Hörsturz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Hörsturz bezeichnet den plötzlichen Verlust der Hörfähigkeit. Hierbei handelt es sich um eine funktionelle Störung des Innenohrs. Meist betrifft der Hörverlust nur ein Ohr und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein, der Betroffene hört nur noch wenig oder gar nichts mehr. Häufig tritt ein Hörsturz zwischen dem 40. - 60. Lebensjahr auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Hörsturz?

Durchblutungsstörungen führen zu einem Hörsturz. Um wieder hören zu können, muss daher die Durchblutung im Ohr angeregt werden.

Beim Hörsturz ist das innere Ohr betroffen, das eine Schwerhörigkeit gegenüber den Schallempfindungen erlebt. Der Hörsturz wird auch medizinisch als sensorische Schwerhörigkeit bezeichnet, was dieser Schallempfindungsschwerhörigkeit entspricht. Man vermutet, dass immer verschiedene Faktoren an der Entstehung eines Hörsturzes beteiligt sind.

Waren früher vor allem Menschen ab 50 von einem Hörsturz betroffen, so werden die Patienten heute immer jünger. Der Hörsturz ereilt Frauen wie Männer gleichermaßen.

Ursachen

Zu den Ursachen für einen Hörsturz wurden viele medizinische Untersuchungen unternommen, wobei als Hauptursache für Hörsturz Durchblutungsstörungen im Innenohr erkannt wurden. Im Innenohr befinden sich Haarzellen, die als Sinneszellen für das Hören zuständig sind.

Bei einem Hörsturz sind diese Haarzellen nicht genug durchblutet und sie erhalten weniger Nährstoffe und Sauerstoff. Dadurch können sie ihre Tätigkeit, elektrische Signale von den Außengeräuschen über die Nerven des Hörzentrums bis ins Gehirn weiter zu leiten, nicht ausreichend nachkommen.

Hörverlust und Hörsturz sind die Folgen davon. Wenn es sich bei einem Hörsturz um einen Innenohrinfarkt handelt, sind Blutgerinnsel Verursacher des Hörsturzes. Erhöhte Cholesterinwerte und Blutfette begünstigen eine Erhöhung der Gerinnungsneigung im Blut und tragen zu einem Hörsturz bei.

Bluthochdruck und Nikotin gelten als Verursacher der Arteriosklerose und können einen Hörsturz verursachen. Blutdruckschwankungen und Herzerkrankungen sind wie seelische Belastungen ebenfalls mögliche Verursacher für den Hörsturz. Ein Hörsturz kann auch durch Viren, Autoimmunerkrankungen und Entzündungsprozesse, Tumore und mechanische Verletzungen entstehen.

Wann zum Arzt?

Beim Hörsturz kommt es zu einer meist einseitigen Einschränkung des Hörvermögens ohne erkennbaren Grund. Sowohl der Grad der Einschränkung als auch der betroffene Frequenzbereich können stark variieren. Obwohl es beim Hörsturz immer wieder zu Spontanheilungen kommt, sollte dennoch zeitnah ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch bei leichten Hörbeschwerden, wenn diese spontan auftreten und hierfür keine Ursache erkennbar ist. Betroffene sollten einen Hals-Nasen-Ohrenarzt konsultieren.

Zwar muss nicht jeder Hörsturz sofort behandelt werden. Manchmal raten Ärzte auch dazu, erst ein paar Tage abzuwarten. Ob dies angezeigt ist, sollte ein Patient aber nicht eigenmächtig, sondern nur nach Rücksprache mit einem Spezialisten entscheiden. Wobei mit dem Arztbesuch jedoch am besten nicht gewartet wird, bis der Hörsturz eingetreten ist. Oft kündigt sich ein Infarkt des Gehörs durch eine Reihe von Symptomen an. Viele Patienten klagen über Tinnitus, Doppeltonhören, Lärmempfindlichkeit und Schwindelgefühle. Insbesondere Patienten, die zu einer Risikogruppe gehören, sollten dann zeitnah handeln. Als Risikofaktoren gelten Übergewicht, Bluthochdruck und Stress. Außerdem erleiden Patienten, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, überproportional häufig einen Hörsturz.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome eines Hörsturz:

  • plötzlicher Hörverlust (meist einseitig)

Typisch für einen akuten Hörsturz ist ein meist aptrupter Verlust der Hörfähigkeit. Ein Hörsturz kann sich durch Piepen, Pfeifen (Tinnitus) oder Druck im Ohr ankündigen. Ein Hörsturz ist begleitet von einem dumpfen Gefühl im inneren Ohr und von Geräuschen, auch von Schwindelgefühlen. Der Hörsturz kann unterschiedliche Schwergerade der Minderung der Hörfähigkeit aufweisen.

Klagt der Betroffene über Ohrenschmerzen, dann kann ein 'Hörsturz' in aller Regel ausgeschlossen werden.

Über den genauen Verlauf eines Hörsturzes lässt sich häufig nur mutmaßen. Die Gesundung des Patienten ist stark abhängig von Ursache und Wirksamkeit der angewandten Behandlung. Allerdings berichten viele Betroffene über ein spontanes Wiedererlangen der Hörfähigkeit.

Diagnose

Ein Hörsturz tritt plötzlich auf. Bis heute wissen Experten nicht genau, welche Ursachen einen solchen Hörverlust auslösen. Vielfach wird vermutet, dass der Grund hierfür Durchblutungsstörungen im Innenohr respektive Entzündungen sein können.

Nicht jeder Hörverlust ist ein Hörsturz. Für die mangelhafte Funktionalität des Hörorgans kann es viele mögliche Gründe geben. Ein Propf aus Ohrenschmalz, der im Gehörgang steckt, kann ebenso Grund für eingeschränktes Hörvermögen sein wie eine Mittelohrentzündung. Entsprechend muss der Facharzt zunächst alle möglichen Ursachen ausschließen.

Bei der Diagnose Hörsturz handelt es sich somit um eine Ausschlussdiagnose. Ein Hörsturz wird immer dann diagnostiziert, wenn für einen akuten Hörverlust keine medizinischen Ursachen festgestellt werden können. Zur Diagnosefindung kommen bei einem Hörsturz verschiedene Untersuchungen zum Einsatz.

Neben der Anamnese erfolgt durch den Facharzt eine gründliche Untersuchung der Gehörgänge durch eine Otoskopie. Mit dieser kann auch das Trommelfell bewertet werden. Mithilfe einer Tympanometrie ist es möglich, die Funktionstüchtigkeit des Mittelohrs zu bestimmen. Durch die Messung otoakustischer Emissionen lässt sich zwischen einem Hörsturz und einer Schwerhörigkeit durch eine Erkrankung des Hörnervs unterscheiden.

Komplikationen

Ein Hörsturz kann verschiedene Komplikationen zur Folge haben, durch die die Lebensqualität der betroffenen Personen erheblich eingeschränkt wird. So leiden die Patienten vor allem unter dem abrupt einsetzenden Verlust ihres Hörvermögens. In manchen Fällen kann dies eine chronische Schwerhörigkeit nach sich ziehen, sodass das Tragen eines Hörgeräts erforderlich ist. In besonders schweren Fällen droht sogar Taubheit auf dem erkrankten Ohr. Eine häufige Komplikation des Hörsturzes ist Tinnitus. Dabei handelt es sich um ständige Ohrgeräusche, die nur vom Betroffenen selbst wahrgenommen werden. Sie hören sich an wie Klingeln, Summen, Pfeifen oder Rauschen. In vielen Fällen erleben die Patienten diese Töne als sehr belastend. Um solchen Folgeerscheinungen entgegenzuwirken, sollte sich der Patient absolut ruhig verhalten und jeglichen Stress vermeiden. Mitunter besteht jedoch das Risiko, dass der Tinnitus einen chronischen Verlauf nimmt.

Auch auf die Psyche des Betroffenen kann sich ein Hörsturz negativ auswirken. Zum Beispiel leiden manche Patienten unter allgemeiner Reizbarkeit oder Schlafstörungen. In Einzelfällen treten sogar Panikattacken auf. Wird der Hörsturz von Schwindelgefühlen begleitet, besteht die Gefahr eines Sturzes sowie damit verbundenen Verletzungen. Komplikationen durch die Behandlung eines Hörsturzes sind selten, lassen sich aber nicht immer ausschließen. Zu den unerwünschten Nebeneffekten zählen u. a. allergische Reaktionen, Verletzungen bei der Darreichung von Infusionen oder Spritzen, Infektionen, Reizungen der Venen oder Gewebeschäden.

Behandlung und Therapie

Die Therapie beim Hörsturz muss die Durchblutung im Innenohrbereich fördern. Dabei ist bei einem akuten Hörsturz die umgehende Behandlung bedeutend. Je schneller bei einem Hörsturz durchblutungsfördernde Maßnahmen eingeleitet werden, umso größer sind die Heilungschancen.

Ein Hörsturz kann mit verschiedenen Therapiemethoden behandelt werden, die vom Facharzt entschieden werden. Kortisongaben und die Anregung des Blutflusses sind erste Maßnahmen.

Ruhe und Entspannung ist ebenfalls erforderlich. Die Infusionstherapie hilft bei einem Hörsturz, die Durchblutung anzuregen. Dabei werden bei einem Hörsturz intravenös blutverdünnende Medikamente, Plasmaexpander genannt, dargereicht.

Schwellungen oder Entzündungen können durch eine zusätzliche Verabreichung von Kortison behandelt werden.

Ein anderes Therapieverfahren bei Hörsturz ist die H.E.L.P.- Apherese. Hierbei wird zur Behandlung bei Hörsturz das Blut von Fibrinogenen, Lipoproteinen und LDL-Cholesterin gereinigt. Dies ist die schnellste Hörsturz Behandlung. Sie sollte so schnell wie möglich nach einem Hörsturz eingeleitet werden.

Für die spezielle Hörsturz Behandlung bestehen spezielle Zentren, in denen Hörsturz Patienten ihr Blut ambulant reinigen können. Eine andere Form der Therapie bei Hörsturz ist das Sauerstoffüberdruckverfahren, auch bekannt als hyperbare Sauerstofftherapie oder HOB. Mit Gingko und Laserverfahren kann ebenfalls bei Hörsturz erfolgreich behandelt werden.


Aussicht und Prognose

Ein Hörsturz ist ein ernst zu nehmendes Vorkommnis. Nur wenn zeitnah eine ärztliche Behandlung erfolgt, kann potenziell in 60-90 Prozent der Fälle erreicht werden, dass kein Hörschaden bestehen bleibt. Diese Aussage gilt für leichte, mittelschwere und schwere Hörstürze. Bei sofortigem Handeln kann das Hörvermögen oft wieder den Zustand erreichen, den es vor dem Hörsturz hatte. Wie die Prognose ausfällt, haben Betroffene in gewissem Umfang selbst in der Hand.

In einer potenziell positiven Prognose ist aber auch eine Wahrscheinlichkeit von 30 Prozent enthalten, dass ein überstandener Hörsturz irgendwann zu einem Rückfall führt. Dafür gibt es gewisse Risikofaktoren.

Aussichten auf ein Hörsturz-Rezidiv sind insbesondere bei einem Hörsturz in bestimmten mittleren Frequenzbereichen gegeben. Die Betroffenen sollten die Gründe für den Mitteltonhörverlust nach Möglichkeit ermitteln und aus der Welt schaffen.

Eine stressreduzierte Berufswahl wäre nach einem plötzlichen Hörsturz hilfreich. War Bluthochdruck der Auslöser, muss dieser behandelt werden. Oft sind aber die Auslöser der plötzlichen Hörprobleme unbekannt.

Bei einem schweren Hörsturz ist die Prognose tendenziell schlechter. Dies gilt vor allem wenn zusätzlich erschwerende Begleiterkrankungen vorliegen. Die Risiken für bleibende Hörschäden sind auch dann höher, wenn der anfängliche Hörverlust sich trotz Behandlung verschlimmert. Auch bei gleichzeitig auftretenden Gleichgewichtsstörungen sind die Aussichten auf vollständige Heilung nicht sehr gut.

Vorbeugung

Um einem Hörsturz vorzubeugen, empfiehlt sich eine gesunde Ernährung mit ballaststoffreicher und gesunder sowie cholesterinarmer Ernährung, Sport und Stressreduktion.

Vorbeugend helfen gegen Hörsturz auch Entspannungsübungen und eine Lärmreduzierung. Auch Nikotin (Rauchen) sollte zum Vorbeugen gegen einen Hörsturz völlig vermieden werden.

Personen, die bereits an einem Hörsturz erkrankt waren, sollte Stress unbedingt vermeiden und dazu Yoga, Meditation und andere Entspannungsverfahren vorbeugend nutzen. Regelmäßiger und sanfter Sport wie Nordic Walking, Wandern, Joggen, Schwimmen oder Radfahren ist ebenfalls als Vorbeugung gegen einen Hörsturz geeignet.

Quellen

  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Suttorp, N. et al.: Infektionskrankheiten: verstehen, erkennen, behandeln, Georg Thieme Verlag, 1. Auflage, 2003
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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