Krätze (Scabies)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Unter Krätze (Scabies) versteht man eine Hauterkrankung, die durch eine Infektion mit Milben, so genannten Krätzmilben, verursacht wird. Charakteristisch für eine solche parasitäre, übertragbare Erkrankung ist ein starker Juckreiz. Hervorgerufen wird dieser durch Entzündungen der betroffenen Hautpartien.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Krätze (Scabies)?

Milben, die Krätze auslösen, befallen die Haut und bohren sich in die obersten Hautschichten ein. Dadurch kommt es zu einem starken Juckreiz.

Die Krätze oder auch Scabies bzw. Acarodermatitis ist eine durch Parasiten ausgelöste Hauterkrankung. Hierbei dringen die weiblichen Milben in die oberste Hautschicht (Epidermis) ein, in welcher sie kleine Gänge bilden. In solchen Kanälen legen die Tiere sowohl ihre Eier sowie ihren Kot ab, was zu lokalen Hautschädigungen führt.

Krätzmilben sind Kosmopoliten und somit weltweit verbreitet. Die Verbreitung der Milben begünstigen dabei sozioökonomische Missverhältnisse als auch Hygienemängel, wobei das Auftreten einer Infektion mit Krätzmilben nicht zwingend auf mangelnde Hygiene zurückzuführen ist.

Es besteht für die Erkrankung in Deutschland derzeit keine Meldepflicht. Tritt sie jedoch in Gemeinschaftseinrichtungen auf, muss das Gesundheitsamt informiert werden.

Ursachen

Als Verursacher der Krätze kann die Krätzmilbe identifiziert werden. Sie besitzt lediglich eine Körpergröße von 0,2 bis 0,4 mm und gehört den Spinnentieren an. Ihre Ernährung besteht aus Hautzellen, Lymphe und Zellflüssigkeit. Diese Parasiten haben sich in besonderer Weise auf den Menschen als Wirt spezialisiert, sodass sie sich zunächst auf der Hautoberfläche paaren und sich das weibliche Tier anschließend zur Eiablage in die Epidermis bohrt. Hier legen die Milben täglich etwa 1 bis 2 Eier, aus denen nach 3 bis 4 Tagen die Larven schlüpfen.

Nachdem die Larven geschlüpft sind, bewegen sie sich wiederum an die Oberfläche der Haut, wo sie sich nach dem Nymphenstadium innerhalb von 12 bis 15 Tagen zum adulten Parasiten entwickeln. Hier beginnt nun mit der abermaligen Kopulation ein neuer Milbenzyklus. Da die Tiere auf Sauerstoff angewiesen sind, treten sie lediglich in den obersten Hautschichten auf. Die Inkubationszeit bei Ersterkrankung beträgt zwei bis sechs Wochen. Sie ist abhängig von der Menge der übertragenen Milben.

Eine Infektion entsteht dabei durch direkten Körperkontakt, jedoch auch indirekt über gemeinsam genutzte Handtücher, Bettwäsche, Blutdruckmanschetten etc. Findet demgegenüber nur sporadischer, kurzweiliger Hautkontakt statt, ist eine Infektion mit dem Erreger eher unwahrscheinlich. Ohne Wirt überleben Krätzmilben keine 48 Stunden. Der gesamte Lebenszyklus einer weiblichen Milbe bei idealen Voraussetzungen kann hingegen bis zu 60 Tage betragen.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome von Krätze:

Bei einer Infektion mit Krätze tritt durch das Bohren der weiblichen Milben primär ein heftiger Juckreiz mit leichtem Brennen auf. Die Milben bevorzugen hierbei Körperpartien mit dünner Hornschicht und einer relativ hohen Körpertemperatur, wodurch sie besonders zwischen den Fingern, in den Achselhöhlen und Gelenkbeugen, am Gesäß, Bauchnabel oder in der Leisten- und Genitalgegend usw. auftreten.

In der ersten Zeit nach der Infektion verläuft die Erkrankung asymptomatisch. Erst nach etwa zwei bis sechs Wochen kommt es zu einer Immunreaktion des Körpers auf die Ausscheidungen der Milben (Eier, Kot, Proteine). Damit einher geht zum einen der typische Juckreiz, welcher nachts durch Bettwärme besonders quälend ist, aber auch die Ausbildung von Vesikeln, Pusteln, Bläschen sowie im weiteren Verlauf von starken Verkrustungen.

Durch ständiges Kratzen werden die Entzündungen aufrechterhalten. Dringen zusätzlich Bakterien durch die Läsionen ein, können diese Superinfektionen auslösen. Bei Immunschwäche kann es zudem bei der Infektion mit Krätze zu weiteren Komplikationen wie ausgeprägte Schuppen- und Borkenbildung kommen.

Diagnose

Bei genauerer Betrachtung der Hautveränderungen bei Krätze lassen sich mitunter die Milben selbst wie auch deren bogenförmige Bohrkanäle erkennen. Dies geschieht unter Zuhilfenahme einer speziellen Lupe. Zu einer Diagnosestellung werden aber auch die übrigen Symptome miteinbezogen. Vor allem nächtlich auftretender, unerklärlicher, starker Juckreiz gilt als Indiz für eine Infektion mit Krätzmilben.

Doch auch die beschriebenen Hautreaktionen bilden eindeutige Symptome dieser Erkrankung. Erlaubt das äußere Erscheinungsbild der Haut jedoch keine klare Aussage, kann der behandelnde Arzt zusätzlich die Kanäle der weiblichen Krätzmilben mithilfe der s.g. Tintenmethode sichtbar machen. Hierzu wird unter Einbezug eines Füllfederhalters wasserlösliche Tinte auf ein intaktes Bläschen aufgebracht.

Zeigen sie ausgehend von dieser Papel bogenförmige, gewundene Strukturen innerhalb der Epidermis, gilt die Krätze als nachgewiesen. Auch ein direkter Nachweis des Erregers ist durch einen Tesafilmabriss möglich. Bei dieser Methode wird ein durchsichtiger Klebestreifen auf die Haut aufgebracht und ruckartig entfernt. Anhand einer mikroskopischen Untersuchung können so mögliche Parasiten erkannt werden.

Komplikationen

Bei einer Krätze besteht in erster Linie die Gefahr einer Superinfektion. Das durch die Scabies geschwächte Immunsystem ist anfälliger für Infektionen durch Bakterien, die vor allem an den aufgekratzten Hautstellen eindringen und zu Entzündungen führen. Die eindringenden Erreger verursachen im ungünstigen Fall ein Erysipel, eine Wundrose, die mit Beschwerden wie Fieber und Schüttelfrost einhergeht. Auch eine Entzündung der Lymphgefäße und eine starke Schwellung der Lymphknoten kann durch eindringenden Bakterien auftreten.

Die Erreger, meistens Streptokokken oder Staphylokokken, können außerdem zu rheumatischem Fieber und manchmal auch zu einer Nierenentzündung führen. Bei einem schweren Verlauf kann Kratze außerdem zu Vernarbungen auf der Haut führen, die für die Betroffenen meist einen ästhetischen Makel darstellen. Die medikamentöse Therapie mit antibiotischen Mitteln kann bei einigen Personen Nebenwirkungen und allergische Reaktionen hervorrufen. Durch die Therapie mit Anti-Milben-Mitteln kann es zu einem irritativen Ekzem kommen, welches mit Hautrötungen, Schmerzen und Juckreiz, gelegentlich auch mit ernsten Hautverletzungen, verbunden ist.

Behandlung und Therapie

Zur Behandlung der Krätze (Scabies) eignen sich verschiedene Medikamente. Diese zielen darauf ab, einerseits die vorhandenen Milben abzutöten und andererseits eine erneute Infektion zu verhindern. Hierzu kommen Cremes sowie Mittel zur oralen Anwendung zum Einsatz. In der Regel erfolgt eine Behandlung des gesamten Körpers (mit Ausnahme des Gesichts). Bei starker Borkenbildung wird zuerst ein Medikament verwendet, das der Erweichung der Hornschicht dient.

Grundsätzlich sollte bei einem Krätzebefall darauf geachtet werden, das gesamte engere Umfeld des Betroffenen (Familienmitglieder, Partner) mitzubehandeln, um Neuansteckungen zu vermeiden. Es empfiehlt sich zusätzlich Kleidungsstücke und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei 60°C zu waschen, Teppiche, Sofas o.ä. gründlich abzusaugen sowie Kuscheltiere für mindestens 14 Tage in einem Plastiksack zu verstauen. Kleinere Gegenstände können zudem durch Einfrieren von den Milben befreit werden.

Als erster Mittel zur äußerlichen Anwendung bei einer Infektion mit Krätze gilt Permethrin. Es handelt sich dabei um ein künstlich erzeugtes Insektizid. Da dieses Mittel jedoch zu Irritationen der Haut führen kann, sollte diese mit beruhigenden und Ekzemen entgegenwirkenden Lotions versorgt werden. Permethrin gilt als hochwirksam und kann auch während der Schwangerschaft als auch bei Kindern in geringerer Dosierung angewendet werden.

Alternative Mittel zu Permethrin sind außerdem Allethrin, Präzipitatschwefel, Crotamiton oder Benzylbenzoat. In Deutschland derzeit nicht zugelassen ist ein oral zu verwendendes Präparat. Ivermectin wird im Abstand von acht Tagen zweimal angewendet, um eine wirksame Behandlung der Krätze zu gewährleisten. Es kann hierzulande jedoch nur über internationale Apotheken bezogen werden.


Vorbeugung

Vorbeugend gegen Krätze (Scabies) ist es vor allem wichtig, engen Hautkontakt zu infizierten Personen zu vermeiden. Auch entsprechende Hygienemaßnahmen und ein regelmäßiges Wechseln der Wäsche können die Vermehrung der Milben eindämmen. Bei Infektion innerhalb einer Gemeinschafts- oder Gesundheitseinrichtung ist es ratsam, den Betroffenen bis zum Eintreten der Wirksamkeit einer Behandlung gegen die Scabies zu isolieren.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Ellsässer, S.: Körperpflege und Kosmetik. Springer, Berlin 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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