Diuretika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit dem Begriff Diuretika (Singular: Diuretikum) werden verschiedene Wirkstoffe bezeichnet, die die Ausschwemmung von Wasser aus dem Körper über die Nieren (Diurese) fördern. Diuretika haben eine große Bandbreite an medizinischen Einsatzmöglichkeiten und werden bei verschiedensten Beschwerden eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Diuretika?

Im Prinzip sind Diuretika harntreibende Mittel, das bedeutet, dass die Ausscheidung von Wasser über die Nieren durch die Gabe dieser Medikamente gesteigert wird. Medizinisch werden Diuretika unter anderem bei Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen eingesetzt, um ein zu hohes Blutvolumen auszugleichen.

Ebenso finden sie Einsatz bei Vergiftungen, um giftige Substanzen durch die erhöhte Harnproduktion aus dem Körper zu schwemmen. Es gibt sowohl synthetisch hergestellte Wirkstoffe mit diuretischer Wirkung als auch Pflanzen mit derselben Wirkung. In der Medizin kommen fast ausschließlich synthetisch hergestellte Wirkstoffe zum Einsatz.

Medizinische Anwendung, Wirkung und Gebrauch

Vom medizinischen Standpunkt her werden Diuretika wegen ihrer Harnstoff treibenden Wirkung eingesetzt. Diese ist auf verschiedenen Gebieten sinnvoll.

Die medizinische Wirkung der Diuretika liegt vor allem in der vermehrten Ausscheidung von Urin aus dem Körper und in der gesteigerten Flüssigkeitsausscheidung über die Nieren.

Diese Wirkung hilft in diesem Zusammenhang gegen viele verschiedene Erkrankungen und Beschwerden.

Bei Ödemen in der Lunge oder den Beinen helfen Diuretika dadurch, dass das überschüssige Wasser über den Urin aus dem Körper ausgeschieden wird.

Auch bei Leberzirrhose, Herzinsuffizienz sowie Niereninsuffizienzen finden Diuretika Anwendung.

Formen, Gruppen und Wirkstoffe

Je nach medizinischer Anwendung und Wirkung im Körper lassen sich Diuretika in verschiedene Gruppen unterteilen. Aldosteron-Antagonisten sind Wirkstoffe, die die Wirkung eines Hormons an der Nebenniere behindern und dadurch die Harnstoffproduktion fördern. Sie werden vor allem bei Ödemen, die in Folge einer Herzinsuffizienz auftreten, eingesetzt.

Carboanhydrase-Hemmer wirken weniger intensiv als andere Diuretika. Sie werden vor allem dazu eingesetzt, den Augeninnendruck bei dessen Erhöhung zu senken. Das Ungewöhnliche an diesem Medikament ist, dass es auch zur Bekämpfung der Höhenkrankheit eingesetzt werden kann. Der Wirkstoff dieser Diuretika-Gruppe heißt Acetazolamid.

Kalium sparende Diuretika verursachen eine vermehrte Ausscheidung von Natrium und eine verminderte Ausscheidung Kalium über den Harnstoff. Sie werden zur Therapie von Hypertonien eingesetzt. Eine Hypertonie bezeichnet einen erhöhten Druck im menschlichen Gefäßsystem, wie etwa Bluthochdruck. Amilorid und Triametren sind die üblichen Wirkstoffe Kalium sparender Diuretika.

Osmotische Diuretika gelangen nicht in die Körperzellen, sondern ziehen Wasser aus dem Blut. Sie werden nur in seltenen Fällen eingesetzt, wenn es nötig ist, möglichst schnell eine große Menge Flüssigkeit über die Nieren auszuscheiden. Dies kann unter anderem bei Hirnödemen der Fall sein. Die gängigsten Wirkstoffe dieser Diuretika-Gruppe heißen Mannit und Sorbit.

Thiaziddiuretika erhöhen die Ausscheidung von Natrium über die Nieren und können somit blutdrucksenkend wirken. Zudem hemmen sie die Ausscheidung von Kalzium. Sie finden vor allem bei Hypertonien und Herzinsuffizienzen Anwendung. Hydrochlorothiazid und Hydrochlorothiazid sind die häufigsten chemischen Wirkstoffe von Thiaziddiurektika.

Schleifendiuretika wirken extrem stark harntreibend. Sie wirken direkt in der Niere, an der sogenannten Henle´schen Schleife, daher auch ihr Name. Sie werden vor allem bei Vergiftungen, Ödemen und Lungenödemen eingesetzt, finden aber auch Anwendung auf anderen Gebieten. Die gängigsten Wirkstoffe heißen Furosemid, Turasemid und Bumetanid.

Pflanzliche, natürliche und pharmazeutische Alternativen

Zu den oben genannten chemischen und synthetisch hergestellten Diuretika gibt es ebenso pflanzliche Alternativen. In der Schulmedizin kommen diese jedoch kaum zur Anwendung. Das liegt vor allem daran, dass pflanzliche Diuretika häufig nur sehr viel schwächere Wirkung zeigen als die gängigen Präparate. Pflanzliche und natürliche Diuretika werden vor allem als Tees (in getrockneter Form) oder als Fertigextrakte verwendet.

Pflanzen wie Brennnesseln, Löwenzahn, einige Birkenblätter und noch einige andere Pflanzen enthalten diuretisch wirksame Inhaltsstoffe. Aufgrund der relativ schwachen Wirkung spielen sie in der Medizin eigentlich keine Rolle.

Auch Kaffee wurde lange Zeit eine diuretische Wirkung nachgesagt. Dies ist allerdings nur teilweise richtig. Nach dem Genuss von Kaffee kommt es nämlich nur kurzzeitig zu einem diuretischen Effekt, dem der Körper jedoch sehr schnell entgegensteuert. Für eine dauerhafte diuretische Wirkung ist Kaffee somit ungeeignet. Alkohol hat ebenfalls eine diuretische Wirkung, kommt aber zu diesem Zweck als Diuretikum in der Medizin selbstverständlich nicht zum Einsatz.


Risiken und Nebenwirkungen

Diuretika haben nur wenige Risiken und Nebenwirkungen. Für gewöhnlich sind sie sehr gut verträglich. Die harntreibende Wirkung bedeutet für den Körper einen unter Umständen sehr hohen Flüssigkeitsverlust. Patienten sollten deshalb ausreichend trinken oder durch Infusionen mit Flüssigkeit versorgt werden, da ansonsten als Nebenwirkungen neben Durst Kreislaufprobleme, Kopfschmerzen und sogar Austrocknung drohen können.

Die erhöhte Harnausscheidung kann zudem zu einem Salzmangel im Körper führen. Dieser äußert sich durch Wadenkrämpfe, Krampfanfälle, Verwirrtheit und im schlimmsten Fall sogar durch Herzrhythmusstörungen. Weitere Nebenwirkungen von Diuretika können Müdigkeit und Erbrechen sein. Zudem kann das Blut durch den Flüssigkeitsverlust im Körper dicker werden, sodass eine erhöhte Neigung zu Thrombosen besteht. Ebenso können Diuretika einen zu niedrigen Blutdruck verursachen.

Quellen

  • Aktories, K. et al.: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie, 12. Auflage, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017
  • E. Burgis: Allgemeine und spezielle Pharmakologie. 3. Auflage, Elsevier GmbH, München 2005
  • Lüllmann, H. et al.: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. 18. Auflage, Thieme Verlag, Stuttgart 2016

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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