Hypertensive Krise (Hypertensiver Notfall)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein plötzlicher Anstieg des Blutdrucks (Bluthochdruck) kann das Zeichen für eine hypertensive Krise (hypertensiver Notfall) sein. Unbehandelt kann daraus ein hypertensiver Notfall entstehen - und damit eine lebensgefährliche Situation.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine hypertensive Krise?

Die hypertensive Krise (hypertensiver Notfall) bezeichnet einen sehr plötzlichen, massiven Anstieg des Blutdrucks auf einen kritischen, aber noch nicht lebensbedrohlichen Wert.

Wird diese Krise nicht schnell genug erkannt und angemessen behandelt, können Organe geschädigt werden. Daraus kann sich eine lebensbedrohliche Situation entwickeln, die als hypertensiver Notfall benannt ist.

Ursachen

Eine hypertensive Krise (hypertensiver Notfall) kann verschiedene Ursachen haben. Oft ist bei den Betroffenen ein erhöhter Blutdruck als Vorerkrankung bekannt. Einer der häufigsten Auslöser der Krise ist eine Unterbrechung der bereits bestehenden Therapie, meist wurden die Medikamente nicht oder zu unregelmäßig eingenommen. Werden andere Medikamente nicht weisungsgemäß verabreicht, können sie ebenfalls einen plötzlichen Anstieg des Blutdrucks verursachen. So sollten Antidepressiva nicht zusammen mit tyraminreichen Speisen wie Bier oder Käse genommen werden.

Stress, Panikattacken oder Angststörungen können ebenfalls einen sprunghaften Anstieg des Blutdrucks bewirken. Auch hormonelle Zusammenhänge sind als Ursache bekannt. Die Präeklampsie - früher bekannter als Schwangerschaftsgestose - ist eine seltene Komplikation in der zweiten Hälfte einer Schwangerschaft, die mit Bluthochdruck einhergeht. Nebennierenerkrankungen können ebenfalls Auslöser sein für einen zu hohen Blutdruck.

Wann zum Arzt?

In der Regel muss bei dieser Krise eine sofortige Behandlung des Patienten stattfinden. Sollte es nicht zu einer umgehenden Behandlung kommen, so kann der Betroffene im schlimmsten Falle versterben. In einem Notfall sollte daher immer ein Notarzt gerufen oder auch das Krankenhaus aufgesucht werden. Je früher die Behandlung der Krise beginnt, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung des Patienten.

Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Blutdruck des Betroffenen plötzlich sehr schnell ansteigt. Dabei leiden die Patienten auch an Kopfschmerzen und einem roten Kopf. Auch Übelkeit und Erbrechen können auf die Krankheit hindeuten. Sollten die Beschwerden auch von Lähmungen oder von einer Luftnot begleitet werden, so ist ebenso medizinische Hilfe aufzusuchen. Weiterhin kann der Patient dabei auch das Bewusstsein verlieren oder sich bei einem Sturz verletzen. Auch plötzliche Sehstörungen können auf die Krise hindeuten. In der Regel sollte dabei ein Notarzt gerufen werden. Falls Medikamente zur Hand sind, kann damit auch der Blutdruck gesenkt werden, bis der Arzt eintritt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome der hypertensiven Krise:

Die Symptome der hypertensiven Krise (hypertensiver Notfall) und der Notfallsituation unterscheiden sich vor allem in ihrem Ausmaß und inwieweit verschiedene Organe betroffen sind. Bei der hypertensiven Krise sind die Symptome noch wenig spezifisch. Viele Patienten haben ein gerötetes Gesicht. Sie verspüren ein Druckgefühl im Kopf, Übelkeit bis zum Erbrechen, häufiges Zittern, gelegentlich tritt Nasenbluten auf. Sowohl Benommenheit als auch gesteigerte Erregung sind als Symptome bekannt.

Weitere Organe sind in der Regel nicht in Mitleidenschaft gezogen. Liegt bereits ein hypertensiver Notfall vor, sind ähnliche Symptome vorhanden, ergänzt durch weitere. Patienten leiden unter Angina pectoris, einem Engegefühl in der Brust. Es kommt zu Sehstörungen. Da sich Wasser in der Lunge sammelt, ist oft ein rasselnder Atem hörbar, Atemnot tritt ein. Außerdem können bei einer Notfallsituation bereits Organe geschädigt sein. Das plötzliche Ansteigen des Blutdrucks führt zu einer Erweiterung der Blutgefäße im Gehirn. Aus diesen Gefäßen kann Flüssigkeit austreten und eine Hirnschwellung verursachen, die zu Hirnblutungen führen kann.

In der Niere kommt es zur Bildung von Blutgerinnseln in den Gefäßen. Das schädigt das Organ, was zu einer akuten Funktionseinschränkung führt und damit zu Nierenversagen. Im Herzen verursacht der Blutdruckanstieg eine starke Belastung des linken Herzens, das mit mehr Kraft Blut in die Gefäße pumpen muss. Gelingt das nicht, tritt ein so genanntes Linksherzversagen ein. Es droht ein Infarkt.

Diagnose

Zur Diagnose ist es wichtig, zwischen der hypertensiven Krise und dem Notfall zu unterscheiden. Erster Schritt sind hier das Messen des Blutdrucks und des Pulsschlags sowie eine Spiegelung des Augenhintergrunds. Im Gespräch ist zu klären, welche Medikamente der Patient eingenommen hat bzw. ob vergessen wurde, evtl. blutdrucksenkende Mittel einzunehmen.

Auch die weitere Medikation muss erfasst werden, so wurden möglicherweise Mittel ohne ärztlichen Rat eingenommen oder zusammen mit kontraindizierten Medikamenten oder Nahrungsmitteln. Zu prüfen ist auch, ob Alkohol- oder Drogenmissbrauch vorliegen. Die Laboruntersuchung sollte Blutbild und Urinwerte umfassen und gegebenenfalls einen Schwangerschaftstest.

Komplikationen

Wird keine sofortige medizinische Versorgung eines Notarztes eingeleitet, kann es zum Verlust des Lebens kommen. Kann der Notarzt nicht unverzüglich vor Ort sein, drohen daneben lebenslange körperliche Beeinträchtigungen. Es sind bei einem hypertensiven Notfall bereits Organschäden eingetreten, die in vielen Fällen irreparable sind. Können Spenderorgane genutzt werden, kommt es zu einem operativen Eingriff mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken oder Folgeschäden. Gibt es die Möglichkeit der Spenderorgane nicht, bleiben dauerhafte Funktionsstörungen vorhanden. Diese können zu einer täglichen medikamentösen sowie ärztlichen Versorgung oder einem anhaltenden Krankenhausaufenthalt führen.

Einige Patienten können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, müssen jedoch die kontinuierliche Unterstützung von Pflegepersonal in Anspruch nehmen. Es kann zu Lähmungen oder Teillähmungen am gesamten Körper kommen. Die Bewegungsmöglichkeiten können dadurch eingeschränkt sein und ein Verlust der Verrichtung von verschiedenen körperlichen Tätigkeiten tritt ein.

Bei einigen Patienten kommt es zu einer dauerhaften Lebensumstellung, da berufliche wie private Pflichten nicht mehr bewältigt werden können. Neben einem Verlust des Arbeitsplatzes sowie den körperlichen Veränderungen, drohen emotionale und seelische Beeinträchtigungen. Der Verlust der Lebensfreude, soziale Isolation und Änderungen der Persönlichkeit können auftreten. Reizbarkeit, anhaltende Unzufriedenheit und Stress oder Traurigkeit stellen sich in vielen Fällen ein. Das Risiko einer psychischen Erkrankung steigt dadurch an.

Behandlung und Therapie

Therapeutisch unterscheidet sich die Behandlung des hypertensiver Notfalls grundlegend von der Behandlung der Notfallsituation. In der Krise sollte der Blutdruck nur langsam gesenkt werden, um andere Organe zu schützen, die bei einem plötzlichen Blutdruckabfall Schaden nehmen könnten. Die Medikation erfolgt in der Regel über Tabletten, empfohlen wird eine ambulante Überwachung für 48-72 Stunden.

Bei einem Notfall ist sofortige stationäre Aufnahme nötig. Das gilt vor allem für Patienten mit akuter Linksherzinsuffizienz, akutem Koronarsyndrom, Schwangere und Patienten mit Benommenheit, Lähmungen oder anderen neurologischen Auffälligkeiten. Liegt bereits eine Organschädigung vor, muss schnellstmöglich gehandelt werden. Wichtig ist auch hier grundsätzlich, den Blutdruck langsam zu senken, andernfalls könnte die Hirndurchblutung beeinträchtigt werden.

Liegt ein Linksherzversagen vor, muss der Blutdruck sehr schnell gesenkt werden. Dazu wird der Patient mit erhöhtem Oberkörper gelagert und ruhig gestellt. Medikation erfolgt oral oder, wenn nötig, auch intravenös. Empfohlen sind die Wirkstoffe Clonidin, Urapidil oder Dihydralazin. Wenn blutdrucksenkenden Maßnahmen die hyptertensive Krise nicht lindern oder der Blutdruck nach der Therapie schnell wieder ansteigt, ist auch bei der hypertensiven Krise eine stationäre Behandlung angezeigt. Die Blutdruckwerte müssen gesenkt werden, bevor sie die Organe schädigen können. Beim hypertensiven Notfall hängt die Prognose entscheidend davon ab, ob die Funktion der geschädigten Organe wieder hergestellt werden kann.


Vorbeugung

Das regelmäßige Einnehmen verordneter blutdrucksenkender Medikamente kann einer hypertensiven Krise (hypertensiver Notfall) vorbeugen. Auf eine gesunde und vernünftige Ernährung ist zu achten. Ist die Krise überwunden, muss der Blutdruck richtig eingestellt und regelmäßig kontrolliert werden. Nur so kann einem erneuten plötzlichen Anstieg des Blutdrucks, der Gefahr einer Organschädigung und damit einem hypertensiven Notfall vorgebeugt werden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin, Gerd Herold, 1. Auflage, 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Roskamm, H., et al.: Herzkrankheiten. Springer, Heidelberg 2004
  • Kindermann, W., et al.: Sportkardiologie. Steinkopff, Darmstadt 2007
  • Bieber, C. et al.: Duale Reihe Innere Medizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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