Ductus choledochus
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beim Ductus choledochus handelt es sich um den Hauptgallengang, der die Galle von der Gallenblase und der Leber in den Zwölffingerdarm transportiert. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Fettverdauung, indem er die Galle in den Darm leitet. Blockaden im Ductus choledochus, wie durch Gallensteine, können zu schweren Verdauungsproblemen und Komplikationen wie Gelbsucht oder Entzündungen führen.
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Übersicht: Was ist Ductus choledochus?
Der Ductus choledochus, auch Gallengang genannt, ist ein zentraler Bestandteil des Gallensystems im menschlichen Körper. Er entsteht durch den Zusammenschluss des Ductus cysticus (von der Gallenblase) und des Ductus hepaticus communis (von der Leber). Der Ductus choledochus führt die von der Leber produzierte Galle und die in der Gallenblase gespeicherte Galle zum Duodenum (Zwölffingerdarm), wo sie zur Verdauung von Fetten beiträgt.
Anatomie und Verlauf
Der Ductus choledochus ist etwa 5–10 cm lang und verläuft zunächst hinter dem oberen Teil des Zwölffingerdarms und dann durch den Pankreaskopf (Bauchspeicheldrüse), bevor er in den Ductus pancreaticus mündet. Zusammen gelangen beide Gänge durch die Papilla Vateri (Vater'sche Papille) in das Duodenum.
Funktion
Die Hauptaufgabe des Ductus choledochus ist es, Galle, die in der Leber gebildet und in der Gallenblase gespeichert wird, in den Dünndarm zu transportieren. Dort hilft die Galle bei der Emulgierung von Fetten, was für die Fettverdauung und Nährstoffaufnahme essenziell ist.
Pathologien
Erkrankungen des Ductus choledochus können schwerwiegende Folgen haben. Gallensteine können den Gallengang blockieren und eine Cholestase (Gallenstau) verursachen, was zu Gelbsucht und schweren Bauchschmerzen führen kann. Auch Tumore oder Entzündungen können den Fluss der Galle beeinträchtigen. Eine rechtzeitige Diagnose und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.
Definiton
Der Begriff Ductus choledochus stammt aus dem Lateinischen. Während Ductus „Gang“ bedeutet, steht choledochus für „die Galle aufnehmend“. Gemeint ist damit die Aufnahme der Gallenflüssigkeit. Der Ductus choledochus ist auch unter den Begriffen „großer Gallengang“ oder „Hauptgallengang“ bekannt. Er ist Teil der extrahepatischen Gallenwege. Dabei handelt es sich um die Gallenwege außerhalb der Leber.
Anatomie
Im Bereich der Leberlappen sind mehrere kleine Gallengänge zu finden. Mit dem rechten und dem linken Lebergallengang (Ductus hepaticus) schließen sie sich zusammen. Gemeinsam bilden sie einen kurzen Gallengang, der als Ductus hepaticus communis bezeichnet wird. Von der Gallenblase aus kommt es zur Mündung eines Ganges in den Ductus hepatis communis hinein. Den weiteren vereinigten Gallengangverlauf bezeichnen Mediziner als Ductus choledochus.
Der große Gallengang befindet sich über dem Zwölffingerdarm (Duodenum). Er führt zur Bauchspeicheldrüse (Pankreas) hin, die ihrerseits Verdauungssäfte herstellt. Über den Ductus pancreaticus, einen Ausführungsgang, erfolgt der Transport der Säfte aus der Bauchspeicheldrüse hinaus. Hinter dem Bauchspeicheldrüsenkopf verläuft der Ductus choledochus entlang. Außerdem besteht eine enge Verflechtung zwischen ihm und dem Gewebe der Drüse.
Der weitere Verlauf des Hauptgallengangs führt am Zwölffingerdarm vorbei in Richtung Darmwand. Da sich der Ductus choledochus in die Darmwand integriert, kommt es zu einer Schleimhautauffaltung. Diese trägt die Bezeichnung Plica longitudinalis duodeni. In deren Endbereich erfolgt normalerweise die Vereinigung mit dem Ductus pancreaticus. Allerdings gibt es diese Vereinigung nicht bei jedem Menschen. Sofern sie vorhanden ist, entsteht eine Ausbuchtung an den Gangvereinigungen, die Ampulla hepatopancreatica genannt wird.
Zusammen münden der Ductus choledochus sowie der Bauchspeicheldrüsengang in das Darmrohr des Zwölffingerdarms. Ausgestattet ist der große Gallengang mit glatter Muskulatur. Darüber hinaus gibt es eine Bindegewebsschicht, die sich aus elastischen und kollagenen Fasern zusammensetzt. Die Innenwand des Ductus choledochus weist einen Überzug mit Schleimhaut auf. Durch die darin vorhandenen Drüsen kommt es zur Abgabe eines Sekrets, welches die Gleiteigenschaften im Inneren des Hauptgallengangs gewährleistet. Auf diese Weise funktioniert der Abfluss des Gallensaftes reibungslos.
Funktion
Der große Gallengang hat die Funktion, den Gallensaft zu transportieren. So gelangt dieser von der Leber bzw. der Gallenblase durch den Ductus choledochus hindurch in Richtung Zwölffingerdarm. Dort findet der Gallensaft Verwendung für den Ablauf der Verdauung.
Unmittelbar vor dem Einlass in das Duodenum setzt sich der Ductus choledochus aus glatten Muskeln zusammen. Diese sind wie ein Ring angeordnet. Außerdem gibt es in der Struktur Windungen, die einer Spirale ähneln. Dieser Bereich trägt die Bezeichnung Sphincter oddhi. Zu seinen Tätigkeiten gehört das Öffnen und Verschließen der Eintrittsstelle, wenn Bedarf dazu besteht.
Findet im Zwölffingerdarm ein aktiver Verdauungsprozess statt, öffnet sich der Sphincter oddhi. Dadurch können der Gallensaft sowie die Verdauungssekrete von der Bauchspeicheldrüse in den Darm fließen. Besteht dagegen eine Ruhephase, sammeln sich die Verdauungssäfte innerhalb des Hauptgallengangs. Das Einfließen in das Darmrohr wird durch den ringförmigen Schließmuskel unterbunden.
Erkrankungen
- Choledocholithiasis
Der Hauptgallengang kann durch unterschiedliche Erkrankungen in Mitleidenschaft gezogen werden. Dazu gehört u. a. die Bildung von Gallensteinen, die sich in der Regel in der Gallenblase anstauen. In manchen Fällen wandern diese Steine jedoch auch in den Ductus choledochus ab.
Kommt es dadurch zu einem Verschluss des großen Gallengangs, ist von einer Choledocholithiasis die Rede. Hält der Verschluss auf die Dauer an, liegt eine schwere Gesundheitsstörung vor. So sind im weiteren Verlauf eine Gelbsucht (Ikterus) sowie das Versagen der Leber möglich.
Neben der Ansammlung von Gallensteinen kann auch ein Tumor für den Verschluss des Hauptgallengangs verantwortlich sein. Ebenso kommt eine äußere Kompression als Ursache infrage. Im Rahmen einer Gallenblasenoperation ist eine Abklemmung oder Verletzung denkbar, die einen kompletten Verschluss des Ganges zur Folge hat.
Weitere mögliche Erkrankungen des Ductus choledochus sind eine bakterielle Cholangitis oder Autoimmunerkrankungen. Eine angeborene Fehlbildung kann in Form einer Atresie auftreten.
Gallensteine im Ductus choledochus (Choledocholithiasis)
Gallensteine im Ductus choledochus, auch Choledocholithiasis genannt, entstehen, wenn sich Gallensteine aus der Gallenblase in den Gallengang (Ductus choledochus) bewegen und diesen blockieren. Dies kann den Gallenfluss behindern und zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen.
Ursachen
Gallensteine bilden sich meist in der Gallenblase, vorwiegend aus Cholesterin oder Bilirubin. Diese Steine können dann in den Ductus choledochus wandern. Die häufigsten Ursachen sind eine genetische Veranlagung, Übergewicht, eine fettreiche Ernährung oder ein Ungleichgewicht der Gallenbestandteile.
Symptome und Verlauf
Gallensteine im Ductus choledochus können lange symptomlos bleiben, bis der Gallengang blockiert wird. Zu den Symptomen zählen:
- Starke Schmerzen im rechten Oberbauch (Gallenkolik)
- Gelbsucht (Gelbfärbung von Haut und Augen)
- Fieber und Schüttelfrost
- Übelkeit und Erbrechen Unbehandelt können sich die Symptome verschlimmern und zu schwereren Komplikationen führen.
Komplikationen
Eine unbehandelte Choledocholithiasis kann zu:
- Cholangitis (Entzündung der Gallengänge)
- Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse)
- Lebererkrankungen führen.
Diese Komplikationen können lebensbedrohlich sein und erfordern sofortige medizinische Behandlung.
Wann zum Arzt?
Bei anhaltenden oder sehr starken Oberbauchschmerzen, Fieber, Gelbsucht oder Erbrechen sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.
Diagnose
Die Diagnose erfolgt in der Regel durch:
- Ultraschall (zur Erkennung von Gallensteinen)
- Blutuntersuchungen (zur Überprüfung der Leber- und Pankreaswerte)
- Endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie (ERCP), eine spezielle Röntgenuntersuchung, um die Gallenwege sichtbar zu machen.
Behandlung
Die Hauptbehandlung besteht in der Entfernung der Gallensteine. Dies geschieht meist durch eine ERCP, bei der ein Endoskop durch den Mund in den Verdauungstrakt eingeführt wird, um die Steine zu entfernen. In schweren Fällen kann eine chirurgische Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) erforderlich sein.
Prognose
Die Prognose ist bei rechtzeitiger Behandlung gut. Die meisten Patienten erholen sich vollständig nach der Entfernung der Gallensteine. Eine Ernährungsumstellung kann helfen, das Risiko von neuen Steinen zu verringern. Unbehandelt können jedoch lebensbedrohliche Komplikationen auftreten, die zu schweren Organschäden führen können.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
- Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
- Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
- Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2024
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