Somatoforme autonome Funktionsstörung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Eine somatoforme autonome Funktionsstörung betrifft die Organe, die in engem Kontakt mit dem vegetativen Nervensystem stehen. Dabei lassen sich für die Beschwerden keine organischen Ursachen finden. Eine Behandlung ist nur durch psychotherapeutische Maßnahmen erfolgreich.
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Was ist die somatoforme autonome Funktionsstörung?
Die somatoforme autonome Funktionsstörung ist eine besondere Form der somatoformen Störungen. Somatoforme Störungen sind durch körperliche Beschwerden gekennzeichnet, die sich nicht oder nicht ausreichend durch organische Ursachen erklären lassen. Allgemein zählen zu den Symptomen Schmerzen, Müdigkeit, Erschöpfung, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Magen-Darm-Beschwerden sowie pseudoneurologische Erscheinungen.
Die Mehrzahl der Bevölkerung leidet zeitweise an solchen Funktionsstörungen, wobei die Symptome meist wieder von allein verschwinden. Zu den somatoformen Störungen gehören neben den somatoformen autonomen Störungen unter anderem auch Somatisierungsstörungen, undifferenzierte Somatisierungsstörungen, hypochondrische Störungen oder anhaltende somatoforme Schmerzstörungen.
Die unterschiedlichen Formen dieser Funktionsstörungen werden per Definition voneinander unterschieden. Bei der somatoformen autonomen Funktionsstörung sind die Organe betroffen, die vom vegetativen Nervensystem angeregt werden. Dazu zählen unter anderem das Herz, der Magen-Darm-Trakt, die Atmungsorgane, die Nieren und die Blase. Eine organische Ursache muss jedoch ausgeschlossen sein und die Symptome dürfen nicht im Zusammenhang mit einer Angst- oder Panikstörung stehen.
Ursachen
In diesen Fällen werden die Beschwerden im Rahmen eines Lernprozesses angenommen, der eine größere Anteilnahme für kranke Angehörige suggeriert. Auslöser sind aber oft auch schwerwiegende Lebensumstände wie Tod eines Angehörigen, Unfälle oder Traumen. Eine körperliche Ursache ist für die somatoforme autonome Funktionsstörung jedoch nicht zu finden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der somatoformen autonomen Funktionsstörung:
- Druckgefühl im Oberbauch
Bei der somatoformen autonomen Funktionsstörung müssen per Definition mindestens zwei vegetative Symptome auftreten wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Druckgefühl im Oberbauch oder Unruhegefühl im Oberbauch. Zusätzlich muss mindestens eins der folgenden Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot, starke Ermüdbarkeit, Luftschlucken oder häufiger Stuhlgang b. z. w. häufiges Entleeren der Harnblase vorhanden sein.
Oft wechseln die vorhanden Symptome. So können beispielsweise zunächst Herzprobleme bestehen, während später Magen-Darm-Beschwerden im Vordergrund stehen. Oft werden von den Betroffenen harmlose und unbedeutende Missempfindungen als bedrohlich empfunden. Das führt wiederum zu Verspannungen, die neue körperliche Beschwerden hervorrufen. Es entsteht ein Teufelskreis, der nur durch psychotherapeutische Maßnahmen durchbrochen werden kann.
Diagnose
Bevor die Verdachtsdiagnose auf eine somatoforme autonome Funktionsstörung gestellt werden kann, müssen alle möglichen Untersuchungsmethoden durchgeführt werden, die eine organische Ursache ausschließen können. Zunächst erfolgt eine ausführliche Anamnese der Krankengeschichte durch den Arzt. Bereits hier können sich eventuell Hinweise auf das Vorliegen einer somatoformen autonomen Funktionsstörung ergeben. Laboruntersuchungen und bildgebende Verfahren ergänzen die Diagnostik.
Wenn organische Ursachen ausgeschlossen werden können, gilt die Erkrankung per Definition erst dann als somatoforme autonome Funktionsstörung, wenn noch weitere Kriterien erfüllt sind. Es müssen mindestens zwei vegetative Symptome wie Herzrasen, Schweißausbrüche, Mundtrockenheit oder Hitzewallungen auftreten. Neben den vegetativen Symptomen muss noch mindestens ein Symptom aus folgender Kategorie wie Brustschmerzen, Atemnot, Luftschlucken, Durchfall oder häufiges Entleeren der Harnblase vorhanden sein.
Behandlung und Therapie
Um die somatoforme autonome Funktionsstörung nicht chronisch werden zu lassen, ist eine frühzeitige Therapie zu empfehlen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die Erkenntnis des Patienten, dass zwischen seinem seelischen Empfinden und den Beschwerden ein Zusammenhang besteht. Dazu ist zunächst eine psychotherapeutische Beratung notwendig. Das ist der komplizierteste Teil der Behandlung, weil viele Betroffene nicht akzeptieren können, dass keine körperliche Ursache vorliegt.
Oftmals wird dem Arzt die Schuld für den Behandlungsmisserfolg zugeschrieben, weil er angeblich keine Ursache findet. Wenn dieser Teil der Therapie erfolgreich abgeschlossen ist, können über Entspannungstechniken Muskelspannungen langsam wieder abgebaut werden. Falsche Vorstellungen über die Krankheitsursache verschwinden in dem Maße, je größer die Erfolge mit den Entspannungsverfahren sind.
Mit kognitiven Behandlungsansätzen soll erreicht werden, trotz körperlicher Beschwerden wieder ins Leben zurückzufinden. Dabei werden gedankliche Fehldeutungen bearbeitet und positive Gedanken gefördert. Außerdem soll diese Behandlung dem Patienten die Möglichkeit eröffnen, sich abzulenken und den Beschwerden keine Bedeutung mehr beizumessen. Dieses Training soll auch Wege aufzeigen, stressfreier mit Problemen umzugehen.
Vorbeugung
Einer somatoformen autonomen Funktionsstörung kann nicht vorgebeugt werden. Dazu wäre es im Voraus schon notwendig, falsche Denkmuster zu erkennen. Das ist jedoch schwierig. Erst die Beschwerden machen häufig darauf aufmerksam, dass etwas nicht stimmt. Oftmals sind sie dadurch Ausgangspunkt tiefgreifender Veränderungen in der Denkweise.
Quellen
- Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
- Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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