Gerstenkorn

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Gerstenkorn (Hordeolum) ist eine infektiöse Augenlidentzündung, die durch Bakterien hervorgerufen wird. Typisch für das Hordeolum ist ein druckempfindliches, gerötetes und geschwollenes Augenlid. In der Regel ist ein Gerstenkorn harmlos und verschwindet nach abgeklungener Entzündung von selbst wieder. Bei ausbleibender spontaner Heilung kann der Augenarzt helfen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Gerstenkorn (Hordeolum)?

Bei einem äußeren Gerstenkorn handelt es sich um eine Entzündung einer Drüse, die sich am äußeren Rand des Augenlids befindet.

Das Gerstenkorn, das in der Fachsprache auch als Hordeolum bezeichnet wird, ist eine akute Infektion der Liddrüsen am Auge. In der Regel zeigt sich diese Infektion durch eine lokale Eiteransammlung (Abszess).

Das Gerstenkorn kann in verschiedenen Formen auftreten: Beim sogenannten inneren Gerstenkorn sind Drüsen (Meibom-Drüsen) von der Entzündung betroffen, die sich an der Innenseite des Augenlids befinden.

Liegt dagegen ein äußeres Gerstenkorn (Hordeolum externum) vor, sind Drüsen (Moll-bzw. Zeisdrüsen) betroffen, die sich am Rand des Augenlids finden.

Ursachen

Hervorgerufen wird ein Gerstenkorn durch Bakterien, die an das Augenlid gelangen. Häufig handelt es sich bei diesen Bakterien um sogenannte Staphylokokken (eine kugelförmige Bakterienart). Die für ein Gerstenkorn verantwortlichen Bakterien können das Augenlid beispielsweise infolge mangelnder Hygienemaßnahmen erreichen: Wird das Auge etwa mit verunreinigten Händen berührt, so können dabei Keime an das Augenlid gelangen, die ein Gerstenkorn hervorrufen.

Über die Hände ist außerdem auch eine Übertragung der Infektion von dem einen auf das andere Auge möglich. Das Risiko, bei Kontakt mit entsprechenden Bakterien ein Gerstenkorn zu entwickeln, kann von verschiedenen Faktoren begünstigt werden: So tragen häufig Personen ein höheres Infektionsrisiko, die von einem geschwächten Immunsystem betroffen sind.

Auch Menschen, die an Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erkrankt sind, weisen statistisch gesehen ein höheres Risiko für Hautinfektionen durch Staphylokokken (zu denen auch das Gerstenkorn zählt) auf.

Das Gerstenkorn ist eine eitrige, schmerzhafte Schwellung am Augenlid.

Wann zum Arzt?

Ein Gerstenkorn heilt in aller Regel nach einigen Tagen von selbst ab. Sollten jedoch Komplikationen auftreten, muss ein Arzt hinzugezogen werden. Wer beispielsweise mehrere Entzündungen gleichzeitig bemerkt oder immer wieder unter Gerstenkörnern leidet, spricht am besten mit dem Hausarzt. Dasselbe gilt, wenn sich das Gerstenkorn von einem Auge auf das andere ausbreitet. Auch bei starken Schmerzen oder Entzündungen ist medizinischer Rat gefragt. Ob ein Arztbesuch vonnöten ist, hängt also von den individuellen Symptomen ab.

Mit Kindern und älteren Menschen sollte mit einem Gerstenkorn immer ein Arzt aufgesucht werden. Patienten, die unter einer anderen Erkrankung der Augen leiden, besuchen bei einer Entzündung am Auge am besten ebenfalls die Arztpraxis. Im Extremfall kann ein Gerstenkorn eine schwere Entzündung auslösen und mitunter auch zur Erblindung des betroffenen Auges führen. Um dies auszuschließen, sollte bei einem Gerstenkorn zumindest eine Routineuntersuchung durchgeführt werden. Der Arzt kann zudem Tipps und Hinweise zur Eigenbehandlung des Gerstenkorns geben.

Symptome und Verlauf

Die Symptome, die mit einem Gerstenkorn in Verbindung stehen, sind meist auf den Bereich der Entzündung beschränkt. Häufig äußert sich ein Gerstenkorn in einer lokalen Rötung und späteren Schwellung am Augenlid.

Typisch für die entstehende Schwellung ist außerdem eine Schmerzempfindung bei Druck auf das Augenlid. Meist entwickelt sich beim Gerstenkorn mit nachlassender Schwellung eine kleine Ansammlung von Eiter, die in ihrer Optik einem Pickel ähnelt.

Der Verlauf eines Gerstenkorns ist in der Mehrzahl der Fälle günstig: Meist kommt es innerhalb weniger Tage zu einer selbstständigen Heilung.

Zu Komplikationen, wie etwa Abgeschlagenheit, Fieber oder ein Übergriff der Infektion auf den Augapfel, kommt es in Verbindung mit einem Gerstenkorn nur sehr selten.

Diagnose

Häufig kann ein Gerstenkorn durch einen Augenarzt bereits aufgrund einer sogenannten Blickdiagnose festgestellt werden; ein reines Betrachten der Liddrüsenentzündung ist also für die Diagnose 'Gerstenkorn' ausreichend. Eingeschränkt ist eine solche Diagnose möglich beim Vorliegen eines inneren Gerstenkorns, das häufig nicht äußerlich erkennbar ist; in diesem Fall kann ein Augenarzt ein Gerstenkorn etwa diagnostizieren, indem er das betroffene Augenlid anhebt und dessen Innenseite betrachtet.

Um die Diagnose eines Gerstenkorns zu untermauern, ist es außerdem üblich, andere Ursachen für die vorliegende Symptomatik am Auge auszuschließen; so beispielsweise ein mögliches Hagelkorn, ebenfalls eine Entzündung am inneren Augenlid, die allerdings chronisch verläuft und (anders als das Gerstenkorn) in der Regel nicht druckempfindlich ist.

Komplikationen

Durch Reibung wächst das Gerstenkorn an und kann deutlich an Größe zunehmen. Die Sicht des Auges ist dadurch eingeschränkt oder vollständig verhindert. Das gesunde Auge wird einer stärkeren Belastung ausgesetzt, was zu Kopf- oder Augenschmerzen führen kann. Das Auge kann verkleben, da durch das Gerstenkorn der natürliche Reinigungsprozess im Auge gestört wird. Den Augenlidern ist es aufgrund ihrer eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten nicht mehr möglich, vorhandene Fremdkörper oder Tränenflüssigkeit im Auge abzutransportieren. Dies führt zu einer Ansammlung der Flüssigkeiten, die anschließend antrocknen können und das Auge verschließen.

Bei einem Gerstenkorn kommt es zu einer optischen Veränderung. Einige Menschen reagieren emotional sehr intensiv auf den Makel und können seelische und psychische Störungen entwickeln. Durch die Veränderungen am Auge können sehkraftverstärkende Geräte häufig nicht mehr problemlos getragen werden. Das Tragen von Kontaktlinsen wie auch Brillen wird erschwert. Das erhöht das allgemeine Unfallrisiko.

Platzt das Gerstenkorn, tritt Eiter aus. Wird er nicht steril und fachmännisch entsorgt, kann er sich ausbreiten und zu weiteren Beschwerden führen. Fieber und Schwellungen der Lymphe können durch die Entzündung am Auge auftreten. Der durch das Gerstenkorn ausgelöste Juckreiz kann dazu führen, dass Hautrötungen oder offene Wunden am Auge entstehen. Dadurch gelangen Keime in den Organismus und können Krankheiten auslösen.

Behandlung und Therapie

Ein Gerstenkorn bedarf in den weitaus meisten Fällen keiner speziellen medizinischen Therapie. In der Regel platzt ein Gerstenkorn nach wenigen Tagen auf und verheilt danach vollständig. Meist ist es daher unbedenklich, bei Entdeckung eines Gerstenkorns dessen Verlauf zunächst für einige Tage zu beobachten. Mediziner raten dringend davon ab, ein Gerstenkorn eigenständig zu öffnen; platzt ein Gerstenkorn nicht von alleine auf, so ist es sinnvoll, einen Augenarzt aufzusuchen.

Der Augenarzt kann den Abszess fachmännisch und unter der Gewährleistung von Keimfreiheit entfernen; ein solch keimfreies Behandlungsfeld ist unter anderem deshalb wichtig, weil Keime langwierige Entzündungsprozesse fördern können.

Besteht der Wunsch, den Heilungsprozess eines Gerstenkorns zu beschleunigen, so kann das Einwirken sogenannter trockener Wärme auf die entzündete Stelle hilfreich sein. Eine solche trockene Wärme ist beispielsweise zu erreichen durch eine Bestrahlung mit Rotlicht.

In Ausnahmefällen kann ein Gerstenkorn auch mit Antibiotika behandelt werden. Diese Antibiotika können beispielsweise in Form von Augentropfen oder in Form von Salben angewendet werden. Die medikamentöse Behandlung bei einem Gerstenkorn erfolgt lokal, das heißt also, dass das Arzneimittel lediglich auf die Stelle der Infektion einwirkt.


Vorbeugung

Verschiedene Maßnahmen können dazu beitragen, einem Gerstenkorn vorzubeugen. Zu diesen Maßnahmen zählt beispielsweise eine Stärkung des Immunsystems, die unter anderem erzielt werden kann durch regelmäßige körperliche Bewegung und eine ausgeglichene Ernährung. Darüber hinaus können ausreichende Hygienemaßnahmen das Risiko senken, an einem Gerstenkorn zu erkranken: So ist beispielsweise ein regelmäßiges Reinigen der Hände ratsam, um anhaftende Keime nicht in das Auge geraten zu lassen oder Keime aus einem infizierten in das gesunde Auge zu übertragen.

Quellen

  • Grehn F.: Augenheilkunde. Springer Verlag. 30. Auflage 2008
  • Wutta, H.P., Brucker, K.: Theorie und Praxis der Augen-Akupunktur. Hippokrates Verlag, Stuttgart 2014
  • Faller, A. et al.: Der Körper des Menschen. Thieme, Stuttgart 2012

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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