Leistenschmerzen nach Sport

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Symptome Leistenschmerzen nach Sport

Leistenschmerzen nach dem Sport können diverse unterschiedliche Ursachen haben. Aus diesem Grund ist eine ärztliche Diagnostik in jedem Falle anzuraten. Ein Leistenbruch liegt nicht in jedem Falle vor, auch wenn dies häufig vermutet wird.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Leistenschmerzen nach dem Sport?

Plötzlich auftretende Schmerzen im Adduktorenbereich oder ein Druckschmerz in der Schambeinregion sind typische Symptome einer Leistenverletzung. Viele Sportler nutzen Kinesiologie-Tapes um Leistenschmerzen zu lindern.

Die Leiste (lat. Inguen) ist der Übergang der Bauchwand zum Oberschenkel. Sie ist ein Teil der Bauchwand und kommt beim Menschen zweimal (rechts und links) vor. Dort befindet sich der Leistenkanal, der beim Mann unter anderem den Samenstrang enthält. Zudem befinden sich dort die inguinalen Lymphknoten.

Die Leiste dient als "Grenze" und "Schutz" des Bauchraumes und "schließt diesen nach außen ab". Sportlich aktive Personen berichten gelegentlich über einen Schmerz der Leiste nach sportlicher Aktivität. Die Intensität und auch die Art der Schmerzen können hierbei durchaus verschieden sein. Eine ärztliche Diagnostik sollte erfolgen, um schwerwiegende Ursachen, zum Beispiel eine Hernie der Leiste, auszuschließen.

Ursachen

Treten nach dem Sport Schmerzen in der Leiste auf, vermuten die meisten Betroffenen hinter diesem Schmerz einen Leistenbruch. Dies ist jedoch nicht immer der Fall. Es kann sich auch um eine Zerrung der Leiste oder um diverse andere Beschwerden handeln, die vom Betroffenen als Schmerz der Leiste wahrgenommen werden. Ein Leistenbruch ist jedoch eine mögliche Ursache. Bei diesem kommt es zu einer Hernie, also zu einer "Lücke" in der Bauchwand. Die Leiste stellt als Übergang der Bauchwand zum Oberschenkel einen natürlichen Schwachpunkt dar.

Bei einem Anstieg des Bauchinnendrucks, beispielsweise durch chronischen starken Husten, Schwangerschaft oder sehr starke körperliche Belastung, kann es zur Hernie der Leiste kommen. Durch die "Lücke" der Bauchwand tritt üblicherweise ein Teil des Darms aus, was als bewegliche Vorwölbung, als "Bruchsack" wahrgenommen wird. Im Liegen kann dieser "weggedrückt" werden und verschwindet wieder im Körperinneren. Normalerweise ist eine Leistenhernie also deutlich zu erkennen. Treten die Schmerzen sehr plötzlich und sehr stark auf und lässt sich die Vorwölbung im Liegen nicht "wegdrücken", liegt ein eingeklemmter Bruch vor. Dieser muss sofort operativ behoben werden.

Auch Beschwerden der Hüfte, muskuläre Probleme oder eine falsche Belastung während des Sports können zu Schmerzen in der Leistenregion führen. Sind Muskeln, die sich in der Nähe der Leiste befinden, verspannt, kann dies während sportlicher Betätigung zu Schmerzen im Bereich der Leiste führen. Gleiches gilt bei falscher Belastung, zum Beispiel aufgrund falschen Schuhwerks oder wegen einer Fehlhaltung. Neben diesen möglichen Ursachen können auch diverse Beschwerden der Hüfte zu Schmerzen in der Leiste führen. Hier kann vor allem das Impingement genannt werden. Bei diesem kommt es zu einer Einschränkung der Gelenkbeweglichkeit. Vor allem Leistungssport kann das Entstehen des Impingements fördern.

Eine weitere mögliche Ursache ist die Sportlerleiste. Bei diesem Beschwerdebild liegt eine Schwäche bzw. ein Defekt der Muskeln, Sehnen, etc. der Bauchwand im Bereich der Leiste vor. Es besteht also die gleiche Grundproblematik wie bei der Leistenhernie. Bei der Sportleiste tritt jedoch kein Teil des Darms durch die "Lücke" in der Bauchwand aus. Es ist nicht klar, ob es sich bei der Sportlerleiste um ein eigenständiges Beschwerdebild oder um eine atypische Leistenhernie handelt. Das Beschwerdebild findet sich fast ausschließlich bei Sportlern.

Ein Sehnenanriss im Adduktorenbereich kann starke Leistenschmerzen hervorrufen. Im diesem Fall sollte unbedingt ärztlicher Rat hinzugezogen werden.

Krankheiten

  • Sportlerleiste
  • Erkrankungen der Hoden

Wann zum Arzt?

Bei Leistenschmerzen nach dem Sport ist zu prüfen, wie intensiv die sportlichen Aktivitäten stattfanden. Besorgniserregend ist es, wenn bereits bei leichten Übungen oder kurzen Ausdauerläufen die Leistenschmerzen auftreten. Fanden nur kurze Trainingseinheiten und eine geringe körperliche Belastung statt, sollte ein Arzt konsultiert werden. Es handelt sich um ein ungewöhnliches Schmerzempfinden, dem nachgegangen werden muss.

Zu beachten ist, dass innerhalb der Lebensspanne die Belastungsgrenze des Menschen sinkt. Daher sollte immer ein Vergleich mit Gleichaltrigen stattfinden, um einschätzen zu können, welche sportlichen Aktivitäten als leicht oder intensiv eingestuft werden müssen. Darüber hinaus ist die Atemtechnik bei den sportlichen Aktivitäten zu überprüfen und zu korrigieren. Treten die Beschwerden nach einem intensiven Training, einem Marathonlauf oder mehreren Stunden der körperlichen Bewegung auf, handelt es sich um eine Überlastungsreaktion des Körpers.

Die Leistenschmerzen sind ein Signal des Körpers, dass er überanstrengt wurde. Ein Arztbesuch ist häufig dennoch nicht notwendig. Der Betroffene sollte sich schonen und seinem Körper ausreichend Ruhe gönnen. Warme Bäder oder leichte Massagen helfen ebenfalls. Darüber hinaus ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. In den meisten Fällen verschwinden die Schmerzen innerhalb weniger Stunden oder Tage. Bilden sich die Leistenschmerzen trotz ausreichender Erholung nicht langsam zurück, ist ein Arzt aufzusuchen.

Diagnose und Verlauf

Zunächst wird eine ausführliche Anamnese durchgeführt, bei der die Art, das Auftreten und die Intensität der Schmerzen und Beschwerden erfragt werden. Auch nach vergangenen Leistenhernien und nach der üblichen sportlichen Aktivität und Belastung wird gefragt. Anschließend wird der Patient körperlich untersucht. Eine Leistenhernie fällt durch die Vorwölbung und den "Bruchsack" normalerweise bereits beim ersten Blick auf. Die Leiste wird zusätzlich abgetastet, eventuell wird eine Sonografie (Ultraschall) durchgeführt. Wird keine Beschädigung der Leiste entdeckt, wird nach anderen möglichen Ursachen gesucht.

Üblicherweise werden die Hüfte und eventuell der gesamte Bewegungsapparat untersucht. Weitere mögliche Ursachen, die diagnostisch auszuschließen sind, sind Harnsteine, Erkrankungen der Hoden, Schwellungen der inguinalen Lymphknoten, muskuläre Probleme, Probleme der Gelenke, Krampfadern und ein Aneurysma. Bei Frauen können die Beschwerden auch durch eine Schwangerschaft hervorgerufen werden. Der Arzt wird auf alle diese möglichen Ursachen testen und den Patienten dahingehend untersuchen.

Kann keine Ursache ermittelt werden, liegt es nahe, dass die Schmerzen durch eine Überlastung oder eine falsche Belastung hervorgerufen werden. Außerdem ist es möglich, dass eine Leistenzerrung vorliegt. Es wird nicht in jedem Fall eine umfangreiche Diagnostik durchgeführt, da der Arzt häufig bereits aus der Anamnese und der körperlichen Inspektion auf eine sehr wahrscheinliche Ursache, zum Beispiel eine Leistenzerrung, schließen kann.

Komplikationen

Wiederholte Leistenschmerzen nach dem Sport können zu seelischen Belastungszuständen führen. Angst vor der Ausübung sportlicher Aktivitäten tritt auf. Diese löst die Vermeidung der Situation aus und führt zu einer Änderung der Lebensführung. Bei einer schwerwiegenden Angsterkrankung kommt es zu einer Vermeidung aller sportlicher Aktivitäten und einer Einschränkung der allgemeinen Bewegungen. Damit sinkt die allgemeine Lebenszufriedenheit und das Unwohlsein steigt an. Es kann zu einer Zunahme des Gewichts kommen. Wird dem nicht entgegen gewirkt, kommt es zu einem Übergewicht und im weiteren Verlauf ist eine Essstörung möglich.

Leistenschmerzen nach dem Sport, die durch Knochenschäden ausgelöst werden, haben häufig einen chronischen Verlauf und führen zu einem operativen Eingriff. Eine Berufsunfähigkeit über mehrere Wochen ist wahrscheinlich. Während des Eingriffs besteht die Gefahr von Infektionen. Keime können in den Körper eindringen und Erkrankungen auslösen. Entzündungen oder Schäden des Gewebes treten auf. Das Schmerzerleben ist bei den Leistenschmerzen abhängig von der Grunderkrankung. Sie können in schweren Fällen sehr stark sein, so dass die Einnahme eines Medikamentes erwogen wird. Schmerzmittel lösen Nebenwirkungen aus, die zu einer Beeinflussung der Funktionsfähigkeit des Magen-Darm-Traktes, zu Kopfschmerzen und zu einem Organversagen führen. Darüber hinaus besteht das Risiko einer Abhängigkeit, eines Herzinfarktes sowie Schlaganfalls.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung und Therapie richtet sich nach der ermittelten Diagnose. Liegt Leistenhernie vor, wird diese operativ behoben. Es stehen verschiedene chirurgische Verfahren und Techniken zur Verfügung, um die Leistenhernie zu behandeln. Der Arzt berät den Patienten bei der Wahl des am besten geeigneten Verfahrens. Liegt eine Erkrankung der Hüfte oder der Muskeln zu Grunde, ist zu klären, was genau die Beschwerden auslöst.

Bei muskulären Verspannungen beispielsweise helfen Wärme, Entspannung und lokal wirksame Schmerzmittel, um die Problematik innerhalb kurzer Zeit zu beheben. Bei Gelenkbeschwerden muss genau ermittelt werden, welche Problematik der Gelenke vorliegt. Handelt es sich z. B. um eine Entzündung, muss diese entsprechend therapiert werden. Bei einer Arthrose kann jedoch keine ursächliche Therapie durchgeführt werden, sondern nur symptomatisch behandelt werden. Hieran lässt sich gut erkennen, dass eine konkrete Aussage über die Therapie schwer zu treffen ist, da die möglichen Ursachen sehr unterschiedlich sind. Bei einer Leistenzerrung oder einer Überlastung ist es ratsam, zunächst auf Sport zu verzichten, bis die Beschwerden abgeklungen sind. Dies gilt generell bei allen möglichen Ursachen.


Vorbeugung

Vorbeugen lässt sich durch das Vermeiden übermäßig starker und/oder plötzlicher Belastungen. Eine sehr starke, plötzliche Belastung kann zur Zerrung der Leiste führen.

Des Weiteren ist darauf zu achten, Fehlhaltungen beim Sport zu vermeiden, da diese Schmerzen verursachen können. Beim Vorliegen muskulärer Probleme sollte auf sportliche Aktivität verzichtet werden.

Weiterhin ist anzuraten, die sportliche Aktivität beim Auftreten von Schmerzen unverzüglich zu beenden, um eine eventuelle Problematik nicht zu verschlimmern. Mit dem Arztbesuch sollte nicht zu lange gewartet werden, da Schmerzen in der Leiste einer Abklärung bedürfen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Heisel, J.: Physikalische Medizin - Praxiswissen Halte- und Bewegungsorgane, Georg Thieme Verlag, 1.Auflage, 2005
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2012
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 24. Februar 2024

Sie sind hier: Startseite Symptome Leistenschmerzen nach Sport

Das könnte Sie auch interessieren