während der ersten Behandlungswochen oder während der laufenden Therapie erholen sich die angegriffenen B-Zellen übrigens manchmal (Remissionsphase). Jedoch ist bis heute kein Fall bekannt, in welchem sich der Körper komplett erholt und die Krankheit somit als geheilt betitelt werden konnte. Allerdings können die Remissionsphasen schwanken, was regelmäßige Untersuchungen und Anpassungen notwendig macht.

Mit Diabetes mellitus Typ 1 ist man zwar lebenslang in Behandlung, kann oft jedoch viele Jahre lang annähernd beschwerdefrei und uneingeschränkt leben. Allerdings muss man neben der medikamentösen Behandlung eine Ernährungsumstellung und einen gesunden Lebensstil in Kauf nehmen. Nur so lassen sich nicht nur die unangenehmen Beschwerden, sondern auch schwere Folgeerkrankungen und eine verkürzte Lebenszeit vermeiden.


Vorbeugung

Da es sich bei Diabetes mellitus Typ 1 um eine Erkrankung handelt, die meistens schon in den Erbanlagen vorhanden ist, kann man weder der Krankheit noch dem Ausbruch wirklich gezielt entgegenwirken. Zwar kann dieser durch ein sehr ungesundes, stressreiches und belastendes Leben gefördert werden, jedoch kann man die Erkrankung erst nach einem Ausbruch diagnostizieren und behandeln, was eine Früherkennung und daher auch eine bedachte Lebensart meistens schwer möglich macht. Einzig schweren Folgekrankheiten und Symptomen kann man entgegenwirken, indem man bei ersten Anzeichen einer Erkrankung sofort einen Arzt aufsucht.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Usadel, K.-H., Wahl, P.: Diabetologie und Stoffwechsel. In: Bob, A. u. K.: Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2009

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 3. Dezember 2021

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