Vaskuläre Demenz

Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine vaskuläre Demenz ist auf Durchblutungsstörungen im Gehirn zurückzuführen. Durch diesen Prozess kommt es zu einem geistigen Abbau bei den betroffenen Patienten. Der Oberbegriff Demenz beschreibt verschiedene Krankheitsbilder.
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Was ist eine vaskuläre Demenz?
Alle dementiellen Erkrankungen haben eines gemeinsam: den geistigen Abbau, der den Alltag der Patienten erheblich beeinträchtigt. Die Gedächtnisleistung und das damit verbundene Urteils- und Denkvermögen nehmen ab. Die Betroffenen leiden unter Orientierungsschwierigkeiten, finden sich in ihrer gewohnten Umgebung nicht mehr zurecht und die Erledigung alltäglicher Dinge wird zur unlösbaren Aufgabe. Ihre Persönlichkeit verändert sich, sie werden ungeduldig, manchmal auch aggressiv, insbesondere dann, wenn Angehörige sie auf diese negativen Veränderungen hinweisen. Den meisten Demenzpatienten fehlt die Einsichtsfähigkeit in ihre Krankheit.
Ursachen
Risikofaktoren sind neben Alter eine ungesunde Lebensweise, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie unterschiedliche Herzkrankheiten. Eine abschließende medizinische Abgrenzung zwischen einer vaskulären Demenz und einer Alzheimer-Erkrankung ist nicht immer möglich, da es auch Patienten gibt, die eine Mischform beider Erkrankungen aufweisen. Ein Gefäßverschluss kann diese Form der Demenz auslösen. Dabei löst sich ein Pfropf aus Ablagerungen im Gehirn und verstopft kleinere und verengte Blutgefäße.
Auch eine Hirnblutung, die durch ein Aneurysma oder eine geplatzte Arterie zustande kommt, kann für dieses Krankheitsbild verantwortlich sein. Das Gehirn ist auf eine ununterbrochene Versorgung mit Blut und Sauerstoff angewiesen. Die großen Hirnschlagadern sind für diesen Transport verantwortlich. Sie gehen in viele kleine Blutgefäße auf. Entstehen Engpässe in der Blutversorgung, leiden die Gehirnzellen unter Sauerstoffmangel.
Im Verlauf dieses Prozesses werden sie beschädigt oder sterben schlimmstenfalls ab. Ein unerwartetes und plötzlich eintretendes Ereignis wie ein Schlaganfall führt zum Riss oder zur Verstopfung von größeren Blutgefäßen und ein größeres Areal des Gehirns wird von der Versorgung mit sauerstoffreichen Blut abgeschnitten. Die Folge sind Sehstörungen, Lähmungen und Sprachstörungen. Weitaus häufiger stellt sich die vaskuläre Demenz jedoch schleichend ein. Manche Herzerkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern begünstigen die Entstehung dieser Erkrankung, da aufgrund der schwachen Herzleistung die Vorhöfe keine ausreichende Leistung mehr erbringen.
Die einwandfreie Blutversorgung des Organismus ist nicht mehr garantiert. Das Blut verdickt sich aufgrund der veränderten Blutströmungsverhältnisse. Es beginnt zu klumpen, die Gefahr von Thromben besteht. Werden diese Blutverdickungen mit dem Blutstrom in die Gehirnarterien transportiert, verbleiben sie dort, verstopfen die Blutbahn und lösen eine Embolie aus.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der vaskulären Demenz:
- Orientierungslosigkeit
- Orientierungsstörung
- Aggressivität
Angehörige von älteren Menschen müssen hellhörig werden, wenn diese zunehmende Orientierungsschwierigkeiten, Vergesslichkeit, die weit über das altersbedingte Maß hinausgeht, Sprachstörungen und Persönlichkeitsveränderungen entwickeln. Demenzkranke finden sich nicht mehr in ihrer gewohnten Umgebung zurecht. Gedächtnisstörungen zeigen sich, wenn die betroffenen Personen zeitnah zurückliegende Ereignisse nicht mehr benennen und neu Erlerntes nicht mehr behalten können. Sie erzählen bestimmte Ereignisse und Geschichten, vor allem die, die zeitlich weit zurückliegen, immer wieder.
Sie fragen wiederholt nach ein und derselben Sache. Die Bewältigung des Alltags wird zur unlösbaren Aufgabe. Die Sprache wird unverständlich und Wortfindungs-Schwierigkeiten stellen sich ein. Sekundäre Beschwerden sind Bewegungs- und Koordinationsstörungen, neurologische Ausfälle wie Lähmungserscheinungen und Sehstörungen. Inkontinenz und epileptische Anfälle sind möglich.
Es gibt keinen abschießenden Beweis für das Vorliegen einer vaskulären Demenz. Die betroffenen Personen können über längere Phasen symptomfrei bleiben, die sich mit stufenweisen, schubartigen Phasen der Verschlimmerung abwechseln. Im späten Stadium sind die Patienten nicht mehr in der Lage, ihren Alltag ohne fremde Hilfe zu bewältigen. Sie sind rund um die Uhr auf eine pflegende Person angewiesen.
Diagnose
Der Hausarzt als erster Ansprechpartner überweist an einen Neurologen. Neben der Anamnese erleichtert ein Gespräch mit den Angehörigen die Diagnose. Mit dem Mini-Mental-Statustest werden die Patienten verschiedenen Tests unterzogen. Weitere Untersuchungsverfahren sind Labortests, die abklären ob eine Blutarmut, eine Schilddrüsenerkrankung, ein schwerer Vitaminmangel, chronische Infektionen oder eine Nieren- oder Lebererkankung vorliegen.
Bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie (MRT, CT) liefern Hinweise auf Durchblutungsstörungen im Gehirn. EKG, Messung der Hirnströme, Echokardiografie (Ultraschalluntersuchung der Herzaktivität), Röntgen-Thorax (Brustkorb-Untersuchung), eine Untersuchung der Hals- und Hirngefäße mittels Doppler- und Duplexsonografie sowie eine Angiografie unterstützen das Diagnoseverfahren.
Behandlung und Therapie
Clopidogrel und Acetylsalicylsäure/ASS kommen bei Durchblutungsstörungen im Gehirn zum Einsatz, da sie ein Aneinanderhaften der Blutplättchen verhindern. Sie sorgen für eine Blutverdünnung und einen geordneten Blutfluss. Ein erhöhter Blutdruck, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes mellitus werden gleichfalls mit Medikamenten eingestellt. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft stellt Informationen rund um das Thema Demenz und staatliche Pflegeleistungen zur Verfügung.
Vorbeugung
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
- Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012
- Böhm M, Hallek M, Schmiegel W (Hrsg): Innere Medizin, begr. von Classen M, Diehl V, Kochsiek K, 6. Auflage, München Elsevier Urban & Fischer Verlag 2009

Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
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