Stuhlinkontinenz

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von einer Stuhlinkontinenz spricht man dann, wenn betroffene Patienten ihren Stuhl oder auch ihre Darmgase nicht unter Kontrolle haben und diese unkontrolliert abgehen. Besonders ältere Menschen sind häufig von diesem Symptom betroffen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Stuhlinkontinenz?

Ein innerer und ein äußerer Schließmuskel regulieren die Stuhlabgabe am After. Sind die Muskeln nicht mehr funktionstüchtig, kommt es zur Stuhlinkontinenz.

Bei einer Stuhlinkontinenz kann der Patient seinen Darminhalt nicht kontrollieren. Während gesunde Menschen ihren Darm meist zu festen Zeiten entleeren und dies recht gut kontrollieren können, ist dies Menschen mit einer Stuhlinkontinenz nicht möglich. Allein in Deutschland leiden neun Millionen Menschen an einer Harn- oder Stuhlinkontinenz - damit ist diese Krankheit recht weit verbreitet.

Mediziner unterscheiden drei Schweregrade der Erkrankung; bei einer Stuhlinkontinenz ersten Grades gehen lediglich Darmgase unkontrolliert ab, während beim Schweregrad Zwei flüssiger Darminhalt nicht gehalten werden kann. Patienten, die unter einer schweren Stuhlinkontinenz leiden, können auch festen Stuhl nicht mehr halten.

Ursachen

Die häufigste Ursache einer Stuhlinkontinenz im Alter ist, dass Muskeln und Gewebe schlaffer werden und damit verbunden häufig auch der Schließmuskel nicht mehr richtig arbeitet. Von einer Stuhlinkontinenz sind Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer; bei ihnen ist die Erkrankung nicht selten eine Spätfolge der Geburt. Bei dieser werden Beckenboden und Schließmuskel stark beansprucht.

Kommt es zu einem Dammriss, kann auch der Schließmuskel verletzt werden. Statistisch gesehen sind Frauen vier- bis fünfmal häufiger von einer Stuhlinkontinenz betroffen. Immerhin sind bei diesen sowohl Beckenboden als auch Schließmuskel schwächer ausgebildet. Menschen, die an schwerem Übergewicht leiden, sind ebenfalls häufig von einer Beckenbodenschwäche betroffen.

Eher selten tritt eine Stuhlinkontinenz nach einer Operation von Hämorrhoiden auf. Psychische Ursachen hingegen sind deutlich häufiger zu erkennen. Als weitere Ursachen sind Bandscheibenvorfälle oder Querschnittslähmungen als Ursache für die Stuhlinkontinenz bekannt, ebenso wie der Missbrauch von Abführmitteln.

Symptome und Verlauf

Die Symptome einer Stuhlinkontinenz sind unter anderem davon abhängig, um welche Form der Inkontinenz es sich handelt. Bei einer Dranginkontinenz beispielsweise merkt der Patient, dass der Darm entleert werden muss, schafft es aber nur schwer zur nächsten Toilette.

Von einer sensorischen Inkontinenz wiederum spricht man dann, wenn der Patient gar nicht bemerkt, dass sein Darm gefüllt ist und entleert werden müsste. Da betroffene Patienten meist im Analbereich nichts mehr spüren, verlieren sie sowohl Gase aus dem Darm als auch flüssigen Stuhl unbewusst. Bei einer Stuhlinkontinenz dritten Grades kann auch der feste Stuhl nicht mehr gehalten werden.

Diagnose

Um die Diagnose Stuhlinkontinenz abzusichern, sollte man einen Proktologen aufsuchen - dieser ist auf Erkrankungen des Anus sowie des Enddarms spezialisiert. Der Arzt wird zunächst den Enddarm mit den Fingern abtasten - dies nennt man auch eine rektale Untersuchung. Mit dem Endoskop, einem speziellen Untersuchungsgerät, kann er dann noch tiefer in den Analkanal sehen und hier eventuelle Veränderungen erkennen. Nur bei wenigen Patienten ist eine Endoskopie des gesamten Dickdarms erforderlich. Häufig werden bei dieser Untersuchung Gewebeproben aus dem Darm entnommen.

Eine weitere Untersuchung, die bei einem Verdacht auf eine Stuhlinkontinenz eventuell durchgeführt wird, ist die Druckmessung. Druckverhältnisse im Bereich des Schließmuskels werden elektronisch aufgezeichnet. Unter Umständen werden auch bildgebende Verfahren oder Röntgenuntersuchungen durchgeführt.

Behandlung und Therapie

Wie eine Stuhlinkontinenz behandelt wird, hängt in erster Linie von deren Ursache ab. In der akuten Phase empfiehlt es sich, Inkontinenzvorlagen oder -hosen zu tragen, die im Handel erhältlich sind. Bei einer Nervenschädigung als Ursache für die Stuhlinkontinenz kommt meist eine sakrale Nervenstimulation zum Einsatz.

Hierbei handelt es sich um eine der neuesten Behandlungsmethoden. Das Prinzip ist recht einfach: Ein Schrittmacher stimuliert die Nervenenden am Schließmuskel - dieser zieht sich zusammen und hält so den Stuhl zurück. Möchte man diesen entleeren, schaltet man den Schrittmacher einfach aus.

Ist der Schließmuskel hingegen komplett zerstört und gar nicht mehr funktionsfähig, hilft meist nur noch eine Operation. Während dieser versucht der Arzt, den Schließmuskel wieder herzustellen. Hierbei wird entweder Gewebe aus einem Muskel des Oberschenkels oder aber ein künstlicher Schließmuskel gewählt. Allerdings ist diese Operation recht aufwändig und nicht selten mit Komplikationen verbunden. Wenn alle vorgenannten Therapieformen nicht den gewünschten Erfolg erzielen, wird als letzte Möglichkeit ein künstlicher Darmausgang gelegt.


Vorbeugung

Am besten kann man einer Stuhlinkontinenz vorbeugen, wenn man seine Beckenbodenmuskulatur kräftigt. Besonders Frauen sollten die speziellen Übungen regelmäßig ausführen. Da auch Übergewicht zu einer Schwäche des Beckenbodens und damit verbunden einer Stuhlinkontinenz führen kann, sollte man dieses unbedingt vermeiden. Immerhin kann starkes Übergewicht auch zahlreiche andere Erkrankungen auslösen - sich von den überflüssigen Kilos zu trennen, ist also immer sinnvoll.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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