Heißer Knoten
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Krankhafte Veränderungen der Schilddrüse gelten in Deutschland als Volkskrankheit, denn Schätzungen zufolge leidet fast jeder dritte Deutsche an einer Erkrankung der Schilddrüse wie einem heißen Knoten. Und auch wenn sie häufig harmlos sind und den Betroffenen keine direkten gesundheitlichen Probleme bereiten, sollten heiße Knoten nicht unterschätzt werden.
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Was ist ein heißer Knoten?
Als heißer Knoten werden kleine Knoten bezeichnet, die sich in der Schilddrüse bilden und dort übermäßig viele Hormone produzieren. Ihr Gegenstück sind die sogenannten kalten Knoten, die sich dahingehend von ihnen unterschieden, dass dort fast gar keine Hormone mehr produziert werden.
Heiße Knoten entwickeln dabei ein Eigenleben und arbeiten unabhängig von der normalen Funktion der Schilddrüse, die für die Ausschüttung von Hormonen in den Blutkreislauf, die viele wichtige Körperfunktionen wie die Verdauung, die Fettverbrennung, den Schlaf oder das Herz-Kreislauf-System steuern, zuständig ist.
Ursachen
Diesen Mangel versucht sie durch eine erhöhte Aktivität auszugleichen, die durch eine Vergrößerung der Zellen erreicht werden soll. Denn je größer die Zellen, desto höher ihre Aktivität und desto effektiver ihre Jodverwertung. Beschränkt sich dieser Wachstumsschub allerdings nur auf einen Teilbereich der Schilddrüse, führt dies zur Entstehung der heißen Knoten.
Heiße Knoten treten deshalb besonders häufig in Regionen auf, in denen nicht ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, um die Schilddrüse ausreichend mit Jod zu versorgen.
Dass sie auch in Deutschland und dort vor allem in den südlichen Bundesländern so weit verbreitet sind, liegt dagegen nicht an einer Unter- sondern an einer Mangelernährung. Denn viele Deutsche verzichten z.B. aus geschmacklichen Gründen oder aufgrund der regionalen Essgewohnheiten auf besonders jodhaltige Lebensmittel wie Fisch und fördern so die Entstehung heißer Knoten.
Wann zum Arzt?
Wenn Knoten im Bereich der Schilddrüse entdeckt werden, sollte zunächst immer ein Arzt zurate gezogen werden. Denn er muss feststellen, ob es sich um einen heißen oder kalten Knoten handelt. Ein kalter Knoten deutet häufig auf einen bösartigen Tumor hin. Sollte bereits ein heißer Knoten zufällig diagnostiziert worden sein, ist es jedoch trotzdem ratsam, einen Arzt zu konsultieren. In den meisten Fällen sind die heißen Knoten zwar ungefährlich. Sie können aber in wenigen Fällen zur Entgleisung des Stoffwechsels im Sinne einer Schilddrüsenüberfunktion führen.
Auf jeden Fall sollte der Arzt konsultiert werden, wenn der Knoten größer wird. Warnzeichen sind die zunehmende Größe der gesamten Schilddrüse unter Entwicklung eines Kropfes (Struma) bei gleichzeitiger Vergrößerung der Knoten. Hinzu kommen als verdächtige Symptome dann meist Enge- und Kloßgefühl, Druckbeschwerden am Hals, Luftnot bei engem Kragen und körperlicher Belastung, krankhafte Atemgeräusche (Stridor), Schluckbeschwerden durch mechanische Verlegung der Speiseröhre oder häufiges Auftreten von Bronchitis.
Noch dringender ist ein Arztbesuch, wenn es zu verstärkter Herzfrequenz, Nervosität, Schlaflosigkeit, Gereiztheit, Zittern, ständigen Durchfällen, Heißhungerattacken und Gewichtsverlust kommt. Dann kann es sich um eine gefährliche Zuspitzung einer Schilddrüsenüberfunktion handeln, die im Extremfall auch tödlich endet. Auch wenn diese Beschwerden unabhängig von Druckgefühl und Luftnot auftreten, müssen sie unbedingt durch einen Arzt untersucht werden.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome heißer Knoten:
Ein heißer Knoten wird von der betroffenen Person häufig jahrelang gar nicht bemerkt, da er in den meisten Fällen von außen nicht zu erkennen ist und zudem nur sehr selten Schmerzen oder sonstige Beschwerden verursacht. Wird er allerdings zu groß, drückt er auf benachbarte Organe wie die Luft- oder Speiseröhre und kann so das Atmen erschweren, Heiserkeit hervorrufen und zu Schluckbeschwerden oder dem Gefühl, einen dauerhaften "Kloß im Hals" zu haben, führen.
Manchmal verselbständigen sich heiße Knoten auch und bilden ungehemmt Hormone, was häufig zu einer Schilddrüsenüberfunktion führt. Diese kann alle Bereiche, die durch die Schilddrüsenhormone gesteuert werden, beeinflussen. In Folge dessen kann es zu Symptomen wie Durchfall, Herzrasen, Nervosität und Gewichtsverlust kommen. Obwohl heiße Knoten fast ausschließlich gutartig sind, können sie sich in Ausnahmefällen bösartig verändern und zu einem Krebsgeschwür werden, dass sich durch die Bildung von Metastasen im Körper ausbreiten und im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.
Diagnose
Da ein heißer Knoten verhältnismäßig selten zu Beschwerden führt, wird er in den meisten Fällen auch eher durch Zufall, beispielsweise bei einem Bluttest, entdeckt. Besteht aber erstmals der Verdacht einer Veränderung der Schilddrüse, ist die sogenannte Szintigrafie das Diagnoseverfahren der Wahl. Dabei wird dem Patienten eine ungefährliche, radioaktive Substanz verabreicht, die in ihrem Verhalten dem Jod sehr stark ähnelt und von der Schilddrüse aufgenommen wird. Der Arzt sieht dann die Schilddrüse und die sich in ihr befindliche Substanz auf dem sogenannten Szintigramm. Bereiche, die zu viel von dem Stoff aufnehmen, verfärben sich orange und sind dadurch als heiße Knoten zu erkennen.
Komplikationen
Ein heißer Knoten spricht für eine übermäßige Aktivität der Schilddrüsenzellen wie es zum Beispiel bei einem Autonomen Adenom der Fall ist. Dadurch kommt es zu einem Zustand, der der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ähnlich ist. Die Hormone werden nicht mehr reguliert, sondern werden ständig produziert. Der Betroffene ist unruhig und nervös. Hinzu kommt noch eine Schlaflosigkeit. Zusätzlich hat der Patient einen beschleunigten Puls und kann von Angstzuständen geplagt werden. Dies geht meistens mit einem ungewollten Gewichtsverlust einher.
Zudem geht aufgrund von häufigen Darmentleerungen in Form von Durchfall eine hohe Menge an Flüssigkeit und Elektrolyten verloren, die das Herzproblem verstärken. Bei den Frauen kommt es zu Störungen des Menstruationszyklus und eventuell zu einer Minderung der Fruchtbarkeit. In den schlimmsten Fällen kann es zu einer Thyreotoxischen Krise kommen. Die Symptomatik ist ähnlich der Hyperthyreose nur sind die Symptome viel ausgeprägter wie zum Beispiel Herzrhythmusstörungen oder ein übermäßiges Schwitzen. Unbehandelt kann die Krise über Bewusstseinstrübungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen und anschließend zum Tod.
Neben der Ausbildung von vielen Hormonen, vergrößert sich die Schilddrüse aufgrund der erhöhten Aktivität und es bildet sich ein Kropf aus. Aufgrund der anatomischen Nähe zu der Luft- und Speiseröhre kann dies zu Atemproblemen und Schluckbeschwerden kommen. Eher seltener kann sich das Adenom in einen bösartigen Krebs entwickeln, der metastasieren kann und andere Organe befallen kann.
Behandlung und Therapie
Ob dabei der Knoten samt Schilddrüse entfernt werden muss oder eine Entfernung des Knotens an sich ausreicht, wird von Fall zu Fall entschieden.
Die zweite Variante der Bekämpfung ist die Radiojodtherapie. Dabei wird dem Patienten eine ungefährliche Dosis radioaktives Jod in Form von Kapseln verabreicht. Dieser greift dann gezielt die heißen Knoten an und tötet sie ab, so dass die Schilddrüsenüberfunktion danach beseitigt ist.
Umliegendes, normal funktionierendes Schilddrüsengewebe wird dabei nicht beschädigt. Möglichkeit Nummer drei ist die Behandlung mit Schilddrüsenblockern, die allerdings nur die Symptome lindert, nicht aber die Ursache bekämpft. Daher wird sie nur in Kombination mit bzw. als Vorbereitung für eine Operative Entfernung der heißen Knoten oder eine Radiojodtherapie angewendet.
Aussicht und Prognose
Viele Menschen empfinden es als bedrohliche Nachricht, wenn in ihrer Schilddrüse ein sogenannter heißer Knoten entdeckt wurde. Tatsächlich handelt es sich aber erst einmal nur um ein sogenanntes autonomes Areal, das seine eigene Hormonproduktion regelt, und nicht um einen gefährlichen Befund. Der heiße Knoten ist grundsätzlich mit einer sehr guten Prognose verbunden. In diesem Zusammenhang ist es für die Betroffenen wichtig zu wissen, dass sich hinter diesem Typ von Knoten in der Schilddrüse so gut wie nie ein Karzinom versteckt.
Der heiße Knoten kann dem Patienten jedoch im Laufe der Zeit auf zweierlei Weise dennoch Probleme bereiten. Zum einen einfach durch ein mögliches Wachstum. Wie der kalte Knoten kann auch der heiße Knoten die Speise- und Luftröhre einengen oder den Nerven der Stimmbänder beschädigen und eine Lähmung auslösen.
Ein wichtiger Faktor in Bezug auf die Prognose des heißen Knotens ist es auch, wie viele Hormone in diesem Areal selbstständig außerhalb des normalen Regelkreises produziert werden. Wenn die Schilddrüsenhormone überhandnehmen, kann dies beim Patienten eine Hyperthyreose, die Versorgung mit zu viel Schilddrüsenhormonen, auslösen. Neben den klassischen Symptomen wie Herzrasen, Gewichtsverlust und Zittern beziehungsweise Nervosität ist in diesem Zusammenhang die Gefahr der sogenannten thyreotoxische Vergiftung anzuführen, die für den Patienten ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen kann.
Vorbeugung
Eine ausgewogene, jodhaltige Ernährung mit ausreichend Fisch ist der beste Schutz vor heißen Knoten. Die Einnahme von Jodtabletten kann diese gegebenenfalls ergänzen, aber nicht ersetzen. Besonders Schwangere, Stillende und Jugendliche sind anfällig für die Entwicklung von heißen Knoten und sollten dementsprechend viel Jod zu sich nehmen.
Auch wenn Heiße Knoten nicht immer zu Beschwerden und nur selten zu ernsthaften Erkrankungen führen, sollten sie dennoch vermieden bzw. bekämpft werden, wenn sie schon entstanden sind.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
- Faller, A., Schünke, M.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2008
- Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Verlag, Berlin 2010
- Kleine, B. et al.: Hormone und Hormonsystem. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2010
- Renz-Polster, H., Krautzig, S. (Hrsg.): Basislehrbuch Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2012
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
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