Stammzellen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Stammzellen sind die Grundlage für alle menschlichen Gewebearten. Die Stammzellenforschung hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, dennoch verstehen Mediziner diese Disziplin noch nicht vollständig. Nur eine einzige Stammzelle, das befruchtete Ei im Mutterleib, bringt den späteren Menschen hervor.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Bis die Entstehung des Menschen mit der Geburt soweit ist, legt die Eizelle einen langen Weg zurück und erzeugt während dieser Phase viele weitere Stammzellen. Aus diesen Zellen entstehen Gewebe und Organe.

Diesen Stammzellen-Prozess nutzen Mediziner teilweise mit großem Erfolg, um tödlich verlaufende Krankheiten wie Blutkrebs zu heilen. Auch Hautimplantate bei großflächigen Verbrennungen sind möglich.

Anatomie

Mediziner und Forscher stellen sich die Frage, was alle Stammzellen gemeinsam haben, denn es gibt verschiedene Arten. Ein gemeinsames Merkmal ist ihr Entwicklungspotential. Es gibt normale Stammzellen, die in der Fachsprache als „ausdifferenziert“ bezeichnet werden und Stammzellen, die Differenzierungen vornehmen können.

Normale Stammzellen sind an einem Entwicklungsstand angekommen, an dem sie sich bis zum Tod des Menschen kaum noch weiter entwickeln. Differenzierungsfähige Stammzellen hingegen bleiben über ein ganzes Leben lang in der Lage, sich weiter zu entwickeln. Stammzellen werden zudem in Adulte und Embryonale Stammzellen eingeteilt.

Adulte Stammzellen sind multipotent und auf ein einziges Gewebe festgelegt, zum Beispiel Haut, Herz oder Muskel. Sie werden nach ihrem Ausgangsmaterial benannt. Embryonale Stammzellen sind pluripotent, sie haben sich noch nicht auf ein Gewebe festgelegt. Aus diesen Stammzellen können alle Arten menschlichen Gewebes entstehen.

Stammzellen bilden Tochterzellen, die ihrerseits die Eigenschaft von Stammzellen besitzen. Therapien auf der Grundlage Adulter Stammzellen sind in der Medizin bereits seit vierzig Jahren allgegenwärtig. Die erste Stammzellen-Therapie fand im Bereich der Leukämie statt. Heute ist die das Injizieren von Stammzellen Routine. Auch Nabelschnurblut wird erfolgreich in der Therapie von Erbkrankheiten und Blutkrebs eingesetzt.

Die Nabelschnur ist eines der menschlichen Gewebe, das am meisten Stammzellen enthält. Aus diesem Grund lassen viele Eltern unmittelbar nach der Geburt ihres Kindes Nabelschnurblut entnehmen, um dieses anschließend von privaten Dienstleistern, den sogenannten Nabelschnurbanken, einlagern zu lassen. Die Hebamme fängt das Blut der Nabelschnur direkt nach der Geburt in einem Behälter auf, so ist kein schmerzhafter Eingriff notwendig.

Mit dem Nabelschnurblut und den darin enthaltenen Stammzellen hoffen die Eltern, ihr Kind im Krankheitsfall schützen zu können und so über eine optimale Therapiemöglichkeit zu verfügen. Die Stammzellen des Nabelschnurblutes sind jung, scheinbar frei von erbgutverändernden Faktoren und sonstigen negativen Umwelteinflüssen. Es ist leicht zugänglich und im Fall von Blutkrebs oftmals noch vor der Knochenmarkspende die erste Wahl. Die Kosten für die private Einlagerung sind moderat und bewegen sich in einem Rahmen zwischen 1.500 und 3.000 Euro.

Funktion

Anscheinend sind nur Vorteile mit der körpereigenen Zelltherapie verbunden, und dennoch greifen Mediziner nur äußerst selten darauf zurück. Vorzugsweise wird auf die Stammzellen von erwachsenen Spendern aus dem Kreis der Familie oder auf externe Stammzellen zurückgegriffen. Bei diesen Spendern handelt es sich überwiegend um erwachsene Personen.

Auf die Stammzellenspende von Kindern wird wenn möglich verzichtet, um ihre eigene Entwicklung nicht unnötig zu belasten. Nur wenn kein anderer geeigneter erwachsener Spender verfügbar ist, wird zum Beispiel auf passende Stammzellen von Geschwistern zurückgegriffen, wenn es sich bei den Patienten selbst um Kinder handelt.

Häufig gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Spender jedoch schwieriger als der Eingriff selbst, sollte innerhalb der Familie kein geeigneter Spender vorhanden sein. Das Risiko einer Abwehrreaktion auf die übertragenen Stammzellen ist groß.

Erkrankt ein Kind oder ein Erwachsener an Blutkrebs, haben sich die auslösenden Vorläufer dieser erkrankten Krebszellen meistens bereits vor der Geburt im Körper und damit auch in den Stammzellen des Nabelschnurblutes gebildet. Auch im Fall von Erbkrankheiten ist eine Therapie mit eigenen Stammzellen ungeeignet, da diese gleichfalls durch die Gendefekte betroffen sind.


Erkrankungen

  • Makuladegeneration

Nach dem heutigen medizinischen Stand ist die Spende fremder Stammzellen die einzig sinnvolle Option. Forscher arbeiten jedoch bereits daran, die Entwicklung neuer Stammzellen-Therapien voranzutreiben und auf diese Weise in naher Zukunft Diabetes, Parkinson, Makuladegeneration, Querschnittslähmung und Herzerkrankungen heilen zu können.

Studien setzen große Hoffnungen auf nicht blutbildende Stammzellen im Bereich von Parkinson und sonstigen Lähmungserscheinungen. Die Stammzellen-Forschung und Stammzellen-Medizin geht eng einher mit der Gentechnologie, die heftig umstritten ist, weil Mediziner vielleicht in nicht allzu ferner Zukunft in der Lage sein werden, das menschliche Erbgut mittels künstlich im Labor erzeugter Stammzellen zu verändern.

Diese künstlich hergestellten „induzierten pluripotenten Stammzellen“ (iPS) sind ähnlich entwicklungsfähig wie ihre „natürlichen“ Vettern, die Embryonalzellen, ethisch jedoch hoch umstritten, weil bisher nicht bekannt ist, wie sie sich im Menschen entwickeln.

Theoretisch ist es jedoch möglich, aus diesen künstlichen Stammzellen einen komplett neuen Menschen zu züchten, allerdings weisen Gesetze die Forscher diesbezüglich noch in ihre Grenzen. Mit Mäusen, Schafen und Pferden ist die Reproduktion auf der Grundlage von Embryonalen Stammzellen bisher mehrfach geglückt.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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