Beriberi
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Beriberi ist eine selten auftretende Erkrankung, bei der dem Körper nicht genug Vitamin B1 zugeführt wird. Unter Umständen kann die Krankheit auch als Folge von Alkoholmissbrauch, chronischen Durchfall oder Diabetes auftreten. Die Therapie dieser Mangelzustände besteht hauptsächlich aus der Gabe von Vitamin B1.
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Was ist Beriberi?
Bei Beriberi handelt es sich um eine Mangelerkrankung, die durch einen Mangel an Vitamin B1 (Thiamin) hervorgerufen wird. Vitamin B1 hat viele wichtige Aufgaben den Metabolismus des Körpers sowie das Nervensystem betreffend. Da der Körper Thiamin nicht selbst herstellen kann und auch nur kleine Mengen speichert, ist es wichtig, kontinuierlich genug Vitamin B1 über die Nahrung aufzunehmen.
Grundsätzlich wird zwischen zwei Arten von Beriberi unterschieden. Die trockene Art betrifft vor allem das Nervensystem und führt zu neurologischen Ausfällen. Die feuchte Form von Beriberi betrifft hauptsächlich das kardiale System des Körpers und führt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ursachen
In westlichen Industrieländern ist ein Thiaminmangel eher selten, da durch eine ausgewogene Ernährung problemlos ausreichend Vitamin B1 aufgenommen wird, um den Körper zu versorgen. In westlichen Ländern tritt Beriberi vor allem bei Menschen mit chronischen Erkrankungen auf. Nicht selten leiden Diabetiker unter einem erniedrigten Thiaminspiegel, der sich zur Mangelerkrankung entwickeln kann.
Auch alkoholkranke Menschen leiden nicht selten unter Beriberi. Dies liegt daran, dass Alkohol die Aufnahme von Vitamin B1 aus der Nahrung hemmt. An Beriberi können auch Menschen erkranken, die unter einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung leiden, da es hier zu starken Durchfällen kommt und die Nahrung nicht ausreichend verwertet wird.
Symptome und Verlauf
Typische Symptome von Beriberi:
Die Symptome von Beriberi unterscheiden sich je nach Schwere und Art der Erkrankung. Leidet der Patient an der trockenen Form von Beriberi, stehen neurologische Ausfälle im Vordergrund. Dabei kann es zu Lähmungen der Skelettmuskulatur sowie zu Störungen der Sinne kommen. Betroffene empfinden z. B. ein Brennen in den Extremitäten.
Die feuchte Form geht mit Störungen des Herz-Kreislauf-Systems einher und führt im schlimmsten Fall zu einer Herzinsuffizienz. Betroffene leiden nicht selten auch unter allgemeinen Befindlichkeitsstörungen wie Unruhe, Bauchschmerzen, Erschöpfung, Apathie, Verwirrtheit und Übelkeit. Wird Beriberi rechtzeitig diagnostiziert und behandelt, ist der Verlauf als positiv einzuschätzen.
Diagnose
Die Diagnosestellung erweist sich bei Beriberi oft als kompliziert. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass in westlichen Industrieländern bei Störungen des Herz-Kreislauf-Systems bzw. neurologischen Ausfällen häufig nicht an die Möglichkeit eines Thiaminmangels gedacht wird.
Darüber hinaus sind die Symptome besonders zu Beginn der Erkrankung unspezifisch, was die Diagnose zusätzlich erschwert. Um eine Diagnose zu stellen, erhebt der Arzt zuerst eine Anamnese; dabei fragt er besonders nach bestehenden Erkrankungen sowie Ernährungsgewohnheiten. Danach folgt die körperliche Untersuchung des Patienten. Eine endgültige Diagnose kann erst nach einer labortechnischen Blutuntersuchung gestellt werden.
Komplikationen
Durch die Krankheit Beriberi kommt es zu einer Vielzahl unterschiedlicher Symptome, die zu Komplikationen führen können. In der Regel kommt es zu starken Störungen der Konzentration und zu Wahrnehmungsstörungen. Der Betroffene fühlt sich sehr müde und benommen und kann die gewöhnlichen Tätigkeiten im Alltag oft nicht mehr durchführen oder ist in deren Durchführung extrem eingeschränkt. Es kommt ebenso zu einer inneren Unruhe und zu einer Reizbarkeit. Der Betroffene leidet an Bauchschmerzen, die vor allem nach dem Essen auftreten können. Nicht selten kommt es aufgrund der Symptome auch zu psychischen Beschwerden und weiterhin zu Depressionen.
Falls die Krankheit nicht behandelt wird, können auch Störungen des Gedächtnisses eintreten und Muskeln oder Nerven erkranken. Körperliche Anstrengungen sind damit für den Patienten nicht mehr möglich. Im weiteren Verlauf der Krankheit kommt es ohne Behandlung oft zu einem Herzversagen und damit zum Tode.
Neben den Gedächtnisstörungen können auch Sprachstörungen und anderen Beschwerden der kognitiven Fähigkeiten eintreten. Die Lebensqualität des Patienten ist durch die Krankheit Beriberi extrem verringert. Die Behandlung kann relativ gut mit Hilfe von Medikamenten erfolgen und führt nicht zu weiteren Komplikationen. Allerdings können bestehende Schäden möglicherweise nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Behandlung und Therapie
Die Behandlung von Beriberi richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und nach dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten. Ist der Vitaminmangel noch nicht sehr stark, kann der Mangel durch die Gabe von Thiamin in Tablettenform ausgeglichen werden. Diese Behandlung ist sehr effektiv und führt in den meisten Fällen rasch zu einer Milderung der Symptome. Während der Behandlung muss der Zustand des Patienten in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden.
Bei einer feuchten Beriberi im fortgeschrittenen Stadium muss der Patient zusätzlich Medikamente einnehmen, um die Funktionen des Herz-Kreislauf-Systems zu verbessern. Liegt ein Herzleiden vor, dann ist die zusätzliche Gabe von Medikamenten unumgänglich.
Bei der trockenen Form von Beriberi kann zusätzlich zu der Gabe von Thiamin eine Physiotherapie notwendig sein, um motorische Defizite auszugleichen. Im Falle eines alkoholkranken Patienten mit Beriberi ist ein Entzug empfehlenswert, weil die Erkrankung sonst erneut auftreten kann.
Vorbeugung
Da Beriberi eine in Mitteleuropa seltene Erkrankung ist, gestaltet sich die Vorbeugung als sehr einfach. Eine gesunde, ausgewogene Ernährung schützt am besten vor Beriberi.
Außerdem sollte beachtet werden, dass es sich bei Vitamin B1 um ein wasserlösliches und hitzeempfindliches Vitamin handelt. Es empfiehlt sich, Obst und Gemüse möglichst roh zu verzehren, da Thiamin sonst zerstört wird. Die Einnahme von Vitaminpräparaten ist bei ausgewogener Ernährung und einem guten Gesundheitszustand nicht notwendig.
Quellen
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Masuhr K., Masuhr, F., Neumann, M.: Duale Reihe Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Mattle, H., Mumenthaler, M.: Neurologie. Thieme, Stuttgart 2013
- Bewermeyer, H.: Neurologische Differenzialdiagnostik, Schattauer Verlag, 2011
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
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