Nikotinsucht (Nikotinabhängigkeit)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Nikotinsucht (Nikotinabhängigkeit) ist die körperliche und psychische Abhängigkeit nach dem Zigaretten-Bestandteil Nikotin. Sie spielt sich auf zwei Ebenen statt, ist jedoch behandelbar.
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Was ist eine Nikotinsucht?
Eine Nikotinabhängigkeit entsteht mit der Zeit durch den Konsum handelsüblicher Zigaretten. Die Tabakpflanze enthält Nikotin zum Schutz vor gefräßigen Insekten, im Menschen kann Nikotin eine körperliche und psychische Abhängigkeit auslösen. In hohen Dosen wäre Nikotin sogar tödlich. Die Einordnung in die Sucht ist wie bei jeder Suchtkrankheit schwierig.
Psychische Nikotinsucht führt zum inneren Verlangen nach der Zigarette, bei körperlicher Nikotinsucht wirkt sich das Verlangen eher durch körperliche Entzugserscheinungen aus. Ein vollständiger Zigarettenentzug geht bei Nikotinsucht mit schweren körperlichen Begleiterscheinungen einher.
Ursachen
Gegen eine reine psychische Abhängigkeit können Betroffene oft noch selbst ankämpfen; schwieriger wird es, wenn die Nikotinsucht bereits körperliche Symptome nach sich zieht. In diesen Fällen besteht sie oft weiter, da Betroffene keine ausreichenden Möglichkeiten finden, die körperlichen Entzugserscheinungen der Nikotinabhängigkeit effektiv zu mildern.
Wann zum Arzt?
Auch wenn so mancher die Nikotinsucht nicht als ein Leiden oder eine Art von Krankheit sieht, so kann es doch in manchen Fällen medizinisch notwendig sein, einen Arzt zu konsultieren. Ist der Süchtige so stark von der Substanz abhängig, dass sie sein ganzes Leben bestimmt, ihn im Alltag einschränkt und womöglich schon zahlreiche Versuche gescheitert sind, der Sucht zu entsagen, so kann ein Arztbesuch definitiv helfen.
Auch wenn beim Rauchstopp die Entzugserscheinungen kaum zu bewältigen sind, kann ein Mediziner helfen. Dieser kann dann durch Vergabe von bestimmten Medikamenten die Entzugserscheinungen lindern. Dringend notwendig ist ein Besuch beim Arzt dann, wenn sich bereits starke, körperliche Einschränkungen zeigen wie zum Beispiel Luftnot, Bluthochdruck und andere Warnzeichen, die auf Lungen- oder Herz-Kreislauferkrankungen hinweisen. Dabei gilt es auch hier zu unterscheiden.
Der gewöhnliche Raucherhusten durch die ständige Belastung und Schädigung der Lunge kommt wohl bei so gut wie jedem Raucher früher oder später vor. Beginnt dieser, sich zu verschlimmern, oder verändert sich die Farbe des Auswurfs stark, kann dies ein Hinweis auf eine ernsthafte Schädigung der Lunge sein. Dementsprechend ratsam ist es, spätestens dann einen Arzt aufzusuchen, um der Nikotinsucht und ihren Folgeschäden entgegenzuwirken. Je frühzeitiger dies geschieht, desto höher sind auch die Erfolgschancen.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome der Nikotinsucht:
- Aggressivität
- Hungergefühle
Die Aufnahme von Nikotin hat ebenso wie die Nikotinsucht körperliche und seelische Auswirkungen. Bei der Nikotinaufnahme kommt es gleichzeitig zu einem anregenden sowie zu einem beruhigenden, entspannenden Effekt. Viele Raucher greifen tatsächlich oft bei Stress erneut zur Zigarette. Danach kommt es zur Gefäßerweiterung und der Zunahme der psychomotorischen Fähigkeiten.
Entzug führt bei Nikotinabhängigkeit dagegen zu Nervosität, Reizbarkeit bis zur Aggressivität, depressiver Verstimmung, Ängsten, Schwitzen, Unruhe, Hungergefühlen und Schlafstörungen. Wird der Entzug durchgehalten, verläuft die Nikotinsucht nach 6-10 Tagen bereits weniger unangenehm. Es kann jedoch noch lange zu Folgen eines geschwächten Immunsystems und zu Gewichtszunahme kommen.
Schwierig wird bei Nikotinentzug auch die psychische Komponente, denn das Verlangen kann lange bleiben und es kommt zu einem Gefühl innerer Leere, wenn Betroffene das Verlangen nicht mit der gewohnten Zigarette stillen können. Wird eine Nikotinabhängigkeit durch Zigaretten weder erkannt noch behandelt, können die übrigen schädlichen Inhaltsstoffe in Zigaretten über lange Zeiträume zu Folgeerkrankungen führen, beispielsweise dem Raucherbein, Lungenemphysemen und schlimmstenfalls Lungenkrebs.
Diagnose
Aufgrund der körperlichen und psychischen Komponente einer Nikotinabhängigkeit kann die klare, eindeutige Diagnose schwierig sein. Betroffene wissen meist selbst, dass sie ohne Zigaretten nicht lange durchhalten würden - das ist ein erstes Indiz für eine Nikotinsucht. Ähnlich wie bei anderen Suchterkrankungen gibt es einen Kriterien-Katalog, nach dem Betroffene als nikotinsüchtig gelten, wenn sie eine gewisse Anzahl an Fragen bejahen können, das Suchtkriterium also auf sie zutrifft.
Beispielsweise taucht dort die Frage auf, ob ein immer stärkeres Verlangen nach immer mehr Nikotin auftritt, ob aufgrund des Rauchens andere Tätigkeiten vernachlässigt werden oder ob körperliche Entzugserscheinungen auftreten, wenn keine Zigarette geraucht wird. Besonders populär zur Diagnose der Nikotinabhängigkeit ist beispielsweise der nach diesem Schema aufgebaute Fagerström-Test.
Behandlung und Therapie
Wie bei anderen Suchterkrankungen ist der einzige effektive Weg, eine Nikotinsucht wirksam zu bekämpfen, der kalte Entzug. Es gibt zwar auch andere Methoden, die zumindest helfen sollen, von der Zigarette mit ihren weiteren schädlichen Inhaltsstoffen wegzukommen, die Nikotinsucht behandeln diese Hilfsmittel jedoch nicht. Nikotinpflaster, Nikotinsprays oder Nikotinkaugummis enthalten nach wie vor Nikotin und es kann demnach leicht wieder zum Rückfall zur Zigarette kommen.
Starke Nikotinabhängigkeit kann sogar stationär behandelt werden, wenn der Betroffene ernsthaft an der Sucht arbeiten will und es alleine nicht schafft. Normalerweise genügt es aber, unter Begleitung einen ambulanten Entzug durchzuführen und selbst zu entscheiden, wann der Tag kommt, an dem die letzte Zigarette geraucht wird. Der Arzt oder ein begleitender Psychologe können helfen, den Entzug aufrecht zu erhalten und Hilfsmittel oder Bewältigungsstrategien gerade für die ersten schwierigsten Tage und Wochen ohne Nikotin empfehlen.
Eine Verhaltenstherapie oder begleitende Medikamente, um die schlimmsten Entzugserscheinungen zu unterdrücken, helfen zusätzlich beim Ausweg aus der Nikotinabhängigkeit, so entscheidend die Eigenmotivation auch sein mag.
Vorbeugung
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
- Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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