Penicillinallergie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Penicillin wird vielfach zur wirksamen Bekämpfung vor allem bakterieller Infektionskrankheiten eingesetzt. Eine bestehende Penicillinallergie eines Patienten schließt die Behandlung mit diesem Wirkstoff aufgrund gesundheitlicher Risiken im Regelfall aus.
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Was ist eine Penicillinallergie?
Der in der Medizin verwendete Wirkstoff Penicillin zählt zu den ältesten Antibiotika und hemmt die Zellwandzusammensetzung von Bakterien. Penicillin ist grundsätzlich gut verträglich, sodass es bei allen Infektionen mit empfindlichen bakteriellen Erregern Erfolg versprechend verwendet werden kann. Der hochwertige Wirkstoff wird jedoch in der Regel nicht eingesetzt, wenn eine Penicillinallergie vorliegt. Das körpereigene Abwehrsystem reagiert dabei auf den normalerweise hilfreichen Wirkstoff Penicillin wie auf einen Krankheitserreger. Dabei können Symptome wie Übelkeit, Bauchschmerzen und Durchfall auftreten. In schlimmeren Fällen kann auch ein lebensgefährlicher anaphylaktischer Schock eintreten, bei dem der Kreislauf des Patienten zusammenbricht.
Ursachen
Eine weitere Ursache für das Entstehen einer Penicillinallergie kann eine zu häufige und unsachgemäße Verwendung des Wirkstoffs sein. Penicillin sollte dann eingesetzt werden, wenn das Immunsystem nicht mehr selbstständig zu einer ausreichenden Abwehrreaktion gegen Krankheitserreger imstande ist. Es wird aber häufig bereits bei ungefährlichen, oft auftretenden Erkrankungen eingesetzt werden, um die Krankheitsdauer zu verkürzen.
Der unnötige, häufige Einsatz von Penicillin verringert die Wirksamkeit bei den betroffenen Personen und kann durch die Veränderungsprozesse (Bildung von Antikörpern) bis zu allergischen Reaktionen führen. Die unmittelbare Ursache für die Auslösung der Allergie kann im Wiederholungsfall eines Penicillineinsatzes zu irgendeinem Zeitpunkt eine Injektion, eine Kapsel oder eine Tablette sein. Der Grund für eine Penicillinallergie kann aber auch genetisch sein.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome einer Penicillinallergie:
Die Symptome einer Penicillinallergie können unterschiedlicher Natur sein. Dabei können Bauchschmerzen, Durchfall und Erbrechen ebenso auftreten wie Hautreaktionen, Asthma oder Niesreiz. Ebenfalls kann sich Nesselsucht, Husten oder Atemnot einstellen. Gelegentlich kommt es auch zu Augenreizungen, Schwellungen im Gesicht und Veränderungen der Pulsfrequenz. In gefährlichen Einzelfällen kann es sogar zur lebensbedrohlichen Anaphylaxie kommen. Von dieser Reaktion ist der gesamte Körper betroffen und die Auswirkungen können sich auf die Haut, Atemwege, den Kreislauf und den Magen-Darmbereich erstrecken.
Vor allem durch einen Kreislaufzusammenbruch kann eine lebensbedrohliche Situation eintreten. Dadurch werden sofortige notärztliche Maßnahmen erforderlich. Verschiedene Symptome können auch neben der Ursache einer Penicillinallergie auf andere Erkrankungen hindeuten. Das Eintreten der Anzeichen für eine Penicillinallergie kann bereits kurz nach der körperlichen Aufnahme des Medikaments feststellbar sein. Es können aber auch einige Stunden bis zum Auftreten der Symptome vergehen. Im Verlauf der eher harmlosen Merkmale für eine allergische Reaktion gehen die Beschwerden im Regelfall nach dem Absetzen der Behandlung mit Penicillin wieder unproblematisch zurück. Bei stärkeren Beschwerden können spezielle Arzneimittel gezielt gegen die Beschwerden eingesetzt werden.
Diagnose
Eine Diagnose zur Feststellung einer Penicillinallergie kann bei bestehenden Symptomen das mögliche Vorliegen einer anderen Erkrankung ausschließen. Dazu kann ein Allergietest zur Feststellung des IgE (Immunglobulin E/Antikörper) durchgeführt werden. Hierbei werden die Angaben des Patienten zur Art und zum zeitlichen Eintreten der Symptome berücksichtigt. Je nach Einzelfall und festgestellten Beschwerden können Epikutantests sowie Prick- und Intrakutantests durchgeführt werden.
Bei einem Epikutantest handelt es sich um einen ein Hauttest zur Feststellung einer möglichen Kontaktallergie. Dabei wird eine körperliche Reaktion durch das Aufbringen eines Mittels auf die Haut provoziert. Durch Pricktests werden Reaktionen gegenüber durchgeführten leichten Einstichen in die Haut mit bestimmten Substanzen herausgefunden. Im Rahmen von Intrakutantests erfolgt im Regelfall am Unterarm die Injektion eines Allergenextraktes.
Behandlung und Therapie
In vielen Fällen muss beim Verdacht auf eine Penicillinallergie eine Diagnose unter Verwendung von Allergie-Tests durchgeführt werden. Treten die Symptome während einer notwendigen ärztlichen Maßnahme auf, wird zunächst einmal die Behandlung zur Bekämpfung der Ursachenerkrankung mit einem alternativen Antibiotikum fortgesetzt. Häufig reicht bereits dieser Wechsel dazu aus, dass die aufgetretenen Symptome wieder verschwinden.
Eine Anaphylaxie muss umgehend notfallärztlich behandelt werden. Um dem Kreislaufkollaps wirksam und schnell entgegenzutreten, ist eine Schocklage des Patienten herbeizuführen. Neben dem Absetzen des Allergens sind eine Sauerstoffzufuhr sowie die Verabreichung von Adrenalin und Antihistaminika angezeigt. Die Behandlung muss mit äußerster Sorgfalt durchgeführt werden, da Unverträglichkeitsreaktionen wie Herzflimmern möglich sind. In extremen Einzelfällen kann es sogar zu Wiederbelebungsmaßnahmen kommen.
Allergische Hautreaktionen durch Penicillin können in gravierenden Fällen mit Kortisonpräparaten behandelt werden. Gegen Beeinträchtigungen des Magen- und Darmtrakts sind vorübergehend je nach Schweregrad Hausmittel oder Arzneimittel hilfreich. Ist sie das Ergebnis einer Diagnose eine Penicillinallergie, sollte Penicillin bei diesem Patienten in Zukunft nicht mehr zur Behandlung von Erkrankungen verwendet werden. Zeigen im Ausnahmefall auch andere Antibiotika beim Patienten allergische Reaktionen, muss bei einem Behandlungserfordernis eine stufenweise Dosierung bei der Verabreichung von Penicillin erfolgen (Hyposensibilisierung).
Vorbeugung
Gegen bestimmte Symptome einer Penicillinallergie können vorbeugend zur Linderung der auftretenden Beschwerden entgegenwirkende Präparate eingenommen werden. Eine deutliche Verringerung auftretender Magen- und Darmbeschwerden durch Penicillin kann durch Hefepräparate und Milchsäure produzierende Laktobazillen (Probiotika) erzielt werden. Um Kontaktallergien zu verhindern, sollte der Betroffene die Auslöser nach Möglichkeit meiden. Ist dies nicht möglich, wie zum Beispiel bei einer behandelnden Krankenschwester, sollten alle verfügbaren Schutzmaßnahmen regelmäßig genutzt werden.
Hilfreich ist eine nährstoffhaltige, gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung. Eine Penicillinallergie ist nicht heilbar. Sie wird oftmals erst bei einer akuten Behandlungsbedürftigkeit festgestellt und nach Möglichkeit durch andere Antibiotika ersetzt.
Unterschiedliche Symptome können auf eine Penicillinallergie hinweisen. In Einzelfällen kann ein lebensgefährlicher Kreislaufzusammenbruch eintreten, der sofortige ärztliche Hilfe erforderlich macht.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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