Kortisol
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Kortisol ist ein Hormon aus der menschlichen Nebennierenrinde und ein Medikament aus dem Bereich der Glukokortikoide. Es wird manchmal auch als "Stresshormon" bezeichnet, wenngleich diese Funktion eher in einem langfristigen Kontext zu sehen ist.
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Was ist Kortisol?
Kortisol ist das "Skalpell des Internisten" behaupten eigentlich-gar-nicht-so-böse Zungen und haben damit im Prinzip auch gar nicht so unrecht: Während der Chirurg standesgemäß zum Messer greift, um Krankheiten zu behandeln, da setzt der Internist tatsächlich ziemlich häufig das Medikament
Kortisol in all seinen verschiedenen Varianten und Ausprägungen ein: Asthma, rheumatisches Fieber, Schädel-Hirn-Traumata, Tumormetastasen - die Liste der Indikationen ist lang. Ist Kortisol also eine "Wunderwaffe" gegen alle Erkrankungen? Nun, im Grunde unterdrückt es nur das körpereigene Immunsystem. Das kann in vielen Fällen passager ganz hilfreich sein, birgt jedoch auch Risiken.
Kortisol ist auch als sogenanntes Stresshormon bekannt. Es aktiviert katabole (also abbauende) Stoffwechselvorgänge, um dem Körper Energie zur Verfügung zu stellen. Zudem wird das Immunsystem unterdrückt und dadurch zum Beispiel Entzündungen gebremst. Da Kortisol größtenteils über die Ablesung von Genprodukten wirkt, tritt die Wirkung stets erst nach Stunden bis Tagen ein.
Medizinische Anwendung
Die vielfältigen Wirkungen des Hormons Kortisol hat sich derweil auch die Pharmazie zunutze gemacht. In der Dermatologie werden Glukokortikoide wie das Kortisol in Form von Cremes und Salben bei sehr vielen Hauterkrankungen angewendet.
Bei Atemwegserkrankungen wie dem Asthma bronchiale oder der chronischen Bronchitis verwendet man kortisolhaltige Sprays, um die Entzündung in den Bronchien einzudämmen. Bei Gelenkentzündungen kann Kortisol direkt in die Gelenkhöhle injiziert werden.
Besonders zahlreich sind aber die systemischen Anwendungsgebiete, also jene, bei denen man Glukokortikoide zur Wirkung im gesamten Körper per Tablette oder intravenös zuführt:
- rheumatische und andere entzündliche Gewebserkrankungen (z.B. akutes rheumatisches Fieber, chronische Polyarthritis),
- Kollagenosen und Vaskulitiden (z.B. sytemischer Lupus erythematodes, Dermatomyositis),
- Nierenerkrankungen (nephrotisches Syndrom),
- allergische Erkrankungen (auch als Notfallmedikation beim anaphylaktischen Schock),
- Lungenerkrankungen (Sarkoidose,
- Asthma, COPD),
- Bluterkrankungen (z.B. hämolytische Anämien),
- Tumoren (z.B. Lymphome, ausgedehnte Metastasierungen),
- gastrointestinale Erkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa),
- endokrine Erkrankungen (z.B. akute thyreotoxische Krise bei Schilddrüsenüberfunktion),
- neurologische Erkrankungen (z.B. Hirnödem, akute Enzephalomyelitis),
- gegen Abstoßungsreaktionen und viele weitere Indikationen. Natürlich dient Kortisol auch der Therapie des oben genannten Morbus Addison.
Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
Kortisol und andere Glukokortikoide haben einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die es zu bedenken gilt. So ist beispielsweise bei gleichzeitiger Therapie mit nicht-steroidalen Antiphlogistika (ASS, Ibuprofen, Diclofenac) das Risiko einer Schleimhautblutung im Magen-Darm-Trakt deutlich erhöht.
Bei Patienten, die Mittel gegen Diabetes einnehmen, vermindert Kortisol die Blutzuckersenkung und erschwert die sichere Einstellung des Blutzuckerspiegels. Die Wirkung von Herzglykosiden (Digitalis) wird durch den mit Kortisol entstehenden Kaliummangel verstärkt. Werden gleichzeitig Diuretika, also entwässernde Medikamente eingesetzt, so verschärft dies das Problem des Kaliummangels um so mehr (gilt nicht für sogenannte kaliumsparende Diuretika). Auch ein Kalziummangel kann auftreten.
Über Wechselwirkungen im Abbau der Wirkstoffe in der Leber kann es bei gleichzeitiger Medikation mit Enzyminduktoren wie Rifampicin zu einem beschleunigten Abbau des Kortisol kommen. Andersherum erhöht Kortisol den Blutspiegel von Ciclosporin.
Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen
Pflanzliche oder natürliche Alternativen zum Kortisol gibt es in gleichwertiger Form nicht. Es handelt sich bei diesem Medikament um ein menschliches Hormon - was man mit etwas Wohlwollen bereits als "natürlichen" Wirkstoff bezeichnen könnte. Wirkungen im Körper sind also nur solche, die auch mit dem Hormon auftreten würden - meist jedoch in deutlich höherer Dosierung. Wenn Kortisol eingesetzt wird, dann ist dies jedoch meist erwünscht und nötig, und einige Nebenwirkungen müssen manchmal in Kauf genommen werden, um eine schwerwiegende Grunderkrankung zu behandeln.
Risiken und Nebenwirkungen
Risiken und Nebenwirkungen des Kortisol sind im Prinzip die Hauptwirkungen des Hormons, jedoch in potenzierter Ausprägung. Dabei ist zunächst einmal die Immunsuppression zu erwähnen: Wenn das körpereigene Abwehrsystem unterdrückt wird, kann es natürlich leichter und häufiger zu Infekten kommen, wozu auch schwerwiegende Krankheiten wie Pilzbefall oder Tuberkulose zählen.
Die Wirkung auf den Stoffwechsel kann zu einer Diabetes-ähnlichen Lage mit erhöhten Blutzuckerspiegeln führen. Der Blutdruck steigt an ("Stresshormon"), Kalium geht über die Niere verloren. Eine verstärkte Thromboseneigung ist zu beobachten. Auch eine Wirkung auf das Gehirn in Form von Verhaltens- und Wesensänderungen und erhöhter epileptischer Krampfneigung ist beschrieben.
Darüber hinaus kann man durch dauerhaft erhöhte Kortisolspiegel ein iatrogenes Cushing-Syndrom hervorrufen. Unterdrückung der körpereigenen Hormonproduktion führt andererseits bei abruptem Absetzen zur Nebenniereninsuffizienz (Addison-Krise).
Quellen
- Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
- E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
- Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
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