Harter Stuhlgang bei Kindern

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Harter Stuhlgang bei Kindern ist ein Symptom, das in der Regel im Zusammenhang mit Verstopfung auftritt. Bei Verstopfung handelt es sich um eine Funktionsstörung des Darms, durch die der Stuhlgang verzögert ist und teilweise auch der Stuhl nur unvollständig abgegeben wird, was eine Verhärtung des Stuhls zur Folge hat. Die Ursachen für diese Darmfunktionsstörung können ganz unterschiedlich sein, weshalb es auch verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für harten Stuhlgang bei Kindern gibt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Harter Stuhlgang bei Kindern ist häufig mit Bauchschmerzen verbunden. Halten die Probleme länger an, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Zunächst zeichnet sich harter Stuhlgang bei Kindern durch seine vergleichsweise trockene und klumpige Konsistenz aus. Sofern er regelmäßig und in kleinen Portionen erfolgt, treten dabei keine Beschwerden auf. Meist ist er jedoch ein Symptom von Verstopfung. In diesen Fällen kann harter Stuhlgang mit dem Einhalten des Stuhls, starkem Pressen, einer schmerzhaften Entleerung und Blutungen durch Einrisse im Bereich des Afters einhergehen. Auch Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Appetitlosigkeit und Übelkeit können im Zusammenhang mit hartem Stuhlgang und Verstopfung stehen. Je nach Dauer der Beschwerden wird bei hartem Stuhlgang bei Kindern zwischen einer akuten und einer chronischen Form unterschieden.

Ursachen

Die möglichen Ursachen für harten Stuhlgang bei Kindern sind äußerst vielfältig. Häufig ist die Ernährung dafür verantwortlich. Wenn diese zu wenig Ballaststoffe enthält oder zeitweise starke stopfende Lebensmittel wie beispielsweise Bananen gegessen werden, kann dies zu einer Verhärtung des Stuhlgangs führen.

Auch eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann eine große Rolle spielen. Bei Kindern kann Verstopfung mit hartem Stuhlgang auch eine starke psychische Komponente haben. Durch eine schmerzhafte Darmentleerung können sich Kinder in der Folgezeit aus Angst angewöhnen, den Stuhl zurückzuhalten und so den Stuhlgang zu verzögern.

Da sich der Stuhl dann über einen längeren Zeitraum im Dickdarm befindet, wird dem Nahrungsbrei zu viel Flüssigkeit entzogen, was zu einer Austrocknung und weiteren Verhärtung des Stuhlgangs führt. Die erneuten Schmerzen bei weiteren Darmentleerungen können zur Folge haben, dass der Stuhl weiterhin zurückgehalten wird und der harte Stuhlgang bei Kindern chronisch wird.

Bei Kleinkindern kann harter Stuhlgang zudem im Zusammenhang mit der Sauberkeitserziehung auftreten. Körperliche Erkrankungen können in selteneren Fällen ebenfalls zu einer Verstopfung mit hartem Stuhlgang führen. Dazu zählen verschiedene Nervenfunktionsstörungen, eine Unterfunktion der Schilddrüse, Diabetes mellitus und angeborene Fehlbildungen des Darms. Darmverengungen durch Tumore und das Reizdarmsyndrom können ebenfalls mit hartem Stuhlgang einher gehen. Diese Erkrankungen treten bei Kindern jedoch nur äußerst selten auf.

Falls aufgrund einer anderweitigen Erkrankungen Bettlägerigkeit oder eine Medikamentengabe notwendig ist, kann dies bei Kindern ebenfalls zu hartem Stuhlgang führen. Ohne Behandlung besteht unabhängig von der Ursache die Gefahr, dass Verstopfung und harter Stuhlgang bereits bei Kindern chronisch werden.

Krankheiten

  • Nervenfunktionsstörungen
  • Darmverengung

Wann zum Arzt?

Harter Stuhlgang sollte gegenüber dem Kinderarzt thematisiert werden, wenn diese Beschaffenheit des Stuhlgangs über einige Tage hinweg andauert. Besonders dringend wird ein Besuch beim Arzt im Zusammenhang mit Stuhlgang beim Kind dann, wenn Eltern eine Verstopfung vermuten.

Diese kann sich auch durch unspezifische Bauchschmerzen, über die das Kind anhaltend klagt, bemerkbar machen. Eine Verstopfung entsteht nämlich dann, wenn das Kind aufgrund der Härte des Kots Schmerzen beim Absetzen verspürt und in der Folge einhält. Beim starken Pressen entstehen leicht sogenannte Analfissuren. Darunter versteht man kleinste Einrisse in der Afterschleimhaut, meistens bedingt durch harten Stuhlgang.

Solche Fissuren müssen nicht immer mit dem bloßen Auge zu erkennen sein, können dem Kind aber starke Schmerzen verursachen. So kommt es aufgrund von hartem Kot beim Kind schnell zu einem Teufelskreislauf: Durch das Einhalten des Kots wird dieser im Bauch immer weiter eingedickt und entsprechend immer härter. Beim Versuch diesen herauszupressen, entstehen immer mehr Fissuren und folglich immer mehr Schmerzen, die wieder zum Versuch führen weiter einzuhalten.

Dieser Kreislauf der Verstopfung durch harten Stuhlgang muss schnellstmöglich durch ärztliche Hilfe durchbrochen werden. Der Arzt kann Medikamente verordnen, die den Stuhl aufweichen und somit eine weniger schmerzhafte Entleerung ermöglichen.

Diagnose und Verlauf

Wenn harter Stuhlgang bei Kindern länger als nur kurzzeitig auftritt oder akut starke Beschwerden verursacht, sollte auf jeden Fall ein Arzt zu Rate gezogen werden. Dieser wird im Elterngespräch zunächst eine ausführliche Anamnese erstellen und gegebenenfalls den Bauch abtasten. Falls sich dabei der Verdacht auf organische Ursachen ergibt, wird eine Ultraschall- oder Röntgenuntersuchung und in seltenen Fällen eine Darmdruckmessung vorgenommen. Auch eine Blutuntersuchung und die Entnahme von Gewebeproben können erfolgen. Falls erkennbar ist, dass psychische Probleme bestehen, wird ein Kinderpsychologe hinzugezogen, um die Ursachen für die Verdauungsschwierigkeiten und den harten Stuhlgang im therapeutischen Gespräch zu klären.

Komplikationen

Stuhlgang, der eine sehr feste Konsistenz aufweist, kann dazu führen, dass die Entleerung des Darms unangenehm, anstrengend oder gar schmerzhaft ist. Bei Kindern kann dies dazu führen, dass sie schon im Vorfeld eines Toilettengangs Angst empfinden. Die betroffenen Kinder versuchen die Darmentleerung zu vermeiden, bzw. aufzuschieben, was wiederum die Problematik weiter verstärkt. Bauchschmerzen und Bauchkrämpfe können dann, als Folge von hartem Stuhl auftreten. Aber auch Beschwerden, die scheinbar nicht im Zusammenhang mit der festen Stuhlkonsistenz stehen könne beobachtet werden. Dazu zählen Blähungen und Übelkeit.

Darüber hinaus kann es beim Kotabsatz zu Verletzungen im Analbereich und somit zu einem gesteigerten Entzündungsrisiko kommen. Dies kann schon beim ersten Stuhlabsatz geschehen, oder aber durch die immer wiederkehrende starke Beanspruchung des Analbereichs. Auch im Darm selbst kann es durch die mechanische Beanspruchung zu einem erhöhten Entzündungsrisiko kommen. In seltenen Fällen kann es durch lang anhaltende harte Stuhlkonsistenz zu der Entstehung von Kotsteinen kommen. Diese können u. a. zu einem Darmverschluss führen, welcher sofortiger notärztlicher Behandlung bedarf.

Grundsätzlich gilt es jedoch, bei lang anhaltendem oder häufig wiederkehrendem hartem Stuhl einen Kinderarzt aufzusuchen und die Ursachen abklären zu lassen. Sollte eine Erkrankung zugrunde liegen, kann dies zu weiteren, der Erkrankung entsprechenden Komplikationen führen.

Behandlung und Therapie

Als kurzfristige Behandlung im Akutfall kann ein Einlauf dafür sorgen, dass der harte Stuhlgang aufgelockert wird und sich der Darm ohne Schmerzen entleeren kann. Auch abführend wirkende Medikamente können den Stuhlgang bei Kindern wieder regulieren. Nicht medikamentöse Präparate wie Milchzucker, Pflaumenwürfel oder Feigensirup können ebenfalls dafür sorgen, dass sich die Konsistenz des Stuhlgangs wieder normalisiert. Falls durch den harten Stuhlgang Einrisse im Bereich des Afters entstanden sind, können schmerzstillende Salben neben der eigentlichen Wundheilung dafür sorgen, dass die Kinder lernen, wieder ohne Angst den Darm zu entleeren.

Auch eine Ernährungsberatung kann sinnvoll sein, damit durch die Wahl geeigneter Lebensmittel die Darmtätigkeit angeregt werden kann. Bei starker Angst oder anderen psychischen Problemen, die im Zusammenhang mit Verstopfung und hartem Stuhlgang stehen, kann auch eine kinderpsychologische Behandlung in Anspruch genommen werden. Falls körperliche Ursachen für die chronische Verstopfung und den mit Beschwerden verbundenen harten Stuhlgang vorliegen, kann ein chirurgischer Eingriff notwendig werden. Dies ist insbesondere bei angeborenen Fehlbildungen des Darms der Fall.

Allerdings sind operative Maßnahmen seltene Ausnahmen, wenn es um die Behandlung von hartem Stuhlgang geht. Eine noch experimentelle Behandlungsmethode im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom und anderen Darmerkrankungen, die mit hartem Stuhlgang einhergehen können, ist die Stuhltransplantation. Dabei wird der Stuhl und die darin enthaltene Darmflora eines gesunden Spenders in den Darmtrakt des Erkrankten übertragen, um die Verdauungsstörung zu behandeln.


Aussicht und Prognose

Harter Stuhlgang bei Kindern hat eine günstige Prognose, wenn es sich um ein vorübergehendes Symptom handelt. Phasen von hartem Stuhlgang können vorkommen, wenn Kinder beispielsweise im Rahmen einer Erkrankung wenig essen und wenig trinken und viele Süßigkeiten konsumiert haben. Sofern es sich hier aber nur um eine kurze Phase des Auftretens von Faktoren, die harten Stuhlgang begünstigen, handelt, sollte die Konsistenz der Ausscheidungen sich rasch wieder normalisieren. In diesem Fall ist nicht mit längerfristigen Folgen für den Darm zu rechnen und die Prognose insgesamt entsprechend gut.

Ungünstiger fällt die Prognose für harten Stuhlgang bei Kindern aus, wenn dieses Problem sehr lange besteht. Leicht entsteht dann ein Teufelskreis, der nur schwer durchbrochen werden kann: Der harte Stuhlgang verursacht Schmerzen bei der Entleerung und instinktiv versuchen viele Kinder dann, den Stuhl zurückzuhalten. Durch die längere Verweildauer im Darm dickt der Kot aber weiter ein und wird noch härter. Umso schmerzhafter wird dann die Entleerung, Fissuren können entstehen. Bleibt diese Symptomatik länger bestehen, kann der Darm sich weiten. Dann muss sich immer mehr Kot ansammeln, bis starker Stuhldrang ausgelöst wird. Eine solche Darmweitung kann nur durch Konsequenz über einen langen Zeitraum und regelmäßige Entleerung unter Weichmachern und Toilettentraining zurückgehen. Insofern ist eine Prognose schwierig.

Vorbeugung

Da die häufigste Ursache für harten Stuhlgang bei Kindern eine falsche Ernährung ist, besteht die beste Vorbeugung darin, möglichst gesunde und abwechslungsreiche Kost anzubieten, die reich an Ballaststoffen ist. Neben Vollkornprodukten aller Art sind insbesondere alle Obstsorten außer Bananen sowie reichlich Gemüse zu empfehlen. Mehrere kleinere Mahlzeiten, die über den Tag verteilt sind, statt drei großer Hauptmahlzeiten sorgen zusammen mit einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr ebenfalls dafür, dass die Darmtätigkeit angeregt und hartem Stuhlgang bei Kindern vorgebeugt wird.

Vermieden werden sollten dagegen Produkte aus Weißmehl, die besonders stopfend wirkenden Bananen sowie Süßigkeiten aller Art und dabei insbesondere Schokolade. Babys und Kleinkinder, die nur gelegentlich unter hartem Stuhlgang leiden, können ergänzend Milchzucker erhalten, der den Stuhl auflockert und die Entstehung einer gesunden Darmflora fördert. Ältere Kinder können in einem solchen Fall Leinsamen oder Pflaumenwürfel zu sich nehmen.

Regelmäßige Bewegung im Alltag und sportliche Aktivitäten regen ebenfalls die Darmtätigkeit an und beugen so hartem Stuhlgang bei Kindern vor. Psychische Probleme im Zusammenhang mit dem Sauberwerden im Allgemeinen und dem Stuhlgang im Besonderen können vermieden werden, wenn die Sauberkeitserziehung ohne Druck und gemäß der individuellen Entwicklung des Kindes erfolgt.

Es sollte eine entspannte Atmosphäre herrschen, in der die Darmentleerung etwas Normales und Alltägliches ist. Wenn aus irgendwelchen Gründen kurzzeitig harter Stuhlgang auftreten sollte, der schmerzhafte Beschwerden verursacht, sollte die Darmtätigkeit zeitnah durch eine Anpassung der Ernährung oder die Gabe von verdauungsfördernden Mitteln normalisiert werden, damit keine Ängste entstehen können. Einläufe oder Abführmittel sind jedoch nicht als Vorbeugemaßnahme gegen harten Stuhlgang bei Kindern geeignet, da sie mittelfristig die natürliche Darmfunktion beeinträchtigen können. Sie sollten deshalb nur nach Absprache mit dem behandelnden Arzt eingesetzt werden.

Quellen

  • Deutsche Gesellschaft für pädiatrische Infektiologie: DGPI Handbuch: Infektionen bei Kindern und Jugendlichen, 6. Auflage, Georg Thieme Verlag, 2013
  • Stauber, M., Weyerstahl, T.: Duale Reihe Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013
  • Herold, G: Innere Medizin. Eigenverlag, Köln 2014
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021

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