Schlafwandeln

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Beim Schlafwandeln bewegen sich Personen im Schlaf aufrecht fort und sind in diesem Zustand gar nicht oder nur sehr begrenzt ansprechbar. Schlafwandeln kommt gehäuft bei Kindern und Jugendlichen vor. Es gibt eine genetische Prädisposition.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Schlafwandeln?

Schlafwandeln bezeichnet ein Phänomen, bei dem während des Schlafs über mehrere Minuten umhergegangen wird. Die Person ist dabei in einem Dämmerzustand, nimmt allerdings trotzdem die Umgebung wahr.

Schlafwandeln bezeichnet die komplexe Tätigkeit des Wandelns, beziehungsweise Gehens während des Schlafs. Auch dass schlafwandelnde Personen reden kommt vor, das Ausgesprochene ergibt aber meist keinen Sinn. Ihre Augen können sich währenddessen öffnen, der Blick bleibt aber unfokussiert und unaufmerksam.

Die meisten Fälle von Schlafwandeln ereignen sich in der Kindheit und des jungen Erwachsenenalter. Bis zu 15 Prozent der Kinder zwischen 4 und 12 Jahren erleben Phasen des Schlafwandelns. Während der Adoleszenz bilden sich die Symptome meist vollständig zurück.

Ursachen

Die Ursachen für Schlafwandeln können vielschichtig sein und sind nicht vollständig geklärt. Es kann aber mit Sicherheit gesagt werden, dass eine genetische Prädisposition vorherrscht. So ist die Wahrscheinlichkeit des Schlafwandelns um das 10-Fache erhöht, wenn ein direkter Verwandter auch schon an ähnlichen Symptomen litt. Sehr häufig tritt das Schlafwandeln bei eineiigen Zwillingen ein.

Auch Umweltfaktoren oder die Lebensführung kann das Schlafwandeln verursachen. Dazu zählen Schlafentzug, unstete Schlafperioden, Fieber, Stress, Magnesiummangel und Alkoholvergiftung. Auch viele psychoaktiven Medikamente und Drogen können Perioden des Schlafwandelns bewirken.

Da die Symptome gehäuft bei Kindern auftreten und diese sehr viel längere Tiefschlafphasen als Erwachsene haben, wird hier eine direkte physiologische Verbindung gesehen. Auch die körperlichen Zustände der Schwangerschaft und Menstruation gelten als verursachend.

Symptome und Verlauf

Die Symptome und die Art der Bewegung können variieren. In vielen Fällen werden Betroffene lediglich ruhig durch den Raum wandeln, andere wiederum sind sprunghaft und schnell - haben das Bedürfnis aus dem Raum zu flüchten. Typischer Weise sind die Augen geöffnet und haben einen leeren, glasigen Ausdruck, während die Person unaufmerksam durch den Raum geht. Dass die Personen ihre Arme nach vorne ausstrecken, ist jedoch ein Mythos.

Auf Fragen und anderes Ansprechen reagieren die Schlafwandler in der Regel sehr langsam und unzusammenhängend, die Antworten ergeben oft keinen Sinn. Am nächsten Tag werden sich die Betroffenen nicht an die Situation erinnern können. Ältere Kinder neigen dazu, am Ende der Perioden aufzuwachen und schämen sich für ihr Verhalten. Einige Studien wollen aufzeigen, dass schlafwandelnde Kinder im ersten, im vierten und fünften Lebensjahr zu unruhigem Schlaf neigten.

Diagnose

Normalerweise sind keine besonderen Tests zur Diagnose nötig. Hin und wieder werden jedoch Diagnoseverfahren angewandt, um andere Krankheiten auszuschließen. Zusätzlich können psychologische Gutachten erstellt werden, um festzustellen, ob starker Stress oder Angstzustände der Grund für das Schlafwandeln ist.

Falls die Diagnose nicht eindeutig gefällt werden kann, existiert noch die Möglichkeit eines überwachten Schlafes, der in einem speziellen Schlaflabor durchgeführt wird. Mit dem Schlafwandeln tritt in einigen Fällen die so genannte Nachtangst ein. Ein Zustand in dem die Kinder in Panik aus dem Schlaf erwachen und für bis zu einer Viertelstunde nicht ansprechbar sind. Sie durchleiden Todesängste in dieser kurzen Phase. Zustände wie die Nachtangst müssen vom klassischen Schlafwandeln unterschieden werden, um eine korrekte Behandlung durchzuführen.

Behandlung und Therapie

Falls das Schlafwandeln ein Symptom einer darunterliegenden physischen oder psychischen Krankheit ist, sollte vordergründig diese therapiert werden und auf das Schlafwandeln lediglich mit Sicherheitsvorkehrungen reagiert werden.

Eine medikamentöse Behandlung des Schlafwandelns ist eventuell notwendig, falls eine ernsthafte Gefahr für Leib und Leben besteht, falls das Schlafwandeln die Schlaf-Wach-Zyklen so weit stört, dass ein normales Leben nicht mehr möglich ist und andere Lösungen ohne Erfolg blieben. Benzodiazepine, wie zum Beispiel Estazolam, oder trizyklische Antidepressiva wie Trazodon haben sich hier als effektiv erwiesen. Auch Clonazepam, das vor dem zu Bett gehen für 3 bis 6 Wochen eingenommen wird, hat gute Erfolge gezeigt.

Für Patienten mit Langzeitsymptomen kommt jedoch eher eine Verhaltenstherapie in Fragen, die dem Betroffenen dabei hilft zu entspannen. Diese sollte jedoch nur unter Anleitung eines Experten durchgeführt werden. Eine bestimmte Technik besteht aus dem nächtlichen Wecken des Kindes oder der erwachsenen Person, 15 oder 20 Minuten bevor das Schlafwandeln normalerweise eintritt. Anschließend wird die Person über die Zeit, in der sich das Schlafwandeln sonst ereignet, wachgehalten.


Vorbeugung

Es herrscht eine starke Veranlagung für das Schlafwandeln, die innerhalb der Familie zu finden ist. Eine Vorbeugung ist für diesen Fall nur schwer möglich. Personen, die Erfahrung mit Schlafwandeln haben, werden um die Ursachen ihrer eigenen Symptome wissen. Häufig werden sie durch Stress ausgelöst, der als Vorbeugung so gut wie möglich vermieden werden sollte. Auch Schlafentzug und Alkoholkonsum erhöhen das Risiko für Phasen des Schlafwandelns.

Quellen

  • Payk, T.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Dilling, H. & Freyberger, H.J.: Taschenführer zur ICD-10-Klassifikation psychischer Störungen, Huber Verlag, 6. Auflage 2012
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Tölle, R., Windgassen, K.: Psychiatrie. Springer, Berlin 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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