Blaue Lippen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der medizinische Begriff für blaue Lippen kommt aus dem griechischen. Als Zyanose bezeichnet man eine bläuliche Verfärbung von Körperteilen wie Fingerspitzen oder Lippen. Bei einer Zyanose der Lippen kann sowohl Kälte als auch eine Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff die Ursache darstellen. .

Inhaltsverzeichnis

Was sind blaue Lippen?

Eine Zyanose gilt als pathologisch, wenn in einer Blutprobe von 100 ml mehr als 5 g der roten Blutkörperchen keinen Sauerstoff aufgenommen haben. Denn wenn das Blut, genauer gesagt die roten Blutkörperchen, nicht ausreichend mit Sauerstoff gesättigt ist, scheinen die Gefäße bläulich durch das Gewebe, was sich an der Hautoberfläche bemerkbar macht.

Man unterscheidet zwischen einer peripheren und einer zentralen Zyanose. Wenn eine geringe Sauerstoffsättigung des Blutes lediglich in Gefäßen beobachtbar ist, die weit vom Herzen entfernt sind, so liegt eine periphere Zyanose vor. Bei einer zentralen Zyanose dagegen enthält das Blut bereits während eines Atmen-Vorgangs nicht ausreichend Sauerstoff, um die Vitalfunktionen des menschlichen Körpers zu bedienen. Für eine Behandlung der Zyanose müssen zunächst die Ursachen für das Symptom ermittelt werden.

Ursachen

Diese sind vielfältig, und nicht jede Ursache für blaue Lippen ist an eine Funktionsstörung im Körperkreislauf gekoppelt. Eine zentrale Zyanose tritt beispielsweise auch dann auf, wenn Bergsteiger so viele Höhenmeter zurücklegen, dass aufgrund ihrer mangelnden Gewöhnung an den ungewohnt niedrigen Sauerstoffgehalt in der Luft ihre Lunge das Blut nicht mehr mit ausreichend Sauerstoff versorgen kann. Auch bei Kälte verfärben sich peripher gelegene Körperregionen bläulich, weil sie nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Schließlich konzentriert sich der Körper vor allem darauf, die inneren Organe - allen voran das Herz - mit genügend Wärme zu versorgen, um ihren Betrieb zu gewährleisten. Bei extremer Kälteeinwirkung haben aus diesem Grund die weit vom Herz entfernt liegenden Gefäße eine geringere Priorität bezüglich der Durchblutung.

Doch eine Zyanose kann auch ernstere Gründe haben. So kann beispielsweise ein Blutgerinnsel die Venen verstopfen - daraus resultiert eine Zyanose, da das sauerstoffgesättigte Blut nicht mehr in sämtliche Körperregionen vordringen kann. Auch bei Krampfadern tritt dieses Problem auf. Nicht zuletzt sind Blutbildungsstörungen ein Grund für die periphere Zyanose; sobald das Hämoglobin aufgrund molekularer Fehlbildungen nicht in der Lage ist, genügend Sauerstoff aufzunehmen, kann es zu einer Zyanose kommen.

Eine zentrale Zyanose hängt oft mit Krankheiten der Lunge zusammen. Schließlich sind intakte Lungenbläschen die Voraussetzung dafür, dass beim Einatem-Vorgang die roten Blutkörperchen mit Sauerstoff angereichert werden können. Folgende Krankheiten können diesen Vorgang beispielsweise beeinträchtigen: Lungenentzündung, Verletzungen der Lunge, chronische Lungenkrankheiten wie COPD oder Asthma, ein Lungenemphysem (eine Überblähung der Lungenbläschen) oder durch Vernarbung oder Tumore in Mitleidenschaft gezogenes Bronchialsystem (Bronchiektasen). Auch Herzerkrankungen wie ein Herzklappenfehler oder Vergiftungen (z.B. eine Kohendioxid-Vergiftung) können zu einer Zyanose führen.

Krankheiten

Wann zum Arzt?

Im Normalfall muss beim Auftreten von blauen Lippen kein Arzt aufgesucht werden. Es handelt sich hierbei bei der Mehrheit der Fälle um keinen besorgniserregenden Zustand. Blaue Lippen bilden sich sehr oft, wenn der Betroffene über eine längere Zeit einer Kälte ausgesetzt war oder unter einer geringen Sauerstoffzufuhr leidet. Es handelt sich daher bei den blauen Lippen um eine natürliche Reaktion des Körpers, da unter diesen Umständen das Blut im Organismus langsamer transportiert wird. Es liegt ein kosmetischer Makel vor, der ohne den Einsatz eines Mediziners behoben werden kann.

Verschwinden die blauen Lippen durch eine ausreichende Zufuhr von Wärme sowie Sauerstoff innerhalb weniger Minuten, so wird kein Arzt benötigt. Künftig sind die Situationen zu vermeiden, die zum Auslösen der blauen Lippen beigetragen haben. Entwickeln sich die blauen Lippen zu einem anhaltendem Zustand, ist ein Arzt aufzusuchen. Es liegt eine dauerhafte Unterversorgung des Organismus vor, die geklärt und behoben werden muss. Die Unterversorgung kann durch einen zu geringen Blutdruck, aber auch durch lebensbedrohliche Zustände ausgelöst sein.

Zu ihnen zählen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Organversagen oder eine Thrombose. In den meisten Fällen treten weitere Beschwerden auf. Schmerzen stellen sich ein oder Funktionsstörungen einzelner Systeme sind vorhanden. Ist dies gegeben, muss unverzüglich ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose und Verlauf

Neben den blau scheinenden Lippen treten bei einer Zyanose auch ein bläuliches Durchscheinen von Fingern, Nase oder Zehen auf. Falls dies unabhängig von Kälte auftritt, ist ein Arztbesuch empfehlenswert. Belastender für die Betroffenen ist gerade die chronische Atemnot, die aus der mangelnden Sauerstoffsättigung der roten Blutkörper resultiert und sich auch in dauerhaftem schwerem Atmen ohne vorherige Kraftanstrengung zeigt. Zudem geht mit einer Zyanose häufig ständige Müdigkeit und einem Gefühl der andauernden Schwäche einher.

Bei einer ärztlichen Untersuchung wird zunächst eine Unterscheidung zwischen zentraler und peripherer Zyanose getroffen. Dies erfolgt mit den üblichen Labormethoden und einer Blutprobe. Der Arzt behandelt anschließend die zugrundeliegende Erkrankung der Zyanose, also beispielsweise Lungen- oder Herzkrankheiten. Um diese festzustellen, bedient sich ein Arzt verschiedender bildgebenden Diagnostikinstrumente: z.B. eines Röntgenbild des Brustkorbs oder einer Ultraschallaufnahme des Herzens.

Komplikationen

Eine bläuliche Verfärbung der Lippen kann verschiedene Ursachen haben. Eine bläuliche Verfärbung von Körperteilen wird dabei als Zyanose (deutsch: Blausucht) bezeichnet. Zum einen ist eine Zyanose möglich, wenn der Körper konstanter Kälte ausgesetzt wird, zum anderen ist eine Mangelversorgung des Körpers mit Sauerstoff möglich, die zum Beispiel bei Problemen mit der Lunge, aber auch mit dem Herzen auftreten können. Weitere Ursachen können auch eine Vergiftung (beispielsweise durch Kohlenmonoxid oder Medikamenten) oder eine Anämie (umgangssprachlich: Blutarmut) sein.

Neben den Lippen erscheinen meistens auch die Finger, Nase oder Zehen bläulich. Wenn die Zyanose unabhängig von der Kälte auftritt, ist ein Besuch beim Arzt empfehlenswert. Dabei unterscheidet der Arzt zwischen einer peripheren und einer zentralen Zyanose. Eine Zyanose zeigt typische Komplikationen der Schwäche und ständigen Müdigkeit, da die Zellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und so ihre Prozesse nicht mehr richtig aufrecht erhalten können. Hinzu kommt bei Betroffenen ein ständiges Gefühl der Atemnot und nach Luft ringen. Betroffene atmen ständig schwer, was sie körperlich sehr anstrengt. Hinzu kommen starke Schmerzen im Brust- und Bauchbereich. In den schwersten Fällen haben Patienten ein Gefühl der Atemnot schon bei den geringsten Kraftanstrengungen. Eine Gabe von Sauerstoff ist in einigen schweren Fällen indiziert.

Behandlung und Therapie

Ein wesentliches Instrument bei der Therapie der Zyanose und ihrer zugrundeliegenden Erkrankungen stellt die Pulsoxymetrie dar. Bei diesem nicht-invasiven Eingriff wird lediglich ein Finger von Infrarotlicht durchleuchtet, worauf für den Arzt die Sauerstoffsättigung des Blutes erkennbar ist.

Während der Therapie einer Zyanose können mit dieser Untersuchungsmethode die Behandlungserfolge in kurzen Intervallen festgestellt werden. So wird sichergestellt, dass die Behandlung der Zyanose und ihrer zugrundeliegenden Krankheit erfolgreich verläuft. Die Behandlungsmethoden einer Zyanose sind wie ihre Ursachen auch vielfältig. Ein operativer Eingriff oder die Verordnung von Medikamenten sind nur zwei Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Fall vom Arzt verordnet werden können.


Aussicht und Prognose

Blaue Lippen sind das Resultat einer verminderten Menge an Sauerstoff im Blut, was auch Zyanose genannt wird. Es wird zwischen einer peripheren und einer zentralen Zyanose unterschieden. Bei der zentralen Zyanose liegt das Problem am Herzen oder an der Lunge. Eine Möglichkeit bietet die Herzinsuffizienz, welche vor allem bei älteren Leuten auftritt. Die Prognose ist je nach Stadium der Herzschwäche unterschiedlich. Hat der Betroffene eine Herzinsuffizienz ohne weitere Symptome, so liegt die Sterblichkeit im nächsten Jahr bei ca. 10%. Hat der Patient schon Symptome in Ruhe, so liegt die Sterblichkeit bei bis zu 50% im nächsten Jahr.

Auch die Lunge kann Ursache einer Zyanose sein. Typischerweise entwickelt sich bei starken Rauchern eine COPD, die durch Verlegung der Atemwege und chronischer Bronchitis gekennzeichnet ist. Die Lebenserwartung mit einer COPD ist um 4 bis 7 Jahre verkürzt. Eine periphere Zyanose kann beispielsweise durch eine Unterkühlung oder eine Vergiftung des Blutes zustande kommen. Eine Unterkühlung lässt sich leicht behandeln, indem der Betroffene rechtzeitig wieder eine Temperaturerhöhung herbeiführt. Eine Unterkühlung auf unter 25° C ist lebensbedrohlich und führt meist zum Tod.

Vergiftungen des Blutes führen meist dazu, dass das Blut keinen Sauerstoff transportieren kann. Dies ist darauf zurückzuführen, dass das Hämoglobin im Blut, welches den Sauerstoff transportiert, zu Methämoglobin umgewandelt wird, welches keinen Sauerstoff transportieren kann. Ab einem Anteil von 50 % Methämoglobin treten schwere Verwirrtheitszustände auf und ab 70% führt dies meist zum Koma und zum Tod.

Vorbeugung

Da einer Zyanose die verschiedensten Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zu Grunde liegen können, ist eine effektive Vorbeugung nicht möglich. Gerade Risikopatienten können jedoch ihr generelles Krankheitsrisiko vermindern, wenn sie auf ausreichend Bewegung sowie eine gesunde Ernährungsweise achten. Zudem sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt sinnvoll, da dort zu einer Zyanose führende Krankheiten bereits in der Anfangsphase entdeckt werden können. Bei einer Früherkennung einer Krankheit kann der Arzt oftmals eine positive Prognose stellen, was den Erfolg der Therapie betrifft.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
  • Zenner, H.P.: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten, Schattauer Verlag, 2008 3
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart
  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2013
  • Probst, R.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2008
  • Trautmann, A.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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