Künstliches Kniegelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Durch ein künstliches Kniegelenk lässt sich ein aufgrund von Abnutzungserscheinungen verschlissenes Knie austauschen. Die Endoprothese sorgt dafür, dass sich der Patient wieder schmerzfrei bewegen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein künstliches Kniegelenk?

Das künstliche Kniegelenk trägt auch die Bezeichnungen Knieendoprothese, Kniegelenksprothese oder Knieprothese. Gemeint ist damit eine implantierbare Endoprothese, durch die das menschliche Knie entweder teilweise oder auch komplett ersetzt wird. Dies geschieht aufgrund eines ausgeprägten Verschleißes des Kniegelenks oder von schweren Knieverletzungen. Abgesehen von der Implantation einer Hüftgelenksprothese zählt das Einsetzen des künstlichen Kniegelenks zu den am häufigsten durchgeführten Endoprothesenoperationen.

Allein in Deutschland erhalten pro Jahr ca. 150.000 bis 175.000 Menschen eine Knieendoprothese. Die meisten Patienten weisen ein Lebensalter von rund 70 Jahren auf. Dabei erhalten Frauen in ihrem Leben ein künstliches Kniegelenk mehr als Männer. Das erste künstliche Kniegelenk wurde bereits im Jahr 1890 in Berlin eingesetzt. Die Patienten, die an Gelenkszerstörungen aufgrund von Tuberkulose litten, erhielten ein simples Scharnier aus Elfenbein.

Aufgrund von Infektionen verliefen die operativen Eingriffe allerdings nicht erfolgreich. Daher wurde erst 1947 ein weiterer Implantationsversuch unternommen. Ab 1951 erschien ein Modell, das sich auch in größerer Anzahl erfolgreich implantieren ließ. Ab 1968 kamen die ersten Gleitflächenersatzprothesen auf den Markt. Die in der heutigen Zeit gebräuchlichsten Werkstoffe sind eine Cobalt-Chrom-Gusslegierung sowie Legierungen aus Titan und Oberflächenbeschichtungen aus Titannitrid oder Zirconiumnitrid.

Menschen, die unter ständigen Knieschmerzen und Bewegungseinschränkungen leiden, sind auf die Hilfe eines künstlichen Kniegelenkes angewiesen. Selten treten anschließend Komplikationen auf.

Funktion, Anwendung und Ziele

Ein künstliches Kniegelenk wird eingesetzt, wenn eine permanente Funktionsstörung des Knies vorliegt und der Patient unter ständigen Schmerzen sowie Bewegungseinschränkungen leidet. Eine der häufigsten Ursachen für die Kniebeschwerden stellt die Arthrose dar, bei der ein pathologischer Verschleiß der Gelenkknorpel und der Weichteilstrukturen wie den Kreuzbändern oder dem Meniskus erfolgen.

In der Medizin wird zwischen einer primären sowie einer sekundären Gonarthrose unterschieden. Während bei der primären Gonarthrose keine erkennbaren Auslöser auftreten, wird die sekundäre Form durch Sportverletzungen oder Unfälle hervorgerufen. Weitere Gründe für die Implantation eines künstlichen Kniegelenks können Entzündungen durch verschleppte Bakterien, Rheumaerkrankungen, Fehlstellungen wie X-Beine oder O-Beine, chronische Überlastungen durch Übergewicht oder Verletzungen sein.

Typische Anwendungsgebiete des künstlichen Kniegelenks:

  • Knieverletzung

Was muss der Patient im Vorfeld beachten?

Die Medizin greift derzeit auf drei unterschiedliche Prothesentypen zurück. Dies sind die sogenannte Schlittenprothese, bei der es sich um einen einseitigen Oberflächenersatz handelt, der vollständige Oberflächenersatz sowie der komplette Gelenkersatz mit Achsführung. Jede einzelne Knieprothesenart verfügt über mehrere Modelle. Diese unterscheiden sich nach körperlicher Aktivität des Patienten, dessen Gewicht sowie Form und Größe des Knies. Die passende Prothese wird vor dem Eingriff vom Chirurgen ausgewählt, der eine genaue Überprüfung mithilfe von Röntgenaufnahmen vornimmt. Während der Operation führt er Probeeingriffe am Knie des Patienten durch.

Die Schlittenprothese wird eingesetzt, wenn es gilt, lediglich die Innen- oder die Außenseite des Knies zu ersetzen, weil die weiteren Bereiche des Gelenks nicht geschädigt sind. Die Bezeichnung Schlittenprothese ist darauf zurückzuführen, dass sich das künstliche Kniegelenk auf einem Block aus Kunststoff wie ein Schlitten auf und ab bewegt. Von einem kompletten Oberflächenersatz sprechen Mediziner, wenn mehrere Kniestrukturen ersetzt werden. Sind neben dem Kniegelenk auch Bänder, Knorpelstrukturen und Knochen in Mitleidenschaft gezogen worden, gelangt ein kompletter Gelenkersatz mit Achsführung zur Anwendung. Allerdings gilt diese Prothesenform als sehr kompliziert und verfügt über die geringste Haltbarkeit.

Was muss der Patient im Vorfeld und bei der Nachsorge beachten?

Wichtig ist, dass vor dem Einsetzen des künstlichen Kniegelenks eventuelle Vorerkrankungen des Patienten bekannt sind. In erster Linie zählen dazu Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In manchen Fällen kann es sinnvoll sein, wenn der Patient sein Knie vor der Implantation schont. Des Weiteren ist das Absetzen von blutgerinnungshemmenden Medikamenten erforderlich, was in Absprache mit dem Arzt erfolgt. Im Anschluss an die Knieprothesen-Implantation bleibt der Patient noch etwa 7 bis 14 Tage im Krankenhaus. Allerdings kann die Aufenthaltsdauer individuell höchst unterschiedlich ausfallen. Schon 24 Stunden nach der Operation wird mit physiotherapeutischen Maßnahmen begonnen.

Wird dem Patienten ein zementiertes künstliches Kniegelenk eingesetzt, darf er dieses schon frühzeitig belasten. Das Gegenteil ist jedoch bei einer unzementierten Prothese der Fall, da bei ihr eine gewisse Einheilungsdauer notwendig ist, sodass sich der Patient längere Zeit schonen muss. Um Muskeln und Gelenke gut zu trainieren, sollte der Patient krankengymnastische Übungen durchführen, die das Knie nicht überlasten. Die Belastungsfähigkeit des künstlichen Kniegelenks richtet sich individuell nach dem Heilungsprozess. Um diesen zu überprüfen, finden regelmäßige Kontrolluntersuchungen statt.

Durchführung - Wie läuft die Untersuchung ab?

Im Gegensatz zur Implantation eines künstlichen Hüftgelenks muss bei einem künstlichen Kniegelenk kein Eigenblutvorrat angelegt werden. So fällt der Blutverlust im Rahmen des Eingriffs meist nur gering aus. Kurz vor der Operation erhält der Patient eine Spinalanästhesie oder eine Vollnarkose. Insgesamt kann der Eingriff ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen, was jedoch individuell verschieden ist. Zunächst werden die verschlissenen Gelenkoberflächen des Knies vom Operateur entfernt. Die übrigen Knochen passt er an die Knieendoprothese an.

Teilweise wird der Arzt von speziellen computergestützten Navigationssystemen unterstützt, was eine präzise Durchführung der Operation ermöglicht. Damit keine starke Blutung auftritt, klemmt der Chirurg die Blutgefäße ab. Schließlich wird das künstliche Kniegelenk im Knochenmark fixiert. Mit einer Probeprothese kann der Arzt Beweglichkeit und Sitz des neuen Kniegelenks überprüfen. Erst dann wird die passende Prothese eingesetzt. In der Schlussphase der Operation verschließt der Chirurg die Wunden und legt eine Drainage an, damit das Wundsekret abfließen kann.

Eigenleistung oder Krankenkasse - wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für das Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Voraussetzung dafür ist die medizinische Notwendigkeit der Implantation.


Risiken, Komplikationen und Nebenwirkungen

Bei etwa 5 Prozent aller Patienten, die ein künstliches Kniegelenk erhalten, treten im Anschluss an den Eingriff unerwünschte Komplikationen auf. Dazu gehören vor allem Infektionen an der Knieprothese, die von Bakterien hervorgerufen werden, das Verrenken von einzelnen Anteilen der Prothese sowie das Entstehen eines Blutgerinnsels (Thrombose). In einigen Fallen lockert sich die Knieprothese sogar frühzeitig. Bemerkbar macht sich dies durch Schmerzen, Instabilität und eine Beinfehlstellung. Von diesen Komplikationen sind jedoch nur wenige Menschen betroffen.

Quellen

  • Rüther, W. & Lohmann, C.H.: Orthopädie und Unfallchirurgie, Urban & Fischer, 20. Auflage, 2014
  • Wülker N. Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme Verlag. 2. Auflage 2010.
  • Mayer, C. et Siems, W.: 100 Krankheitsbilder in der Physiotherapie, Springer Medizin Verlag, 1.Auflage, 2011
  • Imhoff, A.B. et al.: Checkliste Orthopädie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2014

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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