Nervenzusammenbruch

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Nervenzusammenbruch bezeichnet eine psychische Ausnahmesituation, die sich oft nach traumatischen Ereignissen oder auch nach langfristiger Stressbelastung einstellt. Er beinhaltet die gesamte Bandbreite normaler psychischer Reaktionen auf bestimmte Ereignisse bis hin zu schweren psychischen Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Nervenzusammenbruch?

Bei einem Nervenzusammenbruch reagiert jeder Körper unterschiedlich. Häufig kommt es jedoch zu Weinkrämpfen, Wutausbrüchen und Zittern.

Der Begriff des Nervenzusammenbruchs ist sehr unpräzise, weil er viele unterschiedliche Reaktionen oder auch Störungen des Nervensystems zusammenfasst, die gar nicht zusammengehören. So reagiert das Nervensystem auf unerwartete und traumatische Ereignisse, wie z. B. Tod eines Angehörigen, schweren Unfall, Verletzungen, plötzliche Erkrankungen, aber auch auf dauerhaften Stress oft mit einem scheinbaren Zusammenbruch des Nervensystems, wobei als Symptome häufig plötzliches Zittern und Weinkrämpfe auftreten können.

Allerdings sind diese Reaktionen meist nur kurzfristig, wobei die Symptome nach wenigen Stunden bis Tagen wieder verschwinden. Bleiben die Symptome des Nervenzusammenbruchs jedoch langfristig bestehen oder treten sie immer wieder auf, liegt eine ernsthafte psychische Störung vor, die behandlungsbedürftig ist.

Ursachen

Die Ursachen für einen Nervenzusammenbruch sind vielfältig. Das können sowohl kurzfristige traumatische Schockereignisse als auch langfristige psychische Belastungen sein. Bei der Ermittlung der Ursachen muss man sich vorher auch über die Definition eines Nervenzusammenbruches Klarheit verschaffen. Oftmals wird nicht klar getrennt zwischen akuten reversiblen Formen und chronischen Formen mit echtem Krankheitswert.

Es muss auch gesagt werden, dass das Nervensystem gar nicht zusammenbrechen, sondern nur reagieren kann. Allerdings reagiert es auf außergewöhnliche Belastungen jeglicher Art gleich. So wird eine gesteigerte Reizweiterleitung im Nervensystem durch die verstärkte Bildung von Stresshormonen ausgelöst. Der Körper reagiert dabei auf Notsituationen, die früher oft lebensbedrohend waren.

Als Reaktion wird entweder ein Flucht- oder ein Angriffsreflex zur Selbstverteidigung ausgelöst. Dabei aktiviert der Körper schnell seine Energiereserven, was sich in Herzklopfen, Schwitzen, Zittern, Wutausbrüchen oder aber auch in Zurückziehen als Form von Flucht äußert. Sind diese Belastungssituationen jedoch chronisch oder werden sie von der jeweiligen Person dauerhaft als solche empfunden, bekommt der sogenannte Nervenzusammenbruch Krankheitswert.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Nervenzusammenbruchs:

Ein Nervenzusammenbruch zeigt sich mit plötzlichem Zittern, Weinkrämpfen, Herzrasen, Schwitzen, Panikattacken, Unkonzentriertheit, Wutausbrüchen. Der Betroffene verliert zeitweise völlig die Kontrolle über sein Verhalten und kann auch zu Depressionen und Zuständen der Traurigkeit neigen. Vielfach ist es so, dass die entsprechende Person für sich ein fest gefügtes Wertesystem besitzt, welches in einer Zeit der schnellen Veränderungen stark erschüttert werden kann.

Bei tatsächlich traumatischen Erlebnissen wird jeder Mensch mit den oben genannten Symptomen konfrontiert. Aber auch hier entscheidet sich, wie der Einzelne mit den Ereignissen umgeht. Ein Mensch mit hohen Ansprüchen an sich selbst, der zusätzlich noch leicht verletzlich ist, wird die Folgen eines Nervenzusammenbruchs im Gegensatz zu anderen ohne psychologische Hilfe nur schwer überwinden können und steht in der Gefahr, Burnout zu erleiden.

Diagnose

Die Diagnose eines Nervenzusammenbruchs richtet sich auch nach dessen Definition. Da der Begriff jedoch nicht präzise definiert ist, wird man landläufig einem Menschen, der plötzlich heftig reagiert, einen Nervenzusammenbruch bescheinigen. Ob dieser Ausbruch jedoch Krankheitswert besitzt oder nicht, müssen weitere Untersuchungen entscheiden.

Dabei sollte man zwei mögliche langfristige Entwicklungen dieser psychologischen Ausnahmesituation betrachten. Sollte ursächlich als traumatisches Ereignis z. B. ein Unfall vorliegen, kann sich unter Umständen eine posttraumatische Belastungsstörung herausbilden. Die Symptome treten dann immer wieder auf bei der gedanklichen Konfrontation dieser Person mit ähnlichen Situationen.

Eine andere Störung, als Burn-out bezeichnet, kann sich als Folge einer ständigen Stressbelastung bei Personen mit hohen Ansprüchen an sich selbst oder bei Personen mit Minderwertigkeitskomplexen, die entweder über- oder unterfordert sind, entwickeln. Einen dauerhaften Nervenzusammenbruch bezeichnet man auch als Burn-out.

Behandlung und Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad des Nervenzusammenbruchs. Besitzt er keinen Krankheitswert, werden die Symptome nach kurzer Zeit wieder von alleine verschwinden. In der akuten Phase kann jedoch die beruhigende Wirkung von Baldrian und Hopfen helfen. Wird der Nervenzusammenbruch jedoch chronisch, müssen zunächst differenzialdiagnostisch andere psychische Störungen ausgeschlossen werden.

Kommt man zu dem Schluss, dass ein Nervenzusammenbruch vorliegt, können die heftigsten Erregungszustände eventuell mit Beruhigungsmitteln, wie Diazepam, behandelt werden. Dabei ist jedoch mit Vorsicht vorzugehen, weil die Wirkstoffe aus der Gruppe der Benzodiazepine ein gewisses Suchtpotenzial besitzen. Wichtig ist jedoch eine psychologische Therapie. Bewährt hat sich beim chronischen Nervenzusammenbruch die Verhaltenstherapie, bei der versucht wird, dem Patienten zu vermitteln, lockerer mit wirklichen und vermeintlichen Belastungen umzugehen.


Vorbeugung

Einem Nervenzusammenbruch kann man nicht immer vorbeugen, denn traumatische Ereignisse sind nicht vorauszusehen. Ansonsten sollte man Stress vermeiden, körperlich aktiv sein, ausreichend schlafen und versuchen, gewisse Dinge lockerer zu betrachten. So kann der auf Dauerstress beruhende Nervenzusammenbruch verhindert werden.

Quellen

  • Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Payk, T., Brüne, M.: Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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